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27.09.2018 | Bilanz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wichtige Kennzahlen zur Bilanzanalyse

verfasst von: Sylvia Meier

4:30 Min. Lesedauer

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Eine Bilanz kann viel darüber verraten, wie es einem Unternehmen gerade wirtschaftlich geht und wie die weiteren Aussichten sind. Doch dafür muss man eine Bilanz lesen und analysieren können.
 

Die Bilanz ist die Visitenkarte des Unternehmens. Ob bei einer Kreditvergabe oder im Rahmen einer Due Diligence Prüfung: Sie spielt in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. Auch Anleger informieren sich gerne darüber, welche Zahlen ein Unternehmen aufweisen kann. Und natürlich ist die Bilanz eine wichtige Informationsquelle für den Unternehmer selbst. Oft wird beispielsweise Geld im Working Capital gebunkert – ohne dass dies den Unternehmen selbst bewusst ist. Im Interview mit Springer Professional gab Bernd Heesen deshalb die Empfehlung: "In jede Firma gehört eine monatliche Kennzahlenauswertung".

Springer-Autorin Karin Nickenig spricht in diesem Zusammenhang auch von der quantitativen Bilanzanalyse (Seite 19): "Die quantitative Bilanzanalyse ist eine auf Kennziffern basierende Auswertung von Bilanzen. Diese – schon seit sehr langer Zeit existierende Auswertungsmöglichkeit – kann wiederum unterteilt werden in eine erfolgs- und finanzwirtschaftliche Analyse". Bei jeder Bilanzanalyse muss jedoch beachtet werden, dass eine aussagekräftige Auswertung entsprechende Daten erfordert. Zudem führt Nickenig als Kritikpunkt an (Seite 33): "So basieren ermittelte Kennziffern auf Vergangenheitswerten (Buchhaltung ist stets vergangenheitsorientiert), die manchmal nur bedingt zuverlässige Prognosen ermöglichen oder diese sogar ausschließen." 

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Bilanzanalyse – Grundlagen

Zunächst ist anzumerken, dass eine Bilanzanalyse nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Aber: Die Bilanzanalyse ist für jeden buchführungspflichtigen Unternehmer, aber natürlich auch für diejenigen, welche freiwillig Bücher führen, ein absolutes Muss, wenn es um die erfolgreiche Unternehmensführung geht.


Eine Bank wird bei einer Kreditvergabe gegebenenfalls weitere Informationen anfordern, etwa Bonitätsdaten für das Scoring. Die Bilanz selbst und Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA) reichen dazu alleine nicht immer aus. Ein potenzieller Aktionär hat es oftmals schwerer, denn, wie die Springer-Autoren Laurenz Lachnit und Stefan Müller in ihrem Buchkapitel "Grenzen der Jahresabschlussanalyse" (Seite 17) beschreiben: "Generell ist eine externe Unternehmensanalyse stets insoweit unvollständig, als sie nur auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen durchgeführt werden kann, so dass stets von einem eingeschränkten Informationsstand auszugehen ist." Die Autoren stellen dar, wie die vorhandenen Informationen aufbereitet werden sollten, um so viele Erkenntnisse wie möglich daraus zu ziehen.

Kennzahlenanalyse muss selbst vorgenommen werden

Nicht jeder, der die Bilanz eines Unternehmens in der Hand hält, ist selbst ein ausgewiesener Bilanzexperte. Und oft ist es sogar so, dass die Unternehmensleitung selbst sich auf Experten, die sie beraten, verlassen müssen. Wer jedoch einen Eindruck bekommen möchte, wie die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens einzuschätzen ist, der muss wissen, welche Kennzahlen genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Eine Bilanzposition allein ist oftmals noch nicht sonderlich aussagekräftig. Interessanter wird es, wenn die Position mit anderen Bilanzzahlen ins Verhältnis gesetzt wird.

Anhand eines Praxisfalls zeigen die Springer-Autoren Bernd Heesen und Wolfgang Gruber in ihrem Buch "Bilanzanalyse und Kennzahlen", welche Problemfelder zu beachten sind. Dabei warnen die Autoren (Seite 124) davor, dass man Bilanzzahlen durchaus schönen kann und empfehlen:

Vertrauen Sie keiner Kennzahlenanalyse, die Sie nicht selbst im Detail nachgerechnet haben oder bei der Sie die Definition der eingehenden Berechnungsparameter nicht genau kennen!"

