Die Anwendung digitaler Methoden bietet die Chance, Kommunikationswissenschaften und Ökonomik enger zu verknüpfen. So besteht in der Konjunktur- und der Finanzmarktforschung seit einigen Jahren ein wachsendes Interesse an der Einbeziehung von Medieninhalten, allerdings meist ohne Rückgriff auf die Kommunikationswissenschaften. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über Ansätze zur Einbeziehung von Medieninhalten in der Wirtschaftsforschung und stellt einen neuen, multidimensionalen Indikator vor, der wirtschaftspolitische Unsicherheit auf der Grundlage des Topic-Modelling-Verfahrens Latent Dirichlet Allocation (LDA) misst: den Uncertainty Perception Indicator (UPI). Auf dieser Basis zeigen wir, wie sich der in der Ökonomik populäre Begriff des „Narrativs“ operationalisieren und mit dem kommunikationswissenschaftlichen Konzept des Frames verknüpfen lässt.
Die Zeitschrift enthält in der Regel vier größere Aufsätze (Forschungsberichte), dazu Personalien (Laudationes bei Geburtstagen von Fachvertretern, Berufungen, Habilitationen sowie Nachrufe) und Buchbesprechungen. Gelegentlich ist dem Heft auch eine Kolumne/Gastessay vorangestellt.
Verschiedene Arbeiten beschreiben Journalisten aus der Perspektive der Cultural Studies als Storyteller eines gesellschaftlichen Narrativs (vgl. Lünenborg 2005; Roeh 1989; Tuchman 1976), das Identität stiftet, indem es bestimmte Weltsichten und Werte vermittelt (vgl. Bird und Dardenne 2009; Hickethier 1997).
Entsprechend konzentrieren sich klassische Inhaltsanalysen auf Zeitpunkte oder kurze Zeitabschnitte, an denen die Berichterstattung erhoben und verglichen wird. Dieser Ansatz findet seine Entsprechung in der Ökonomik in der komparativ-statischen Analyse, die verschiedene Gleichgewichtszustände miteinander vergleicht, jedoch die Anpassungswege zwischen zwei Gleichgewichten nicht zu beschreiben in der Lage ist. Betrachtet man das Narrativ als temporalen Begriff, wird umso deutlicher, warum die Zeitreihen-fokussierte Ökonomik derartige Affinität für den Begriff entwickelt hat.
So findet sich in der Gemeinschaftsdiagnose der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute vom April 2018 der Begriff Unsicherheit 15-mal, jeweils im Kontext von politischen Prozessen. Insbesondere: die künftige Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik, zumal der Handelspolitik; die Umsetzung der im deutschen Koalitionsvertrag angekündigten zusätzlichen Ausgaben und Entlastungen; die Auswirkungen dieser Unsicherheit auf die Finanzmärkte und auf die Stimmung bei den Unternehmen; Regulierungen des französischen Arbeitsmarkts (vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose 2018).
Bei einer LDA, die einen langen Zeitraum (hier: 24 Jahre) umspannt, ist es möglich, dass die relative Größe von Topics sich im Zeitablauf verändert, weil das dahinterliegende Modell Veränderungen in der Berichterstattung nicht hinreichend erfasst. Der Rückgang der Größe des Topics „Regierung“ könnte somit modellimmanent begründet sein. Dagegen spricht, dass die Rangfolge der Top-Words mit der Rangfolge der Regierungszeiten übereinstimmt. So waren die Unionsparteien (Top-Words „cdu“, „csu“, „union“) im betrachteten Zeitraum in insgesamt 17 Jahren an Bundesregierungen beteiligt, die SPD in 15 Jahren, die FDP in neun Jahren, die Grünen in sieben Jahren. Einzig die SPD ist, so gesehen, in der Top-Word-Liste überrepräsentiert (was mit der starken Stellung der SPD im Bundesrat in der Endphase der Ära Kohl erklärbar sein dürfte). Auch die Dauer der Kanzlerschaften findet in der Top-Word-Rangfolge ihre Entsprechung: Zwischen 1994 und 2017 war Merkel zwölf Jahre im Amt, Schröder sieben, Kohl fünf Jahre.
Mit „Taper Tantrum“ wurde die Unruhe an den Finanzmärkten, zumal in Schwellenländern, bezeichnet, die entstand, nachdem die Fed angekündigt hatte, ihr Anleihekaufprogramm zurückzufahren.