Gentrifizierung in Wien, Chicago und Mexiko Stadt

Obwohl es bereits Ansätze für eine Verbindung der Gentrifizierungs- und der Eigenlogikforschung gibt (vgl. Huber 2012), grenzt sich dieser Beitrag vom (in der deutschsprachigen Stadtsoziologie) derzeit aktuellen Diskurs über die „Eigenlogik“ von Städten ab, da im vorliegenden Artikel in erster Linie die Gemeinsamkeiten in den Prozessen und Dynamiken im Mittelpunkt stehen, die – losgelöst vom jeweiligen städtischen Kontext – als analytische Kategorien zusammengefasst werden. Der Eigenlogik-Ansatz versucht hingegen, die Stadt „als solches“ zum Analyseobjekt zu machen und ihre „versteckten Strukturen“, die als lokal etablierte Prozesse der Sinn-Produktion inklusive ihrer materiellen Manifestationen konzipiert sind, zu erfassen. Dadurch sollen die Spezifika und der „Charakter“ von einzelnen Städten herausgearbeitet werden, wobei die Unterschiede zwischen den Städten im Zentrum der Analyse stehen. Diese werden schließlich zu Stadttypologien verdichtet (vgl. Berking und Löw 2008; Berking 2012; Löw 2013; für Wien vgl. Musner 2009). Die allgemeine Zielsetzung der Eigenlogikforschung unterscheidet sich demnach deutlich von jener im vorliegenden Artikel. Insgesamt beinhalten der Ansatz sowie die darauf basierenden empirischen Arbeiten darüber hinaus neben vielen offenen Fragen auch problematische Annahmen und Defizite, die an dieser Stelle jedoch nicht näher behandelt werden können. Kritische Auseinandersetzungen finden sich etwa im Sammelband von Kemper/Vogelpohl (2011) sowie in Beiträgen von Eckardt (2013) und Siebel (2013). Ebenso ist auch der Beitrag von Huber (2012) als kritischer Zugang zu sehen, da der Fokus auf Aspekten wie soziale Ungleichheit, umkämpfte Räume und Kommerzialisierung des Stadtraums liegt, die in der Eigenlogikforschung vergleichsweise selten thematisiert werden.

Laut diesem Modell von Clay (1979) verlaufen Gentrifizierungsprozesse in mehreren Phasen, in denen jeweils unterschiedliche Akteursgruppen prägend sind bzw. auch wieder an Einfluss verlieren. In der ersten Phase stehen die PionierInnen, die in ein marginalisiertes Viertel ziehen, und ihre Raumaneignungen im Vordergrund. Die zweite und die dritte Phase sind wesentlich von den zuziehenden GentrifierInnen geprägt, während die langjährigen BewohnerInnen und PionierInnen zunehmend verdrängt werden. Dies verstärkt sich im weiteren Verlauf, bis das Viertel in der vierten und fünften Phase als weitgehend gentrifiziert gilt. Das Stufen- bzw. Phasenmodell kann natürlich nicht die Komplexität von Gentrifizierungsprozessen widerspiegeln. Ebenso sind Akteursgruppen wie die Immobilienwirtschaft, die Politik und die Medien sowie die Konsuminfrastruktur und Bürgerinitiativen seit der Formulierung des Modells stärker in den Vordergrund gerückt. Aus diesem Grund wurde für das Forschungsprojekt das Modell um eben diese Akteursgruppen erweitert.