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08.04.2024 | Corporate Social Responsibility | Interview | Online-Artikel

"Corporate Volunteering dient der Personalentwicklung"

verfasst von: Annette Speck

6 Min. Lesedauer

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Niclas Glaser ist Experte für Corporate Volunteering. Im Interview verrät er, warum die Freistellung von Mitarbeitenden für gemeinnützige Projekte die Produktivität fördert.

Springer Professional: Herr Glaser, warum ist für Unternehmen die Corporate Social Responsibility (CSR) so wichtig?

Niclas Glaser: CSR stellt ein entscheidendes Element im Ökosystem eines modernen Unternehmens dar. Es geht weit über die Rolle einer einfachen Wohltätigkeitsaktion hinaus und wird zunehmend als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie verstanden. Unternehmen werden heute nicht mehr nur durch ihre Produkte oder Dienstleistungen definiert, sondern auch durch ihr soziales und ökologisches Engagement.

CSR stärkt das Markenimage, indem es zeigt, dass ein Unternehmen über den eigenen Profit hinausdenkt und Verantwortung für größere soziale und ökologische Fragen übernimmt. Dieses Engagement kann das Vertrauen der Verbraucher erheblich verbessern, die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung erhöhen und sogar die Investitionsattraktivität steigern.

Reicht es für Unternehmen nicht mehr aus, ihrer sozialen Verantwortung rund um den Betrieb nachzukommen – also durch gute und sichere Arbeitsbedingungen und dem Streben nach Nachhaltigkeit im gesamten eigenen Wertschöpfungsprozess?

Innerbetriebliche Verantwortung bildet das Fundament, aber in unserer vernetzten Welt reicht dies allein nicht mehr aus. Unternehmen stehen zunehmend in der Verantwortung, ihren Einfluss geltend zu machen, um auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel und soziale Ungleichheit zu reagieren.

Die Verantwortung eines Unternehmens endet nicht an seinen Betriebsgrenzen; sie erstreckt sich über die gesamte Lieferkette und umfasst die Gemeinschaften, in denen das Unternehmen tätig ist. Ein global agierendes Unternehmen wird von seinen Stakeholdern nicht nur nach seinen direkten Geschäftspraktiken beurteilt, sondern auch nach seinem Beitrag zu einer nachhaltigen globalen Entwicklung.

Welche unterschiedlichen Wege können Firmen gehen, um soziale Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen?

CSR ist kein Einheitskonzept und sollte maßgeschneidert sein, um die spezifischen Stärken und Kapazitäten eines Unternehmens zu reflektieren. Einige Unternehmen mögen sich für nachhaltige Produktionsmethoden entscheiden. Andere unterstützen vielleicht direkte soziale Initiativen in Gemeinschaften, die von ihren Geschäftsaktivitäten betroffen sind.

Corporate Volunteering ist eine besonders wirkungsvolle Herangehensweise, da es die Mitarbeiter direkt in CSR-Aktivitäten einbindet und somit die Unternehmenskultur stärkt. Dieses direkte Involvement verankert die CSR-Ziele nicht nur in der Unternehmensstrategie, sondern macht sie auch im täglichen Geschäftsbetrieb greifbar und lebendig.

Wer entscheidet Ihrer Erfahrung nach in den Unternehmen darüber, ob beziehungsweise welches Corporate-Volunteering-Projekt ausgewählt wird?

Die Entscheidung über Corporate-Volunteering-Projekte sollte durch einen transparenten und partizipativen Prozess getroffen werden, der alle Stakeholder einbezieht. Dies umfasst Führungskräfte, HR, CSR-Verantwortliche und vor allem die Mitarbeiter selbst.

Eine Plattformlösung kann diesen Prozess unterstützen, indem Vorschläge gesammelt, Diskussionen geführt und Abstimmungen organisiert werden. Das vereinfacht die Kommunikation, erhöht die Transparenz des Prozesses und kann auch das Engagement sowie die Beteiligung der Mitarbeiter fördern. Gleichzeitig lassen sich Fortschritte und Ergebnisse der Projekte besser überwachen. 

Ist das Engagement in Corporate-Volunteering-Projekten freiwillig oder können Unternehmen ihren Mitarbeitenden die Teilnahme auch vorschreiben?

Engagement in Corporate-Volunteering-Projekten sollte grundsätzlich freiwillig sein. Die Freiwilligkeit ist entscheidend, da sie die intrinsische Motivation der Mitarbeiter stärkt. Wenn Mitarbeitende sich aus eigener Überzeugung engagieren, spiegelt dies ihre persönlichen Werte wider und führt zu einer authentischeren und nachhaltigeren Beteiligung.

Ein von der Unternehmensführung vorgeschriebenes Engagement kann hingegen als Zwang empfunden werden und möglicherweise zu Widerstand führen, was die positiven Effekte von CSR-Aktivitäten untergräbt. Darüber hinaus trägt Freiwilligkeit dazu bei, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die auf gemeinsamen Werten und dem gegenseitigen Respekt basiert.

