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2022 | Buch

Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft

Eine Einführung

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Über dieses Buch

Ziel dieses Lehrbuches ist es, Strukturen, Akteure und Prozesse der politischen Kommunikation aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive heraus zu analysieren und dabei integrativ auf die Theorie- und Forschungsbestände anderer Sozialwissenschaften zurückzugreifen. Da politische Kommunikation sowohl auf Seiten der Politik als auch auf Seiten der Medien in erster Linie eine organisierte Form der Kommunikation ist, wird der Mesoebene der Organisation wie der Makroebene der Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Für die bereits fünfte Auflage wurde der Text neu strukturiert und grundlegend aktualisiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft
Überblick
In diesem einführenden Kapitel werden die unterschiedlichen Konzepte vorgestellt, politische Kommunikation als Forschungsgegenstand zu beschreiben und zu definieren (Abschn. 1.1). Eine einheitliche oder zumindest in weiten Teilen der Wissenschaft akzeptierte Definition des Begriffs existiert nicht. Allein die Begriffe „Politik“ und „Kommunikation“ ermöglichen unterschiedliche theoretische Zugänge mit jeweils eigenen Vorstellungen darüber, was politische Kommunikation ist bzw. sein sollte. Diese Normativität setzt sich fort, wenn nach dem Verhältnis von Politik und Medien gefragt wird: Dominieren Medien die Politik? Führt eine bestimmte Art von Berichterstattung gar zu einer „schlechteren“ Politik? Solche Fragen sind vor allem vor dem Hintergrund relevant, dass sich moderne Gesellschaften zu Mediengesellschaften entwickeln, in denen Massenmedien immer mehr zur Voraussetzung gesellschaftlicher Kommunikation werden (Abschn. 1.2). Ferner wird der eigene theoretische Ansatz vorgestellt, politische Kommunikation als ein Handlungssystem zu verstehen (Abschn. 1.3).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 2. Sozialwissenschaftliche Basistheorien zur Analyse politischer Kommunikation
Überblick
Der Begriff der Theorie leitet sich vom griechischen Verb „theorein“ ab, das „sehen“, ,„anschauen“ oder „erkennen“ bedeutet. Theorien bestimmen die Perspektive, mit der politische Kommunikation betrachtet wird. Sie stellen Begriffe zur Verfügung, anhand derer Phänomene benannt, geordnet, verstanden, analysiert und erklärt werden können. Damit strukturieren Theorien unser Denken über politische Kommunikation grundlegend. Sowohl theoretische als auch empirische Analysen politischer Kommunikation greifen, wenn auch mitunter implizit, auf grundlegende sozialwissenschaftliche Basistheorien zurück. Ziel dieses Kapitels ist es, die Möglichkeiten und Grenzen sozialwissenschaftlicher Basistheorien für die Analyse politischer Kommunikation darzustellen. Dabei wird auf den grundlegenden Dualismus von Handlungs- und Strukturtheorien eingegangen (Abschn. 2.1) und anschließend werden Systemtheorien (Abschn. 2.2) und Handlungstheorien (Abschn. 2.3) näher vorgestellt. Um politische Akteure wie Parteien, Verbände oder Interessengruppen besser verstehen und analysieren zu können, sind institutionalistische (Abschn. 2.4) und andere Organisationstheorien (Abschn. 2.5) relevant. Akteurtheorien (Abschn. 2.6) verfolgen das Ziel, den Dualismus von Handlungs- und Strukturtheorien zu überwinden.
