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Open Access 2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

6. Aktuelle Transfers zwischen Generationen

verfasst von : Tamara Bosshardt

Erschienen in: Geld, Generation und Ungleichheit

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Finanzielle Zuwendungen sind neben dem Geben und Nehmen von Zeit und Raum wichtige Bestandteile von Beziehungen zwischen Generationen. Das gilt insbesondere für die Schweiz, ein Land mit einem hohen materiellen Wohlstandsniveau. Das letzte Kapitel hat einen Eindruck der vielfältigen Familien-, Ungleichheits- und Solidaritätsstrukturen vermittelt, die den Kontext für den finanziellen Austausch zwischen Erwachsenen und ihren Eltern bilden. Es wurde deutlich, dass Generationenbeziehungen in der Schweiz ganz unterschiedlich gelebt werden und sich sowohl der familiäre Kontext als auch die Beziehungsformen mit dem Alter der erwachsenen Kinder verändern. Das folgende Kapitel wird zeigen, dass dies auch für den Austausch von Geld-, Sachgeschenken und Zahlungen zwischen den Generationen gilt.
Hinweise

Ergänzende Information

Die elektronische Version dieses Kapitels enthält Zusatzmaterial, auf das über folgenden Link zugegriffen werden kann https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-658-43924-8_​6.
Finanzielle Zuwendungen sind neben dem Geben und Nehmen von Zeit und Raum wichtige Bestandteile von Beziehungen zwischen Generationen. Das gilt insbesondere für die Schweiz, ein Land mit einem hohen materiellen Wohlstandsniveau. Das letzte Kapitel hat einen Eindruck der vielfältigen Familien-, Ungleichheits- und Solidaritätsstrukturen vermittelt, die den Kontext für den finanziellen Austausch zwischen Erwachsenen und ihren Eltern bilden. Es wurde deutlich, dass Generationenbeziehungen in der Schweiz ganz unterschiedlich gelebt werden und sich sowohl der familiäre Kontext als auch die Beziehungsformen mit dem Alter der erwachsenen Kinder verändern. Das folgende Kapitel wird zeigen, dass dies auch für den Austausch von Geld-, Sachgeschenken und Zahlungen zwischen den Generationen gilt.
Nicht alle Kinder und Eltern geben und erhalten finanzielle Transfers. Darüber hinaus kann es sich bei den Transfers um kleinere Geschenke handeln, die den Erhalt der Beziehung zum Ziel haben, oder um grössere Zahlungen, die substantielle Unterstützung bieten. Warum Häufigkeit und Höhe der finanziellen Zuwendungen zwischen Erwachsenen und Eltern variieren, soll in diesem Kapitel erklärt werden. Dabei werden einerseits Transfers von Eltern an Kinder (Abschnitt 6.1), andererseits Transfers von erwachsenen Kindern an Eltern (Abschnitt 6.2) in den Blick genommen. Abschliessend werden Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen von und an Eltern einem kurzen Zwischenfazit betrachtet.

6.1 Von Eltern an Kinder

In diesem Abschnitt stehen finanzielle Zuwendungen im Fokus, die Kinder von Müttern und Vätern erhalten. Zunächst wird geklärt, wie häufig und in welcher Höhe finanzielle Transfers an Erwachsene in der Schweiz gegeben werden. Zudem wird gezeigt, wie finanzielle Transfers von Eltern an Kinder mit Ungleichheitsstrukturen in der Elterngeneration in Verbindung stehen. Anschliessend werden in multivariaten Modellen verschiedene Einflussfaktoren gemeinsam betrachtet. Sie sollen einerseits erklären, welche Faktoren dazu führen, dass Erwachsene überhaupt Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von ihren Eltern erhalten. Andererseits geben sie Aufschluss darüber, warum manche Personen finanzielle Zuwendungen von höherem Wert erhalten, andere hingegen nur geringere Beträge. Zuletzt wird untersucht, welche Zusammenhänge nur in spezifischen Lebensphasen relevant sind und welche über alle Altersgruppen wirksam sind.

Aktuelle Transfers und Ungleichheitsstrukturen

Wie häufig kommt es zu finanziellen Transfers zwischen Erwachsenen und ihren Eltern? Wie hoch sind die transferierten Beträge? Und wie hängen aktuelle Transfers mit Ungleichheitsstrukturen der Elterngeneration zusammen? Investieren benachteiligte Eltern mehr in ihre Kinder, um ihnen einen gesellschaftlichen Aufstieg zu ermöglichen? Oder geben jene mehr, die in einer sozioökonomisch privilegierten Situation sind? Um diese Fragen zu beantworten, ist es hilfreich, finanzielle Zuwendungen von Eltern an Kinder mit Merkmalen der Elterngeneration in Verbindung zu bringen, die für die sozioökonomische Ungleichheitsstruktur relevant sind.
Der oberste Balken von Abbildung 6.1 zeigt, dass gut die Hälfte der Erwachsenen in der Schweiz im letzten Jahr keine finanziellen Zuwendungen von Mutter oder Vater erhalten hat (siehe auch Tabelle 6 im elektronischen Zusatzmaterial). Knapp jede*r Dritte hat hingegen Geld- bzw. Sachgeschenke oder Zahlungen im Wert von bis zu 500 Franken von den Eltern bekommen. Höhere Beträge kommen dagegen seltener vor. In weniger als 20 % der Fälle übersteigen die Zuwendungen den Wert von 500 Franken. Nur knapp jede*r Zehnte erhielt Unterstützung im Wert zwischen 500 und 1’000 Franken. Bei 6 % liegt die Betragssumme zwischen 1’000 und 5’000 Franken und nur 3 % erhielten von Mutter oder Vater finanzielle Zuwendungen von über 5’000 Franken.
Weiter zeigt Abbildung 6.1 die Verteilung der geleisteten finanziellen Transfers für verschiedene Bildungsgruppen, Geschlechter und nach Migrationsgeschichte. Es wird deutlich, dass die Vergabe von häufigeren und höheren finanziellen Transfers nicht zufällig erfolgt, sondern mit sozialstrukturellen Merkmalen verknüpft ist. Die Abbildung zeigt, dass Erwachsene aus höher gebildeten Elternhäusern nicht nur häufiger Geldtransfers erhielten, sondern diese tendenziell auch von höherem Wert sind. Insbesondere bei Eltern mit tiefer Bildung gibt es weniger häufig Finanztransfers. So fliessen nur in jede*r dritten Generationenbeziehung mit tief gebildeten Eltern überhaupt finanzielle Zuwendungen an die erwachsenen Kinder. Bei mittel gebildetem Elternhaus ist das in knapp jede*r zweiten und bei den hoch Gebildeten in über der Hälfte der Generationenbeziehungen der Fall. Kleinere Geschenke im Wert von bis zu 500 Franken gibt es in jeder fünften Eltern-Kind Beziehung mit tief gebildeten Eltern. Bei mittel oder hoch gebildetem Elternhaus kam es in über einem Drittel der Generationenbeziehungen zu Geschenken bis 500 Franken. Bis 1’000 Franken flossen in 7 % der Beziehungen zu tief gebildeten Eltern. Bei mittel und hoch gebildeten waren es mit 8 % bzw. 9 % nur etwas mehr. Bei den höheren Beträgen werden grössere Unterschiede deutlich. Zwischen 1’000 und 5’000 Franken gab es in 3 % der Beziehungen zu Eltern mit tiefer Bildung, bei Eltern mit mittlerer Bildung in knapp 6 % und bei hochgebildeten Eltern in fast jeder zehnten Beziehung. Transfers über 5’000 Franken flossen bei Eltern mit tiefer Bildung nur in jedem 100. Fall. Bei Eltern mit mittlerem Bildungsstand in jedem 40. Fall und bei hochgebildeten Eltern in mehr als jedem 20. Fall.
Mehr als die Hälfte der Mütter hat in den letzten 12 Monaten Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen an ihre erwachsenen Kinder gegeben. Bei Vätern liegt die Transferquote mit 45 % etwas tiefer. Einen kleineren Transfer von bis zu 500 Franken haben knapp 33 % der Mütter aber nur 29 % der Väter gegeben. Zwischen 500 Franken und 1’000 Franken gaben 9 % der Mütter und gut 7 % der Väter. Während Mütter und Väter in rund 6 % der Fälle Transfers im Wert von 1’000 bis 5’000 Franken gegeben haben, kommen Transfers im Wert von über 5’000 Franken häufiger von Vätern. Gut jede 40. Mutter und jeder 30. Vater gab Zuwendungen im Wert von über 5’000 Franken.
Zuletzt sind Unterschiede nach Migrationserfahrung abgebildet. Dabei wird zwischen Eltern unterschieden, die im Ausland leben, die im Ausland geboren wurden aber in die Schweiz eingewandert sind und solchen, ohne Migration, die sowohl in der Schweiz geboren wurden als auch in der Schweiz leben. Die grössten Unterschiede zeigen sich zwischen im Ausland und in der Schweiz lebenden Eltern. Nur 35 % der erwachsenen Kinder, deren Eltern im Ausland leben, erhielten im letzten Jahr Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen. Von Eltern, die in der Schweiz leben, wurde dagegen in mehr als 50 % der Fälle etwas erhalten. Transfers bis 500 Franken erhielt jede*r Vierte mit Eltern im Ausland. Bei eingewanderten Eltern waren es 30 %, bei Eltern ohne Migration rund 35 %. 7 % der Eltern im Ausland, 10 % der Eingewanderten und 8 % der Eltern ohne Migrationserfahrung gaben zwischen 500 und 1’000 Franken an ihre Kinder. Zwischen 1’000 und 5’000 Franken gaben nur jedes 40. Elternteil im Ausland, aber gut 7 % der in der Schweiz lebenden Eltern. Zuletzt gab weniger als eines von 100 im Ausland lebenden Elternteilen über 5’000 Franken an die erwachsenen Kinder, während es bei Eltern in der Schweiz mehr als jede*r 30. war.
Die Betrachtungen der finanziellen Situation der Eltern in Abschnitt 5.​1 haben gezeigt, dass hoch gebildete, Väter ohne Migrationsgeschichte die beste finanzielle Lage haben. Finanzielle Transfers zeigen ebenfalls Zusammenhänge mit den ungleichheitsrelevanten Merkmalen. Am häufigsten geben hoch gebildete Mütter ohne Migrationsgeschichte. Bei den grösseren Transfers sind es aber häufiger Väter. Es zeigt sich also, dass diejenigen mehr geben, die auch mehr haben. Allerdings geben Mütter und eingewanderte Elternteile trotz ihrer schwierigeren finanziellen Situation verhältnismässig häufig finanzielle Transfers an ihre erwachsenen Kinder.

