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12.04.2024 | Konsumforschung | Im Fokus | Online-Artikel

Inflation lässt grünen Konsum sinken

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2:30 Min. Lesedauer

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Die Teuerung bei Waren des täglichen Bedarfs macht grüne Produkte für Verbraucher unattraktiver, ermittelten Forschende in einer aktuellen Umfrage. Das gilt vor allem für Menschen, die weniger über Umweltschutz und Klimawandel wissen.

Wegwerfen statt reparieren oder Trauben aus Südafrika im Winter: Wie Menschen in Deutschland konsumieren, wirkt sich unmittelbar auf das globale Klima aus. Dabei wollen Verbraucher in Deutschland laut einer Umfrage des Bundesverbands Verbraucherzentrale unter 1.000 Personen von November 2022 umweltfreundlicher kaufen und das Konsumverhalten zugunsten des Klimaschutzes zu ändern. 58 Prozent der Befragten gaben dennoch an, in der aktuellen Situation stärker auf den Preis zu schauen und dafür auch Abstriche beim Klimaschutz in Kauf zu nehmen. "Nur 18 Prozent ist Klimaschutz beim Kauf von Produkten nach wie vor so wichtig, dass sie beim Kauf keine Abstriche machen."

Forschende der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) haben diese Entwicklung in einer aktuellen Untersuchung festgestellt: "Um ein repräsentatives Bild des Konsumverhaltens in der deutschen Gesamtbevölkerung zu erhalten, haben wir eine Umfrage mit rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt", erläutert Lena Tonzer vom Lehrstuhl für Makroökonomik der Universität Magdeburg. "Dabei stellten wir fest, dass hohe Inflationsraten und damit verbundene Sorgen über steigende Preise sich tendenziell negativ auf den Kauf grüner Produkte auswirken."

Grünes Wissen verändert Kaufverhalten

In einem zusätzlichen Feldexperiment füllten insgesamt 500 Probanden aus den Städten Halle (Saale) und Magdeburg einen virtuellen Einkaufswagen auf einer Online-Plattform. Eine Teilgruppe erhielt im Vorfeld Informationen zu den starken Preissteigerungen im vergangenen Jahr. Wer sich weniger intensiv mit dem Thema Umweltschutz und Klimawandel beschäftigt und generell seltener zu grünen Produkten greift, füllte seinen Einkaufskorb anschließend mit noch weniger nachhaltigen Waren. Menschen, für die Umweltbewusstsein eine wichtige Rolle spielt, ließen sich hingegen durch den Hinweis auf steigende Preise weniger bis gar nicht beeinflussen.

Die Studie zeigt, dass es angesichts von Inflationssorgen schwierig ist, die Bevölkerungsgruppen, welche sich bisher wenig bis gar nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt haben, zu nachhaltigerem Konsum zu motivieren. Sowohl finanzielle Anreize wie auch der Verweis auf die generelle Meinung in der Bevölkerung, dass mehr Bioprodukte gekauft werden sollen, können den nachhaltigen Konsum nur bedingt beeinflussen", sagt Sabrina Jeworrek, Vizeleiterin der Abteilung Gesetzgebung, Regulierung und Faktormärkte am IWH. 

Menschen stärker für nachhaltigen Konsum sensibilisieren

Die Wissenschaftlerin fordert daher eine stärkere Sensibilisierung für Themen des nachhaltigen Konsums, die eine entsprechende Einstellung fördert. Dies sei in Zeiten stark steigender Preise und Inflationssorgen umso wichtiger, "um einen Einbruch im nachhaltigen Konsum entgegenzuwirken". 

Laut der Umfrage der Verbraucherzentralen wollen die Menschen aufgrund der Inflation allerdings insgesamt weniger konsumieren (63 Prozent), weniger Kleidung kaufen (59 Prozent), weniger Auto fahren (56 Prozent) und häufiger aufs Fliegen verzichten (55 Prozent), um Kosten zu sparen.

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