Viele Betriebe steuern ihre Finanzen im Unternehmensalltag oft vornehmlich nach Umsatz und Profitabilität, weniger nach den Gesichtspunkten der Überschussermittlung, also dem Cash Flow – zumindest in Kontinentaleuropa. In der angelsächsischen Unternehmenskultur spielt die Steuerung nach Cash Flow hingegen eine wesentlich wichtigere Rolle. Die laufende Liquidität wird, gerade wenn es gut läuft, weniger eng überwacht, da der Zugang zu Finanzierungsmitteln dann weniger kritisch ist.
Vorteile der Cash Flow-Steuerung
Dabei wird allerdings verkannt, dass ein optimierter Cash Flow viele unterschiedliche Vorteile mit sich bringt. Zum einen steigt die Kraft der Innenfinanzierung, sodass Investitionen einfacher und flexibler getätigt werden können. Neue Anlagen können erworben werden, ohne dass die Hausbank mitzureden hat. Zum anderen senkt ein optimierter Cash Flow das Finanzierungs- und Liquiditätsrisiko und hebt somit die Bonität der Unternehmen, beispielsweise für Kreditverhandlungen mit Geldhäusern.
Zudem ist der Cash Flow einer der wesentlichen Faktoren, wenn Investoren den Wert eines Unternehmens beziffern möchten, sodass dessen positive Gestaltung eigentlich im Interesse eines jeden Eigentümers oder Unternehmenslenkers sein sollte.
Wie sich der Cash Flow ermitteln lässt
Für die Ermittlung und Steuerung des Cash Flows gibt es zwei unterschiedliche Herleitungsmethoden – die direkte und die indirekte Methode. Insbesondere für Zwecke der Berichterstattung wird häufig auf die indirekte Anwendungsweise zurückgegriffen. Für Planungs- und Steuerungszwecke hingegen ist die direkte Methode zu bevorzugen. Warum? Die direkte Ermittlung des Cash Flows – also die Addition und Subtraktion der Einnahmen und Ausgaben – ermöglicht eine direkte Steuerung der operativen Einheiten im Unternehmen. Dazu gehören Einkauf, Vertrieb, Investitionscontrolling und weitere Bereiche. Dabei werden die relevanten Personen, die jeden Tag wichtige Entscheidungen über Einnahmen (als Vertriebler) oder Ausgaben (als Einkäufer) treffen, in den Planungs- und Reportingprozess eingebunden. Erfahrungsgemäß besteht bei der direkten Cash-Flow-Ermittlung auch viel mehr Verständnis in den operativen Einheiten.
Außerhalb des Finanz- und Rechnungswesens versteht kaum jemand, was eine "indirekte" für das Unternehmen bedeutet und inwiefern hier einzelne Entscheidungen das Ergebnis beeinflussen. So kann beispielsweise der Vertriebler oftmals deutlich genauer beziffern, wann welche Rechnungen von Kunden beglichen werden, als es ein Buchhaltungssystem könnte. Dieses enthält zwar alle korrekten Vertragsbestimmungen, kann aber nicht ermitteln, ob der Kunde sich daran halten wird, oder davon abweichend zahlt. Und genau diese Information und Transparenz bringt für ein auf der direkten Ermittlungsmethode basierendes Cash-Flow-Planungs- und Reportingsystem den entscheidenden Vorteil. Liquidität wird auf einmal tatsächlich steuerbar und ist nicht mehr nur ein Resultat des Rechnungswesens.
Mehr Transparenz hilft im operativem Geschäft
Durch die so gewonnene Transparenz werden nun auch die operativen Einheiten in die Lage versetzt, die Folgen ihres Handelns deutlich besser zu verstehen und somit zu einem besseren Cashflow des Unternehmens beizutragen. Außerdem wird das Cash Flow Management so aus der Unternehmenszentrale in die einzelnen Bereiche und Unternehmensteile getragen, wenngleich das Finanzwesen auch weiterhin federführend für die Steuerung und Absicherung der Zahlungsflüsse verantwortlich bleibt. Dies hat zur Folge, dass ein Unternehmen eine Kombination aus unterschiedlichen Komponenten für seine Steuerung verwendet. Und wenn es das gut macht, kann es auch noch mehr finanzieren.