Skip to main content

2003 | Buch

Impulsives Kaufverhalten am Point of Sale

verfasst von: Dorothea Baun

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Forschungsgruppe Konsum und Verhalten

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

v Geleitwort Vor circa 30 Jahren beschäftigte man sich in der Konsumentenverhaltensforschung sehr intensiv mit individuellen Kaufentscheidungsprozessen. Vorrangig in den USA, aber auch in Deutschland wurden Total- und Partialmodelle für das gesamte Kaufverhalten bzw. für einzelne Kaufentscheidungsarten entwickelt und (größtenteils) mit hohem empirischem Aufwand geprüft. Es wurde analysiert, weIche Stimuluskonstellationen extensive, limitierte, habitualisierte und impulsive Kaufentscheidungen begünstigen und welche intervenierenden Variablen zu berücksichtigen sind, sodass man schließlich am Ende der 80er Jahre zu der Erkenntnis gelangte, das Kaufverhalten der Konsumenten sei ausführlich, grundlegend und umfassend erforscht und man könne sich guten Gewissens anderen Themen widmen. Als Folge nahm international die Flut an Veröffentlichungen zur Analyse von Kaufentscheidungsprozessen stark ab und man übersah dabei, dass in Bezug auf impulsives Kaufverhalten immer noch ein hoher Forschungsbedarf besteht. So liegt in Deutschland in der Marketingdisziplin keine Dissertation oder Habilitation vor, die sich ausschließlich mit impulsiven Kaufentscheidungen beschäftigt. In den USA wurde diese Thematik häufig (und zu Unrecht) mit "ungeplanten Käufen" gleichgesetzt oder im Zusammenhang mit ,,Kaufsucht" behandelt. Der deutsche Einzelhandel, der seit Jahren (und die jüngst veröffentlichten Zahlen belegen die Dramatik dieser Entwicklung) zum Teil erhebliche reale Umsatzeinbußen zu verzeichnen hat, beklagt dagegen immer wieder, dass die Forschung die Analyse des Zustandekommens von Impulskäufen vernachlässige. Nun kann man aus "ethischen" Gründen der Meinung sein, dass man - auch wenn der "homo oeconomicus" nur eine Phantasiegestalt sei - Konsumenten doch wenigstens zum rationalen Verhalten erziehen solle. Dabei unterstellt man implizit, dass impulsive Kaufentscheidungen zum Schaden des Konsumenten seien.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theoretische Abhandlung

