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22.08.2018 | Kapitalmarkt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Europäische Anleger irren ratlos im Zinstal umher

verfasst von: Michael Fuchs

3:30 Min. Lesedauer

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Derzeit entzweien zahlreiche Streitigkeiten Europa. Doch ausgerechnet beim Thema Geldanlage gibt es erstaunliche Parallelen zwischen den einzelnen Ländern. 

Deutsche gelten als notorische Aktienmuffel. Im Vergleich zu den risikofreudigen US-Anlegern ist die Aktienkultur hierzulande gering ausgeprägt. Doch wie sieht es mit den anderen Europäern aus? Das erste europäische Income-Baromter der US-Bank JP Morgan ergibt Erstaunliches: Mit ihrer Aktienaversion befinden sich die Deutschen in bester Gesellschaft. Die Umfrage unter 8.000 Privatanlegern aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich und Spanien, die im März und April 2018 durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) durchgeführt wurde, zeigt, "dass die überwiegende Mehrheit der europäischen Anleger ihr Erspartes in kurzfristigen, kaum verzinsten Sparprodukten hortet". Während 56 Prozent der Befragten auf Sparbücher und 73 Prozent auf Festgelder setzen, besitzen nur 24 Prozent Investmentprodukte wie Fonds, Aktien oder Anleihen.

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Langfristige Geldanlage: Aktien, Anleihen, Genussscheine und Kunst

Der Wert einer bestimmten Geldanlagemöglichkeit ergibt sich aus dem Vergleich zu anderen Geldanlagemöglichkeiten. Die absoluten Werte müssen dabei hinsichtlich der Zeit und des Risikos vergleichbar gemacht werden. 


Trotz langfristigem Anlagehorizont spare Anleger kurzfristig

Damit sind kurzfristige Sparformen gefragt, obwohl mehr als die Hälfte der Befragten angab, "dass sie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont haben, was bedeutet, dass sie gar nicht täglich über ihr Geld verfügen müssten". Wobei die schon lange währende Niedrigzinsphase auch ein sicherheitsorientiertes längerfristiges Sparen an seine Grenzen bringt. Denn "der Anteil von Termineinlagen oder Schuldverschreibungen, die von Haushalten in Zeiten höherer Nominalzinsen aufgebaut beziehungsweise gekauft wurden und bis heute positiv zur Renditeentwicklung beigetragen haben, geht mit Auslaufen dieser Anlageformen sukzessive zurück". Das heißt, "werden diese auslaufenden durch ähnliche Anlagen, die im Niedrigzinsumfeld mit sehr niedrigen Nominalzinsen ausgestattet sind, ersetzt, wird allein dieser Effekt das Renditeniveau dämpfen", erklären die Autoren Manuel Rupprecht und Christine Annuß im Beitrag "Sparen in Zeiten niedriger Zinsen – wirtschaftspolitische Unterstützung notwendig" im Wirtschaftsdienst (Ausgabe 2/2017). 

Zwar liegen die Deutschen, die 81 Prozent ihres Vermögens in Sparanlagen oder Tages- und Festgeldern parken, laut der Umfrage über dem europäischen Durchschnitt. Doch mit 78 Prozent liegt der der restlichen Europäer auch nicht viel niedriger. Charakteristisch für Deutschland ist eher die notorische Unzufriedenheit mit den Erträgen. 67 Prozent blicken hierzulande verdrossen auf ihre Geldanlagen, während es in den sechs anderen befragten europäischen Ländern nur 49 Prozent sind.

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Von südländischer Unbekümmertheit ist beim Anlageverhalten auch nichts zu spüren. Ausgerechnet in Italien sind die Sparer am stärksten sicherheitsorientiert. Investoren sind hier gerade einmal 13 Prozent und damit noch weniger als bei den nicht gerade wagemutigen Deutschen. Das ist möglicherweise eine Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage, mit der das Land seit Jahren zu kämpfen hat.

Anleger haben große Wissenslücken

Ein Grund für die Zurückhaltung der Sparer ist schlichte Unkenntnis. Laut der Umfrage geben 34 Prozent der Deutschen offen zu, vom Thema Geldanlage nichts zu verstehen. Und auch hier stehen sie wiederum nicht allein: Ausgerechnet im Heimatland des bedeutendsten europäischen Finanzzentrums ist die Ignoranz am größten: 41 Prozent der Briten wissen demnach nicht, warum sie nicht am Kapitalmarkt investieren. Dass es mit gerade einmal 18 Prozent auffallend wenige britische Anleger gibt, erscheint da nur folgerichtig.

Es ist aber auch die Furcht vor Schwankungen, die vom Kapitalmarkt abschreckt. Die Deutschen sind mit 27 Prozent zwar ebenfalls überdurchschnittlich besorgt. Der europäische Durchschnitt von 22 Prozent, denen Auf- und Abwärtsbewegungen an den Finanzmärkten unruhige Nächte bereiten, ist aber auch nicht gerade gering.

Mischfonds mildern Kapitalmarktschwankungen

Als Lösung schlägt die Studie Mischfonds vor, die verschiedene Anlageklassen bündeln und so "das Risiko und die Schwankungen minimieren". Tatsächlich gibt es verschiedene Fonds aus dieser Klasse, die seit vielen Jahren eine solide Entwicklung aufweisen, sich dabei aber wesentlich weniger bewegen als reine Aktienfonds. Allerdings bringt dieser Vorschlag wenig angesichts der Wissenslücken in der Bevölkerung. Zwei Drittel der befragten Anleger sind derartige Anlagemöglichkeiten nämlich nicht bekannt.

 

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