Kennzahlen für die Bilanzanalyse 

Die Autoren untersuchen für den Fall vor allem 

  • ausgewählte Vermögenskennzahlen,
  • Kapitalstrukturkennzahlen, 
  • Liquiditäts- und Finanzkraft bzw. Finanzierungskennzahlen, 
  • Erfolgsstrukturkennzahlen und Rentabilitätsdaten.  
Bewährte Kennzahlen für die Bilanzanalyse
Vermögenskennzahlen
  • Kapitalumschlag
  • Anlageintensität
  • Vorratsreichweite und –umschlag
  • Umschlagdauer Umlaufvermögen
  • Debitoren- und Kreditorenreichweiten und -ziele 
  • Kreditorenreichweite und Kreditorenziel
  • Kassenreichweite (Reichweite der liquiden Mittel)

Kapitalstrukturkennzahlen

  • Eigenkapitalquote
  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen als Quote
  • Kurzfristige Fremdkapitalquote

Liquidität- und Finanzkraft bzw. Finanzierungskennzahlen 

  • Liquidität 1., 2. und 3. Grades 
  • Cashflow
  • Anlagendeckung 
  • Dynamische Verschuldung
  • Investitionsquoten
  • (Operative) Selbstfinanzierungsquote

Erfolgskennzahlen

  • Betriebsleistung
  • Bruttoertragsquote
  • Personalkostenintensitäten
  • Abschreibungsintensität
  • Mietaufwandsquote (Mietintensität)
  • Zinsintensität
  • Zinsdeckungsquote

Renditekennzahlen

  • Umsatzrentabilität
  • Gesamtkapitalrentabilitäten
  • Der Du Pont Baum
  • Eigenkapitalrentabilitäten
  • Eigenkapitalumschlag
  • Operative Rentabilität – Betriebsergebnis zu Betriebskapital
  • Fremdkapitalrentabilität​

Formeln, Berechnungen und Beurteilungen

In dem Praxisfall wird beispielsweise der Kapitalumschlag betrachtet. Damit erfährt zum Beispiel ein Anleger – vereinfacht gesagt – wie viel Umsatz durch das eingesetzte Kapital generiert werden kann. Die Formel hierfür lautet:  

Kapitalumschlag = Umsatz / durchschnittliche Bilanzsumme

Warum ist ein hoher Kapitalumschlag positiv? Dies bedeutet, dass mit wenig Kapital viel Umsatz generiert werden kann. Für die Bewertung nehmen Heesen und Gruber folgende Skala als Grundlage (Seite 130): 

< 1: schlecht
1 < x < 1,5: ausreichend
1,5 < x < 2,0: befriedigend
2,0 < x < 2,5: gut
2 > 2,5: sehr gut

Die Autoren weisen jedoch explizit darauf hin, dass diese Eingruppierung nicht für Handelsfirmen und Dienstleistungsunternehmen zutrifft, da diese fast immer weitaus höhere Kapitalumschläge ausweisen, die ohne weitere Einschränkungen hinsichtlich Art der Tätigkeiten auch nicht typisierbar sind.

Eine weitere interessante Kennzahl ist die Anlageintensität. Wie der Name schon vermuten lässt, gibt sie Aufschluss darüber, wie viel Kapital im Anlagevermögen steckt. Sie berechnet sich wie folgt: 

Anlageintensität = Anlagevermögen *100 / Bilanzsumme

Ebenso beliebt für die Bilanzanalyse ist die Vorratsreichweite und -umschlag. Hier erfährt man, wie lange ein Unternehmen benötigt, bis beispielsweise eingekaufte Waren in Umsatz verwandelt werden. Werden Waren sehr lange gelagert, bevor Umsatz generiert wird, entstehen hohe Kosten. ​Der Vorratsumschlag berechnet sich so: Umsatzerlöse/Vorräte

Neuregelungen durch das BilRUG beachten 

Vor allem die Umsatzerlöse sind eine wichtige Basis bei den Vermögenskennzahlen. Wichtig ist jedoch, dass sich durch das Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRUG) gesetzliche Änderungen durch die Neudefinition der Umsatzerlöse ergeben haben. Das wirkt sich natürlich auch auf die Bilanz und somit auf die Bilanzanalyse aus. In einem Gastbeitrag erläutert Professor Hierl, was bei der Durchführung einer Bilanzanalyse im Hinblick auf das BilRUG zu beachten ist. 

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