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 3. Strukturen politischer Kommunikation I: Politik und politische Systeme
Überblick
Bereits in der Einleitung wurde Politik als soziales Handeln definiert, das auf kollektiv verbindliche Entscheidungen ausgerichtet ist. Ferner wurde auf die Dimensionen des Politischen als Rahmen oder Normengefüge (Polity), Prozess (Politics) und Inhalt (Policy) verwiesen. Im zweiten Kapitel wurde das Denken in Systemen als theoretische Konstruktion vorgestellt. Diese Überlegungen werden nun vertieft und das politische System aus Sicht unterschiedlicher Theorien dargestellt (Abschn. 3.1). Wie Merkmale einzelner politischer Systeme die politische Kommunikation beeinflussen, wird in Abschn. 3.2 erläutert. Stärker auf die Ebene institutioneller Ordnungen setzt der Begriff der Governance, der Politik als eine Form der Handlungskoordinierung definiert (Abschn. 3.3).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 4. Strukturen politischer Kommunikation II: Medien und Plattformen
Überblick
Der Begriff des Mediums wird im Alltag wie in der Wissenschaft zwar vielfach verwendet, jedoch in höchst unterschiedlichen Zusammenhängen und mit verschiedenen Bedeutungen. Wir nennen technische Geräte wie einen Fernseher ebenso „Medium“ wie den Sender als Organisation, der ein entsprechendes Programm herstellt. Alle Formen von Medien zusammen werden dann noch als ein Mediensystem bezeichnet. Das Kapitel führt in die verschiedenen Medienbegriffe ein (Abschn. 4.1) und unterscheidet später verschiedene Formen der Medien (Abschn. 4.2). Ferner werden der Begriff des Mediensystems und verschiedene Typologien von Mediensystemen vorgestellt, die vor allem für die international vergleichende Forschung im Feld der politischen Kommunikation relevant sind (Abschn. 4.3). Einer grundlegend anderen Logik als traditionelle Medien folgen Plattformen (Abschn. 4.4).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 5. Strukturen politischer Kommunikation III: Politische Öffentlichkeiten
Überblick
Der Begriff der Öffentlichkeit ist eine zentrale Kategorie zum Verständnis von Gesellschaft. Im folgenden Kapitel werden verschiedene Definitionen von Öffentlichkeit (Abschn. 5.1) und grundlegende theoretische Modelle vorgestellt (Abschn. 5.2). Diese unterschiedlichen Vorstellungen von Öffentlichkeit werden später auf den Begriff der öffentlichen Meinung übertragen (Abschn. 5.3). In einem darauf aufbauenden Modell werden verschiedene Ebenen mit jeweils unterschiedlich relevanten Akteuren der Öffentlichkeit unterschieden (Abschn. 5.4). Anhand des Beispiels einer europäischen Öffentlichkeit (Abschn. 5.5) werden die vorgestellten Theorien und Modelle dann auf konkrete Phänomene angewandt.
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 6. Strukturen politischer Kommunikation IV: Das intermediäre System der Interessen- und Entscheidungsvermittlung
Überblick
Innerhalb des politischen Systems lässt sich ein intermediäres System der Interessenvermittlung als relevante Struktur politischer Kommunikation ausmachen. Das intermediäre System vermittelt zwischen der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger auf der einen und den politischen Entscheidungsträgern auf der anderen Seite. Im folgenden Kapitel werden zunächst die Begriffe der Interessen- und Entscheidungsvermittlung definiert und auf die Komplexität dieser Prozesse hingewiesen (Abschn. 6.1). Später werden die einzelnen Vermittlungsebenen des intermediären Systems eingeführt und dieses als constraints für politische Akteure modelliert (Abschn. 6.2). Somit stellen Veränderungen des intermediären Systems, etwa in Folge der Medialisierung von Politik, unmittelbar eine Herausforderung für die politischen Akteure dar (Abschn. 6.3). Die drei wichtigsten Typen von intermediären Akteuren innerhalb der Politik – Parteien, Verbände und soziale Bewegungen – werden dann im nächsten Kapitel behandelt.
