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05.05.2014 | Management + Führung | Interview | Online-Artikel

"Personaler müssen mutiger werden"

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

5 Min. Lesedauer

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Um die Personalentwicklung effektiver zu machen, müssen Personalverantwortliche neue Wege gehen und über den Tellerrand hinausblicken, meint der Recruitingexperte Henner Knabenreich.

Springer für Professionals: Das Thema Personalmarketing wird angesichts des wachsenden Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung immer wichtiger. Was brauchen Personaler heute, um die Personalgewinnung kreativer und damit effektiver zu machen?

Henner Knabenreich: Personaler müssen sich ihrer Rolle und ihres Stellenwerts für den Unternehmenserfolg bewusst sein. Nur dann wird es ihnen gelingen, die Personalgewinnung effektiver zu machen. Sie sollten konservatives Denken abschütteln und den Mut besitzen, einfach mal etwas auszuprobieren. Wichtig sind Neugier für den Menschen, Offenheit für Unbekanntes, Glaubwürdigkeit und Empathie. Nicht zu vergessen die Affinität zu digitalen Medien. Und natürlich eine gesunde Portion Frechmut. Der Begriff erblickte im vergangen Jahr auf einem Berlin Human-Resources-Barcamp das Licht der Welt und bezeichnet frische, innovative Ideen für die Personalarbeit.

Social Media wird heute gerne als Allheilmittel gepriesen, um vor allem junge Nachwuchskräfte zu finden. Welche Rolle spielt heute noch die klassische Website beim Recruiting?

Social Media bietet viel Potenzial, bedeutet aber auch viel Arbeit und Herzblut. Ein Erfolg kommt nicht von heute auf morgen. Es gibt kein entweder oder, sondern idealerweise ein sowohl als auch. Die klassische Website ist nach wie vor Dreh und Angelpunkt im Recruiting: Alle Wege zur Bewerbung laufen hier zusammen. Und sie wird auch in den nächsten Jahren nichts an ihrer Bedeutung verlieren. Im Gegenteil: Hier ist noch viel Luft nach oben, wie der Blick auf viele deutsche Unternehmensseiten zeigt. Denn obwohl Mitarbeiter das wichtigste für ein Unternehmen sind, findet eine Ansprache dort kaum, unzureichend oder nur gut versteckt statt.

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Die meisten Unternehmen suchen Mitarbeiter nach wie vor mit einer Stellenanzeige. Wie bewerten Sie insgesamt die Qualität und Kreativität der aktuellen Stellenanzeigen (Print und Online)?

Die Stellenanzeige ist noch lange nicht tot, auch wenn das gerne immer wieder postuliert wird. Wie die Nominierungen für die Goldene Runkelrübe zeigen, ist auch bei der Qualität von Stellenanzeigen ganz viel Luft nach oben. Dabei geht es allerdings weniger um Kreativität: Es geht vielmehr um die Inhalte und deren richtige Aufbereitung, angefangen beim Stellentitel bis hin zur Nennung von Ansprechpartner und zur Bewerbungsmöglichkeit. Auch da liegt vieles im Argen. Dabei ist das keine Raketenwissenschaft, vielmehr sollte man einfach den gesunden Menschenverstand einschalten.

Sie haben das Instrument Stellenanzeige genutzt, um Teilnehmer für Ihr am 9. Mai geplantes Event für Personaler zu gewinnen? Wie kam es zu dieser Idee und wie war die Resonanz?

Wenn man ein Event für Personaler aus den Bereichen Personalmarketing und Recruiting gestaltet und darüber hinaus als Berater und Blogger dort unterwegs ist, war das eigentlich der logische Schritt. Auch gab es das so noch nicht. Was die Resonanz angeht, so ist das eine Frage der Definition. Die Klicks waren überwältigend, die Konversion – nun ja. Aber wie auch im richtigen Leben geht es nicht um möglichst viele, sondern um die passenden. Und mit welcher Kreativität die Bewerber da vorgingen, ließ mich zumindest virtuell meinen Hut ziehen. Wirklich tolle Bewerbungen waren dabei! Allerdings hat der ein oder andere das Konzept nicht verstanden und wirklich komplette Bewerbungsunterlagen verschickt. Da zeigt sich wieder einmal: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Insgesamt ist die Resonanz sehr positiv, es sind nur noch wenige Plätze frei.

Ihre Veranstaltung in Wiesbaden setzt auf kreativen Austausch statt Power-Point-Vorträge. Wie sieht das Konzept genau aus und was wollen Sie erreichen?

Das Konzept ist, dass es kein konkretes Konzept gibt. Es ist vielmehr so, dass im Laufe der Zeit immer wieder neue Ideen einfließen. Erst ein Konzert, dann die Idee, die Erlöse zu spenden, dann die Idee, das Ganze klimaneutral durchzuführen… Auch die Vorträge werden anders als man das bisher kennt sein, man darf sich überraschen lassen. Mir geht es darum, dass sich Gleichgesinnte untereinander austauschen und ihr Netzwerk ausbauen, dass sie raus aus ihren einengenden Silos kommen und mehr als nur Blicke über den Tellerrand wagen. Und ich möchte zeigen, dass man mit solch einer Veranstaltung auch was Gutes tun kann: für die Umwelt und für die Mitmenschen. Zu guter Letzt muss natürlich auch der Frechmut-Spirit, größere Wellen schlagen und mehr Personaler infizieren. Denn, wie schon gesagt, hier sehe ich eine wichtige Voraussetzung für ein besseres Personalmarketing.

Was verstehen Sie unter einem modernen Employer Branding?

Employer Branding ist keine Einzelmaßnahme, sondern als Ganzes strategisch zu betrachten. Und zwar sowohl aus der internen als auch aus der externen Perspektive. Wenn ich nicht weiß, wofür ich als Arbeitgeber stehe – wie soll ich Mitarbeitern und Bewerbern dann meine Alleinstellungsmerkmale und meine Kultur kommunizieren, wie soll ich sie fürs Unternehmen begeistern bzw. sie halten? Employer Branding muss authentisch, muss glaubwürdig sein und darf keine falschen Tatsachen vorspiegeln. Auch hier gilt: Es geht nicht um möglichst viele, es geht um die passenden Bewerber. Was nützt es mit Hochglanzbildern oder -versprechungen etwas vorzugaukeln, wenn dies nicht der Realität entspricht, der Bewerber dann nach kurzer Zeit das Weite sucht und seinen Frust auf Arbeitgeberbewertungsportal kununu rauslässt?

Zur Person
Henner Knabenreich ist Geschäftsführer der knabenreich consult GmbH. Der Recruiting-Spezialist Unternehmen bei der Optimierung ihres Arbeitgeberauftritts. Mit einem Team von erfahrenen Partnern konzipiert und realisiert er Karriere-Websites, Mitarbeiterblogs und Recruiting-Videos und hilft beim Einstieg ins Social Web. Er ist einer der Mitautoren des Buches "Einstellungssache: Personamarketing mit Frechmut und Können" bloggt unter „personalmarketing2null“ über Personalmarketing veranstaltet am 9. Mai im Heimathafen, Wiesbaden eine Networking-Veranstaltung für Personaler.
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