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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Antifeminismus als intersektionale Ideologie

Überlegungen zur Brauchbarkeit intersektionaler Analysen im Nachgang der rassistischen Instrumentalisierungen der Kölner Silvesternacht 2015/2016

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Zusammenfassung

Im vorliegenden Beitrag soll ausgehend von den Debatten rund um die Bewertung der sexualisierten Übergriffe in der Silvesternacht in Köln 2015/2016 die Brauchbarkeit von intersektionalen Ansätzen für die Analyse des Verhältnisses von Antifeminismus, Rassismus und Sexismus und den rechtsextremen Vereinnahmungen von Sexismuskritik diskutiert werden. Dafür werden in einem ersten Schritt unterschiedliche Positionen im Diskurs aufgezeigt und über eine Zusammenfassung der zentralen Kritikpunkte an Intersektionalitätstheorien die Notwendigkeit eines identitäts- und gesellschaftskritischen Verständnisses von Intersektionalität herausgearbeitet. Nach kurzen Erläuterungen zur Bedeutung von Antifeminismus im Kontext rechtsextremer Ideologie folgen Überlegungen dazu, Antifeminismus als intersektionale Ideologie zu bestimmen und die Verwobenheit mit anderen Ideologien der Ungleichheit sowie ihre gegenseitige Ermöglichung sichtbar zu machen. Dabei soll sich anknüpfend an Karin Stögners Konzept einer Intersektionalität von Ideologien zeigen, dass eine intersektionale Perspektive bereichernd zur Analyse von Antifeminismus sowie auch rechtsextremen Instrumentalisierungen sexualisierter Gewalt betragen kann. Abschließende Überlegungen versuchen, diese auch in Zusammenhang mit politischer Bildungsarbeit zu bringen und Möglichkeiten der Anwendung aufzuzeigen.

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Fußnoten
1
Winker und Degele (2009, S. 37 f.) schlagen beispielsweise anküpfend an Cornelia Klinger und Gudrun-Axeli Knapp (2008) vor, zwischen der gesamtgesellschaftlichen Struktur, symbolischen Repräsentationen und Identitätskonstruktionen zu unterscheiden, wenn es um die Untersuchung von Intersektionalität geht. Ilse Lenz (2010, S. 160) wiederum spricht von Debatten auf vier Ebenen, zu denen sie „Grundlagen der Identitätsbildung, sozialstrukturelle Ungleichheit, politische Diskurse, Mechanismen und Praktiken sowie kulturelle Repräsentation von Ungleichheiten und Differenzen“ zählt.
 
2
Dietze verwendet den Begriff Anti-Genderismus um aktuelle Politiken und Bewegungen zu umschreiben, die sich gegen Gender Studies, Gender Theorien sowie politische Praxen, die für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt eintreten, richten. Da in den letzten Jahren jedoch zunehmen Kritik an dem Begriff laut wurde, wird in diesem Beitrag Antifeminismus bevorzugt. In den dazu gehörigen Debatten wird einerseits darauf verwiesen, dass es sich bei Begriff Genderismus um einen Term handelt, der ursprünglich vom Soziologen Ervin Goffman stammt, der damit das genaue Gegenteil, nämlich den Zwang bezeichnete, dass alle Menschen ein bestimmtes soziales Geschlecht haben sollen. Da er erst von den Gegner*innen umgedeutet beziehungsweise neu besetzt wurde, handelt es sich um antifeministisches Vokabular, dessen Verbreitung nicht durch die weitere Verwendung Vorschub geleistet werden sollte (Scheele 2016; Mayer und Goetz 2019).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Antifeminismus als intersektionale Ideologie
verfasst von
Judith Goetz
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36310-9_4