1. Einleitung
Zusammenfassung
Begibt man sich auf die Suche nach Literatur zum Impulskauf, so findet man zahlreiche Beiträge, die sich mit der theoretischen Fundierung, Abgrenzung und Operationalisierung dieses Kaufverhaltens beschäftigen. Sie gehen der Frage nach, welche Relevanz dem Impulskauf zukommt und wodurch sich Impulskäufer in besonderem Maß auszeichnen (vgl. z.B. Kollat und Willett 1967, 1969; Bellenger, Robertson und Hirschman 1978; Stern 1962; Dahlhoff 1979; Weinberg und Gottwald 1980, 1982; Weinberg 1980; Rook 1987; Dittmar, Beattie und Friese 1995; Rook und Fisher 1995; Trommsdorff 1998). Auch die besonders für das Handelsmarketing relevanten Fragen nach „dem Impulsprodukt“ und „der Impulsplatzierung“ wurden in der wissenschaftlichen Literatur aufgegriffen (vgl. z.B. Patterson 1963; Assael 1985; Bellenger, Robertson und Hirschman 1978). Und dennoch: Zieht man die zahlreichen Beiträge zu Rate, die sich seit den 50er Jahren angesammelt haben, so findet man leider keine zufriedenstellende Antwort auf die Fragen: Was ist der Impulskauf? Wie entsteht er? Ist er von anderen Konstrukten abzugrenzen oder nicht? Und wenn ja — wie? Wird er tatsächlich am PoS durch bestimmte Warenplatzierungen, Reizkonstellationen etc. begünstigt und wenn ja — wodurch? Gibt es typische Persönlichkeitsmerkmale für Impulskäufer? Ist das impulsive Kaufverhalten als problematisch für den Konsumenten zu betrachten oder nicht? Auch Kroeber-Riel und Weinberg (1999) stellen fest, dass es sich beim Impulskauf um ein Kaufentscheidungsverhalten handelt, das zwar oft genannt wird, bislang aber nicht hinreichend untersucht wurde (vgl. Kroeber-Riel und Weinberg 1999, S. 398).
Dorothea Baun
2. Kaufentscheidungsprozesse von Konsumenten
Zusammenfassung
Die Erforschung des Kaufentscheidungsprozesses ist für die Konsumentenverhaltensforschung und das Marketingmanagement, insbesondere aber für das Handelsmanagement von besonderer Relevanz, da Erkenntnisse in diesem Bereich die Segmentierung der ansonsten anonymen Masse der Konsumenten erlaubt. Auf Basis einer solchen Segmentierung kann einzelnen Gruppen von Konsumenten entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse und Wünsche genau das an Information, aber auch an Rahmenbedingungen am PoS und außerhalb geliefert werden, was sie für ihre individuelle und situationsspezifische Kaufentscheidung benötigen (vgl. Walsh und Hennig-Thurau 2001, S. 223).
Dorothea Baun
3. Der Impulskauf: Ansätze in der Marketingliteratur
Zusammenfassung
In der Literatur wird der Impulskauf nicht erst in den letzten Jahren diskutiert. Beiträge zu diesem Thema finden sich bereits in den fünfziger Jahren. Allerdings vermisst man bis hin zu jüngsten Beiträgen eine einheitliche Sichtweise in den Ansätzen, wie die nachfolgenden Abschnitte zeigen werden.
Dorothea Baun
4. Abgrenzung und Definition des Begriffs Impulskauf
Zusammenfassung
Prinzipiell muss beim Impulsivitätsbegriff unterschieden werden zwischen einer Statevariable, also einer Verhaltensvariablen und einer Traitvariable, d.h. der Impulsivität als Persönlichkeitsvariable. Als Statevariable beschreibt die impulsive Handlung eine besondere Handlungsart in einer konkreten Situation. Impulsivität als Traitvariable dagegen beschreibt eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der eine Person mehr oder weniger stark dazu tendiert, impulsive Handlungen vorzunehmen bzw. in konkreten Situationen mit einer impulsiven Handlung zu reagieren.
Dorothea Baun
5. Interne Bestimmungsfaktoren des Impulskaufs
Zusammenfassung
Bei den internen Bestimmungsfaktoren des Impulskaufs sind emotionale und kognitive Prozesse von zentraler Bedeutung. Sie werden in den nachfolgenden Abschnitten genauer betrachtet.
Dorothea Baun
6. Persönlichkeit als Bestimmungsfaktor
Zusammenfassung
Wenngleich die Berücksichtigung der Persönlichkeitsvariable von verschiedenen Autoren gefordert wird, ist sie als Erklärungsvariable für den Impulskauf z.T. auch umstritten (vgl. Weinberg 1981).
Dorothea Baun
7. Zusammenfassung und Ableitung eines Hypothetischen Modells zum Impulskauf
Zusammenfassung
Für die vorliegende Arbeit wird der Impulskauf auf psychologischer Ebene von der Kaufsucht abgegrenzt. Ferner wird der Impulskauf nicht gleichgesetzt mit dem ungeplanten Kauf, aber der Impulskauf wird als eine mögliche Form ungeplanten Kaufens betrachtet. Ungeplante Käufe werden unterschieden danach, ob sie mit geringer oder mit hoher kognitiver Informationsverarbeitung einhergehen. Der Impulskauf wird den ungeplanten Käufen zugeordnet, die von geringer kognitiver Informationsverarbeitung begleitet werden. Innerhalb der Gruppe ungeplanter Käufe mit geringer kognitiver Beteiligung können verschiedene Motive zu einem ungeplanten Kauf führen: Der Wunsch, ein preisgünstiges Angebot zu „ergattern“ (Sonderangebotskauf), Deckung eines Bedarfs, den man vergessen hatte (Erinnerungskauf), Ersetzen eines gewünschten aber nicht zustande gekommenen Kaufs (Ersatzkauf), der Wunsch, sich zu belohnen oder sich etwas zu gönnen (geplante Verführung). Neben diesen Motiven können aber auch rein emotionale, situationsbezogene Motive zum Kauf motivieren. Ein reiner Impulskauf im Gegensatz zu anderen ungeplanten Kaufentscheidungen wird dann vermutet, wenn solche emotionalen Kaufmotive den ungeplanten Kauf dominieren, und andere Kaufentscheidungsmotive eher von geringer Bedeutung sind. Aus dieser Abgrenzung der ungeplanten Käufe leitet sich die Abgrenzungs-Hypothese ab:
Abgrenzungs-Hypothese:
„Wenn ein ungeplanter Kauf von hohen emotionalen und geringen kognitiven Prozessen begleitet wird, dann sind Sonderangebots-, Erinnerungs- und Ersatzkaufmotive signifikant weniger stark ausgeprägt als wenn ein ungeplanter Kauf nicht von hohen emotionalen und geringen kognitiven Prozessen begleitet wird.“
Dorothea Baun

