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Open Access 2022 | Open Access | Buch

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Wissenschaft kommuniziert

Eine wissenssoziologische Gattungsanalyse des akademischen Group-Talks am Beispiel der Computational Neuroscience

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Über dieses Buch

In diesem Open-Access-Buch steht der akademische Group-Talk als Format der wissenschaftsinternen Wissenskommunikation im Fokus. Group-Talk ist die Feldbezeichnung für das wöchentliche Arbeitstreffen einer teilnehmend beobachteten Forschungsgruppe in der Computational Neuroscience (CNS).
Dass (soziale) Wirklichkeit in Interaktionsprozessen erzeugt und institutionalisiert wird, ist eine aus der Wissenssoziologie bzw. dem Sozialkonstruktivismus bereits wohlbekannte Erkenntnis. Dass diese Erzeugung maßgeblich durch kommunikatives Handeln prozessiert wird, ist spätestens seit dem Kommunikativen Konstruktivismus bekannt. Zentral in vorliegender Analyse ist daher die spezifische Form des kommunikativen Handelns, das besondere Format, in dem die CNS, als relativ junger und interdisziplinärer Forschungskontext, von den disziplinär heterogenen Wissenschaftler/-innen im Feld, kommunikativ (re-)konstruiert wird. Die wissenssoziologische Gattungsanalyse dient dabei dazu, den reinen Situationalismus zu überschreiten und die soziologische Mikroanalyse (Handeln), vor dem Hintergrund einer fokussiert-ethnographischen Feldstudie, mit gesellschaftlichen Emergenzphänomenen auf Meso- und Makroebene zu verknüpfen. Erst diese systematische Verbindung des direkt beobachtbaren Wie der Kommunikation mit dem durch ethnographisches Wissen rekonstruierten Warum, überschreitet den Horizont reiner Beschreibung und führt in die Bereiche des soziologischen Verstehens und Erklärens.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Wissenschaft kommuniziert. Mit diesem Titel möchte ich Wissenschaft nicht ‚personifizieren‘: Anstatt in der dritten grammatischen Person des Singulars (er/sie/es kommuniziert), steht kommuniziert im Titel dieser Arbeit für das adjektivisch gebrauchte Partizip Perfekt. So betone ich, dass es sich bei der im Folgenden beschriebenen empirischen Fallstudie, im Ergebnis, um eine Analyse des praktischen Vollzugs von Wissenschaft im Prozess der Kommunikation handelt. Gegenstand meiner Arbeit sind Face-to-face-Kommunikationen zwischen menschlichen Akteuren, die ich für das, was ich hier unter Wissenschaft verstehe, als konstitutiv betrachte.
René Wilke

Open Access

Kapitel 2. Vorannahmen und Grundbegriffe
Zusammenfassung
Die Soziologie als multiparadigmatische Wissenschaft (Kneer und Schroer 2009), ist, stärker als andere Wissenschaften, nur dann intersubjektiv nachvollziehbar, wenn Soziolog/-innen ihre Forschungsarbeit reflektieren und in ihren wissenschaftlichen Abhandlungen explizieren. Auch die detaillierte Nachvollziehbarkeit meines Forschungsansatzes erfordert, neben einführender Kenntnisse des Felds sowie des methodologischen Vorgehens bei den Analysen, die Klärung meiner theoretischen Grundbegriffe. Von besonderer Relevanz ist diese nicht zuletzt für die Erläuterung meines Kommunikationsbegriffs, der – sowohl theorie- als auch gegenstandsbezogen – auf einen verstehenden Ansatz rekurriert.
René Wilke

Open Access

Kapitel 3. Gattungen und Gattungsanalyse
Zusammenfassung
Die Gattungsanalyse (GA) ist von doppelter Bedeutung für die vorliegende Fallstudie: Erstens aufgrund ihres sprach- bzw. kommunikationssoziologischen Kontexts: Vor dem Hintergrund der gesetzten Fragestellung und des empirischen Gegenstand, der explizit eine Kommunikationsform im Sinne des KoKo darstellt, bietet sich die kommunikativ-konstruktivistisch informierte GA für die Analyse des Group-Talks an. Sowohl der auf einer verstehenden Soziologie basierende Sozialkonstruktivismus als Vorläufer der GA und seine ‚empirisch aktualisierte‘ Variante, der kommunikative Konstruktivismus als ihr direkter Nachfolger, als auch die sprachtheoretischen Entwicklungen, die dem von Luckmann konzipierten Gattungsbegriff vorangegangen sind, und schließlich auch die Methodologie, die sich an die GA anschließt, Fokussierte Ethnographie und Videographie, sind von zentraler Bedeutung für meine Forschungsperspektive.
René Wilke

Open Access

Kapitel 4. Die Gattungsanalyse des Group-Talks
Zusammenfassung
Das Beispiel von Kellogg, Yates und Orlikowski (2006) dient mir im Folgenden als Überleitung zum empirischen Teil meiner Arbeit. Obgleich in einem Wirtschaftsunternehmen verortet erinnert die Situation dort an die des Group-Talks: Auch in der CNS-Gruppe ist die Kommunikationsarbeit mit laufender Digitisierung und Digitalisierung der (Forschungs-)Fortschritte verbunden. Wie bei AdWeb sind auch die Teilnehmer/-innen der beobachteten CNS-Forschungsgruppe unentwegt mit der ihr präsentationales Wissen charakterisierenden Sichtbarmachung, Repräsentation und Integration ihrer Arbeit beschäftigt, sowohl gegenüber internen als auch externen Teilnehmer/-innen der Organisation.
René Wilke

Open Access

Kapitel 5. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Im Rahmen unseres Alltags sind wir es gewohnt, Gegenstände unserer Welt als gegebene Entitäten zu betrachten, die scheinbar eine von ihrer kommunikativen Realisierung unabhängige Existenz aufweisen. Anliegen dieser Forschungsarbeit ist es daher auch, im Rahmen eines kommunikativ konstruktivistischen Theorierahmens und vor dem Hintergrund der wissenssoziologisch-gattungsanalytischen Betrachtungsweise einer spezifischen Kommunikationsform, aufzuzeigen, dass dem nicht so ist. Vielmehr gilt selbst für die Wissenschaft, worauf ich eingangs dieser Arbeit mit einer allgemeingültigen Erkenntnis des KoKo hingewiesen hatte.
René Wilke
Backmatter
Metadaten
Titel
Wissenschaft kommuniziert
verfasst von
René Wilke
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36704-6
Print ISBN
978-3-658-36703-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36704-6