Sechs von zehn deutschen Unternehmen planen in den kommenden Monaten, mindestens ein Investitionsprojekt mit Fremdmitteln zu finanzieren. Kleinere Betriebe fokussieren sich dabei auf Produktionsmaschinen, große hingegen auf Software, IT und Nachhaltigkeit, zeigt eine aktuelle Umfrage.
Erst ein Viertel (24 Prozent) der Unternehmen in Deutschland sagt von sich, bereits alle relevanten Prozesse digitalisiert zu haben. Insgesamt 35 Prozent verfügen nach eigenen Angaben über eine Digitalisierungs- und 45 Prozent zudem über eine Nachhaltigkeitsstrategie. Diese Tatsache sowie der Wunsch nach mehr energetischer Autonomie machen weitere digitale sowie grüne Investitionen notwendig. Doch nicht alle lassen sich aus eigener Kraft stemmen. So wollen 59 Prozent der Betriebe hierfür in den kommenden zwei Jahren mindestens für ein Projekt Fremdkapital in Anspruch nehmen.
Zu diesen Ergebnissen kommt der Bankenfachverband in einer Mitte Dezember veröffentlichten Umfrage. Für diese hat das Heidelberger Marktforschungsinstitut Gim im Juli und August 2022 rund 300 Finanzentscheider und Investitionsverantwortliche aus Unternehmen unterschiedlicher Größe in Telefoninterviews befragt.
Elektro-Pkw, Solaranlagen und Wärmepumpen gefragt
Fast jeder fünfte Teilnehmer will die geplante neue IT-Ausstattung oder Software über Pump kaufen. Insgesamt ist der Finanzierungsanteil bei digitalen Projekten aber nur halb so groß wie der vorgesehene Eigenmittelanteil. Für die bis 2024 anstehenden Nachhaltigkeitsinvestitionen setzen viele Firmen mindestens zur Hälfte Fremdkapital ein - etwa zur Anschaffung eines Elektro-Pkw (39 Prozent) sowie der Installation von Solaranlagen (29 Prozent) und Wärmepumpen (19 Prozent):
Insgesamt haben mittelgroße Betriebe in den kommenden zwei Jahren mit 77 Prozent den höchsten Finanzierungsanteil. Unter den Branchen liegt der Verkehr mit 72 Prozent auf Rang eins, gefolgt vom Handel (71 Prozent) und dem Verarbeitendem Gewerbe (63 Prozent). Bei kleinen Unternehmen haben Produktionsmaschinen mit 26 Prozent unter den Investitionszielen die höchste Priorität. Große planen vor allem die Anschaffung von Software und IT (56 Prozent), während für mittelgroße Firmen das Elektro-Auto mit 35 Prozent ganz oben auf der Wunschliste steht.
Investitionen verursachen hohe Zahlungsströme
Für alle Betriebe, gleich ob klein, mittel oder groß, sind Investitionen unerlässlich, um im Wettbewerb mithalten zu können. Sie haben für jedes Unternehmen "eine hohe strategische Bedeutung", bringen es Hans Paul Becker und Arno Peppmeier im Buchkapitel "Investition und Investitionsrechnung" (Seite 38) auf den Punkt. "Investitionen sind langfristig und verursachen hohe Zahlungsströme", so die beiden Springer-Autoren. Da die Auswirkungen weit in die Zukunft reichen, seien diese aber aber unsicher. Das mache eine sorgfältige Planung notwendig. Zweck der Investitionsrechnung sei dabei, die wirtschaftlichen Vorteile eines Investitionsobjekts zu bestimmen:
Ist das Ziel die Beurteilung von Sachinvestitionen, zum Beispiel der Kauf von technischen Anlagen, ist die Kenntnis der Kosten und Erlöse einer Wirtschaftsperiode (statische Investitionsrechnungsverfahren) oder die Kenntnis der Höhe und der Zahlungszeitpunkte der Ein- und Auszahlungsströme über die gesamte Investitionsdauer (dynamische Investitionsrechnungsverfahren) zusammen mit einem für die Betrachtung geeigneten Zinssatz notwendig", beschreiben Becker und Peppmeier das Verfahren.
Auf die Bonität kommt es an
Ob ein Unternehmen für die Investition einen Kredit der Bank erhält und wie hoch der Zinssatz ausfällt, hängt unter anderem von dessen Bonität ab. Denn diese entscheidet, ob das Institut entsprechend der Baseler Regulierungsvorschriften weniger oder mehr Eigenmittel vorhalten muss.
"Je besser die Bonität ausfällt, umso niedriger ist die Eigenmittelerfordernis. Die Bonität der Kreditnehmer wird mit Ratings externer Agenturen oder mit bankinternen Ratings gemessen. Die Berücksichtigung externer und bankinterner Ratings kann also zu einer Differenzierung der Kreditkonditionen führen", erläutern die Autoren auf Seite 210 im Buchkapitel "Kreditfinanzierung und Mezzanine-Finanzierung". Zudem müssen Unternehmen Sicherheiten stellen, hierzu gehören Bürgschaften, Garantien oder Pfandrechte in unterschiedlicher Ausprägung.