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2023 | Buch

Die Digitalisierung der Amtsermittlung im Steuerverfahren

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Über dieses Buch

Mit dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens stellte der Gesetzgeber die Weichen für einen grundlegenden Wandel der Amtsermittlung hin zu einer digitalisierten Sachverhaltsermittlung im Besteuerungsverfahren. Der Autor widmet sich diesem grundlegenden Paradigmenwechsel aus verfassungsrechtlicher Sicht und untersucht dabei eingehend die Auswirkungen auf die Wahrung der Gesetz- und Gleichmäßigkeit der Besteuerung sowie auf etwaige Freiheitsgrundrechte und die Gewährung von Rechtsschutz. Er stellt hierfür die Relevanz einer korrekten Sachverhaltsfeststellung für die Verwirklichung von Gleich- und Gesetzmäßigkeit heraus, kommt aber auch zu dem Schluss, dass die konkreten Vollzugsbedingungen eine gezielte Sachverhaltsermittlung erforderlich machen. Den Einsatz von Risikomanagementsystemen zur Steuerung der Sachverhaltsfeststellung unterzieht der Autor einer umfangreichen Bewertung und gelangt dabei zu dem Schluss, dass die gesetzlichen Regelungen in Teilen den Anforderungen des Vorbehalts des Gesetzes nicht genügen, und auch die konkrete Anwendung kritisch zu sehen sei, da zu befürchten sei, dass es zu einer pauschalen Anwendung des Steuerrechts komme, welche sich vom materiellen Recht in Teilen löse. Der Autor definiert deswegen verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen, welche eingehalten werden müssen, um zu einer verfassungsgemäßen digitalisierten Sachverhaltsermittlung zu gelangen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung und Gang der Untersuchung
Zusammenfassung
Besteuerungsverfahren dienen der Durchsetzung des Steuerrechts: In ihnen werden die steuerrechtlichen Vorschriften vollzogen und auf die vorgefundene Realität angewendet. Elementarer Bestandteil des Besteuerungsverfahrens ist somit die Sachverhaltsermittlung: Das materielle Steuerrecht kann nur dann umgesetzt werden, wenn aufseiten Finanzbehörde Klarheit über die vorliegenden Sachverhalte herrscht, denn erst dann können die Tatbestandsmerkmale des Steuerrechts mit der Realität abgeglichen werden, um entsprechende Rechtsfolgen daran zu knüpfen.
Markus Schwabe

Die Sachverhaltsermittlung im Besteuerungsverfahren

Frontmatter
Kapitel 2. Das Besteuerungsverfahren im Allgemeinen und die Sachverhaltsermittlung im Speziellen
Zusammenfassung
Beim Steuerverfahren handelt es sich um ein Verwaltungsverfahren, dessen Gegenstand die Prüfung der Verwirklichung steuerrechtlicher Tatbestände und die sich daran anschließende Vornahme von Verwaltungsmaßnahmen ist. Es handelt sich um ein gestuftes Verwaltungsverfahren, bei welchem es die folgenden Stufen zu unterscheiden gilt.
Markus Schwabe
Kapitel 3. Gesetzliche Regelung der Sachverhaltsermittlung unter dem früheren Rechtsregime
Zusammenfassung
Nach der Erläuterung des Besteuerungsverfahrens im Allgemeinen und der Sachverhaltsermittlung im Speziellen wird nun im Folgenden auf den früheren einfachgesetzlichen, Regelungsstand, zur steuerrechtlichen Sachverhaltsermittlung eingegangen, um so das Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens mit seinen Auswirkungen auf diese einordnen zu können. Die Ausführungen beschränken sich dabei auf §§ 85, 88 AO, da diese die Grundregeln für den Einsatz von Computerprogrammen zur Durchführung des Besteuerungsverfahrens (und somit vor allem die Sachverhaltsermittlung) darstellen.
Markus Schwabe
Kapitel 4. Die Gesetzesnovelle und ihre Auswirkungen auf die Sachverhaltsermittlung
Zusammenfassung
Somit wurde bisher der einfachgesetzliche Regelungsstand zur Sachverhaltsermittlung vor dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens in der Form der §§ 85, 88 AO dargestellt. Im Folgenden wird auf die mit dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens einhergehenden Änderungen an diesen Vorschriften eingegangen.
Markus Schwabe

