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03.02.2020 | Corporate Governance | Nachricht | Online-Artikel

Nicht alle Banken reagieren auf Finanzsanktionen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2 Min. Lesedauer

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Handels- und Finanzsanktionen gegenüber einem Staat haben in der Regel die Beschneidung von Geschäftsbeziehungen zur Folge. Wie Banken auf diese politischen Maßnahmen reagieren, hängt oft von ihrem Standort ab, sagen Forscher.

Deutsche Banken reduzieren ihre Aktivitäten in von Finanzsanktionen betroffenen Ländern um rund 24 Prozent. Das gilt jedoch nicht für deren Zweigstellen und Tochtergesellschaften im Ausland. Zu diesem Ergebnis kommt der Forschungsbeitrag "Freeze! Financial sanctions and bank responses", den Volker Nitsch, Professor am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt, gemeinsam mit Stefan Goldbach von der Deutschen Bundesbank und Matthias Efing von der HEC Paris verfasst hat.

Auswertung anonymisierter Bundesbank-Daten

Der Untersuchung lagen anonymisierte Mikrodaten der Deutschen Bundesbank für den Zeitraum 2002 bis 2015 zugrunde. Alle deutschen Banken mit Auslandsaktivitäten sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Vermögenswerte und Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Geschäftspartnern monatlich bei der Zentralbank zu melden. Dabei werden Geschäftstätigkeiten von Töchtern und Filialen im Ausland nicht den deutschen Muttergesellschaften zugerechnet, sondern getrennt ausgewiesen.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die in Deutschland ansässigen Banken ihre Auslandspositionen in sanktionierten Ländern reduzieren, während Zweigstellen und Tochtergesellschaften im Ausland im Durchschnitt nicht erkennbar auf neu verhängte Sanktionen reagieren. Werden Sanktionen von der EU allein und nicht von der gesamten UN verhängt, werden zudem mehr Kredite von deutschen Niederlassungen in Ländern mit niedrigen Finanzstandards zur Verfügung gestellt als zuvor.

"Sämtliche Akteure müssen Transaktionen, die über einen gewissen Schwellenwert hinausgehen, an die Bundesbank melden, und wir haben – das ist das Spannende – Zugriff auf dieses Universum aller Transaktionen in anonymisierter Form", erläutert Nitsch. "Dadurch können wir auch unterschiedliche Reaktionen beobachten, je nachdem, in welchem Land der Akteur sitzt. Und wir können feststellen, dass es einen Unterschied macht, ob die Filiale in Brüssel sitzt oder auf den Cayman Islands, wo die Überwachung schwächer ausfällt." 

Mehr als zwei Millionen Einzeldaten analysiert

Die analysierten Mikrodaten, die mehr als zwei Millionen Einzeldaten umfassen, erlaubten zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Niederlassungen in Mitgliedsländern der Financial Action Task Force (FATF) und Nicht-FATF-Mitgliedsländern. Die FATF gilt als das wichtigste internationale Gremium zur Bekämpfung und Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.

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