Empirische Ergebnisse

1. Einige Bemerkungen Vorab
Zusammenfassung
Im theoretischen Teil der Arbeit wurde aufgezeigt, dass in der Literatur lange Zeit keine Einigkeit darüber bestand, was unter dem Impulskauf zu verstehen ist. Teils, insbesondere in den ersten Definitionen, wird der Impulskauf mit dem ungeplanten Kauf gleichgesetzt, später wird eine Abgrenzung zwischen den beiden Kaufentscheidungsarten vorgenommen. Ferner werden in der Literatur diverse Arten von Impulskäufen („kalte“ versus „heiße“ Impulskäufe, „pure impulse purchases“ etc.) unterschieden (siehe Kapitel A3). Manche Autoren setzen den Impulskauf durch ihre Definition bzw. ihre Operationalisierung aber auch implizit mit der Kaufsucht gleich (siehe Abschnitt A3.2 und die Diskussion in Abschnitt A4.2).
Dorothea Baun
2. Empirische Abgrenzung: Impulskauf als Spezieller Ungeplanter Kauf
Zusammenfassung
In Abschnitt A4.4 wurde der Impulskauf für die vorliegende Arbeit als ein situativ reizbedingtes und ungeplantes Kaufverhalten definiert, das sich auf der Organismusebene durch aktivierende Prozesse, verbunden mit positiven Emotionen, sowie durch geringe Kognition auszeichnet. Es wurde argumentiert, dass der Impulskauf von anderen ungeplanten Kaufentscheidungen abzugrenzen ist, wobei folgende weitere Spontankaufmotive aufgelistet wurden, die für andere, nicht impulsive ungeplante Spontankäufe in Betracht kommen:
1
Der Erinnerungskauf, bei dem Stimuli oder das Produkt selbst am PoS den Erinnerungsprozess an einen geplanten bzw. notwendigen Produktkauf hervorrufen.
 
2
Der Sonderangebotskauf, bei dem ein besonderes Preisangebot als Stimuli am PoS einen ungeplanten Kauf evoziert.
 
3
Der Ersatzkauf, mit dem ein geplanter, aber mangels (zufriedenstellendem) Angebot nicht getätigter Kauf spontan durch ein anderes Produkt ersetzt wird.
 