Verfassungsrechtliche Vorgaben für das Steuerrecht

Frontmatter
Kapitel 5. Verfassungsrechtliche Vorüberlegungen
Zusammenfassung
Den verfassungsrechtlichen Grenzen und Voraussetzungen werden im Folgenden zunächst in gebotener Kürze grundsätzliche verfassungsrechtliche Überlegungen für das Steuerrecht vorangestellt.
Markus Schwabe
Kapitel 6. Verfassungsrechtliche Grenzen im Steuerrecht
Zusammenfassung
Anschließend an diese allgemeinen Überlegungen zu den verfassungsrechtlichen Anforderungen an das Steuerrecht gilt es nun, die konkreten Grenzen auszuloten. Im Rechtsstaat nach dem Grundgesetz sind alle Staatsgewalten verfassungsrechtlich gebunden. Da es kein staatliches Handeln gegen die Verfassung geben darf, müssen sowohl die Steuergesetze an sich als auch ihr Vollzug den Vorgaben des Grundgesetzes entsprechen.
Markus Schwabe
Kapitel 7. Verfassungsrechtlicher Maßstab in der Sachverhaltsermittlung
Zusammenfassung
Bisher wurde aufgezeigt, dass im Steuerrecht die verfassungsrechtlichen Grenzen und Prinzipien praktisch ausnahmslos aus den Grundsätzen der Gleich- und Gesetzmäßigkeit der Besteuerung aus Art. 3 Abs. 1 und Art. 20 Abs. 3 GG folgen. Ebenfalls erörtert wurde, dass die Amtsermittlung durch die Finanzbehörde nach § 88 Abs. 1 S. 1 AO vor allem der Wahrung der Gesetzmäßigkeit dient. Offengeblieben ist aber bisher, wie diese Sachverhaltsfeststellung abzulaufen hat beziehungsweise welche „Qualität“ der ermittelte Sachverhalt haben muss, damit den verfassungsrechtlichen Anforderungen an einen gleich- und gesetzmäßigen Vollzug Genüge getan ist.
Markus Schwabe

Die Digitalisierung des Besteuerungsverfahrens als Antwort auf die Herausforderungen des Massenvollzugs

Frontmatter
Kapitel 8. Die Modernisierung des Besteuerungsverfahrens im Umfeld der Digitalisierung der Verwaltung
Zusammenfassung
Die Digitalisierung des Verwaltungsverfahrens ist keine reine Domäne des Steuerrechts, sondern schon seit längerem Teil der verwaltungswissenschaftlichen Diskussion und eines der Felder des Verwaltungsrechts, auf welchem auf Jahre hinweg Gesprächs- und Handlungsbedarf bestehen wird. Bevor es in diesem Teil der Arbeit zur rechtlichen Untersuchung des Besteuerungsverfahrens mit einem Fokus auf der Sachverhaltsermittlung nach dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens kommt, wird zunächst die Automatisierung und Digitalisierung im Verwaltungsverfahren allgemein vorangestellt und untersucht, um so das Ganze innerhalb des Themenfeldes der digitalisierten/automatisierten Verwaltung einordnen zu können.
Markus Schwabe
Kapitel 9. Anpassung des Amtsermittlungsgrundsatzes in § 88 Abs. 1–3 AO n.F.
Zusammenfassung
Mit dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens wurde § 88 AO (grundlegend) geändert und stellt als Norm eines der Kernelemente des Modernisierungsunterfangens dar. Der Gesetzgeber modifizierte zum einen die gesetzliche Verankerung des Untersuchungsgrundsatzes im § 88 AO und kodifizierte zum anderen zum ersten Mal grundlegend den Einsatz von Risikomanagementsystemen im Besteuerungsverfahren. Im Folgenden werden nun zunächst die Veränderungen im Zusammenhang mit dem Untersuchungsgrundsatz dargestellt und untersucht.
Markus Schwabe
Kapitel 10. Einsatz von Risikomanagementsystemen
Zusammenfassung
Neben den Änderungen am Amtsermittlungsgrundsatz in § 88 AO n.F. ist weiteres Kernelement des Gesetzes zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens die Kodifizierung des Einsatzes von Risikomanagementsystemen im Rahmen der Sachverhaltsermittlung. Hierauf wird nun im Folgenden ausführlich eingegangen.
Markus Schwabe

Grundlegende Bewertung des Steuervollzugs nach dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens

