Diesen Eindruck vermittelte er am Donnerstag vergangener Woche auf einer Presseveranstaltung in Frankfurt am Main jedenfalls. Was den neuen Co-Chef so etwas wie sympathisch macht: Er demonstriert Transparenz, nennt kühl die Fakten, ohne Pathos oder Arroganz. Cryan spricht Klartext, und das teils sogar auf Deutsch, aber eben mit britischem Understatement. Der Scherbenhaufen, den der Banker beseitigen muss, ist jedoch enorm. Deshalb hat Cryan vorerst auch weiterhin keine guten Nachrichten für Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden der Bank.
6,8 Milliarden Verlust für das Jahr 2015, Kosten und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 5,2 Milliarden Euro. Ein konzernweiter Stellenabbau von 9.000 Arbeitsplätzen, davon bis zu 4.000 in Deutschland. Die Dividenden für Aktionäre in 2015 und wohl auch 2016 sind gestrichen, aber erstmals gibt es auch keine Boni für Bankvorstände mehr. Zweifelsohne ein überfälliges Signal des Kulturwandels, wenn es auch jetzt weniger aus kulturellen Gründen kommt, sondern schlicht eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist.
Zuwenig Neues, nichts Eigenes
Brancheninsider kritisieren mit Blick auf die ersten strategischen Schritte Cryans schon: „Zuwenig, nichts Neues, nichts Eigens“. Obwohl vor allem das Investmentbanking für ein dramatisches Fehlmanagement der vergangenen Jahre steht, will die Bank daran festhalten, wenn auch künftig in neuer Struktur. Noch-Co-Vorstand Jürgen Fitschen begründet dies am Rande wie ein Kaufmann: In diesem Segment lässt sich Geld für die Bank verdienen.
Als nächste Schritte könnten folgen: Weiterhin Bescheidenheit und Transparenz zeigen. Die Kunden mit guten Angeboten zurückholen, weniger Boni-Exzesse. Und eine Retailstrategie entwickeln, die Stakeholder überzeugt und mit der die Performance der Bank wieder besser werden kann. Cryan nennt das: Nicht versuchen den Aktienkurs zu managen, sondern die Bank. Klarer kann man es nicht sagen.