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08.01.2024 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Höherer CO2-Preis und weniger Förderung machen Energie 2024 teurer

verfasst von: Frank Urbansky

6 Min. Lesedauer

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Das Jahr 2024 wird für alle Energiekunden eine Herausforderung. Einerseits wird ein höherer CO2-Preis fossile Brennstoffe verteuern. Gleichzeitig wird die Förderung des Umstiegs auf erneuerbare Energien zurückgefahren.

45 Euro je Tonne CO2

Eine dieser Maßnahmen ist der CO2-Preis auf Sprit, Gas und Heizöl. Er steigt ab Januar 2024 auf 45 Euro pro Tonne. 2023 waren es noch 30 Euro. Die Mehreinnahmen sollen in den Klima- und Transformationsfonds für Klimaschutzprojekte fließen, der durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt 2021 erst mal arg gerupft wurde. Verbraucher müssen nun mit höheren Kosten für Sprit, Öl und Gas rechnen. Die Preise für Benzin steigen allein dadurch um etwa 4,3 Cent pro Liter, die für Diesel um 4,7 Cent. Die Gaspreise erhöhen sich um 0,39 Cent pro Kilowattstunde (etwa 3,90 Euro je Kubikmeter) und Heizöl um 4,8 Cent pro Liter. Für eine Durchschnittsfamilie bedeutet dies jährliche Mehrkosten von 78 Euro bei Gas und 96 Euro bei Ölheizung, so eine Berechnung des Vergleichsportals Verivox.

Förderung schrumpft

Doch selbst damit können die Streichungen im Klima- und Transformationsfonds (KTF), das Hauptinstrument des klimafreundlichen Umbaus in Deutschland, nicht ausgeglichen werden. 2024 wird er um 12,7 Milliarden Euro und bis 2027 um insgesamt 45 Milliarden Euro gekürzt.

Eine Übersicht, welche Förderungen im Bereich Energie und Energietechnik wegfallen, findet sich hier.

Folgende Förderanteile sollen aber ab 2024 in der Bundesförderung für effiziente Gebäude - Einzelmaßnahmen (BEG EM) gelten:

  • Grundförderung: 30 % für alle Wohn- und Nichtwohngebäude für alle Antragstellergruppen für den Austausch alter, fossiler Heizungen durch Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien (z. B. Wärmepumpen, solarthermische Anlagen, Biomasseheizungen) in Bestandsgebäuden. Dies gilt für private Hauseigentümer, Vermieter, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und Kommunen.
  • 15 % der Investitionskosten für andere Sanierungsmaßnahmen.
  • Effizienz-Bonus: Zusätzliche 5 % Förderung für Wärmepumpen, die Wasser, Erdreich oder Abwasser als Wärmequelle nutzen oder ein natürliches Kältemittel einsetzen. Für Biomasseheizungen gibt es einen Zuschlag von 2500 Euro, wenn sie einen bestimmten Staub-Emissionsgrenzwert einhalten.
  • Einkommensbonus: 30 % der Investitionskosten für selbstnutzende Hauseigentümer mit einem zu versteuernden Haushaltsjahreseinkommen von bis zu 40.000 Euro.
  • Geschwindigkeitsbonus (Speed-Bonus): 20 % der Investitionskosten für eine frühzeitige Umrüstung. Ab 2029 wird dieser Bonus schrittweise reduziert und entfällt ab 2037.

Weitere Details:

  • Die Boni sind kombinierbar, aber der maximale Fördersatz liegt bei 70 %.
  • Maximale förderfähige Investitionskosten für Einfamilienhäuser oder die erste Wohneinheit in Mehrparteienhäusern: 30.000 Euro.
  • Für Nichtwohngebäude gelten Grenzen nach Quadratmeterzahl.
  • Höchstgrenzen der förderfähigen Kosten für Heizungstausch und Effizienzmaßnahmen können verbunden werden, mit einer Obergrenze von 90.000 Euro pro Kalenderjahr mit einem individuellen Sanierungsfahrplan.
  • Zinsvergünstigte Kredite von bis zu 120.000 Euro pro Wohneinheit werden über die staatliche Förderbank KfW angeboten.

Generell liegt die Förderung nun bei der KfW und nicht mehr beim BAFA. Anfang Januar wurde zudem bekannt, dass Anträge dafür wohl frühestens ab Ende Februar 2024 gestellt werden können. Mehr dazu hier.

Trotz der Kürzungen wird das Gesamtvolumen des Fonds bis 2027 etwa 160 Milliarden Euro betragen. Zudem sollen umweltschädliche Subventionen um drei Milliarden Euro abgebaut werden, um die Senkung der Stromsteuer zu finanzieren.

Agrardiesel voll besteuert - oder auch nicht

Dazu zählen auch der Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge. Dies könnte der Landwirtschaft fast eine Milliarde Euro entziehen. Bis 2023 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe die Energiesteuer für Diesel teilweise zurückerstattet bekommen und waren von der Kfz-Steuer befreit.

