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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. Theoretische Rahmung

verfasst von : Elisabeth Nora Sommerlad

Erschienen in: Interkulturelle Räume im Spielfilm

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Auf theoretischer Ebene ist die Studie eingebettet in einen interaktionsgeographischen Ansatz, nach dem Städte nicht nur als räumliches Sammelbecken einer kulturell vielfältigen Gesellschaft betrachtet werden, sondern vielmehr ein Fokus auf die Mikroperspektive interkultureller Begegnungen gelegt wird. Ausgehend von einem offenen Kulturbegriff werden hierzu theoretische Konzepte von Interkulturalität, kultureller Differenz(ierung) und kultureller Vielfalt integriert. Mit dem Konzept des Interkulturellen Raums wird in diesem Kapitel eine genuine Folie zur Analyse interkultureller Begegnungen präsentiert. Hiermit wird eine interkulturelle Begegnungssituation bezeichnet, die als Moment eines kulturellen Dazwischen interpretiert werden kann.

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Fußnoten
1
Im Folgenden werden die Termini Geographien der Begegnung und Interaktionsgeographie synonym verwendet. Im Verständnis der vorliegenden Arbeit stehen Begegnungen und Interaktionen in einem stetigen Spannungsverhältnis und können nicht separat gedacht werden.
 
2
Das Konzept der throwntogetherness (Massey 2005) wird im Allgemeinen dazu genutzt, um zu beschreiben, wie space und place in städtischen Kontexten durch das Zusammenkommen verschiedener, bisher unzusammenhängender Dinge entstehen.
 
3
Vgl. die Ausführungen von Wilson und Darling (2016) für einen ausführlichen Überblick zur Kontextualisierung der Forschungsrichtung Geographies of Encounter.
 
4
Valentine (2008) verweist in diesem Zusammenhang auf die Publikationen von Amin 2002, Yeoh 2004, Barnett 2005, Iverson 2006, 2007, Chatterton 2006 und Bell 2007, die hier nicht weiter ausführlich erläutert werden.
 
5
Konkret gehen die Autor:innen hierbei auf vier Aspekte ein: (1) Zunächst betrachten einige Autor:innen die in Städten herrschende Alterität bzw. „unassimilated otherness“ (Wilson und Darling 2016: 3), wobei Städte als Orte betrachtet werden, an denen sich Fremde miteinander vermischen, ohne idealisierten Vorstellungen von Community oder Homogenität nachzuhängen. In solchen Ansätzen (vgl. Fortiert 2010) stehen oftmals stadtpolitische Phänomene als rahmende Einheiten im Fokus der Betrachtung. Darüber hinaus werden (2) die Rolle von Architektur und Design betrachtet, die dieses „inter-mingling of strangers“ (Wilson und Darling 2016: 4) unterstützen (vgl. Fincher 2003; Tonkiss 2013; Wood und Landry 2008). Ein weiterer Ansatz fragt (3) danach, ob und wie Begegnungen den Dialog zwischen Fremden forcieren und inwiefern dabei gegenseitiges Vertrauen und Respekt geschaffen werden können. Diese Ansätze bauen im Kern auf den Basisannahmen des Konzepts der Kontakthypothese (Allport 1954) auf und fragen nach dem Potenzial alltäglicher Begegnungen an öffentlichen Orten (vgl. Valentine 2008; Watson 2006). Daneben beschäftigen sich Studien (4) mit Fragen nach mit dem Unbekannten verbundenen Ängsten und Sorgen (Wilson und Darling 2016: 4). Beispielsweise legen Publikationen dazu einen Fokus auf den Moment der Begegnung und fragen danach, inwiefern bestimmte Wertvorstellungen, Vorurteile bzgl. kultureller Differenzen, Angst, Zweifel oder Unwohlsein mit den Körpern der Interaktionspartner in Zusammenhang stehen (vgl. Amin 2012; Simon 2016).
 
6
Sie präsentieren in mehreren Publikationen den Ansatz der Situativen Orte. Dieser beschreibt „a form of meaning that is ascribed to ritualized individual intercultural encounters and their performance“ (Dirksmeier, Helbrecht und Mackrodt 2014: 308; vgl. Dirksmeier und Helbrecht 2010; Dirksmeier, Mackrodt und Helbrecht 2011). Der Ansatz geht davon aus, dass Interaktionsrituale, insbesondere durch alltägliche, kulturelle Aushandlungen in alltäglichen Begegnungen, situative Orte konstituieren, welche das Ergebnis des Zusammenspiels interkultureller Begegnungen und urbaner Räume bezeichnen bzw. eine „contextually embedded situation of intercultural encounters“ (Dirksmeier, Helbrecht und Mackrodt 2014: 304, 308) erzeugen. Öffentliche Räume fungieren dabei als Bühne für Interaktionen, tragen als physisch-räumliche Settings durch ihre Ausstattung, Ausgestaltung und Exponiertheit zum Ablauf der Interaktionen bei und beeinflussen ihre Dynamiken (Dirksmeier, Mackrodt und Helbrecht 2011: 99).
 
