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03.09.2018 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Blockchain intelligent einsetzen

4:30 Min. Lesedauer

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Autoren: Dr. Michael Seibold, Manager, und Sebastian Stöcker, Senior Consultant, beide Berg Lund & Company 

Das Thema Blockchain ist allgegenwärtig. Dennoch lohnt die Blockchain nur dort, wo sie ihre Stärken ausspielen kann. Deshalb sollte ein Einsatz gut überlegt sein.

Der Hype um die Kryptowährung Bitcoin und die dahinter liegende Blockchain-Technologie nahm in der Vergangenheit absurde Züge an. Das US-amerikanische Unternehmen Long Island Ice Tea beispielsweise benannte sich vergangenes Jahr um in "Long Blockchain" und steigerte seinen Aktienwert um rund 500 Prozent. Das Unternehmen versprach, zukünftig mit Firmen zusammenzuarbeiten, die Distributed-Ledger-Technologien entwickeln, bei der, mittels dezentral geführter Kontobücher, eine zentrale Instanz überflüssig gemacht wird. Garantien oder definitive Vereinbarungen gab es nicht. Studien belegen zudem, dass fast drei Viertel der etablierten Unternehmen einen Einsatz von Blockchains in Betracht ziehen. Sie ist, so scheint es, ein Must Have.

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Echte Vorteile contra Hype

Erste erfolgreiche Umsetzungen von Blockchain-basierten Anwendungen zeigen das Potenzial der Technologie auf. Die Santander Bank bietet mit ihrem internationalen Zahlungsverkehrssystem auf Basis der Ripple-Blockchain mit "One Pay FX" Auslandszahlungen noch am gleichen Tag an, die sonst mehrere Tage oder gar Wochen dauern. Daneben lässt sich aber eine Vielzahl an Akteuren beobachten, die eher wegen des Hypes denn wegen konkret erzielbarer Vorteile auf die Blockchain setzen.

  • Die Optimisten: Diejenigen, die sich von der Blockchain mittelfristig Vorteile versprechen und in sie investieren, ohne bereits konkrete Anwendungsfälle zu kennen. Über Blockchain Challenges fordern diese Unternehmen dann Entwickler auf, an möglichen Anwendungsfällen zu tüfteln.
  • Die Mitläufer: Der Hype, die jahrelange Visibilität und das (mögliche) Potenzial der Technologie sorgen dafür, dass manche Unternehmen "irgendwas mit Blockchain" machen wollen. Was und mit welchem Mehrwert ist ihnen noch weniger klar als den Optimisten. Zumindest, so die Hoffnung, besitzen sie schon grundlegende Blockchain-Fähigkeiten, wenn irgendwann der Durchbruch erfolgt.
  • Die Dubiosen: Das sind Anbieter, die mit ihren Anwendungen lediglich vom Hype profitieren möchten. "CryptoKitties" sind ein Beispiel dafür, bei der digitale Katzen gesammelt, gezüchtet und auf dem Marktplatz verkauft werden können. Als Spekulationsobjekte bringen die Katzen bis zu mehrere 10.000 US-Dollar ein, sonstige wertstiftende Eigenschaften besitzen sie nicht. Weitere Beispiele sind insbesondere bei Kryptowährungen zu finden. Neben dem Bitcoin sind unzählige weitere digitale Zahlungsmittel entstanden. Leider sind aber laut der New Yorker Beratungsfirma Statis Group rund 80 Prozent aller Initial Coin Offerings betrügerisch. Und etliche Kryptowährungen sind gescheitert. Laut den Analysefirmen Dead Coins und Coinopsy mittlerweile mehr als 800.

Blockchain führt nicht immer zum Erfolg

Doch wo, abgesehen vielleicht von den dubiosen Anbietern, liegt das tatsächliche Problem bei der Blockchain? Ihre Implementierung bindet Ressourcen, belastet die IT-Abteilungen und verdrängt Innovationen in anderen Bereichen. Daher sollte der Einstieg in Distributed-Ledger-Anwendungen gut überlegt sein. Dabei erleichtert der Blick auf die Stärken und Schwächen der Technologie die Strategiefindung.