Erhalt kleiner und grosser Transfers erklären

Es wurde bereits deutlich, dass finanzielle Zuwendungen von Eltern an Kinder in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen variieren. In einem nächsten Schritt sollen nun sowohl Opportunitäten und Bedürfnisse der Eltern- und Kindergeneration, als auch Familienstrukturen und der weitere gesellschaftliche Kontext als erklärende Faktoren gemeinsam betrachtet werden.
Tabelle 6.1 zeigt die Ergebnisse der multinomialen logistischen Regressionen zur Schätzung der Wahrscheinlichkeit von aktuellen Geldgeschenken, Sachgeschenken sowie Zahlungen, die von Eltern an ihre erwachsenen Kinder gegeben wurden. Dabei wird zwischen kleinen Transfers im Wert von bis zu 500 Franken und grossen Transfers im Wert von über 500 Franken unterschieden. In den ersten beiden Spalten sind die Bruttoeffekte aufgeführt. Sie entsprechen den Zusammenhängen zwischen der Wahrscheinlichkeit des Transfererhalts und den jeweiligen erklärenden Variablen ohne die Berücksichtigung der anderen Variablen im Modell. In den beiden rechten Spalten finden sich die Nettoeffekte, die unter Berücksichtigung aller anderen Modellvariablen bestehen bleiben. Die Koeffizienten zeigen die Chancen auf den Erhalt kleiner bzw. grosser Transfers. Dabei wird mit der Möglichkeit verglichen, in den letzten 12 Monaten keinen Transfer von Mutter oder Vater erhalten zu haben. Regressionskoeffizienten über 1 stehen für höhere Chancen auf Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von den Eltern. Werte unter 1 bedeuten dagegen geringere Chancen der jeweiligen Merkmalsträger*innen auf finanzielle Transfers.
Tabelle 6.1
Kleine und grosse Transfers von Eltern an Kinder
 
Brutto
Netto
Klein
Gross
Klein
Gross
Opportunitäten und Bedürfnisse
Elterliche Bildung mittel ref.
   Tief
0.45\(^{***}\)
0.54\(^{***}\)
0.52\(^{***}\)
0.65\(^{**}\)
   Hoch
1.38\(^{***}\)
2.02\(^{***}\)
1.40\(^{***}\)
2.06\(^{***}\)
Elterliche Gesundheit
1.15\(^{***}\)
1.25\(^{***}\)
1.05\(^{***}\)
1.12\(^{***}\)
Gleiche Bildung ref.
   Tiefer
1.55\(^{***}\)
1.95\(^{***}\)
1.07
0.86
   Höher
0.91
0.76\(^{***}\)
1.42\(^{***}\)
1.45\(^{***}\)
Erwerbstätig ref.
   In Ausbildung
2.66\(^{***}\)
6.39\(^{***}\)
1.48\(^{**}\)
3.00\(^{***}\)
   Nicht erwerbstätig
0.75\(^{**}\)
0.91
0.96
1.18
Alter
0.96\(^{***}\)
0.95\(^{***}\)
0.97\(^{***}\)
0.98\(^{***}\)
Beziehun gsstrukturen
Wohndistanz bis 5km ref.
   Koresidenz
2.35\(^{***}\)
3.83\(^{***}\)
0.90
0.84
   Bis 25km
1.07
0.87
1.19\(^{*}\)
1.05
   25km+
1.12
1.25\(^{*}\)
1.40\(^{***}\)
1.60\(^{***}\)
   Im Ausland
0.74\(^{***}\)
0.63\(^{***}\)
1.04
1.02
Wöchentlicher Kontakt ref.
   Monatlich
0.61\(^{***}\)
0.51\(^{***}\)
0.81\(^{**}\)
0.76\(^{**}\)
   Seltener
0.19\(^{***}\)
0.09\(^{***}\)
0.34\(^{***}\)
0.17\(^{***}\)
Hilfe an Kinder
1.46\(^{***}\)
1.69\(^{***}\)
1.12\(^{***}\)
1.27\(^{***}\)
Hilfe an Eltern
1.25\(^{***}\)
1.40\(^{***}\)
1.11\(^{***}\)
1.12\(^{**}\)
Familienstrukturen
Eltern getrennt
0.76\(^{***}\)
0.94
0.77\(^{***}\)
1.07
2. Elternteil lebt
0.47\(^{***}\)
0.50\(^{***}\)
0.70\(^{***}\)
0.93
Tochter-Mutter ref.
   Tochter-Vater
0.80\(^{***}\)
0.89\(^{*}\)
0.77\(^{***}\)
0.97
   Sohn-Mutter
0.63\(^{***}\)
0.75\(^{***}\)
0.63\(^{***}\)
0.80\(^{**}\)
   Sohn-Vater
0.53\(^{***}\)
0.72\(^{***}\)
0.49\(^{***}\)
0.76\(^{**}\)
Keine Geschwister ref.
   1
1.22\(^{*}\)
1.17
1.00
1.04
   2
1.04
0.83
0.89
0.80
   3+
0.61\(^{***}\)
0.48\(^{***}\)
0.69\(^{**}\)
0.63\(^{**}\)
Partner*in im Haushalt
0.73\(^{***}\)
0.46\(^{***}\)
1.04
0.84
Kinder im Haushalt
0.80\(^{***}\)
0.60\(^{***}\)
1.00
0.93
Gesellschaftliche Kontexte
Eltern in CH geboren ref.
   Nachbarstaat
0.98
0.82\(^{*}\)
1.43\(^{***}\)
1.30\(^{*}\)
   EU15/EFTA
0.68\(^{***}\)
0.65\(^{**}\)
0.89
0.89
   Sonstige
0.67\(^{***}\)
0.74\(^{**}\)
0.77\(^{*}\)
0.90
Geburt im Ausland
0.69\(^{***}\)
0.56\(^{***}\)
1.04
0.95
Sprachregion Deutsch ref.
   Französisch
1.00
1.24\(^{**}\)
1.07
1.24\(^{*}\)
   Italienisch
0.69\(^{**}\)
0.93
0.56\(^{***}\)
0.75
n
   
9935
Pseudo R2
   
0.10
Datenbasis SwissGen 2018/2019. Multinomiale logistische Regressionsmodelle, eigene Berechnungen, robuste Standardfehler, dargestellt sind Relative-Risk-Ratios. AV: Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen während der letzten 12 Monate erhalten (Ref.: Nein, klein: bis 500 Fr., gross: 500 Fr.+). Signifikanzniveaus: \(^{*}\) \(p < 0.05\), \(^{**}\) \(p < 0.01\), \(^{***}\) \(p < 0.001\).
Als erstes wird die Bedeutung von Opportunitäten und Bedürfnissen der Eltern und Kinder für die Wahrscheinlichkeiten finanzieller Zuwendungen an erwachsene Kinder betrachtet. Dazu zählen das Bildungsniveau, die elterliche Gesundheit sowie der Erwerbsstatus und das Alter der erwachsenen Kinder. Das Bruttomodell zeigt deutlich, dass die Chance einen finanziellen Transfer zu erhalten mit dem Bildungsniveau der Eltern steigt. Dieser Effekt bleibt auch unter Kontrolle der anderen Modellvariablen bestehen. Bei den kleinen Transfers sind die Unterschiede zwischen tief und mittel gebildeten grösser, bei grossen Transfers hingegen zwischen mittel und hoch gebildeten Eltern. Mit höherer Bildung gehen in der Regel höhere Verdienstmöglichkeiten und eine sicherere ökonomische Lage einher. Es geben also eher diejenigen Mütter und Väter etwas an ihre erwachsenen Kinder, die selbst mehr haben.
Mütter und Väter geben eher finanzielle Transfers, wenn es ihnen gesundheitlich besser geht. Dies gilt sowohl für kleine, noch etwas stärker aber für grössere Transfers. Hohe Ausgaben für Medikamente und Behandlungen belasten das Haushaltsbudget, sodass weniger Geld für Geschenke oder die Unterstützung der erwachsenen Kinder übrig bleibt.
Die Bildung der Kinder wurde als Vergleichsvariable in das Modell aufgenommen. Im Bruttomodell zeigt sich, dass Kinder, die (noch) tiefer als ihre Eltern gebildet sind, häufiger kleine und grosse Transfers erhalten, höher gebildete Kinder haben dagegen geringere Chancen auf grosse Transfers von Mutter oder Vater. Sobald jedoch das Bildungsniveau der Eltern und eine allfällige Ausbildung der Kinder berücksichtigt werden, ändert sich dieser Effekt. Es zeigt sich nun, dass höher gebildete Kinder häufiger kleinere und grössere finanzielle Zuwendungen von ihren mittel gebildeten Eltern erhalten als Kinder, die ebenfalls eine mittlere Bildung haben. Daraus könnte einerseits darauf geschlossen werden, das mittel gebildete Eltern ihren Kindern den sozialen Aufstieg ermöglichen wollen. Andererseits wurde auch in der Schweiz eine Bildungsexpansion beobachtet (Becker und Zangger 2013). Wenn mit dieser eine Entwertung von Bildungsabschlüssen einhergeht, könnten finanzielle Transfers an höher gebildete Kinder nicht dem Aufstieg sondern einfach der Vermeidung von sozialem Abstieg dienen.
Entsprechend erhalten erwachsene Kinder in Ausbildung häufiger finanzielle Unterstützung als erwerbstätige. Dies gilt insbesondere für finanzielle Unterstützung im Wert von über 500 Franken. Wer eine Ausbildung absolviert, hat mehr als dreimal so hohe Chancen auf grosse Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen von Mutter oder Vater. Nicht erwerbstätige Kinder erhalten seltener kleinere Geschenke von den Eltern. Im Nettomodell zeigt sich dieser Effekt allerdings nicht mehr, da er auf ältere Kinder, die bereits in Rente sind, zurückzuführen ist. Mit dem Alter der Kinder nimmt die Chance auf kleinere und grössere finanzielle Transfers deutlich ab. Dies gilt sowohl für die einzelne Betrachtung im Bruttomodell als auch unter Berücksichtigung der anderen Variablen im Nettomodell.
Als nächstes werden die Beziehungsstrukturen zwischen Elternteil und erwachsenem Kind betrachtet. Damit sind Wohndistanz und Kontakte sowie praktische Hilfeleistungen zwischen den Generationen gemeint. Bei der Wohndistanz werden Kinder, die bis zu 5 Kilometer von ihren Eltern entfernt wohnen mit denjenigen verglichen, die im selben Haushalt wie ihre Mutter oder ihr Vater wohnen (Koresidenz) oder weiter als 5 Kilometer entfernt wohnen. Im Bruttomodell zeigt sich, dass Eltern erwachsene Kinder, die mit ihnen in einem Haushalt wohnen, auch häufiger finanziell unterstützen. Wird jedoch auch berücksichtigt, wie alt die Kinder sind und ob sie noch eine Ausbildung absolvieren oder bereits erwerbstätig sind, verschwindet dieser Effekt. Kinder, die in der Schweiz zwischen 5 und 25 Kilometer von ihren Eltern entfernt wohnen, erhalten häufiger kleine Geld- oder Sachgeschenke. Wer über 25 Kilometer von Mutter oder Vater entfernt wohnt, erhält auch häufiger grössere finanzielle Zuwendungen. Finanzielle Zuwendungen können also auch dazu dienen, Liebe und Zuneigung zu zeigen, wenn der persönliche Kontakt oder die persönliche Hilfe schwieriger ist. Sie helfen bei der Stabilisierung und Stärkung von Generationenbeziehungen über Distanzen. Wenn Mutter oder Vater dagegen im Ausland leben, profitieren deren Kinder trotz grösserer Distanz nicht von häufigeren finanziellen Zuwendungen als Kinder, deren Eltern in der Nähe wohnen. Hierfür dürften insbesondere Wohlstandsunterschiede ausschlaggebend sein.
Mit der Kontakthäufigkeit steigt auch die Chance auf finanzielle Zuwendungen der Eltern. Bei monatlichem oder selteneren Kontakt verringert sich sowohl die Chance auf kleinere Geschenke als auch auf grosse Transfers von den Eltern. Einerseits kann allfälliger Bedarf bei häufigem Kontakt besser kommuniziert werden, andererseits können Eltern ihre erwachsenen Kinder durch Geschenke auch zu einem häufigeren Kontakt motivieren. Zuletzt steht finanzielle Solidarität mit praktischer Hilfe in einem Zusammenhang. Erwachsene Kinder, die von ihren Eltern Hilfe im Haushalt, bei bürokratischen Angelegenheiten oder bei der Kinderbetreuung erhalten, profitieren auch häufiger von Geld-, Sachgeschenken oder Zahlungen. Kinder, die ihre Eltern mit praktischer Hilfe oder Pflege unterstützen, erhalten ebenfalls häufiger kleinere und grössere finanzielle Transfers. Praktische Hilfe ist also kein Ersatz für Geschenke sondern eine Ergänzung bei der Unterstützung der erwachsenen Kinder. Wer den Eltern hilft, erhält häufiger finanzielle Transfers. Hierfür dürfte der Wunsch nach Reziprozität ausschlaggebend sein.
Bei den Familienstrukturen wird der Einfluss von Partner*innen, der Geschlechterkombination und von Geschwistern und Kindern der Befragten untersucht. Hier zeigt sich, dass von Müttern und Vätern, die sich getrennt haben, weniger häufig kleinere Geschenke im Wert von bis zu 500 Franken erhalten werden. Zum einen ist das Wohlergehen erwachsener Kinder Müttern und Vätern, die noch zusammen sind, ein gemeinsames Anliegen, an das sie sich gegenseitig erinnern können. Zum anderen könnte es bei neuen Partnerschaften zu Konkurrenzeffekten durch allfällige zusätzliche Kinder der neuen Partnerin oder des neuen Partners kommen, die ebenfalls unterstützt werden müssen. Zusätzliche Auswertungen zeigen, dass dies nicht für beide Elternteile gilt. So wirkt sich eine Trennung der Eltern nur negativ auf die Chance aus, von Vätern kleinere Geschenke oder finanzielle Zuwendungen zu erhalten. Auf die Transferchancen von Müttern hat eine Trennung allerdings keinen Einfluss. Dies ist auf den verringerten Kontakt zu Vätern nach Trennungen zurückzuführen (Kalmijn 2007). Wenn das 2. Elternteil verstorben ist, reduziert sich im Bruttomodell auch die Chance auf grössere Transfers vom überlebenden Elternteil. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit dem Alter finanzielle Zuwendungen seltener werden, während die Wahrscheinlichkeit steigt, dass bereits ein Elternteil verstorben ist.
Des weiteren werden Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich. Im Vergleich zur Beziehung zwischen Tochter und Mutter erhalten Töchter von Vätern weniger häufig kleinere finanzielle Zuwendungen. Bei Söhnen gilt dies für beide Elternteile und auch für grosse Transfers. Dies könnte auf die engeren Beziehungen von weiblichen Familienmitgliedern zurückzuführen sein. Töchter könnten aber auch einen höheren Unterstützungsbedarf haben, zumal Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer mit Nachteilen konfrontiert sind (Gasser u. a. 2015; Jann 2008).
Eine grosse Anzahl an Geschwistern senkt die Chancen auf kleinere und auch grösserer Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von den Eltern. So hatten kinderreiche Eltern bereits während Kindheit und Jugend höhere Kosten zu tragen. Darüber hinaus kommen hier auch aktuelle Konkurrenzeffekte zum Zug. Dasselbe gilt für das Vorhandensein von Partner*in und eigenen Kindern im Haushalt. Unter Kontrolle des Alters sind eigene Kinder im Haushalt hingegen nicht relevant für den Erhalt von aktuellen Transfers. Denkbar wäre, dass Eltern ihren Söhnen und Töchtern mit Kindern mehr geben, um sie für die Weiterführung der Familie zu belohnen. Ausserdem könnten neben Geschwistern auch eigene Kinder zu Konkurrenten um elterliche Zuwendungen werden. Möglicherweise heben sich diese Effekte jedoch auf, sodass kein signifikanter Zusammenhang mehr sichtbar ist. Für die Auflösung des Partnerschaftseffekts ist bei grossen Transfers die Berücksichtigung des Erwerbsstatus und der Kontakthäufigkeit ausschlaggebend. Wer sich also auf die neu gegründete Familie fokussiert, profitiert weniger von elterlicher Zuwendung. Wer aber immer noch in regelmässigem Kontakt bleibt, hat keine Einbussen zu befürchten.
Zuletzt haben auch gesellschaftliche Kontexte einen Einfluss auf den Erhalt finanzieller Zuwendungen. Das Bruttomodell zeigt, dass Befragte, deren Eltern weder in der Schweiz noch in einem der Nachbarländer geboren wurden, deutlich seltener kleinere und grössere finanzielle Zuwendungen von den Eltern erhalten. Bei Eltern aus Drittstaaten kommt es auch unter Berücksichtigung der anderen Variablen seltener zu kleineren finanziellen Zuwendungen. Sind Mutter oder Vater in den Nachbarländern geboren, gibt es im Bruttomodell noch seltener grosse Transfers. Unter Berücksichtigung der übrigen Modellvariablen erhalten Befragte mit Eltern aus Nachbarländern allerdings häufiger kleinere Geld- oder Sachgeschenke und auch grössere Zahlungen. Der negative Effekt entfällt unter Berücksichtigung des Bildungsniveaus der Eltern und ist darauf zurückzuführen, dass Eltern aus Nachbarländern häufiger einen tiefen Bildungsstand haben als Eltern, die in der Schweiz geboren wurden. Der positive Effekt ergibt sich, sobald berücksichtigt wird, ob die erwachsenen Kinder in der Schweiz geboren wurden. Kinder der zweiten Einwanderungsgeneration mit Eltern aus den Nachbarländern erhalten mehr finanzielle Unterstützung von ihren Eltern. In dieser Konstellation kommen verschiedene Faktoren zusammen, die finanzielle Transfers begünstigen. In Familien mit Migrationsgeschichte ist eine stärkere funktionale Solidarität beobachtbar als in Familien ohne Migrationsgeschichte (Bertoggz und Szydlik 2016). Stammen die Eltern aus Ländern mit ähnlichem Wohlstandsniveau und sind bereits so lange in der Schweiz, dass sie sich auf dem Arbeitsmarkt etablieren konnten, fallen diejenigen Hürden weg, die in anderen Familien mit Migrationsgeschichte zu geringeren Transferwahrscheinlichkeiten führen.
Zuletzt kommen kleinere Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von Eltern an Kinder in der italienischsprachigen Schweiz seltener vor als in der deutschsprachigen. Erwachsene aus der französischsprachigen Schweiz erhalten dagegen häufiger grössere finanzielle Transfers als Erwachsene aus der Deutschschweiz. Das tiefere Lohnniveau in der italienischsprachigen Schweiz erklärt auch die geringere Wahrscheinlichkeit auf Geld- und Sachgeschenke. Hinter der höheren Chance auf grössere Finanztransfers in der französischsprachigen Schweiz verbirgt sich hingegen ein altergruppenspezifischer Effekt. Den Unterschieden zwischen den verschiedenen Lebensphasen wird im nächsten Abschnitt nachgegangen.

