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Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 1/2016

01.07.2016

Zur programmatischen Qualität von klanglich vermittelter Krisenhaftigkeit in der Noise-Musik

verfasst von: Kai Ginkel

Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie | Sonderheft 1/2016

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Zusammenfassung

Der Artikel diskutiert im Zuge der ethnografisch angeleiteten Auseinandersetzung mit dem Feld der sogenannten „Noise“-Musik eine programmatische, geradezu produktive Qualität von Krisenhaftigkeit: Im Noise korrespondiert spezifische Klangerfahrung mit einer fortwährenden Reproduktion von Irritation und Störung. Angeregt durch den Austausch, den die Szene mit „GegnerInnen“ unterhält, thematisiert der Artikel Normalisierungs- respektive Bewältigungsversuche, entlang derer sich einschlägige Interaktionskrisen konstituieren: Klang, der durchaus zielgerichtet besondere Erlebnismodi etabliert, fungiert hier als Katalysator für Interaktionen, die im Rahmen sozialer Praktiken beständiger Reproduktion unterworfen sind. Das Feld bedarf hierzu episodischer Partizipationsformen im Sinne einer konfliktintensiven und doch kooperativen Kollektivität, die hier Aufschluss über einen in paradoxer Weise konstituierenden Charakter von Krisenhaftigkeit in einem Spannungsfeld von Dynamik und Reproduktion gewähren.

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Fußnoten
1
Der vorliegende Text basiert auf Material aus der Dissertationsschrift Noise: Zu einer Praxeologie des Auditiven, eingereicht an der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
 
2
Begriffe wie Störung, Dissonanz, Anomie, Irritation und Spannung finden hierbei in augenscheinlich durchaus alternierender Weise Verwendung: Es ist nicht meine Absicht, hier ein einwandfrei kategorisierendes Vokabular einzuführen. Vielmehr erscheint es mir wichtig, episodisch Schlaglichter zu werfen, die relevante Einzelaspekte einer Betrachtung unter spezifischen Foki eröffnen.
 
3
Zu einem praxistheoretisch informierten Affektbegriff, der für meine Auseinandersetzung von zentraler Relevanz ist, vgl. Reckwitz (2012): „Affect is reminiscent of ‘to affect’ and ‘to be affected’ and thus of dynamic and interactive dimensions that the term ‘emotion’ lacks, as it rather implies the static notion of having an emotion ‘deep inside’“ (S. 250).
 
5
Des Weiteren verweist dieser Punkt gewiss auf eine symbiotische Theatralik hinsichtlich der Verbindung zwischen AkteurIn und Artefakt, der an dieser Stelle leider keine gesonderte Aufmerksamkeit geschenkt werden kann. Vgl. zum Thema generell Klett und Gerber (2014).
 
6
Die Unterstellung einer auch für den Musikgenuss konstitutiven Psychopathologie kursiert innerhalb der diskursiven Praktiken ebenfalls. So lautet das Urteil eines Users der Tonträger katalogisierenden Plattform Discogs in Bezug auf das Oeuvre der bedeutsamen britischen Noise-Gruppe Whitehouse beispielsweise: „The Wire magazine recently reviewed one of [their] current affairs saying – this is music for people who hate themselves. The truth lies there somewhere … Effective execution but impossible to associate with unless you’re a self-destructive nutter“. http://​www.​discogs.​com/​artist/​58520-Whitehouse, abgerufen am 10.01.2016.
 
7
Ein „Klassiker“ des Genres entleiht vielsagend den Titel Psychopathia Sexualis der gleichnamigen „klinisch-forensischen Studie“ von Richard von Krafft-Ebing.
 
8
Das Themenspektrum im Noise ist beileibe nicht auf solcherlei Inhalte beschränkt und hat sich im Verlauf der zurückliegenden 35 Jahre in verschiedene Richtungen ausdifferenziert, bis hin zum Einsatz durch und durch bildungsbürgerlicher Motive. Dennoch besteht im Noise weiterhin eine zentrale Neigung zum Bizarren, zum Schmerzhaften, zum Irritierenden – ein Fokus, der etwa in den Subgenres Power Electronics und Harsh Noise weiterhin dominant fortbesteht.
 
9
Ikoniadou (2014) eröffnet eine allgemein bemerkenswerte Perspektive auf, wenn man so will, den Rhythmus im Unrhythmischen: „Although our notion of musical time is habitually linked to the ticking clock, microsound techniques, such as digital granular synthesis, carry out direct interventions on time itself“ (S. 143).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Zur programmatischen Qualität von klanglich vermittelter Krisenhaftigkeit in der Noise-Musik
verfasst von
Kai Ginkel
Publikationsdatum
01.07.2016
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Erschienen in
Österreichische Zeitschrift für Soziologie / Ausgabe Sonderheft 1/2016
Print ISSN: 1011-0070
Elektronische ISSN: 1862-2585
DOI
https://doi.org/10.1007/s11614-016-0212-z

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