Noch immer sind Blockchains ineffizient und benötigen viel Energie. Beides sind bewusste Konsequenzen ihres Designs: Aufwand erzeugen, um Verfälschungen der transportierten Daten unmöglich zu machen. Technische Alternativen wie Tangle sind zwar deutlich effizienter, im Vergleich zu etablierten Softwarelösungen, wie etwa ganz normalen Datenbanken, unterliegen sie aber. Das gilt insbesondere, wenn private Blockchains nur innerhalb eines Konzerns genutzt werden. Dann fehlen ihr zu den genannten Problemen wie langsame Geschwindigkeit und hoher Ressourcenbedarf noch die Vorteile einer offenen Blockchain.

Die Blockchain bietet Datensicherheit

Dabei bietet die Technologie durchaus positive Effekte, die Unternehmen berücksichtigen sollten. Hierzu gehören vor allem die Transparenz und das sehr hohe Vertrauen in die Richtigkeit der Daten. Informationen, die in der Blockchain gespeichert sind, bleiben auch dort. Manipulationen oder gar das Löschen von Inhalten sind schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Daran wirken alle beteiligten Knoten der Blockchain mit. Eine zentrale Kontrollinstanz, die über die Integrität der Daten wacht, ist nicht mehr notwendig. Auch aufwändige Einzelprüfungen eines jeden Nutzers entfallen. Die Effizienz steigt. In einem Umfeld, bei dem Informationen verschiedener externer Akteure zusammenlaufen, wo Abläufe dokumentiert werden müssen und das Vertrauen in die anderen Nutzer oder eine zentrale Instanz fehlt, bietet sich die Blockchain an.

Auf diese Stärken setzen auch Maersk und IBM. Beide Firmen stellten erst Anfang August "TradeLens" vor, eine Blockchain die einen weltweiten, sicheren Handel gewährleisten soll. Mehr als 94 Organisationen, darunter Häfen, Containerfrachter, Zollbehörden, Ladungseigentümer und weitere Logistikunternehmen, nehmen teil und sind in einer Blockchain zusammengekettet. Papierhafte Frachtbriefe und aktenordnerdicke Dokumentationen entfallen. Eine dezentrale Speicherung ist zwar Ressourcen-intensiv, sichert aber auch vollständige Transparenz zu. Manipulationen sind nahezu unmöglich.

Fünf-Fragen-Test hilft bei der Einschätzung

Distributed-Ledger-Technologien wie die Blockchain bieten unzweifelhaft Vorteile. Sie sind aber nicht in allen Situationen die beste Lösung. Sie dennoch einzusetzen, auch wenn eine bestehende Lösung effizienter und effektiver ist, nur um auch im großen Blockchain-Spiel mitzumachen, ist ein Irrweg. Ob sich ein Problem, ein Prozess, ein Geschäft besser via Blockchain lösen lässt, kann über einen kleinen Rundum-Check geprüft werden. Werden alle Fragen mit "Ja" beantwortet, kann die Blockchain eines der richtigen Mittel sein. Wenn nicht sollte von dieser Lösung Abstand genommen werden. 

  1. Ist das Problem vollständig umschrieben, verstanden und konkretisiert?
  2. Liegt ein Performance-Problem vor, bei dem mehrere (externe) Beteiligte involviert sind, die sich laufend abstimmen müssen?
  3. Fehlt eine vertrauenswürdige zentrale Instanz?
  4. Wurden bestehende Softwarelösungen analysiert und für nicht geeignet empfunden?
  5. Stehen Kapazitäten und Ressourcen auch für einen längeren Zeitraum zur Verfügung, um das Projektvorhaben erfolgreich zu meistern?

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