Skip to main content

22.03.2022 | Bilanz | Nachricht | Online-Artikel

BVR fordert baldige Abkehr vom Minuszins

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Volks- und Raiffeisenbanken weisen für das Jahr 2021 stabile Zahlen aus. Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen fordert der BVR von der EZB zügig die Zinswende. Die Institute selbst wollen sich unter anderem auf Nachhaltigkeit, bessere Prozesse und Services konzentrieren.

"Es fällt schwer, angesichts des Krieges die eigenen wirtschaftlichen Erfolge des Geschäftsjahres 2021 hervorzuheben", erklärt Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), bei der Vorstellung der Zahlen der genossenschaftlichen Bankgengruppe in Frankfurt. Dennoch seien die unmittelbaren Folgen für die Institute "sehr überschaubar". BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin bezeichnete das Ergebnis der insgesamt 772 Institute mit ihren 8.074 Bankstellen "dank eines lebhaften Kundengeschäfts" als solide. Das Wachstum bei Krediten, Einlagen und im Vermittlungsgeschäft habe zu einem Jahresüberschuss vor Steuern von 7,7 Milliarden Euro geführt. 

Der Zinsüberschuss, mit 73 Prozent wichtigste Ertragsquelle der Bankengruppe, stieg 2021 auf gut 16,5 Milliarden Euro. Im Vorjahr lag er bei 16,029 Milliarden Euro. Den Provisionsüberschuss gibt die genossenschaftliche Bankengruppe mit rund 5,986 Milliarden Euro an. 2020 waren es 5,662 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss nach Steuern beträgt zum Ultimo fast 1,9 Milliarden Euro (2020: 1.206 Milliarden Euro). Die Verwaltungsaufwendungen liegen laut BVR wie schon im Vorjahr bei fast 15 Milliarden Euro. 

BVR rechnet mit Preissteigerung von fünf Prozent

Das aktuelle Krisenumfeld bestimmt auch bei den Genossenschaftsbanken den Blick auf die gesamtwirtschaftliche Zukunft und Prognosen. Auf grund stark steigender Energiepreise und damit verbundener hoher Kostensteigerungen, wegfallenden Im- und Exporten sowie der Ungewissheit über den Fortgang des Krieges in der Ukraine rechnet der BVR mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um rund fünf Prozent im Jahresdurchschnitt und einem realen Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. "Vor dem Beginn des Krieges waren wir noch von einer Inflation von knapp drei Prozent und einem Wachstum von rund vier Prozent ausgegangen", so Kolak. 

Einen Abschied von den Minuszinsen noch in diesem Jahr wünscht sich daher die BVR-Chefin von der Europäischen Zentralbank (EZB). Damit würde das Institut zeigen, dass sie der hohen Inflation entschlossen entgegentritt. "Die Frage sollte nur noch sein wann und nicht ob", so Kolak.

VR-Banken treiben grüne Transformation voran

Die Bankengruppe konzentriert sich im Hinblick auf die aktuellen Krisen laut Neuvorstandsmitglied Daniel Quinten weiterhin auf die nachhaltige Transformation der europäischen Volkswirtschaften. "Der Ukraine-Krieg beschleunigt diese Notwendigkeit", so der Regulierungsexperte. Die Institute wollen in den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG) "sowohl den eigenen Fußabdruck betreffend als auch die Unterstützung unserer Privat- und Firmenkunden auf deren Weg zu mehr Nachhaltigkeit einen aktiven Beitrag leisten".

Allerdings habe sich "die wichtige EU-Taxonomie angesichts ihrer Komplexität zu einem Koloss entwickelt, der kaum umsetzbar erscheint", kritisiert Quinten. Es sei zweifelhaft, ob Kunden die nach Sustainable Finance Offenlegungsverordnung, Taxonomie und MiFID bereitzustellenden Informationen zur Nachhaltigkeit überhaupt verarbeiten können oder wollen. Sowohl Verbraucher, Real- und Finanzwirtschaft benötigten "ein praktikables, akzeptiertes Regelwerk". 

Bessere Prozess und neue Banking-App in Arbeit

Zudem arbeitet die Bankengruppe an strategischen Überlegungen für bessere Prozesse. Gemeinsam mit dem gruppeninterner IT-Dienstleister Atruvia arbeitet der Verband zum Beispiel an der Entwicklung einer neuen Banking-App. Anpassungen müsse es laut Kolak aber auch beim Leistungsangebot geben, "um über einen langen Zeitraum relevant beim Kunden zu bleiben". Denn nach einem steten Anstieg der Mitgliederzahlen in den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Zahlen seit 2019 rückläufig und liegen zum Ultimo bei 18.178 Millionen (2020: 18,421 Millionen; 2019: 18,545 Mitglieder).


print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

28.02.2022 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken ziehen wieder Fusionspläne aus der Schublade

09.03.2022 | Risikoanalyse | Infografik | Online-Artikel

Wo ein Zinsanstieg deutsche Banken trifft

14.07.2021 | Bilanz | Nachricht | Online-Artikel

BVR zieht für 2020 trotz Gewinneinbruch positive Bilanz