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 7. Akteure politischer Kommunikation I: Politik
Überblick
An Prozessen politischer Kommunikation sind zahlreiche Akteure beteiligt. Relevant sind dabei nicht nur die politischen Eliten wie Angehörige der Regierung, des Parlaments oder die Spitzen der dort vertretenen Parteien. Auch Akteure aus den Bereichen der Ökonomie, der Kultur, der Erziehung, der Wissenschaft etc. beteiligen sich folgenreich an der Formulierung und Artikulation politischer Interessen, ihrer Aggregation zu entscheidbaren Programmen sowie der Durchsetzung und Legitimierung politischer Entscheidungen. In diesem Kapitel werden wir uns näher mit den politischen Akteuren beschäftigen – die Medien als Akteure werden erst im darauf folgenden Kapitel 8 thematisiert. Zunächst werden wir die Akteure politischer Kommunikation unterscheiden und klassifizieren (Abschn. 7.1). Das Ergebnis sind drei Typen von Akteuren: Akteure der Interessenartikulation (vor allem Verbände und soziale Bewegungen, Abschn. 7.2), der Interessenaggregation (vor allem Parteien, Abschn. 7.3) sowie der Politikdurchsetzung (vor allem Parlament, Regierung und Verwaltung, Abschn. 7.4). Ein abschließender Abschnitt widmet sich der Rolle individueller Akteure in der politischen Kommunikation (Abschn. 7.5) sowie den „Gewinnern“ und „Verlierern“ der Digitalisierung (Abschn. 7.6).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 8. Akteure politischer Kommunikation II: Journalismus
Überblick
„Politischer Journalismus ist mehr als Politikjournalismus“, so beginnen Lünenborg und Sell (2018, S. 3) einen Überblick über das Forschungsfeld. Wie der Begriff der politischen Kommunikation, so ist auch die Definition des politischen Journalismus abhängig vom jeweiligen Verständnis des Politischen (Abschn. 1.1.1).
„Nicht die Ressortstruktur von Redaktionen gilt als konstituierend für das hier behandelte Forschungsfeld, sondern ein Verständnis des Politischen, bei dem Journalismus stets Beobachter und Akteur, Beschreibender und Gestaltender zugleich ist. Indem Journalismus der Gesellschaft Diskurse des Politischen zur Verfügung stellt, bringt er diesen Diskursraum und seine Grenzen zugleich selbst hervor. Journalismus gestaltet noch immer wesentlich den Raum des politisch Sagbaren, auch wenn unter Bedingungen von Social-Media-Kommunikation zunehmend Artikulationen jenseits des professionellen Journalismus in den Diskurs eingespeist werden und diesen mitgestalten“ (Lünenborg und Sell 2018, S. 3).
Generell lässt sich (politischer) Journalismus auf den verschiedenen theoretischen Ebenen betrachten, die in Abschn. 2.1 unterschieden wurden:
  • Auf der Mikroebene bezeichnet Journalismus die Tätigkeit von Individuen – nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern im weitesten Sinne auch von Verlegerinnen und Verlegern oder anderen Publizistinnen und Publizisten. In der Mikroperspektive stehen Fragen nach den Merkmalen der Individuen im Vordergrund, ihren subjektiven Einstellungen und Werthaltungen, ihrem Rollenverständnis etc. (Abschn. 8.1).
  • In der Mesoperspektive wird die Frage der Organisiertheit des Journalismus angesprochen. Hier geht es um die Organisationen, in denen Journalismus betrieben wird (Redaktionen, Agenturen, Medienunternehmen etc.) sowie um Strukturen innerhalb dieser Organisationen wie Kompetenzverteilungen, Arbeitsorganisation, Routinen etc. Von Bedeutung sind hier auch die redaktionelle Linie eines Blattes sowie die Frage nach dem Ausmaß der Orientierung an Kolleginnen und Kollegen im Journalismus (Abschn. 8.2).
