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30.08.2022 | Nachhaltige Geldanlagen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Sustainable Finance bietet Chancen in turbulenten Zeiten

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Die Börsen erlebten 2022 bereits einige stürmische Monate. Der Urkraine-Krieg, Lieferengpässe und die hohe Inflation treiben die Kurse vor sich her. Viele Anleger suchen ihr Heil in nachhaltigen Anlagen. Darin liegen große Chancen für die Bank- und Versicherungsbranche.

"Es ist kein ruhiger Sommer für die Finanzmärkte. Themen wie Rezession, Inflation und der Ukraine-Krieg halten die Investoren auf Trab", beurteilt Jan Sobotta, Leiter Sales Ausland bei der Swisscanto Asset Management International, in einem aktuellen Marktkommentar die Lage an den Börsen. Hinzu kommen Themen wie die Klimaerwärmung und die problematische Versorgung mit fossilen Energieträgern. "Die Eindämmung des Klimawandels und der Umbau zur Energieversorgung mit Sonne, Wind und Wasser sind unabdingbar und unterstreichen, dass nachhaltiges Investieren keine Kür ist, sondern Pflicht." 

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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Ausgewählte Handlungsfelder: Chancen und Herangehensweise

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Absatz nachhaltiger Anlagen steigt stetig

Dies spiegele sich auch in der Wahl der Geldanlagen wieder. "Die Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien wird von Anlegern immer mehr gewünscht und dürfte nun, nachdem Finanzberater den Punkt Nachhaltigkeit bei Beratungsgesprächen abklären müssen, noch einen weiteren Push erhalten", zeigt sich Sobotta überzeugt. 

Laut Nachhaltigkeitsbericht des Fondsverbands BVI beläuft sich der Marktanteil von Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen in Deutschland per Ende 2021 bereits auf 31 Prozent. In der gesamten Europäischen Union liegt der Anteil laut Angaben des BVI bei 40 Prozent. Und das grüne Vorreiterland Schweden schafft es sogar auf 79 Prozent. Der Absatz nachhaltiger Investmentprodukte nimmt von Quartal zu Quartal zu", schreibt hierzu Benjamin Ruppert von der Commerzbank im Bankmagazin-Beitrag "Nachhaltigkeit erfordert detailliertes Wissen" (Ausgabe 7-8 | 2022).

Green Deal als Change-Aufgabe begreifen

"Unserer Branche wurde mit dem Green Deal eine echte Change-Aufgabe übertragen. Dabei müssen wir den Kunden wirklich begleiten und Wegbereiter sein. Ich sehe hierzu spannende Prozesse in unserer Branche ebenso wie Halbherzigkeit", betont Ute Thoma, seit 2021 Leiterin Betriebliche Vorsorge Vertrieb bei der Versicherungsgruppe die Bayerische. "Die ersten Fondsgesellschaften haben beispielsweise die Bedingungen in ihren grünen Fonds gelockert. Aber niemand braucht 180 Fonds mit ungeprüften Grün-Labels", lautet ihr Urteil im Versicherungsmagazin-Interview (Ausgabe 7 | 2022). 

Bei der Nachfrage seitens der Belegschaft nach nachhaltigen Vorsorgeprodukten habe ein generationenübergreifender Paradigmenwechsel stattgefunden. "Wir haben die Eltern der 'Fridays for Future'-Generation ebenso wie die 50-jährigen Großeltern, die sich Gedanken machen, was für eine Welt sie ihren Enkeln hinterlassen. Wer diesen Menschen verdeutlicht, dass eine nachhaltige Orientierung auch gute Rendite bedeutet, dann sind die Kunden auch bereit, ein nachhaltiges Produkt zu wählen." 

Sustainable Finance bietet großes Potenzial

Die meisten Altersversorgungseinrichtungen in Deutschland zeigen allerdings im europäischen Vergleich bislang eher eine überdurchschnittlich hohe Zurückhaltung bezüglich eines Beitrags zur Green Economy beziehungsweise zu nachhaltigen Kapitalanlagen. Das stellen Henry Schäfer, Ewald Stephan und Frank Vogel im Buch "Innovative Nachhaltigkeit in Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung" (Seite 8) fest. "Lediglich öffentliche Pensionsfonds weisen mit 18,6 Prozent einen mittleren Anteil an nachhaltigen Kapitalanlagen in Deutschland auf", so die Springer-Autoren.

Sie schätzen den Nachholbedarf und das Potenzial von deutschen Altersversorgungseinrichtungen zur Mobilisierung von Privatkapital für Sustainable Finance daher "im internationalen Vergleich als sehr hoch" ein. Es werde zu einem "integralen Bestandteil von Geschäftsmodellen" der Unternehmen werden müssen und sich nicht nur auf Kapitalanlagen beschränken. Trotz aller Brüsseler Regulatorik bleibe es "Aufgabe von Altersversorgungseinrichtungen, ihre eigene Position zu Nachhaltigkeit zu bestimmen und glaubwürdig umzusetzen". Die eigene DNA, Unternehmenswerte oder auch Stakeholder-Dialoge bildeten hierbei eine wichtige Grundlage.

Banken müssen Know-how aufbauen

Für Berater bei Banken und Sparkassen bedeutet Sustainalbe Finance und die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen im Kundengespräch laut Wealth-Management-Experte Ruppert vor allem eins: Sie brauchen umfassendes Know-how und müssen ihre Produkte genau kennen. Denn der Vertrieb entsprechender Investmentfonds, Rentenanlagen und anderen Produkten ist nicht unumstritten. Hierzu gehöre unter anderem die Aufnahme von Atomkraft und fossilem Gas als nachhaltige Energiequellen durch die Europäische Union, die das Europäische Parlament Anfang Juli überraschend bestätigt hat. 

"Die Präferenzen von Privatanlegern bei deren nachhaltigen Investments untersuchten die Wirtschaftswissenschaftler Bernhard Zwergel, Anett Wins und Christian Klein in einer repräsentativen Befragung. Dabei stellten die Wissenschaftler im Wesentlichen fest, dass sich rund 70 Prozent der Kunden für ihre Geldanlage das sogenannte Negative Screening wünschen, also den Ausschluss von Aktiengesellschaften aus der Waffen- und Rüstungsindustrie, keine Unternehmen mit Bezug zu Kinderarbeit sowie den Ausschluss solcher Institutionen, die Menschenrechte verletzen", so Ruppert.

Boden gegenüber Neo- und Direktbanken gut machen

Für traditionelle Beratungsbanken biete die Sustainable-Finance-Beratung eine Chance, verlorenen Boden gegenüber Direktbanken und Neobrokern wieder gutzumachen, glaubt der Anlageexperte. "Sofern sie sich auf eines ihrer wesentlichen Alleinstellungsmerkmale konzentrieren und mithilfe ihrer Beratungsexpertise den gesellschaftlichen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit sinnstiftend begleiten."

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