Finanzielle Transfers von Eltern im Lebenslauf

Der letzte Abschnitt hat deutlich gemacht, dass nicht alle Erwachsenen gleichermassen von finanziellen Zuwendungen ihrer Eltern profitieren. Manche Merkmale und Gruppenzugehörigkeiten stehen in einem positiven, andere in einem negativen Zusammenhang mit den Chancen auf kleinere Geschenke oder grössere Zahlungen von Mutter oder Vater. Die Kontexte von Generationenbeziehungen zwischen Eltern und Kindern ändern sich mit dem Alter der Kinder (vgl. Kapitel 5). So stellt sich die Frage, wie sich die Transferhäufigkeit und -höhe von Eltern an Kinder über die Altersspanne der Befragten verändern.
Abbildung 6.2 zeigt, dass Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen von Eltern an ihre erwachsenen Kinder in jüngeren Jahren sehr verbreitet sind, mit steigendem Alter aber stetig zurück gehen (siehe auch Tabelle 3 im elektronischen Zusatzmaterial). Im Alter von 20 Jahren erhalten mehr als drei von vier Befragten finanzielle Transfers von Mutter bzw. Vater. Dieser Anteil nimmt mit steigendem Alter ab: Bei den zwischen 40- und 50-Jährigen ist es noch die Hälfte, bei den 60-Jährigen sind es nur noch 35 %. Am häufigsten sind kleinere Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen im Wert von bis zu 500 Franken. Rund 40 % aller 20- bis 40-Jährigen erhielten im letzten Jahr einen kleineren Transfer von ihren Eltern. Danach nimmt der Austausch von kleineren Geschenken auf 30 % ab. Beträge zwischen 500 und 1’000 Franken sowie zwischen 1’000 und 5’000 Franken erhalten im jungen Erwachsenenalter zwischen 10 und 20 %. Ab einem Alter von 30 sind Beträge über 500 Franken aber selten. Interessanterweise kommt es bei den über 60-Jährigen wieder vermehrt zu finanziellen Zuwendungen der Eltern, insbesondere gibt es hier auch einige Zahlungen und Geschenke im Wert von über 5’000 Franken.
Die Transferhäufigkeit und -höhe verändert sich über die Altersspanne der Befragten. Das wirft die Frage auf, ob sich in verschiedenen Lebensphasen auch die Zusammenhänge zwischen finanziellen Transfers und Opportunitäten und Bedürfnissen, Familien- und Beziehungsstrukturen sowie gesellschaftlichen Kontexten ändern. Tabelle 6.2 zeigt drei Modelle zur Erklärung von finanziellen Transfers von Eltern an Kinder in verschiedenen Altersgruppen. Die ersten beiden Spalten zeigen das Modell für junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren. Die mittleren Spalten beziehen sich auf Erwachsene zwischen 35 und 49 Jahren. Die beiden rechten Spalten erklären Transfers an Erwachsene die 50 Jahre oder älter sind. Wie im vorigen Abschnitt wurden multinomiale logistische Regressionsmodelle gerechnet. Koeffizienten über 1 weisen darauf hin, dass der jeweilige Einflussfaktor mit höheren Chancen auf kleinere Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen im Wert von bis zu 500 Franken (Spalte Klein) bzw. grössere Transfers im Wert von über 500 Franken (Spalte Gross) einhergeht. Koeffizienten unter 1 zeigen dagegen an, dass Merkmalsträger*innen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit im letzten Jahr Transfers von Mutter oder Vater erhalten haben (Referenz: Keine Transfers).
Tabelle 6.2
Finanzielle Transfers von Eltern an Kinder nach Altersgruppen
 