Frontmatter
Kapitel 11. Gleich- und Gesetzmäßigkeit der Besteuerung unter dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens
Zusammenfassung
Der Grundsatz der Gleich- und Gesetzmäßigkeit der Besteuerung ist nicht nur im herkömmlichen analogen Besteuerungsverfahren zu beachten, sondern gilt (selbstverständlich) auch im digitalisierten Besteuerungsverfahren. Maßstab der Risikomanagementsysteme ist dementsprechend die Verwirklichung von Gleich- und Gesetzmäßigkeit der Besteuerung. Eine solche kommt durch Vollautomatisierung nur dann in Betracht, wenn die Ergebnisse der Maschine denen eines gesetzmäßig handelnden Amtsträgers gleichen, die Maschine also ebenfalls gesetzmäßig handelt beziehungsweise die darauf basierende Entscheidung gesetzmäßig ist.
Markus Schwabe
Kapitel 12. Rechtsschutz des Steuerpflichtigen und Kontrolle durch die Gerichte unter dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens
Zusammenfassung
Die Arbeit beschäftigte sich bisher mit der abstrakten Bewertung des Gesetzes zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens im Hinblick auf die Durchführung des Besteuerungsverfahrens und insbesondere des Verfahrens der Sachverhaltsermittlung. Größtenteils unbeachtet bliebt dabei die Frage der konkreten Durchsetzung der Rechtmäßigkeit in der Praxis. Dies wird hier nun nachgeholt, denn theoretische Ausführungen über die Rechtmäßigkeit einer Verwaltungsmaßnahme beziehungsweise eines Gesetzes führen in der Rechtspraxis zu keinerlei Veränderungen, solange etwaige Unzulänglichkeiten nicht auf dem Rechtsweg durchgesetzt werden (können).
Markus Schwabe
Kapitel 13. Wahrung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung
Zusammenfassung
Nachdem auf die Aspekte der Gesetz- und Gleichmäßigkeit der Besteuerung sowie auf den Rechtsschutz im digitalisierten Besteuerungsverfahren eingegangen wurde, stellt sich nun noch die Frage, inwiefern sich das Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens auf die Freiheitsrechte der Steuerpflichtigen und sonstiger Bürger auswirkt. Da die Eigentumsgarantie und die Berufsfreiheit im Steuerrecht regelmäßig irrelevant sind und die mit der Besteuerung einhergehenden Eingriffe in die Allgemeine Handlungsfreiheit regelmäßig auf eine Prüfung der Verfassungsmäßigkeit des Eingriffs hinauslaufen, beschränken sich die Ausführungen auf das relevanteste Freiheitsrecht im Rahmen der Modernisierung des Besteuerungsverfahrens, nämlich auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
Markus Schwabe
Kapitel 14. Fazit
Zusammenfassung
Der Steuervollzug nach dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens vollzieht eine Gratwanderung. Prinzipiell ist er durchaus dazu in der Lage, die Qualität der Besteuerung zu erhöhen, da mit ihm tendenziell ein objektiverer und einheitlicher Gesetzesvollzug einhergeht, der gleichzeitig eine Entlastung für die Finanzbehörden darstellt und diesen somit ermöglicht, ihre begrenzten Ressourcen auf die wirklich prüfungsbedürftigen Fälle zu konzentrieren. Gleichzeitig aber ist zu befürchten, dass diese Verbesserungen eine Theorie bleiben und die Praxis vielmehr dazu führt, dass sich der Steuervollzug verschlechtert und in den Bereich der Verfassungswidrigkeit vorrückt. Es ist zu befürchten, dass der Einsatz von Risikomanagementsystemen die Wahrung der Gleich- und Gesetzmäßigkeit der Besteuerung strukturell verfehlen wird durch eine inhaltliche Ausgestaltung der Risikomanagementsysteme, die nicht zur Zugrundelegung des wahren Sachverhaltes im Besteuerungsverfahren führen, sondern hauptsächlich dazu dient, Ressourcen bei der Finanzverwaltung einzusparen.
Markus Schwabe
Kapitel 15. Schluss
Zusammenfassung
Ausgangspunkt dieser Untersuchung war die Frage, wie die Durchführung des Besteuerungsverfahrens unter dem Einsatz von Risikomanagementsystemen und der daran anschließenden ausschließlich automationsgestützten Steuerfestsetzung (§§ 88, 155 Abs. 4 AO n.F.), das heißt nach dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens, verfassungsrechtlich zu bewerten sei. Diesbezüglich eine konkrete Bewertung abzugeben ist jedoch ein schwieriges Unterfangen, denn mangels konkreter Daten aus der Praxis und Kenntnis von den internen Regeln der automatisierten Steuerverwaltung muss sich die Arbeit größtenteils auf theoretische Ausführungen beschränken. Die dabei getroffenen Feststellungen werden nun im folgenden thesenartig festgehalten.
Markus Schwabe
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Digitalisierung der Amtsermittlung im Steuerverfahren
verfasst von
Markus Schwabe
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41374-3
Print ISBN
978-3-658-41373-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41374-3

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