Unternehmen, die Freiwilligkeit fördern, berichten häufig von einer stärkeren Mitarbeiterbindung, erhöhter Arbeitszufriedenheit und einer Verbesserung des allgemeinen Arbeitsklimas. Corporate Volunteering dient also der Personalentwicklung. Denn Mitarbeiter lernen im Idealfall durch die Übernahme von Projekt-Verantwortung Führungskompetenz sowie Fähigkeiten in der Teamarbeit und Problemlösung.

Letztlich kann freiwilliges Engagement das Image eines Unternehmens sowohl intern als auch extern stärken, indem es zeigt, dass das Unternehmen seine Mitarbeiter wertschätzt und sie in Entscheidungen einbezieht, die über den Geschäftsalltag hinausgehen.

Was haben die Firmen davon, wenn sie Mitarbeitende für ehrenamtliches Engagement freistellen? Besteht nicht die Sorge, dass die Produktivität darunter leidet; erst recht angesichts des verbreiteten Fachkräftemangels?

Statistische Erhebungen legen nahe, dass Unternehmen mit einer ausgeprägten CSR-Richtung nicht nur eine bis zu 48 Prozent höhere Mitarbeiterloyalität erreichen, sondern auch eine um etwa 29 Prozent gesteigerte Produktivität vorweisen können.

Wer Mitarbeiter für ehrenamtliches Engagement freistellt, investiert damit in eine Unternehmenskultur, die auf Gemeinschaft, Verantwortung und Mitarbeiterentwicklung abzielt. Die Vorteile solcher Programme können vielfältig sein.

So kann das Engagement der Mitarbeiter in gemeinnützigen Projekten zu einer erhöhten Arbeitszufriedenheit führen. Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen und die Möglichkeit haben, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, sind oft motivierter und engagierter bei der Arbeit. Dies steigert die Produktivität steigern, statt sie zu mindern. Auch wenn Mitarbeiter zeitweise abwesend sind, kann das, was sie aus ihren Erfahrungen mitbringen – wie neue Perspektiven, Fähigkeiten und ein gestärktes Teamgefühl – langfristig von unschätzbarem Wert für das Unternehmen sein.

Eine starke CSR-Strategie kann auch als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb um Talente dienen. Studien zeigen, dass insbesondere die jüngere Generation Wert auf sinnvolle Arbeit und die ethischen Standards ihres Arbeitgebers legt. Somit positioniert das Angebot von Corporate-Volunteering-Programmen ein Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber und hilft dabei, talentierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

In der externen Wahrnehmung kann die Freistellung von Mitarbeitenden für ehrenamtliche Tätigkeiten das öffentliche Image eines Unternehmens positiv beeinflussen und zu einer stärkeren Kundenbindung führen, da Verbraucher zunehmend Unternehmen bevorzugen, die soziale Verantwortung übernehmen.

Doch wie lässt sich vermeiden, dass CSR-Aktivitäten wie Corporate Volunteering als reine PR-Maßnahme genutzt und verstanden werden?

Dafür ist es wichtig, dass die Unternehmen Authentizität und echtes Engagement in den Vordergrund stellen. Dies beginnt bei der Auswahl von Projekten, die eine klare Verbindung zum Kerngeschäft des Unternehmens oder zu den Werten der Unternehmenskultur aufweisen sollten. Wenn Mitarbeiter in Projekte involviert sind, die ihnen am Herzen liegen und die ihre eigenen Werte widerspiegeln, dann ist das Engagement oft authentischer und das spüren auch externe Beobachter.

Eine transparente Kommunikation ist ebenfalls entscheidend. Unternehmen sollten offenlegen, welche Ziele sie mit ihren Corporate-Volunteering-Aktivitäten verfolgen und wie diese zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele beitragen. Indem sie über den gesamten Prozess berichten - und nicht nur über die Erfolge -, können Unternehmen demonstrieren, dass es ihnen um mehr als nur das eigene Image geht.

Zudem hilft die Einbindung von Volunteering-Aktivitäten in eine langfristige CSR-Strategie dabei, den Eindruck zu vermeiden, dass es sich um eine einmalige PR-Aktion handelt. Kontinuierliches Engagement zeigt, dass das Unternehmen sich langfristig verpflichtet fühlt und nicht nur kurzfristige Imagepflege betreibt.

Eine weitere Maßnahme ist, die Ergebnisse und den Impact der Corporate-Volunteering-Aktivitäten zu messen und zu teilen. Das kann durch die Veröffentlichung von Berichten über die erreichten Fortschritte oder durch Studien erfolgen, die den Einfluss der Aktivitäten auf die Gemeinschaft oder Umwelt aufzeigen.

Zu guter Letzt können Unternehmen Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen eingehen, die bereits eine starke Reputation in ihrem Bereich haben. Solche Partnerschaften können die Glaubwürdigkeit der CSR-Bemühungen eines Unternehmens erhöhen, da sie zeigen, dass das Unternehmen bereit ist, mit erfahrenen Akteuren zusammenzuarbeiten, um einen echten Unterschied zu machen.

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