18-34
35-49
50+
Klein
Gross
Klein
Gross
Klein
Gross
Opportunitäten und Bedürfnisse
Elterliche Bildung mittel ref.
   Tief
0.44\(^{***}\)
0.69
0.42\(^{***}\)
0.53\(^{**}\)
0.88
0.69
   Hoch
1.38\(^{*}\)
2.25\(^{***}\)
1.43\(^{**}\)
2.31\(^{***}\)
1.30
1.55
Elterliche Gesundheit
1.05\(^{*}\)
1.16\(^{***}\)
1.07\(^{**}\)
1.12\(^{***}\)
1.07\(^{**}\)
1.06
Gleiche Bildung ref.
   Tiefer
1.08
0.86
1.13
0.72
1.32
0.84
   Höher
1.51\(^{**}\)
1.47\(^{*}\)
1.28
1.76\(^{**}\)
1.50\(^{*}\)
1.05
Erwerbstätig ref.
   In Ausbildung
1.66\(^{***}\)
3.48\(^{***}\)
2.03
1.25
0.19
0.00\(^{***}\)
   Nicht erwerbstätig
0.99
1.76\(^{*}\)
1.20
1.27
0.70\(^{*}\)
0.72
Alter Kinder
Beziehungsstrukturen
Wohndistanz bis 5km ref.
   Koresidenz
1.01
0.85
0.59
1.09
1.09
1.44
   Bis 25km
1.38\(^{*}\)
1.16
1.08
1.02
1.21
0.97
   25km+
1.28
1.69\(^{**}\)
1.22
1.15
2.09\(^{***}\)
1.96\(^{**}\)
   Im Ausland
0.94
0.69
1.05
0.99
1.06
1.67
Wöchentlicher Kontakt ref.
   Monatlich
0.75\(^{*}\)
0.82
0.91
0.80
0.72\(^{*}\)
0.63\(^{*}\)
   Seltener
0.28\(^{***}\)
0.18\(^{***}\)
0.31\(^{***}\)
0.17\(^{***}\)
0.47\(^{**}\)
0.10\(^{***}\)
Hilfe an Kinder
1.13\(^{*}\)
1.37\(^{***}\)
1.17\(^{**}\)
1.29\(^{***}\)
1.17\(^{*}\)
1.21\(^{*}\)
Hilfe an Eltern
1.11\(^{*}\)
1.05
1.07
1.10
1.17\(^{*}\)
1.17
Familienstrukturen
Eltern getrennt
0.80
0.99
0.77\(^{*}\)
1.46\(^{**}\)
0.74
0.78
2. Elternteil lebt
0.60\(^{**}\)
0.61\(^{*}\)
0.71\(^{**}\)
1.17
0.66\(^{**}\)
0.68\(^{*}\)
Tochter-Mutter ref.
   Tochter-Vater
0.70\(^{***}\)
0.83\(^{*}\)
0.81\(^{**}\)
1.06
0.83
1.12
   Sohn-Mutter
0.57\(^{***}\)
0.66\(^{**}\)
0.58\(^{***}\)
0.91
0.76\(^{*}\)
1.01
   Sohn-Vater
0.45\(^{***}\)
0.63\(^{***}\)
0.52\(^{***}\)
0.93
0.45\(^{***}\)
0.85
Keine Geschwister ref.
   1
1.13
1.16
0.76
0.77
1.34
1.48
   2
1.09
0.97
0.68\(^{*}\)
0.59\(^{*}\)
1.06
0.90
   3+
0.65\(^{*}\)
0.49\(^{**}\)
0.61\(^{*}\)
0.56\(^{*}\)
0.82
1.03
Partner*in im Haushalt
1.09
0.92
1.16
0.96
0.78
0.60\(^{**}\)
Kinder im Haushalt
0.86
0.77
0.88
0.96
1.20
1.15
Gesellschaftliche Kontexte
Eltern in CH geboren ref.
   Nachbarstaat
1.72\(^{**}\)
1.66\(^{**}\)
1.30
1.40
1.32
0.73
   EU15/EFTA
0.90
1.32
0.97
0.61
0.67
0.55
   Sonstige
0.95
1.04
0.63\(^{*}\)
1.08
0.67
0.50
Geburt im Ausland
0.94
0.80
1.20
1.29
1.13
0.70
Sprachregion Deutsch ref.
   Französisch
1.22
1.36\(^{*}\)
0.98
1.06
0.96
1.25
   Italienisch
0.43\(^{***}\)
0.60\(^{*}\)
0.89
0.87
0.30\(^{***}\)
0.71
n
4055
3670
2210
Pseudo R2
0.10
0.07
0.08
Datenbasis SwissGen 2018/2019. Multinomiale logistische Regressionsmodelle, eigene Berechnungen, robuste Standardfehler, dargestellt sind Relative-Risk-Ratios. AV: Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen während der letzten 12 Monate erhalten (Ref.: Nein, Klein: bis 500 Fr., Gross: 500 Fr.+). Signifikanzniveaus: \(^{*}\) \(p < 0.05\), \(^{**}\) \(p < 0.01\), \(^{***}\) \(p < 0.001\).
Bei den Opportunitäten und Bedürfnissen der erwachsenen Kinder und Eltern wird deutlich, dass einige Einflussfaktoren nicht in allen Altersgruppen mit mehr oder weniger finanziellen Transfers von Eltern an Kinder assoziiert sind. Ein höheres Bildungsniveau der Eltern steht sowohl bei den jungen Erwachsenen als auch bei Erwachsenen im mittleren Alter mit einer höheren Chance auf kleinere Zuwendungen und grössere Transfers in einem signifikanten Zusammenhang. Kinder mit tief gebildeten Eltern erhalten im jungen Erwachsenenalter seltener kleinere Geschenke im Wert von bis zu 500 Franken, im mittleren Erwachsenenalter profitieren sie auch seltener von grösseren finanziellen Transfers, die über 500 Franken wert sind. Bei den über 50-Jährigen zeigen sich hingegen keine Zusammenhänge zwischen dem Bildungsstand der Eltern und dem Erhalt von Geld-, Sachgeschenken oder Zahlungen.
Die Altersgruppenmodelle zeigen, dass der Einfluss der elterlichen Gesundheit über alle Altersgruppen relevant ist. Kinder, deren Eltern früher als andere mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, werden also bereits im frühen Erwachsenenalter benachteiligt. Bei den ab 50-Jährigen zeigt sich hingegen kein Zusammenhang mehr zu grösseren Transfers.
Kinder, die höher gebildet sind als ihre Eltern, erhalten im jungen Erwachsenenalter häufiger kleinere und grössere Transfers von diesen. Im mittleren Erwachsenenalter zeigen sich noch Unterschiede bei den grösseren finanziellen Zuwendungen, im höheren Alter dann bei den kleineren Geschenken.
Der letzte Abschnitt hat gezeigt, dass Kinder in Ausbildung häufiger kleinere Geschenke und grössere finanzielle Unterstützung von ihren Eltern bekommen. Die Modelle für die verschiedenen Altersgruppen zeigen aber, dass dies nur für junge Erwachsene unter 35 Jahren gilt. Erwachsene Kinder, die bereits über 50-Jahre alt sind und noch eine Ausbildung absolvieren, erhalten deutlich geringere Unterstützungsbeträge von ihren Eltern. Es handelt sich hier allerdings um eine sehr kleine Gruppe, insofern ist dieses Ergebnis nicht überzubewerten. Wer sich später fortbilden möchte, finanziert dies in der Regel aber ohne die Unterstützung der Eltern. Hier zeigt sich, dass soziale Normen und die rechtliche Unterstützungspflicht während der Erstausbildung für die Vergabe finanzieller Transfers sehr relevant sind.
Insgesamt erhalten nicht erwerbstätige Erwachsene von ihren Eltern nicht häufiger finanzielle Zuwendungen von den Eltern als erwerbstätige. In der Gruppe der jungen Erwachsenen hingegen schon. Im jungen Erwachsenenalter gibt es also eine elterliche Bereitschaft, Kindern in finanziellen Engpässen zu helfen. Sobald der Einstieg in den Arbeitsmarkt geglückt ist, ist bei Arbeitslosigkeit die elterliche Unterstützung nicht mehr so dringend nötig, da nun auf die Arbeitslosenversicherung zurückgegriffen werden kann. Wer über 50 Jahre alt und nicht mehr erwerbstätig ist, erhält seltener kleinere Geschenke von Mutter oder Vater. Dahinter verbirgt sich ein Alterseffekt, da mit zunehmendem Alter der Anteil an Personen steigt, die bereits in Rente sind und auch im höheren Alter finanzielle Transfers zwischen den Generationen noch abnehmen.
Im Bereich der Beziehungsstrukturen werden der Einfluss von Wohndistanz, Kontakthäufigkeit und praktischer Hilfe untersucht. Im mittleren Erwachsenenalter spielt die Wohndistanz für den Erhalt von kleineren Zuwendungen oder grösseren finanziellen Transfers keine signifikante Rolle. Im jungen Erwachsenenalter zeigt sich hingegen, dass Kinder, die bis 25 Kilometer weit von ihren Eltern entfernt wohnen, etwas häufiger kleine materielle Zuwendungen erhalten als Kinder, die in der Nähe ihrer Eltern wohnen. Wer mehr als 25 Kilometer weit entfernt wohnt, erhält dagegen häufiger grössere Transfers. Bei den ab 50-Jährigen haben ebenfalls diejenigen erwachsenen Kinder höhere Chancen auf kleinere und grössere finanzielle Transfers, die weiter von ihren Eltern entfernt wohnen. Wenn die erwachsenen Kinder das Elternhaus verlassen, fungieren Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen hier als Mittel um Distanzen zu überbrücken. Je grösser die Distanz, desto grösser fallen auch die finanziellen Zuwendungen aus.
Ähnlich verhält es sich bei der Kontakthäufigkeit, bei der sich ebenfalls im jüngeren und späteren Erwachsenenalter die stärksten Zusammenhänge mit finanziellen Transfers zeigen. Im jungen Erwachsenenalter erhalten diejenigen häufiger kleinere Zahlungen von Mutter oder Vater, die häufiger mit ihnen in Kontakt stehen. Hier zeigt sich, dass finanzielle Abhängigkeit den Ablösungsprozess von den Eltern verlangsamen kann. Bei den ab 50-Jährigen haben Kinder, die nur monatlich Kontakt zu Mutter oder Vater haben, geringere Chancen auf finanzielle Transfers als erwachsene Kinder, die wöchentlich mit ihren Eltern in Kontakt stehen. Wer noch seltener Kontakt zu den Eltern hat erhält kaum noch Geld-, oder Sachgeschenke im Wert von über 500 Franken.
Kinder die mit praktischer Hilfe unterstützt werden erhalten in allen Altersgruppen auch eher finanzielle Unterstützung. Unter 35- und über 50-Jährige, die ihre Eltern mit praktischer Hilfe unterstützen erhalten häufiger kleinere, nicht aber häufiger grössere Zuwendungen. Mit Geld-, Sachgeschenken oder Zahlungen wird also Dankbarkeit und Verbundenheit ausgedrückt. Es kommt aber eher auf die Geste und nicht auf die Grösse der transferierten Beträge an.
Bei den Familienstrukturen zeigen sich in den Altersgruppen unterschiedliche Effekte. Eine Trennung der Eltern wirkt sich nur in der mittleren Altersgruppe signifikant auf die Chance aus, einen grossen oder kleinen Transfer zu erhalten. Interessant ist hier, dass die Chance auf kleinere Zuwendungen sinkt, während gleichzeitig von getrennten Eltern eher grössere Transfers erhalten werden. Auch hier zeigen detailliertere Auswertungen für Mütter und Väter, dass es sich dabei insbesondere um Väter handelt, die in allen Altersgruppen nach einer Trennung weniger in Kontakt mit ihren erwachsenen Kindern stehen und auch seltener kleinere Geschenke an sie geben. Eltern, die noch zusammen sind, machen vermutlich häufiger gemeinsame Geschenke, deren Wert halb der Mutter halb dem Vater zugerechnet wurde und damit tiefer liegt als wenn zwei einzelne Geschenke erhalten werden.
Der Tod des zweiten Elternteils wirkt sich in allen Lebensphasen negativ auf die Chance aus, kleinere Geld- oder Sachgeschenke vom noch lebenden Elternteil zu erhalten. In der mittleren Lebensphase zeigt sich aber kein Zusammenhang zu grösseren finanziellen Transfers. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass manche erwachsenen Kinder in dieser Phase etwas aus dem Nachlass des verstorbenen Elternteils erhalten haben.
Die Geschlechterkombination zeigt über die Altersgruppen einen spannenden Effekt. Im jungen Erwachsenenalter erhalten Töchter häufiger grössere finanzielle Transfers. Dies spricht für die These, dass Eltern mit ihrer finanziellen Unterstützung Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen wollen. Unterschiede bei kleineren Geschenken zeigen sich hingegen sowohl im jüngeren als auch im mittleren Erwachsenenalter. Bei den über 50-Jährigen zeigen sich nur Unterschiede zwischen Tochter-Mutter Beziehung und Sohn-Vater Beziehung. Konstellationen, in welchen zumindest ein Teil der Beziehung weiblich ist, haben keine signifikant tiefere Transferchance. Daraus kann geschlossen werden, dass das erneute Zusammenrücken der Generationen im höheren Alter häufiger auf Frauen zurückzuführen ist: Mütter, die nach dem Tod des Vaters verstärkt den Kontakt zu den Kindern suchen, und Töchtern, die bei erhöhter Bedürftigkeit der Eltern häufiger den Kontakt intensivieren und auch eher Hilfe und Pflege übernehmen als Söhne (Schmid 2013).
In Bezug auf die Geschwisterzahl zeigt sich in der jüngeren Gruppe erst ab drei Geschwistern eine geringere Chance auf kleine oder grosse Transfers. In der mittleren Altergruppe ist dies bereits ab zwei Geschwistern der Fall. Der Konkurrenzeffekt ist damit stärker spürbar, wenn mit steigendem Alter die normative Verpflichtung zur Unterstützung der eigenen Kinder nachlässt. Bei den über 50-Jährigen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede nach Geschwisterzahl. Die untersuchten Daten enthalten lediglich Informationen über noch lebende Brüder und Schwestern. So vermischen sich in der ältesten Gruppe finanzstärkere Familien mit wenigen Kindern mit kinderreichen Familien, in denen schon Geschwister verstorben sind. Wer eine*n Partner*in im Haushalt hat, erhält im höheren Alter weniger grosse Transfers von den Eltern. Zuletzt zeigen sich in keiner Altersgruppe Unterschiede zwischen Befragten mit und ohne Kindern im Haushalt.
Zuletzt werden gesellschaftliche Kontexte betrachtet. Die höheren Chancen auf finanzielle Transfers von Erwachsenen, deren Eltern in den Nachbarländern geboren wurden, zeigen sich nur im jungen Erwachsenenalter. Wie bei der stärkeren Unterstützung von Töchtern werden hier Kinder, die mit Nachteilen auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sein könnten, im jungen Alter stärker von ihren Eltern unterstützt. Im mittleren Erwachsenenalter zeigt sich, dass Erwachsene, deren Eltern in Drittstaaten geboren wurden, seltener Geld- und Sachgeschenke im Wert von bis zu 500 Franken erhalten.
Jüngere Erwachsene aus der französischsprachigen Schweiz erhalten häufiger finanzielle Transfers als solche aus der Deutschschweiz. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass allgemeinbildende Ausbildungen in der französischsprachigen Schweiz weiter verbreitet sind, während in der deutschsprachigen Schweiz mehr Jugendliche eine Berufslehre absolvieren und bereits in jüngeren Jahren ein eigenes Einkommen erzielen. Zuletzt kommen Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von Eltern an Kinder in der italienischsprachigen Schweiz seltener vor als in der deutschsprachigen. Dies zeigt sich insbesondere bei jüngeren und älteren Erwachsenen.