Dorothea Baun
3. Die Bedeutung der Warenpräsentation für die Impulsive Produktwahl
Zusammenfassung
Mit der Studie 1 konnte gezeigt werden, dass sich Impulskäufe anhand der emotionalen und kognitiven Komponente von anderen ungeplanten Käufen abgrenzen lassen. In der Theorie wird postuliert, dass Aktivierung als Basisgröße menschlicher Antriebskräfte auch die Grundlage bildet bei der Entstehung von Emotionen. Es soll daher mit der Studie 2 experimentell geprüft werden, ob der Einsatz aktivierender Reize am PoS die psychophysiologische Aktivierung des Konsumenten steigern kann, sodass positive Emotionen erzeugt werden, die ihrerseits für den Impulskauf verhaltensrelevant werden. Mit anderen Worten: Es soll untersucht werden, ob der Einsatz affektiver und kollativer Reize im Rahmen der Warenpräsentation die Wahrscheinlichkeit von Impulskäufen erhöhen kann. Dafür wurde in der Studie 2 ein Experiment durchgeführt, bei dem die Warenpräsentation manipuliert und die erzeugte Aktivierung anhand der elektrodermalen Aktivierung (EDA) kontrolliert wurde. Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurde das Produktwahlverhalten der Probanden untersucht.
Dorothea Baun
4. Der Impulskauf und der Impulskäufer
Zusammenfassung
In Studie 1 wurde der Impulskauf vorwiegend anhand der von Probanden erinnerten ungeplanten Käufe abgegrenzt und untersucht. Für Studie 2 wurde auf einen experimentell herbeigeführten Entscheidungsprozess zurückgegriffen. Eines der Ziele der Studie 3 ist es daher, den ungeplanten Kauf unmittelbar in einer realen Kaufsituation zu erheben und zu prüfen, ob sich die Abgrenzung und charakteristischen Merkmale des Impulskaufs aus den beiden vorhergehenden Studien auch dann bestätigen lassen. Ein weiteres Ziel ist es, den Stellenwert persönlicher Prädispositionen (Persönlichkeitsmerkmale) und genereller Einkaufsverhaltenstendenzen (Käufertypologie) zu untersuchen.
Dorothea Baun
5. Ergänzende Studie: Der Impulskauf und Seine Bedeutung für Handel und Konsument
Zusammenfassung
Nachdem mit den Studien 1, 2 und 3 die charakteristischen Determinanten des Impulskaufs sowie beeinflussende Faktoren auf Seiten der Ladenumwelt aber auch auf Seiten der Konsumenten untersucht wurden, wird mit der ergänzenden Studie der Frage nachgegangen, welcher Stellenwert dem Impulskauf in der Praxis neben anderen — nicht nur ungeplanten, sondern auch geplanten — Kaufentscheidungsarten zukommt. Insbesondere erscheint es von Interesse zu prüfen, welche zusätzliche Einnahmequelle die Impulskäufer für den Handel darstellen.
Dorothea Baun
6. Vergleich der Vier Studien und Schlussfolgerung zum Impulskauf
Zusammenfassung
Zum Abschluss des empirischen Teils der vorliegenden Arbeit werden die vier Studien mit den jeweiligen Segmenten ungeplant kaufender Konsumenten einander zusammenfassend gegenübergestellt.
Dorothea Baun

Resümee

1. Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung
Mit der vorliegenden Arbeit wird ein theoretisches Erklärungsgerüst für die Entstehung impulsiver Kaufentscheidungen vorgelegt, bei dem insbesondere die mit der Kaufentscheidung verbundenen kognitiven und emotionalen Prozesse in den Mittelpunkt gestellt werden. Dafür wird der Impulskauf grundsätzlich als eine mögliche Form ungeplanter Kaufentscheidungen von anderen ungeplanten Kaufentscheidungen (Erinnerungskauf, Ersatzkauf, Sonderangebotskauf) unterschieden. Darüber hinaus wird theoretisch fundiert eine umfassende Abgrenzung des Impulskaufs von der Kaufsucht vorgenommen und der Unterschied beider Konstrukte auf verschiedenen Ebenen aufgezeigt.
Dorothea Baun
2. Empfehlungen für die Praxis
Zusammenfassung
Wenn man einen Menschen überraschen und ihm eine Freude bereiten möchte, gelingt dies umso besser, je besser man diesen Menschen kennt. Dasselbe gilt auch für den Händler, der Impulskäufe an seinem PoS fördern möchte. Er muss versuchen, seine Kunden so gut wie möglich kennenzulernen, um herauszufinden, mit welchem Sortiment, und hier, mit welchen speziellen Produkten, aber auch mit welchen Elementen einer Warenpräsentation er die Kunden besonders erfreuen und überraschen kann. Dazu muss er wissen, was die Kunden bewegt, womit sie sich in ihrer Freizeit gerne beschäftigen, wovon sie träumen, was sie sich wünschen, welches ihre Bedürfnisse sind, etc. Diese Fragen beantworten zu können ist besonders wichtig, wenn reine Impulskäufe, d.h. solche, die vor allem mit Freude einhergehen, ausgelöst werden sollen.
Dorothea Baun
Backmatter
Metadaten
Titel
Impulsives Kaufverhalten am Point of Sale
verfasst von
Dorothea Baun
Copyright-Jahr
2003
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-07963-7
Print ISBN
978-3-8244-7799-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-07963-7