2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Professionen
verfasst von : Rainer Prätorius
Erschienen in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
In der älteren, durch den Funktionalismus und angelsächsische Erfahrungen geprägten, soziologischen Literatur sind Professionen (P.) Berufe, die ein auf Expertise gegründeter Macht- und Vertrauensvorsprung gegenüber den Klienten auszeichnet. Daraus folgt eine Selbstorganisation am Markt, die einerseits durch Kartellierung und Zugangsbeschränkung Privilegien sichert, andererseits durch Lizenzierung und Selbstkontrolle (z.B. Ethik) die Basis der Vertrauensbeziehung pflegt. Gemessen an diesem Idealbild galten die kontinaleuropäische, besonders die deutsche, Entwicklung als Abweichung, da hier Professionalisierungsprozesse nicht durch organisierte Marktmacht, sondern staatszentriert erfolgten. Darin wird aber das späte Phänomen der binnengerichteten Selbstpflege durch Ethik, Ranking, Qualitätssicherung usw. überschätzt, außerdem die deutsche Vorreiterrolle bei der wichtigsten Machtbasis unterschätzt: der Durchsetzung von rechtlich gesicherten Lizenzen und Zertifikaten (Abbott 1988). In dieser Leistung waren die deutschen Universitäten zentral, die früher als andere auf die staatliche Sanktionierung (→ Politische Traditionen) berufsspezifischer Abschlüsse hin ausbildeten und dabei schon im 19. Jhdt. das meiste Prestige jenen P. verliehen, deren Zulassung am meisten staatlich reglementiert war: Ärzten und Juristen.