6.2 Von Kindern an Eltern

Nicht nur geben Eltern finanzielle Zuwendungen und Unterstützung an ihre erwachsenen Kinder, manche Söhne und Töchter geben auch etwas an Mutter und Vater zurück. Nachdem im letzten Abschnitt finanzielle Zuwendungen von Eltern an Kinder ausführlich beleuchtet wurden, stehen nun aktuelle finanzielle Transfers von erwachsenen Kindern an ihre Eltern im Vordergrund. Welche Eltern bekommen mehr, welche weniger von ihren Kindern? Und wie lassen sich allfällige Unterschiede erklären? Im nächsten Abschnitt werden Transferhäufigkeiten und -höhen über verschiedene Bevölkerungsgruppen in der Elterngeneration betrachtet. Anschliessend folgen die multivariaten Modelle zur Erklärung kleinerer und grösserer Finanztransfers in der Gesamtstichprobe und über verschiedene Altersgruppen. Sie beinhalten Opportunitäten und Bedürfnisse der Eltern- und Kindergeneration sowie weitere Familienstrukturen und gesellschaftliche Kontexte.

Aktuelle Transfers und Ungleichheitsstrukturen

Wie häufig geben erwachsene Kinder Geld- oder Sachgeschenke an ihre Eltern? Wie hoch sind die Zahlungen, mit welchen Mütter und Väter unterstützt werden? Welche Mütter und Väter erhalten häufiger aktuelle finanzielle Transfers von ihren erwachsenen Kindern? Sind es Eltern, die auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen sind, da sie selbst nicht viel haben? Oder machen erwachsene Kinder aus höheren Bildungsschichten ihren Eltern grössere Geschenke, weil dies in gut situierten Familien selbstverständlich ist? Erste Antworten auf diese Fragen liefert Abbildung 6.3.
Der oberste Balken von Abbildung 6.3 zeigt, dass insgesamt knapp die Hälfte der Mütter oder Väter der Befragten in den letzten 12 Monaten vor der Befragung Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von ihren Kindern erhalten hat (siehe auch Tabelle 7 im elektronischen Zusatzmaterial). In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um kleinere Transfers im Wert von bis zu 500 Franken. 6 % der Mütter und Väter erhielten zwischen 500 und 1’000 Franken, weniger als 4 % zwischen 1’000 und 5’000 Franken. Mehr als 5’000 Franken erhielt weniger als eines von hundert Elternteilen. Substantielle finanzielle Unterstützung von Kindern an Eltern kommt also äusserst selten vor, kleinere Geschenke und Zuwendungen von Kindern an Mütter und Väter gehören aber in vielen Generationenbeziehungen dazu.
Allerdings profitieren bestimmte Eltern häufiger von finanziellen Zuwendungen ihrer Kinder. Je höher die Bildung der Eltern, desto häufiger erhalten sie Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen. Während gut 40 % der tief gebildeten Eltern finanzielle Transfers von ihren Kindern erhalten, sind es bei den hoch gebildeten mehr als die Hälfte. Ein Blick auf die Höhen der Transferbeträge zeigt aber keinen linearen Anstieg. Sowohl Eltern mit tiefer als auch mit hoher Bildung erhalten häufiger grössere Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen als Eltern mit mittlerem Bildungsstand. Über die Hälfte der Mütter erhielt finanzielle Zuwendungen von ihren Kindern, bei den Vätern sind es nur 40 %. Mütter erhalten aber nicht nur häufiger, sondern auch etwas höhere Transfers als Väter. Zuletzt zeigen sich Unterschiede nach Migrationsstatus und zwar insbesondere bei den grösseren Transfers. Am häufigsten erhalten Mütter und Väter, die im Ausland wohnen, finanzielle Unterstützung von ihren in der Schweiz lebenden Kindern. Fast 20 % der im Ausland lebenden Eltern erhält finanzielle Zuwendungen im Wert von über 500 Franken. Unter den eingewanderten Eltern kommt dies mit knapp 10 % lediglich halb so häufig vor; bei in der Schweiz geborenen Eltern noch seltener.
Insgesamt profitieren am häufigsten hoch gebildete Mütter, die im Ausland leben. Am seltensten erhalten hingegen tief gebildete Väter ohne Migrationsgeschichte finanzielle Transfers von ihren erwachsenen Kindern. Im Hinblick auf die Transferhöhen zeigt sich aber, dass grössere Transfers auch häufiger an tief gebildete Eltern gehen. Damit erhalten insbesondere diejenigen Mütter und Väter substantielle Unterstützung von ihren Kindern, die sich in einer vergleichsweise schwierigeren finanziellen Situation befinden.

Vergabe kleiner und grosser Transfers erklären

Eltern in unterschiedlichen Situationen erhalten auch unterschiedlich häufig finanzielle Transfers von ihren erwachsenen Kindern. Im Folgenden wird untersucht, in welchem Zusammenhang weitere Opportunitäten und Bedürfnisse, Familien- und Beziehungsstrukturen und gesellschaftliche Kontexte zu finanziellen Transfers an Eltern stehen.
Tabelle 6.3 zeigt die Ergebnisse der multivariaten Analysen zur Erklärung der Transferwahrscheinlichkeit von kleinen und grossen Geld-, Sachgeschenken oder Zahlungen von Kindern an Eltern. Berechnet wurden multinomiale logistische Regressionen, in welchen keine Transfers von Kindern an Eltern als Referenzkategorie dienen. Damit verglichen werden kleine Transfers im Wert von bis zu 500 Franken, die häufig der Stärkung der Beziehung dienen und grosse Transfers, deren Sachwert 500 Franken übersteigt und die damit substantielle Unterstützungsleistungen an Eltern darstellen. In den ersten beiden Spalten sind die Bruttoergebnisse aufgeführt, die sich ohne die Berücksichtigung der anderen Modellvariablen ergeben. In der dritten und vierten Spalte findet sich das Nettomodell der gesamten Stichprobe. Es zeigt die Zusammenhänge der einzelnen Modellvariablen unter Berücksichtigung aller anderen Erklärungsfaktoren. Koeffizienten über 1 zeigen eine höhere Transferwahrscheinlichkeit an, Koeffizienten unter 1 dagegen eine tiefere.
Tabelle 6.3
Kleine und grosse Transfers von Kindern an Eltern
 
Brutto
Netto
Klein
Gross
Klein    Gross
Opportunitäten und Bedürfnisse
Elterliche Bildung mittel ref.
   Tief
0.67\(^{***}\)
1.14
0.57\(^{***}\)
0.57\(^{***}\)
   Hoch
1.24\(^{***}\)
1.48\(^{***}\)
1.41\(^{***}\)
1.96\(^{***}\)
Elterliche Gesundheit
1.05\(^{***}\)
0.96\(^{*}\)
1.00
0.96\(^{*}\)
Gleiche Bildung ref.
   Tiefer
1.09
0.94
0.83\(^{*}\)
0.81
   Höher
1.04
1.00
1.54\(^{***}\)
1.65\(^{***}\)
Erwerbstätig ref.
   In Ausbildung
1.49\(^{***}\)
0.81
0.98
0.45\(^{***}\)
   Nicht erwerbstätig
0.78\(^{**}\)
0.87
0.82\(^{*}\)
0.64\(^{**}\)
Alter
0.98\(^{***}\)
1.00
0.99\(^{***}\)
1.01\(^{*}\)
Beziehungsstrukturen
Wohndistanz bis 5km ref.
   Koresidenz
1.79\(^{***}\)
2.20\(^{***}\)
1.00
1.50\(^{*}\)
   Bis 25km
1.04
0.85
1.19\(^{*}\)
1.05
   25km+
1.05
0.97
1.37\(^{***}\)
1.60\(^{**}\)
   Im Ausland
1.07
2.54\(^{***}\)
1.38\(^{**}\)
3.11\(^{***}\)
Wöchentlicher Kontakt ref.
   Monatlich
0.69\(^{***}\)
0.44\(^{***}\)
0.90
0.51\(^{***}\)
   Seltener
0.19\(^{***}\)
0.09\(^{***}\)
0.32\(^{***}\)
0.10\(^{***}\)
Hilfe an Kinder
1.28\(^{***}\)
1.25\(^{***}\)
1.09\(^{**}\)
1.20\(^{***}\)
Hilfe an Eltern
1.33\(^{***}\)
1.53\(^{***}\)
1.24\(^{***}\)
1.42\(^{***}\)
Familienstrukturen
Eltern getrennt
0.75\(^{***}\)
0.90
0.86\(^{*}\)
1.35\(^{**}\)
2. Elternteil lebt
0.67\(^{***}\)
1.27\(^{**}\)
0.77\(^{***}\)
1.01
Tochter-Mutter ref.
   Tochter-Vater
0.74\(^{***}\)
0.52\(^{***}\)
0.78\(^{***}\)
0.74\(^{***}\)
   Sohn-Mutter
0.65\(^{***}\)
0.95
0.64\(^{***}\)
0.98
   Sohn-Vater
0.49\(^{***}\)
0.58\(^{***}\)
0.48\(^{***}\)
0.75\(^{*}\)
Keine Geschwister ref.
   1
1.19
0.95
1.08
1.10
   2
0.99
0.72\(^{*}\)
0.89
0.85
   3+
0.79\(^{*}\)
0.76
0.86
0.88
Partner*in im Haushalt
0.86\(^{**}\)
0.86
1.13
1.10
Kinder im Haushalt
0.83\(^{***}\)
0.84\(^{*}\)
0.89
0.68\(^{***}\)
Gesellschaftliche Kontexte
Eltern in CH geboren ref.
   Nachbarstaat
1.07
1.27\(^{*}\)
1.10
0.77
   EU15/EFTA
0.89
1.79\(^{***}\)
0.85
1.13
   Sonstige
1.17
4.25\(^{***}\)
1.09
3.07\(^{***}\)
Geburt im Ausland
1.07
2.50\(^{***}\)
1.31\(^{*}\)
1.47\(^{*}\)
Sprachregion Deutsch ref.
   Französisch
1.19\(^{**}\)
1.20
1.26\(^{**}\)
1.29\(^{*}\)
   Italienisch
0.74\(^{*}\)
0.73
0.60\(^{***}\)
0.54\(^{**}\)
n
   
