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31.08.2018 | Geldpolitik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kryptowährungen können Geld noch nicht ersetzen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Gegen einen flächendeckenden Zahlungsverkehr durch Kryptowährungen sprechen derzeit hohe Risiken und Kosten. Doch eine digitale Zentralbankwährung könnte dem Geld- und Kreditsystem positive Effekte bringen, meint eine aktuelle Analyse. 


"Der digitale Ursprung einer Kryptowährung verleiht dieser Eigenschaften, welche für Geld besonders wünschenswert sind. Die Einheit einer Kryptowährung lässt sich theoretisch unendlich teilen und ist somit prinzipiell als Recheneinheit geeignet. Das Angebot einer Kryptowährung ist in der Regel künstlich verknappt, was dazu führt, dass der Wert einer Einheit kontinuierlich steigt, solange die Nachfrage nach der Kryptowährung nicht nachlässt", schreibt das Springer-Autoren-Team im Kapitel "Kryptowährungen im Wettbewerb zu staatlichen Währungen und Gold" des Buchs "Die informierte Service-Ökonomie" (Seite 416). Demnach müssen Kryptowährungen, im Gegensatz zu Gold, nicht physisch gelagert werden und sind von jedem Ort der Welt, eine Internetverbindung vorausgesetzt, von Person zu Person übertragbar. Die formalen Eigenschaften von Kryptowährungen erfüllten grundsätzlich alle Anforderungen an die Geldfunktionen.

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Kryptowährungen fordern Geldpolitik heraus

Die Distributed-Ledger-Technologie soll Finanzintermediäre teilweise ersetzen können. Mithilfe von Bitcoins sind Transaktionen auf Peer-to-Peer-Basis möglich. Die Autoren zeigen, wie weit die neue Währung die Geldfunktionen erfüllt und welche Vorteile sie bringt.


Beim Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) bleiben die Fachleute hinsichtlich eines umfassenden digitalen Währungssystems eher skeptisch. "Das Konzept des Bitcoins und ähnlicher Kryptowährungen erzwingt mit steigender Nutzung zunehmend energieintensive Rechenoperationen und führt zu mitunter hohem Zeitbedarf für Transaktionen, sodass über Bitcoins auch nicht ansatzweise das Volumen und die Geschwindigkeit des internationalen Zahlungsverkehrs abgebildet werden könnte", sagt Salomon Fiedler, IfW-Experte für Geldpolitik und einer der Autoren der Analyse "Virtual Currencies", die im August 2018 veröffentlicht wurde.

Es mangelt an "zentralen, vertrauenswürdigen Gegenparteien"

Dabei unterscheiden die IfW-Analysten zwischen Digitalwährungen im Allgemeinen und gehandelten Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Bei letzteren werden Transaktionen und Autorisierungen mithilfe kryptografischer Technologien abgewickelt und "deshalb keine zentralen, vertrauenswürdigen Gegenparteien zur Zahlungsabwicklung benötigt", heißt es. Daher seien Bitcoins & Co. in ihrer heutigen Form nicht massentauglich. Ein weiteres Gegenargument sind die enormen Wertschwankungen. "Kryptowährungen können nicht auf einen fundamentalen Gegenwert zurückgeführt werden. Sie werden im Moment vor allem aus spekulativen Gründen gekauft", erläutert Fiedler. Bereits kleinere Ver- und Zukäufe der Investoren führten bei dem geringen Handelsvolumen und der vergleichsweise kleinen Zahl an Akteuren zu starken Kursschwankungen. Das erschwere ein klassisches Risikomanagement.

Außerdem sei die Entwicklung und Umsetzung eines Regelwerkes für Kryptowährungen noch nicht abgeschlossen. "Die Formulierung angemessener Regeln wird auch dadurch erschwert, dass Kryptowährungen sowohl als Währung als auch als Wertgegenstand Verwendung finden, woraus unterschiedliche und teils widersprüchliche Anforderungen an die Regulierung erwachsen", so Fiedler. "Für die Vergangenheit gibt es deutliche Hinweise darauf, dass auf Kryptobörsen die Preisbildung manipuliert wurde, etwa durch Scheinorders oder Handelsbots."

Kryptowährungen brauchen Vertrauen


Das Vertrauen der Menschen und Akteure am Markt in ihr Geld ist auch für Springer-Autor Patrick Rosenberger ein wichtiger Faktor, damit aus einer Kryptowährung ein echtes Zahlungsmittel wird. Er schreibt im Kapitel "Zukunftswährung Bitcoin" des Buchs "Bitcoin und Blockchain" (Seite 13): 

Damit Geld zu Geld wird, bedarf es nicht einfach der Einführung der Zentralbanken, sondern zunächst einem weit wichtigeren Faktor: Vertrauen. Vertrauen stellt eine unverzichtbare Grundlage jeder Kooperation dar und ist ein obligatorischer Faktor jedes funktionierenden Währungssystems und eines der Kernelemente jeder Form von Zahlungstechnologie."

Kryptogeld als Zentralbankwährung

Bessere Chancen räumt das IfW Kiel dagegen einer digitalen Zentralbankwährung ein, die für mehr Stabilität im Finanzsystem und zur Disziplinierung von Geschäftsbanken sorgen könne. Dies sei der Fall, meinen die Autoren der Analyse, wenn sie in ihrer Funktion Bargeld als gesetzlichem Zahlungsmittel gleichgestellt wäre. Damit würden Geschäftsbanken ihr Privileg verlieren, als einzige Institutionen Geld für private Haushalte in Form von Sichteinlagen aufzubewahren, etwa auf einem Girokonto oder in Form von Tagesgeld. Diese Lösung wäre disruptiv für das bisherige Bankensystem und würde Anreize zugunsten eines Vollgeldsystems setzen, insbesondere wenn dies mit einer Lockerung der traditionellen Einlagensicherung einher ginge.

"Die Möglichkeit der Geschäftsbanken zur Geldschöpfung wäre eingeschränkt. Wenn sie ihre Bilanzsummen aufrechterhalten möchten, müssten sie entweder ihre Zinsen und Konditionen für Einleger verbessern oder auf alternative Finanzierungsarten ausweichen", so Fiedler. Der Zentralbank fiele eine stärkere Kontrollfunktion zu über die im Umlauf befindliche Geldmenge, was dem Finanzsystem mehr Stabilität verleihen würde. Allerdings rechnen die IfW-Analysten in diesem Fall mit erheblichen Verwerfungen auf dem Finanzsektor, auf die sich die Banken einstellen müssten.

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