Das Interesse ausländischer Investoren an mittelständischen Unternehmen in Deutschland wächst. Vor allem der Technologiesektor gilt unter den Geldgebern als besonders attraktiv, zeigt eine aktuelle Analyse.
Investoren sind eine interessante Option für Unternehmen, um das Wachstum anzukurbeln und mehr Kapital zu beschaffen. Doch es braucht gute Geschäftskonzepte und wirtschaftliche Perspektiven, um potenzielle Kapitalgeber zu überzeugen. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) hatten es vor allem in den vergangenen Jahren oft schwer, finanzstarke Partner auf sich aufmerksam zu machen. Doch für Firmen im Technologiebereich eröffnen sich derzeit in diesem Bereich neue Potenziale, wie der aktuelle Bericht "Destination Deutschland: M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2023" belegt.
Zahl der PE-Deals 2023 leicht gestiegen
In der Analyse befasst sich die Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (Pwc) mit den Transaktionsaktivitäten ausländischer Investoren in Deutschland und deren steigendem Interesse, ihr Kapital im deutschen Mittelstand anzulegen. Die Experten haben hierfür Deals untersucht, die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 15. November 2023 angekündigt wurden. Nicht berücksichtigt wurden Aktivitäten, die in der Zwischenzeit abgesagt oder abgebrochen wurden. Das Datenmaterial basiert auf Thomson Reuters, Merger Market und Unquote.
Die Erhebung belegt, dass in 2023 mit 1.178 mehr Transaktionen als im Vorjahr durchgeführt wurden. Allerdings lag das Gesamtvolumen im abgelaufenen Jahr mit geschätzt 56 Milliarden Euro deutlich unter dem Niveau der Vorjahre.
Technologiefirmen und industrielle Fertigung im Blick
Dabei stellen die Analysten fest, dass vor allem Private-Equity-Investoren (PE-Investoren) fast die Hälfte der entsprechende Aktivitäten (43,6 Prozent) auf dem deutschen Markt vorangetrieben haben. Jeder vierte Deal mit Beteiligung ausländischer Investoren (27,4 Prozent) wurde im Technologiesegment abgeschlossen. Strategisch ausgerichtete Investoren rücken hingegen Deals mit Unternehmen aus der industriellen Fertigung in den Fokus.
Insgesamt offenbaren die Pwc-Zahlen, dass sich bei den Transaktionen häufiger europäische Geldgeber beteiligen, aber die nordamerikanischen, britischen und Schweizer Investoren steuern höhere Summen bei, wenn sie ein Unternehmen ins Auge fassen. Dabei gewinnt das KMU-Segment an Attraktivität, während die Zahl sogenannter Megadeals gleichzeitig rückläufig ist.
Trend zu kleineren Transaktionen
Ausländische PE-Investoren erhöhten der Studie zufolge auf dem deutschen M&A-Marktes ihre Präsenz im Segment der kleinen und mittleren Transaktionen in den vergangenen drei Jahren deutlich: Der PE-Anteil an kleineren Deals von weniger als 50 Millionen Euro wird voraussichtlich von 57 Prozent im Vorjahr auf 77 Prozent steigen (112 versus 198 Transaktionen).
Zugleich wird der Anteil der Mega-Deals am gesamten PE-Transaktionsaufkommen von 60 Prozent im Vorjahr auf geschätzt 48 Prozent sinken (von 15 auf 12 Deals). Diese Entwicklung spiegele sich im durchschnittlichen Transaktionswert wider. Dieser ist bei PE-Deals von 195 auf 100 Millionen Euro gesunken.
KMU bieten Alternative zu großen Deals
Investitionen in KMUs werden attraktiver, wenn größere Transaktionen schwieriger zu finanzieren sind. Darüber hinaus wurden viele große Verkäufe, die sogenannten Exits, von den PE-Investoren angesichts einer ungünstigen wirtschaftlichen Lage auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Trotz einem Rückgang der M&A-Aktivitäten werden hochqualitative Assets weiterhin zu attraktiven Preisen gehandelt. Dies spiegelt ein bleibendes Interesse der ausländischen Investoren an nachhaltigen, agilen und innovativen Unternehmen wider", erläutert Steve Roberts,Partner, EMEA Private Equity Leader bei Pwc Germany.