9958
Pseudo R2
   
0.08
Datenbasis SwissGen 2018/2019. Multinomiale logistische Regressionsmodelle, eigene Berechnungen, robuste Standardfehler, dargestellt sind Relative-Risk-Ratios. AV: Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen während der letzten 12 Monate gegeben (Ref.: Nein, klein: bis 500 Fr., gross: 500 Fr.+). Signifikanzniveaus: \(^{*}\) \(p < 0.05\), \(^{**}\) \(p < 0.01\), \(^{***}\) \(p < 0.001\).
Opportunitäten und Bedürfnisse sind nicht nur für die Vergabe, sondern auch für den Erhalt von aktuellen Transfers relevant. In höheren Bildungsschichten wird familialer Zusammenhalt häufiger über materielle Zuwendungen gezeigt. So geben Kinder ihren hoch gebildeten Eltern häufiger kleinere oder grössere Transfers, während tief gebildete Eltern geringere Chancen auf kleine und grosse finanzielle Transfers von ihren Kindern haben.
Das Bruttomodell weist darauf hin, dass Eltern mit besserem Gesundheitszustand häufiger kleinere finanzielle Zuwendungen von ihren Kinder erhalten. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass ein besserer Gesundheitszustand mit häufigerem Kontakt zu erwachsenen Kindern in Verbindung stehen. Im Nettomodell zeigt sich hingegen, dass Eltern mit besserem Gesundheitszustand weniger häufig grosse finanzielle Transfers von ihren Kindern erhalten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Kinder Eltern mit schlechterem Gesundheitszustand häufiger materiell und finanziell unterstützen.
Im Bruttomodell zeigt sich noch kein Zusammenhang zwischen Finanztransfers und der Bildungsmobilität der Kindergeneration. Wird aber die Bildung der Eltern miteinbezogen, zeigt sich, dass höher gebildete Kinder signifikant mehr Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen an ihre Eltern geben. Dies gilt sowohl für kleinere Geschenke als auch grössere Unterstützungsleistungen. Kinder, die tiefer gebildet sind als ihre Eltern, geben diesen dagegen seltener materielle Geschenke.
Dass die eigenen Möglichkeiten der Kinder für Transfers an Eltern sehr relevant sind zeigt auch der Erwerbsstatus. Nicht erwerbstätige Kinder und solche, die noch in Ausbildung sind, geben unter Berücksichtigung des Alters seltener grosse Transfers an Eltern. Das Bruttomodell zeigt, dass Kinder mit steigendem Alter weniger kleinere Geschenke an ihre Eltern geben. Im Nettogesamtmodell zeigt sich dagegen, dass mit höherem Alter der Kinder die Wahrscheinlichkeit zunimmt, den Eltern finanzielle Unterstützung im Wert von mehr als 500 Franken zukommen zu lassen. Mit dem Alter der Kinder nehmen die finanziellen Möglichkeiten zu, die eigenen Eltern zu unterstützen.
Beziehungsstrukturen, d.h. die Wohndistanz, Kontakte und praktische Unterstützungsleistungen spielen eine wichtige Rolle bei der Erklärung von finanziellen Transfers von erwachsenen Kindern an ihre Eltern. Wer mit Mutter oder Vater zusammen wohnt gibt in der Bruttobetrachtung häufiger finanzielle Transfers an diese. Unter Berücksichtigung des Alters und der praktischen Hilfe, die an Eltern geleistet wird, zeigt sich hingegen kein signifikanter Unterschied mehr zu erwachsenen Kindern, die in der Nähe von Mutter oder Vater wohnen. Bei kleineren Wohndistanzen von bis zu 25 Kilometern gibt es häufiger kleinere Geld-, und Sachgeschenke, bei grösseren Wohndistanzen werden auch häufiger grössere Geschenke oder Zahlungen an Mutter oder Vater gegeben. Im Gegensatz zu Transfers von Eltern an Kinder geben Kinder aber sehr viel häufiger finanzielle Transfers an Eltern, die im Ausland leben. Es findet zwar noch mehr Austausch statt wenn Kinder noch zuhause wohnen. Die altersspezifischen Modelle im nächsten Abschnitt weisen aber darauf hin, dass Koresidenz auch mit einem erhöhten praktischen und finanziellen Hilfsbedarf der Eltern zusammenhängen kann. Weiter zeigen sich ähnliche Muster wie bei den Transfers von Eltern an Kinder: Finanztransfers halten Beziehungen auch über Distanzen zusammen. Mit der Berücksichtigung des Geburtslandes der Eltern und der Frage, ob die Kinder eingewandert sind oder in der Schweiz geboren wurden, wird das Phänomen dieser sogenannten Rücküberweisungen an Eltern unter den gesellschaftlichen Kontexten noch ausführlicher diskutiert.
Die Kontakthäufigkeit zeigt, dass Kinder ihren Eltern eher kleinere und grössere Transfers zukommen lassen, wenn sie häufiger mit ihnen in Kontakt stehen. Darin zeigt sich, dass Geld auch im Austausch für Zeit gegeben wird. Unter Berücksichtigung aller Modellvariablen zeigen sich Unterschiede erst bei seltenerem als monatlichem Kontakt. Die Chance, grössere Unterstützung zu geben, nimmt im Vergleich zu Erwachsenen die wöchentlich in Kontakt zu den Eltern stehen, bereits bei monatlichem Kontakt ab. Wer seltener in Kontakt zu Mutter oder Vater steht, gibt äusserst selten Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen an diese. Wer von Mutter oder Vater häufiger praktische Hilfe erhält, gibt im Gegenzug häufiger finanzielle Transfers an sie. Erwachsene Kinder, die ihren Eltern häufiger praktisch helfen oder diese pflegen, geben ebenfalls häufiger kleinere und grössere finanzielle Transfers an sie. Dadurch wird deutlich, dass Eltern – wenn nötig – sowohl mit Zeit als auch Geld unterstützt werden und sich die beiden Arten von Solidarität nicht ersetzen.
Im Bereich der Familienstrukturen wird untersucht, welchen Einfluss Partner*innen, die Geschlechterkombination und weitere Geschwister und Kinder der Befragten auf finanzielle Transfers von Kindern an Eltern haben. Als erstes zeigt sich, dass getrennte Eltern geringere Chancen auf kleinere Geschenke und höhere Chancen auf grössere finanzielle Zuwendungen haben. Wie bereits bei Transfers von Eltern an Kinder unterscheiden sich die Effekte hier aber für Mütter und Väter. Separate Auswertungen zeigen, dass die geringere Chance auf Geld- und Sachgeschenke im Wert von bis zu 500 Franken nach einer Trennung der Eltern nur für Väter gilt. Kleinere Zuwendungen sind Zeichen für gegenseitige Zuneigung und das Pflege der Beziehung im Sinne eines Aufrechterhaltens der Solidargemeinschaft Familie. Eine Trennung der Eltern geht also häufiger mit einer Schwächung der Solidarbeziehung zum Vater einher. Mütter werden nach einer Trennung der Eltern von ihren erwachsenen Kindern hingegen häufiger mit grösseren finanziellen Transfers unterstützt. Grössere finanzielle Transfers folgen hier auf den erhöhten Bedarf von Müttern, die aufgrund von Unterbrüchen in der Erwerbsbiographie zugunsten einer Familienzeit, nach einer Trennung öfter in einer finanziell schwierigeren Situation sind als Väter (Oris u. a. 2017, S. 80).
Ist der zweite Elternteil bereits verstorben, geben erwachsene Kinder ebenfalls seltener kleinere Geld- oder Sachgeschenke an die Eltern. Im Bruttomodell zeigen sich gleichzeitig höhere Chancen auf grössere Transfers nach dem Tod eines Elternteils. Wenn jedoch die Geschlechterkombination mitberücksichtigt wird, ist dieser Effekt nicht mehr signifikant. Mütter leben in den meisten Fällen länger als Väter und sie erhalten auch häufiger grössere finanzielle Transfers von ihren Söhnen und Töchtern.
Sowohl im Bruttomodell als auch unter Berücksichtigung aller Modellvariablen zeigt sich, dass in der Tochter-Mutter Beziehung am häufigsten kleinere Geld- und Sachgeschenke gegeben werden. Am wenigsten finanzielle Zuwendungen gibt es von Söhnen an Väter. Bei finanzieller Unterstützung im Wert von über 500 Franken erhalten Väter weniger als Mütter. Am seltensten fliessen Transfers von Söhnen an Väter. Dies steht im Einklang mit der These, dass weibliche Familienmitglieder stärker in der Beziehungspflege und für den Familienzusammenhalt engagiert sind. Zudem erhalten Väter seltener grosse Transfers als Mütter. Hier ist der grössere Unterstützungsbedarf der Mütter relevant. Bei Söhnen ist dies auf eine distanziertere Beziehung zu Vätern zurückzuführen, da sich unter Berücksichtigung der Beziehungsstrukturen keine geringeren Chancen von grösseren Transfers an ihre Väter mehr zeigen. Bei Töchtern bleibt der Effekt auch unter Berücksichtigung der Beziehungsstrukturen bestehen und zeigt somit eher an, dass Väter weniger Bedarf als Mütter und Töchter weniger Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung der Eltern als Söhne haben.
Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren hat die Anzahl der Geschwister keinen Einfluss auf die Vergabe von Geld-, Sachgeschenken und Zahlungen von Kindern und Eltern. In Bezug auf den Einfluss der Geschwister könnten sich Einflusseffekte aufheben. So ist denkbar, dass Eltern mit vielen Kindern eher auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, da in der Vergangenheit höhere Kosten zu tragen hatten. Des weiteren können mehr Geschwister auch zu einer Verantwortungsdiffusion führen, da mehr erwachsene Kinder da sind, die Mutter oder Vater unterstützen könnten.
Im Bruttomodell zeigt sich ein negativer Einfluss von Kindern und Partner*innen im Haushalt auf kleinere Geld- und Sachgeschenke. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass Personen mit eigenen Kindern tendenziell älter sind und die kleineren Geschenke mit dem Alter abnehmen. Eigene Kinder im Haushalt zu haben wirkt sich hingegen auch unter Berücksichtigung der anderen Einflussfaktoren negativ auf die Chancen aus, grössere finanzielle Zuwendungen an die Eltern zu geben. Wer eigene Kinder unterstützen muss, hat weniger Ressourcen zur Verfügung, um die eigenen Eltern zu unterstützen.
Zuletzt werden gesellschaftliche Kontexte betrachtet. Eltern, die im Ausland geboren wurden, erhalten häufiger grosse Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen von Töchtern oder Söhnen. Wer im Ausland geboren wurde, unterstützt Mutter oder Vater häufiger sowohl mit kleinen als auch grossen Transfers. Eltern aus Drittstaaten werden zusätzlich häufiger mit grossen finanziellen Zuwendungen unterstützt. Hier zeigt sich das Phänomen der Rücküberweisungen: Die Verbesserung der eigenen Arbeitsmarktsituation und die Unterstützung von schlechtergestellten Eltern im Ausland sind häufige Migrationsgründe.
Bei der Transferwahrscheinlichkeit an Eltern zeigen sich Unterschiede zwischen den Sprachregionen. In der französischsprachigen Schweiz werden häufiger Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen an Eltern geleistet, in der italienischsprachigen Schweiz dagegen weniger. Einerseits sind Familiengenerationen in der lateinischen Schweiz stärker miteinander verbunden als in der Deutschschweiz. Andererseits ist die italienische Schweiz wirtschaftlich deutlich schwächer, sodass es hier weniger häufig zu finanziellen Transfers an Eltern kommt und diese bei Bedarf eher praktisch unterstützt werden.