  • In der Makroperspektive lässt sich Journalismus als ein System fassen, das innerhalb der Gesellschaft eine bestimmte Funktion erfüllt und in seiner Verfasstheit durch die Gesellschaft beeinflusst wird (Abschn. 8.3). Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, wo die Grenze des Systems Journalismus verläuft und wie es sich von anderen Systemen wie etwa der Politik abgrenzen lässt (zum Theorievergleich im Journalismus vgl. Scholl 2016).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 9. Akteure politischer Kommunikation III: Politische PR
Überblick
Politische Public Relations hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen. Während die einen politische PR weitgehend mit dem Begriff der Propaganda gleichsetzen, diagnostizieren andere ihre Modernisierung: „Politische PR [hat] unter allen politischen Aspekten in dem Maße an Bedeutung gewonnen […], wie kollektiv bindende Entscheidungen komplexer, pluraler, hektischer – in einem Wort: moderner – geworden sind. Umgekehrt hat politische PR einen gehörigen Anteil an dieser Veränderung von Politik“ (Vowe und Opitz 2015, S. 91). Im Unterschied zur politischen Kommunikationsforschung befasst sich die politische PR-Forschung vor allem mit den „PR-Akteuren“, d. h. mit den Kommunikationsverantwortlichen in Organisationen wie etwa Pressesprecherinnen und -sprechern (Raupp und Kocks 2018, S. 8). Das Kapitel beleuchtet die Merkmale und Besonderheiten der politischen PR aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive (Abschn. 9.1) und grenzt den Begriff von anderen Formen politischer Kommunikation ab (Abschn. 9.3).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 10. Prozesse politischer Kommunikation: Prozesse der Politik
Überblick
Politik kann in die drei analytischen Dimensionen Polity (Institutionen- und Normengefüge), Policy (Politikinhalte und -ergebnisse) sowie Politics (Politikprozess als Konfliktaustragung und Aushandlung) differenziert werden (Abb. 1.2). Hier wird nun die Politics-Dimension betrachtet und der Verlauf politischer Prozesse unter Berücksichtigung der jeweils beteiligten Akteure, ihrer Wert- und Zielvorstellungen sowie ihres Einflusspotenzials fokussiert. Je nach dem Verständnis, was politische Prozesse sind, lassen sich unterschiedliche Modellierungen – idealtypische Betrachtungen und Beschreibungen – des politischen Prozesses und seiner Elemente entwickeln (Abschn. 10.1). Von diesen Modellen ist abhängig, welche Bedeutung der politischen Kommunikation generell oder den jeweils involvierten Medien zugewiesen wird. Eine Besonderheit bilden direktdemokratische Systeme wie dasjenige, das wir in der Schweiz vorfinden (Abschn. 10.2). Abschließend werden Typen von Politik und ihrer medialen Beachtung anhand einzelner Entscheidungsprozesse vorgestellt (Abschn. 10.3).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 11. Prozesse politischer Kommunikation II: Kampagnen und Wahlkämpfe
Überblick
Politische Kampagnen (Abschn. 11.1) und Wahlkämpfe (Abschn. 11.2) sind zwei wichtige Spezialfälle von Prozessen politischer Kommunikation. In ihnen verdichten sich Auseinandersetzungen und werden Streitfragen zugespitzt. Zugleich folgen Kampagnen und Wahlkämpfe dramaturgischen Regeln, die von den strukturellen und kulturellen Kontexten abhängig sind, in denen sie stattfinden.
Patrick Donges, Otfried Jarren
Kapitel 12. Prozesse politischer Kommunikation III: Interaktionen zwischen Akteuren aus Politik, PR und Journalismus
Überblick
Die Beziehung und das Verhältnis zwischen Akteuren aus Politik, politischer PR und Journalismus werden aufgrund unterschiedlicher theoretischer Erklärungsansätze sowie empirischer Befunde höchst unterschiedlich gesehen und interpretiert. Während in der Forschung zunächst davon ausgegangen wurde, dass die PR den Journalismus (erfolgreich) instrumentalisiert und partiell sogar determiniert, dominieren heute Erklärungsansätze, die grundsätzlich von einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis (interdependenten Beziehungen) ausgehen. Im ersten Teil des Kapitels wird auf die für die politische Kommunikation relevanten Erklärungsansätze eingegangen (Abschn. 12.1). Im zweiten Teil wird unser eigenes theoretisches Verständnis skizziert: Politische Kommunikation entsteht in Prozessen der Interaktion, die in Produktionsgemeinschaften beginnen und sich zu einem Handlungssystem verdichten (Abschn. 12.2).
Patrick Donges, Otfried Jarren
Metadaten
Titel
Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft
verfasst von
Patrick Donges
Otfried Jarren
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-37079-4
Print ISBN
978-3-658-37078-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-37079-4