Trotz eines Anstiegs des durchschnittlichen Gewinns der Betriebe auf 115.400 Euro im Wirtschaftsjahr 2022/23, ein Plus von 45 %, äußerte der Bauernverband bereits vor Bekanntwerden der Pläne pessimistische Geschäftsaussichten aufgrund sinkender Preise bei Getreide, Ölsaaten und Milch. Auch die Proteste zum Jahresende 2023 der Bauern in Berlin und anderen Großstädten Deutschlands konnten das Vorhaben der Regierung vorerst nicht kippen. Anfang 2024 jedoch zeigte die Regierung ein Einlenken. Demnach soll die Vergünstigung beim Agrardiesel nun schrittwiese abgeschafft, die KfZ-Steuerbefreiung hingegen beibehalten werden.

Elektromobilität ohne Förderung

Schon am 17. Dezember 2023 wurde aus den gleichen Gründen die Förderung für Elektroautos, auch als Umweltbonus bekannt, eingestellt. Experten erwarten nun, dass der bereits zunehmend schleppende Verkauf von E-Autos deutlich sinken wird. 2024 müssen Kunden also den vollen Kaufpreis bezahlen und können nicht auf die bis zu 4.000 Euro zählen, die bisher der Staat dazuzahlte. Erste Hersteller haben deshalb schon diesen Anteil übernommen.

Kein Zuschuss für Übertragungsnetzentgelte

Auch der 5,5 Milliarden Euro schweren Zuschuss für niedrigere Stromübertragungsnetzentgelte für 2024 wurde gestrichen. Das wird zu höheren Stromrechnungen für private Haushalte und Unternehmen führen. Industriebetriebe mit hohem Stromverbrauch sind besonders betroffen.

Industriestrompreis für Großverbraucher

Hier versucht die Bundesregierung mit einem Strompreispaket gegenzusteuern. Es beinhaltet die Senkung der Stromsteuer, die Verlängerung der Strompreiskompensation für große Stromverbraucher und den Supercap für besonders energieintensive Unternehmen. 2024 kann die energieintensive Industrie also mit Entlastungen von rund zwölf Milliarden Euro rechnen, auch als Industriestrompreis bekannt. Ein Hauptpunkt ist die deutliche Senkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß von 0,05 Cent pro Kilowattstunde in 2024 und 2025, von der alle Unternehmen profitieren.

Zudem gibt es eine geänderte Strompreiskompensation: Unternehmen bekommen nun 75 %der Kosten für CO₂-Zertifikate erstattet, maximal jedoch 1,5 % ihrer Bruttowertschöpfung. Davon profitieren etwa 350 energieintensive Unternehmen aus Branchen wie Stahl-, Chlor- oder Papierproduktion. Der bisherige Selbstbehalt pro Anlage entfällt.

Eine kleinere Gruppe von etwa 90 besonders stromintensiven Konzernen erhält zusätzliche Entlastungen durch die Abschaffung des bisherigen Sockelbetrags von 5 % des Zertifikatspreises, was eine weitere Entlastung von 1,1 Milliarden Euro bedeutet. Diese Unternehmen werden voraussichtlich rund sechs Cent pro Kilowattstunde zahlen, was etwa einem Fünftel der aktuellen Strompreise für Endverbraucher entspricht.

Klimaanpassungsgesetz kommt

Ab 2024 gilt auch das Klimaanpassungsgesetz. Es soll den Schutz vor den Auswirkungen der Erderwärmung in Deutschland verstärken. Das Gesetz verlangt Klimaanpassungsstrategien und -maßnahmen auf allen Verwaltungsebenen, einschließlich Maßnahmen für den Umgang mit Extremwetter und Hitze. Seit 2000 verursachten Extremwetterereignisse Schäden von über 145 Milliarden Euro, davon allein 80 Milliarden seit 2018. Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass durch Extremwetter und Klimafolgen bis Mitte des Jahrhunderts wirtschaftliche Folgekosten von bis zu 900 Milliarden Euro entstehen könnten.

Solarpakt kommt später

Ein Solarpaket der Bundesregierung hingegen harrt noch der Dinge. Das wiederum führt zu Verzögerungen wie dem vereinfachten Netzanschluss. Die Solarbranche zeigt sich enttäuscht und fordert deutliche Unterstützung für die deutsche Solarindustrie. Auch hier sind bereits Kürzungen angekündigt.

Stromspeicherstrategie noch vage

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat eine Speicherstrategie entwickelt, um die Rahmenbedingungen für Energiespeicher zu verbessern und deren Einsatz im Energiesystem zu erleichtern. Die neue Speicherstrategie zielt darauf ab, die deutsche Regulierung an EU-Vorgaben anzupassen, den regulatorischen Rahmen zu vereinfachen und bürokratische Hindernisse für Energiespeicher abzubauen. Allerdings bemängelt die Branche, dass die Strategie noch sehr vage ist.

Fazit: 2024 bleibt energiepolitisch spannend. Sich auf staatliche Förderung zu verlassen, wird zunehmend kein gutes Geschäftsmodell mehr sein, wenn es das je war. Stattdessen müssen die Kunden in Industrie und Gewerbe, aber auch die privaten Haushalte schauen, wo sie Energie einsparen können, um ihre Finanzen zu entlasten und den auf jeden Fall steigenden Energiekosten etwas entgegenzusetzen.

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