Finanzielle Transfers an Eltern im Lebenslauf

Auch Kinder geben Geld- und Sachgeschenke an ihre Eltern, manche unterstützen Mutter oder Vater auch mit grösseren finanziellen Transfers. Die Beziehung zwischen Erwachsenen und ihren Eltern verändert sich über die Zeit und die verschiedenen Lebensphasen. Mit dem Alter der Kinder ändern sich auch deren Voraussetzungen finanzielle Transfers zu leisten während die Bedürfnisse nach finanzieller Unterstützung bei manchen Eltern zunehmen. In einem nächsten Schritt wird deshalb untersucht, ob und wie sich finanzielle Transfers an die Eltern und deren Zusammenhänge mit relevanten Einflussfaktoren in den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden.
In Abbildung 6.4 ist die Häufigkeit von aktuellen Finanztransfers, d.h. von Geld-, Sachgeschenken und Zahlungen abgebildet, die von erwachsenen Kindern an Elternteile gegeben wurden (siehe auch Tabelle 3 im elektronischen Zusatzmaterial). Mit steigendem Alter gehen finanzielle Zuwendungen im Wert von bis zu 500 Franken zurück. Im jungen Erwachsenenalter kommt es in rund der Hälfte der Eltern Kind Beziehungen zu kleineren Geschenken oder Zahlungen. Im Alter von 40 ist dies noch bei 40 % der Fall, im Alter von 70 nur noch in 20 % der Generationenbeziehungen. Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen im Wert zwischen 500 und 1’000 Franken kommen im jüngeren Erwachsenenalter in weniger als 5 % der Beziehungen zu Mutter oder Vater vor. Bei den 40- bis 45- und den ab 60-Jährigen kommt es etwas häufiger zu grösseren Geld-, Sachgeschenken oder Zahlungen.
Tabelle 6.4 zeigt drei altersspezifische Erklärungsmodelle für aktuelle Transfers von erwachsenen Kindern an Eltern. Die ersten beiden Spalten enthalten die Ergebnisse für junge Erwachsene unter 35 Jahren, die mittleren beiden Spalten zeigen das Modell für Erwachsene zwischen 35 und 49 Jahren. Zuletzt findet sich in den rechten beiden Spalten das Modell mit Erwachsenen ab 50 Jahren. Die Spalte Klein stellt die Chance dar, Geld-Sachgeschenken oder Zahlungen im Wert von bis zu 500 Franken an Mutter oder Vater gegeben zu haben. Unter Gross werden finanzielle Transfers im Wert von 500 Franken oder mehr erfasst. Koeffizienten über 1 stehen jeweils für grössere Chancen, Koeffizienten unter 1 weisen dagegen auf einen negativen Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Merkmal und dem Erhalt von finanziellen Zuwendungen an Eltern hin.
Tabelle 6.4
Finanzielle Transfers von Kindern an Eltern nach Altersgruppen
 
18-34
35-49
50+
Klein
Gross
Klein
Gross
Klein
Gross
Opportunitäten und Bedürfnisse
Elterliche Bildung mittel ref.
   Tief
0.64\(^{*}\)
0.83
0.46\(^{***}\)
0.42\(^{***}\)
0.68\(^{*}\)
0.50\(^{*}\)
   Hoch
1.24
1.95\(^{**}\)
1.66\(^{***}\)
1.85\(^{**}\)
1.28
2.16\(^{**}\)
Elterliche Gesundheit
1.00
0.99
0.99
0.91\(^{*}\)
1.01
0.97
Gleiche Bildung ref.
   Tiefer
0.84
0.67
0.80
1.00
1.03
0.85
   Höher
1.35\(^{*}\)
1.53
1.59\(^{***}\)
1.69\(^{*}\)
1.71\(^{***}\)
1.59
Erwerbstätig ref.
   In Ausbildung
1.02
0.53\(^{**}\)
1.34
0.55
0.65
0.00\(^{***}\)
   Nicht erwerbstätig
0.90
1.05
0.90
0.51\(^{*}\)
0.66\(^{**}\)
0.68
Alter Kinder
Beziehungsstrukturen
Wohndistanz bis 5km ref.
   Koresidenz
0.96
1.39
0.86
2.89\(^{*}\)
0.55
1.31
   Bis 25km
1.31\(^{*}\)
0.96
1.08
1.14
1.27
1.13
   25km+
1.10
1.23
1.51\(^{**}\)
2.08\(^{**}\)
1.58\(^{**}\)
1.68
   Im Ausland
1.37
2.25\(^{**}\)
1.33
4.84\(^{***}\)
1.09
2.70\(^{*}\)
Wöchentlicher Kontakt ref.
   Monatlich
0.93
0.64
0.86
0.37\(^{***}\)
0.87
0.68
   Seltener
0.33\(^{***}\)
0.04\(^{**}\)
0.25\(^{***}\)
0.08\(^{***}\)
0.41\(^{***}\)
0.19\(^{**}\)
Hilfe an Kinder
1.04
1.07
1.17\(^{***}\)
1.29\(^{**}\)
1.04
1.27\(^{*}\)
Hilfe an Eltern
1.33\(^{***}\)
1.36\(^{***}\)
1.16\(^{**}\)
1.51\(^{***}\)
1.22\(^{***}\)
1.52\(^{***}\)
Familienstrukturen
Eltern getrennt
0.80\(^{*}\)
1.12
0.91
1.54\(^{*}\)
0.93
1.28
2. Elternteil lebt
0.48\(^{***}\)
1.28
0.85
1.26
0.83
0.81
Tochter-Mutter ref.
   Tochter-Vater
0.76\(^{***}\)
0.60\(^{***}\)
0.87\(^{*}\)
0.78
0.68\(^{***}\)
0.92
   Sohn-Mutter
0.59\(^{***}\)
0.81
0.69\(^{***}\)
1.05
0.61\(^{***}\)
1.20
   Sohn-Vater
0.47\(^{***}\)
0.62\(^{*}\)
0.54\(^{***}\)
0.76
0.35\(^{***}\)
0.96
Keine Geschwister ref.
   1
1.09
0.86
0.88
1.01
1.54
2.23
   2
0.82
0.60
0.74
0.92
1.43
1.58
   3+
0.71
0.65
0.91
0.99
1.22
1.52
Partner*in im Haushalt
1.08
0.97
1.41\(^{**}\)
1.16
0.87
1.32
Kinder im Haushalt
0.91
1.00
0.71\(^{**}\)
0.49\(^{***}\)
1.06
0.62\(^{*}\)
Gesellschaftliche Kontexte
Eltern in CH geboren ref.
   Nachbarstaat
1.35\(^{*}\)
0.73
1.05
0.49\(^{*}\)
0.93
1.11
   EU15/EFTA
0.85
1.72
0.89
0.77
0.69
0.66
   Sonstige
1.05
2.50\(^{***}\)
1.21
3.11\(^{***}\)
1.02
3.26\(^{*}\)
Geburt im Ausland
1.06
1.17
1.49\(^{*}\)
1.55
1.87\(^{*}\)
1.66
Sprachregion Deutsch ref.
   Französisch
1.43\(^{**}\)
1.30
1.13
1.37
1.31
1.22
   Italienisch
0.48\(^{***}\)
0.33\(^{*}\)
0.89
0.44
0.49\(^{*}\)
1.12
n
4071
3673
2214
Pseudo R2
0.08
0.11
0.08
Datenbasis SwissGen 2018/2019. Multinomiale logistische Regressionsmodelle, eigene Berechnungen, robuste Standardfehler, dargestellt sind Relative-Risk-Ratios. AV: Geld-, Sachgeschenke oder Zahlungen während der letzten 12 Monate gegeben (Ref.: Nein, Klein: bis 500 Fr., Gross: 500 Fr.+). Signifikanzniveaus: \(^{*}\) \(p < 0.05\), \(^{**}\) \(p < 0.01\), \(^{***}\) \(p < 0.001\).
Opportunitäten und Bedürfnisse spielen in allen Alterskategorien eine wichtige Rolle. Kinder aus tieferen Bildungsschichten geben im jüngeren Erwachsenenalter weniger kleinere, Kinder aus höheren Bildungsschichten dagegen häufiger grössere Geld- und Sachgeschenke an ihre Eltern. Im mittleren Erwachsenenalter zeigen sich die Unterschiede bei grossen und kleinen finanziellen Transfers. Bei Befragten ab 50 Jahren werden weniger finanzielle Zuwendungen an tief gebildete Eltern und mehr grössere Zuwendungen an hoch gebildete Eltern gegeben. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass grössere Geschenke eher in Familien gemacht werden, die finanziell besser dastehen. Dass finanzielle Transfers an Eltern aber auch dazu dienen, Ungleichheiten in Familien zu reduzieren, zeigt der Bildungsvergleich.
Weiter ist die Gesundheit der Eltern nur bei Befragten im mittleren Alter signifikant. In dieser Altersgruppe zeigt sich die grösste Varianz in der elterlichen Gesundheit. Bei jüngeren sind die Eltern oft noch bei guter Gesundheit, bei den älteren geht es den meisten Eltern bereits schlechter. Relevante Transferunterschiede gibt es daher nur in der mittleren Altersgruppe.
Bereits im jüngeren Erwachsenenalter geben Kinder häufiger kleine Geld- und Sachgeschenke an Eltern, die tiefer gebildet sind. In der mittleren und höheren Altersgruppe geben höher gebildete Kinder ihren tiefer gebildeten Eltern auch häufiger grössere Transfers. Sobald die höhere Bildung also in ein entsprechend höheres Einkommen umgesetzt werden konnte, unterstützen Bildungsaufsteiger*innen ihre Eltern auch häufiger mit finanziellen Zuwendungen. In Bezug auf den Erwerbsstatus ist im jungem Erwachsenenalter relevant, ob die Kinder noch eine Ausbildung absolvieren oder nicht. Im mittleren Erwachsenenalter mindert dagegen Erwerbslosigkeit die Möglichkeiten der Kinder grössere finanzielle Transfers zu leisten. Dies ist bei Befragten ab 50 Jahren dann eher für kleinere Zuwendungen wichtig.
Beziehungsstrukturen erweisen sich in allen Altersgruppen als wichtige Einflussfaktoren. Die Wohndistanz zeigt, dass Erwachsene, die auch im mittleren Erwachsenenalter bei den Eltern wohnen, mehr grosse Transfers an diese geben. Im jüngeren Erwachsenenalter und bei den ab 50-Jährigen zeigen sich keine signifikanten Zusammenhänge. Sobald die erwachsenen Kinder ein Alter erreichen, in welchem selbstständiges Wohnen die Norm ist, wird die zur Verfügung Stellung von Wohnraum also finanziell entschädigt.
Erst ab dem mittleren Erwachsenenalter geben Kinder auch mehr kleine und grosse Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen an Eltern, die weiter als 25 Kilometer entfernt wohnen. Darin zeigt sich, dass sich die Art der Beziehungspflege mit den finanziellen Möglichkeiten wandelt. Eltern, die im Ausland wohnen, werden dagegen in allen Altersgruppen häufiger mit grossen finanziellen Transfers unterstützt.
Die Kontakthäufigkeit ist in allen Altersgruppen bei seltener als monatlichem Kontakt mit weniger kleinen und grossen Geschenken assoziiert. Im mittleren Erwachsenenalter ist grössere finanzielle Unterstützung bereits bei monatlichem Kontakt seltener als bei wöchentlichem. Wer von seinen Eltern praktische Unterstützung bekommt, kann ab dem mittleren Erwachsenenalter im Austausch kleinere oder grössere finanzielle Transfers zurückgeben. Im jungen Erwachsenenalter ist dies hingegen noch nicht der Fall. Wer Mutter oder Vater hingegen praktisch unterstützt, hat in alles Altergruppen eine höhere Wahrscheinlichkeit dies auch finanziell mit kleineren oder grösseren Transfers zu tun.
Im Bereich der Familienstrukturen zeigen sich sowohl Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten der Altersgruppen. Die Beziehungssituation der Eltern ist nur in der jüngeren und mittleren Altersgruppe relevant. In der jüngeren Altergruppe zeigt sich eine Trennung der Eltern in weniger kleineren Geschenken, also eher in einer Schwächung der Solidargemeinschaft Familie. Im mittleren Erwachsenenalter zeigt sich, dass getrennte Eltern häufiger mit grösseren finanziellen Zuwendungen unterstützt werden. Auch hier zeigen separate Auswertungen, dass es sich dabei um getrennte Mütter handelt und getrennte Väter nicht häufiger grosse Transfers von ihren Kindern erhalten. Bei Befragten ab 50 Jahren spielt die Beziehungssituation der Eltern hingegen keine Rolle mehr.
Ob das zweite Elternteil bereits verstorben ist, erweist sich nur in der jüngsten Altersgruppe als relevant. Im späteren Erwachsenenalter liegt der Tod des Vaters oder der Mutter teilweise schon einige Jahre zurück sodass der Effekt weniger relevant für die Erklärung der finanziellen Zuwendungen ist. Geschlechterunterschiede sind hingegen in allen Altersgruppen präsent. Unabhängig von der Lebensphase gibt es die meisten Geld- und Sachgeschenke von Töchtern an Mütter. Darüber hinaus gibt es in der jüngsten Altersgruppe noch weniger grosse Transfers an Väter, dies ist später nicht mehr der Fall.
Während die Zahl der Geschwister in keiner Lebensphase für die Vergabe von finanziellen Transfers an Eltern relevant ist, zeigen sich bei eigenen Kindern signifikante Zusammenhänge ab dem mittleren Erwachsenenalter. 35- bis 49-Jährige, die mit Partner*in im Haushalt leben, geben häufiger kleine Transfers. Wer in dieser Altersspanne hingegen mit eigenen Kindern im Haushalt lebt, gibt seltener kleine und auch grosse Transfers an Mutter oder Vater. Bei den über 50-Jährigen ist nur noch eine geringe Wahrscheinlichkeit für grosse Transfers sichtbar. Diese Ergebnisse bestätigen den Fokus auf die selbst gegründete Familie in der mittleren Lebensphase. Wenn Kinder noch zuhause wohnen sind die Bereitschaft und die Möglichkeiten zur finanziellen Solidarität mit der Herkunftsfamilie geringer, da sich die Solidarität stärker auf die konkurrierende Solidargemeinschaft der gegründeten Familie konzentriert.
Die Variablen zur Erfassung der gesellschaftlichen Kontexte zeigen, dass Eltern aus Nachbarstaaten von jungen erwachsenen Kindern etwas häufiger kleinere finanzielle Zuwendungen erhalten. Im mittleren Erwachsenenalter erhalten sie dagegen weniger grössere Transfers. Hier könnte es sich um einen Ausgleichseffekt über den Lebenslauf handeln. Eltern aus Drittstaaten erhalten hingegen in allen Altersgruppen häufiger grosse Transfers. Bei höherem Bedarf unterstützen erwachsene Kinder mit Migrationsgeschichte ihre Eltern also bereits in jungen Jahren. Wer selbst im Ausland geboren wurde hat insbesondere im höheren Erwachsenenalter eine höhere Wahrscheinlichkeit Geld- und Sachgeschenke an die Eltern zu geben. Möglicherweise konnte erst dann eine finanzielle Stabilität erreicht werden, die Finanztransfers an Eltern zulässt.
Bei den Sprachregionen zeigt sich in der französischsprachigen Schweiz im jungen Erwachsenenalter eine grössere Wahrscheinlichkeit für kleinere Geschenke. Dies im Ausgleich für die höhere Wahrscheinlichkeit im jungen Erwachsenenalter in der Romandie mehr grosse Transfers von den Eltern zu erhalten. In der italienischsprachigen Schweiz finden in allen Altersgruppen weniger Transfers an Eltern statt. Im jungen Erwachsenenalter betrifft dies sowohl kleinere als auch grössere Zuwendungen. Im mittleren Erwachsenenalter sind grössere Transfers seltener, mit steigender Bedürftigkeit der Eltern im höheren Alter sind kleinere Geschenke seltener.

6.3 Zwischenfazit

Manche Eltern lassen ihren erwachsenen Kindern finanzielle Transfers zukommen, manche Kinder unterstützen ihre Eltern finanziell. Die letzten beiden Abschnitte haben untersucht, welche Einflussfaktoren sich positiv und welche sich negativ auf den Geldfluss in Generationenbeziehungen auswirken. Dabei wurde zwischen kleineren Zuwendungen und grösseren Unterstützungsleistungen unterschieden sowie untersucht, ob sich die Zusammenhänge in allen Altersgruppen zeigen oder auf spezifische Altersgruppen zurückzuführen sind.
Die theoretischen Ausführungen legten nahe, dass es für kleinere und grössere Transfers unterschiedliche Motivationen und Mechanismen geben könnte. Bei kleineren Transfers zeigen sich relevante Unterschiede nach elterlicher Bildung und Sprachregion. In tieferen Bildungsschichten, bei einer grossen Geschwisterzahl sowie in der italienischssprachigen Schweiz sind Geld- und Sachgeschenke weniger häufig als in höheren Bildungsschichten und der deutschsprachigen Schweiz. Darin spiegeln sich aber eher geringere finanzielle Mittel und nicht eine tiefere Verbundenheit der Generationen wider (König 2023; Szydlik 2023). Kleinere finanzielle Transfers können aber durchaus ein Anzeichen für mehr Investitionen in die Beziehung sein. Dafür spricht, dass kleinere Transfer eher in Generationenbeziehungen mit Töchtern und Müttern fliessen und mit Geschenken auch Wohndistanzen etwa ins benachbarte Ausland überbrückt werden können.
Grosse finanzielle Transfers erhalten erwachsene Kinder insbesondere während ihrer Ausbildung und von höher gebildeten Eltern. Darin zeigt sich eine starke Relevanz des Statuserhaltsmotivs. Wer den sozialen Abstieg der eigenen Kinder verhindern will, muss umso mehr in deren Zukunft investieren, je höher die eigene soziale Position ist. Da mit höherer elterlicher Bildung auch mehr finanzielle Möglichkeiten zur Unterstützung einhergehen, wird Generationensolidarität zur Reproduktion von Bildungsungleichheiten führen. Eltern erhalten dagegen häufiger grosse finanzielle Transfers, wenn sie im Ausland geboren sind und noch im Ausland leben. Erwachsene Kinder, die in die Schweiz migriert sind, unterstützen ihre Eltern mit Rücküberweisungen, selbst wenn sie sich selbst in einer prekären finanziellen Situation befinden. Dies dürfte eher zu einer Verschärfung der Ungleichheiten beitragen, da migrierte Personen in einer schlechteren finanziellen Situation sind als Personen, die in der Schweiz geboren wurden.
Die Ergebnisse zeigen ausserdem, dass sich manche Zusammenhänge in allen Altersgruppen zeigen, andere hingegen in einer spezifischen Lebensphase mit finanziellen Transfers zusammenhängen. Insgesamt spielen die Bedürfnisse der Kinder bei abwärts fliessenden Transfers im jungen Erwachsenenalter eine wichtigere Rolle. Von finanziellen Transfers profitieren Kinder in Ausbildung, Töchter und Kinder, die weiter von ihren Eltern weg wohnen. Im mittleren Erwachsenenalter werden Opportunitäten der Eltern wichtiger. Mütter und Väter geben mehr, wenn sie eine höhere Bildung und bessere Gesundheit und weniger andere Kinder haben. Im höheren Alter erweist sich die Kontakthäufigkeit und die Wohndistanz als besonders relevant. Wer bis ins höhere Alter regelmässigen Kontakt zu Mutter oder Vater hält, profitiert eher von Geld- und Sachgeschenken. Finanzielle Zuwendungen können von Eltern auch eingesetzt werden, um das Interesse der jüngeren Generation aufrecht zu erhalten, die mit zunehmendem Alter weniger Interesse am Generationenkontakt hat (Bühler-Niederberger 2020, S. 61).
In allen Altersgruppen werden Eltern, die im Ausland leben, von ihren erwachsenen Kindern mit grossen finanziellen Transfers unterstützt. Dies gilt insbesondere für Eltern, die nicht in EU- oder EFTA-Staaten geboren wurden. Ab dem mittleren Erwachsenenalter wird zunehmend sichtbar, dass sich Bildungsinvestitionen lohnen. Höher gebildete Kinder geben mehr Geld-, Sachgeschenke und Zahlungen an ihre Eltern. Eine Fokusverlagerung von der Herkunfts- zur eigenen Familie führt jedoch ab dem mittleren Erwachsenenalter zu weniger Transfers an Eltern, wenn eigene Kinder geboren wurden.
Finanzielle Transfers fliessen an Kinder in Ausbildung und Eltern im Ausland. Dadurch können sie Ungleichheiten innerhalb von Familien reduzieren. Stärkere Bildungsinvestitionen von höheren Schichten und die finanzielle Belastung von eingewanderten Erwachsenen können Ungleichheiten zwischen Familien aber verstärken. Die relevantesten Einflüsse auf finanzielle Transfers ergeben sich hier aus dem Zusammenspiel von Bildung der Eltern und der Kinder, sowie von Migrationsgeschichte der Eltern und Kinder. Bei kleinen Transfers erweist sich zudem das Zusammenspiel der Geschlechter als hoch relevant für die Stärkung der Generationenbeziehung durch kleinere Zuwendungen. Die multivariate Analyse auf der Mikroebene liefert damit erste Hinweise auf die Auswirkungen von finanziellen Transfers auf Ungleichheitsstrukturen. Im nächsten Teil werden mögliche Rückschlüsse auf die Makroebene genauer betrachtet.
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Anhänge

Elektronisches Zusatzmaterial

Metadaten
Titel
Aktuelle Transfers zwischen Generationen
verfasst von
Tamara Bosshardt
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43924-8_6

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