7
Wilson (2017) gibt einen weiten Überblick über die Forschungsrichtung, die sich gerade in den vergangenen Jahren stark ausdifferenziert hat. Dabei zeigt sie auf, dass der Ursprung der Forschungsrichtung hauptsächlich in der Analyse von face to face Begegnungen zwischen Fremden in städtischen Kontexten liegt. Insbesondere jüngere Ansätze würden dahingegen eine breitere Perspektive auf Encounter einnehmen und dabei berücksichtigen, wie Differenzen beispielsweise über andere Sinneskanäle (z. B. Gerüche, Geschmack, Geräusche) erzeugt werden. Zudem werden auch nicht-menschliche Akteure wie Tiere (human-animal-encounters), alltägliche Objekte und materielle Elemente mit in die Forschung einbezogen und dabei untersucht, wie diese zu einem Erfahren von Differenz beitragen. Für die angestrebte Analyse inszenierter Begegnungen in filmischen Kontexten wird eine engere Konzeption von Begegnung verwendet: Mit einem Fokus auf ebenjene face to face Interaktionen als Ursprung von interaktiven Aushandlungsprozessen. Um sich von dem erweiterten Begriffsverständnis abzugrenzen, wird im Folgenden dem Begriff Encounter der Begriff der Begegnung vorgezogen.
 
8
Während Weber noch eine implizit verhaltenswissenschaftliche Perspektive einnimmt, sind seine Ausführungen durchaus für eine handlungstheoretischen Perspektive anschlussfähig, wie beispielsweise Miebach (2014: 20) oder Bonss et al. (2013: 7) aufzeigen. Diese Perspektive, nach der intentionale, absichtsvoll durchgeführte Handlungen soziale Wirklichkeiten hervorbringen, ist auch in der Sozialgeographie anerkannt (vgl. Weichhart 2008: 258).
 
9
Webers Ausführungen zum sozialen Handeln stehen in konzeptioneller Nähe zum Begriff der Wechselwirkung nach Simmel, der annimmt, dass sich „Individuen im Prozess der Wechselwirkung fortlaufend vergesellschaften“ (Abels 2009b: 186). Konkret geht Simmel davon aus, dass Vergesellschaftung als Prozess zu verstehen sei, in welchem Individuen wechselseitig zueinander in Beziehung treten bzw. wechselseitig aufeinander einwirken: „Gesellschaft im weitesten Sinne ist offenbar da vorhanden, wo mehrere Individuen in Wechselwirkung treten“ (Simmel 1992 [1894]: 54). Simmels theoretische Grundannahme wurde von weiteren soziologischen Klassikern weitergedacht (vgl. Abels 2009a, b). An dieser Stelle sei auf folgende Aspekte verwiesen: Nach Abels (2009b: 184 ff.) lassen sich zwei große theoretische Strömungen voneinander differenzieren – Theorien, die dem normativen Paradigma folgen, nähern sich Interaktionskontexten über Theorien (vorgegebener) sozialer Rollen (vgl. Parsons 1968). Theorien, die dem interpretativen Paradigma folgen, verstehen soziale Interaktionen mehr als wechselseitige Interpretationen der Interaktionspartner und stellen das Individuum in den Fokus der Betrachtungen (vgl. Mead 1934). Darüber hinaus gibt es systemtheoretische Ansätze, welche Interaktion grundsätzlich als Interaktionssysteme verstehen bzw. als systemisch gerahmte Kommunikation unter Anwesenden interpretieren (vgl. Luhmann 1975; Kieserling 1999) sowie ethnomethodologische Strömungen (vgl. z. B. Garfinkel 1967), welche Fragen nach dem Gelingen alltäglicher Interaktionen fokussieren.
 
10
An dieser Stelle kann nicht auf seine zahlreichen Werke, z. B. seine Ausführungen zur sozialen Rollentheorie oder seine strukturelle Interaktionsordnung eingegangen werden (vgl. hierzu u. a. Goffman 1959, 1961, 1967, 1973, 1974, 1977, 1983; Dellwing 2014: 40 ff.; Vester 2010: 17 ff.). Ebenfalls ausgeklammert wird hier das Verhältnis von Goffmans Ansätzen zu den theoretischen Ansätzen des symbolischen Interaktionismus. Diesbezüglich empfehlen sich zur Einführung die Ausführungen von Raab (2014: 49 ff.), der Goffmans Konzepte von frühen soziologischen Klassikern abgrenzt.
 
11
Als zentraler Schlüsselbegriff der Geographie gibt es unzählige Ansätze, wie Raum konzeptualisiert und definiert werden kann. Diese pendeln generell zwischen den beiden Polen des physisch-materiellen und des konstruierten Raums. Für eine übergreifende Einführung in die Debatte vgl. Escher und Petermann (2016).
 
12
Neben einer immensen Anzahl an Fachartikeln zirkulieren zu den hier thematisierten Begriffen und Konzepten zahlreiche Handbücher und Sammelbände, die sich ihnen annähern und dabei ihre Vielfältigkeit und ihr Facettenreichtum aufzeigen. Aufgrund der Vielzahl an Publikationen wird im Rahmen der nachfolgenden Ausführungen nur eine selektive Perspektive auf die Begriffe eingenommen – dennoch soll eine möglichst differenzierte Reflexion erfolgen. An entsprechenden Stellen erfolgen ergänzende Hinweise auf Publikationen zur vertiefenden Lektüre.
 
13
Bolten (2012; 25 ff.) führt hier exemplarisch die Ausführungen von Ulrich Beck zur Zweiten Moderne an, auf welchen die offene Variante des Kulturbegriffs implizit verweist. Die damit verbundenen veränderten Denkweisen fordern etablierte Konzepte – u. a. auch Kultur – heraus und erfordern ein Kulturkonzept, das abseits geschlossener Kategorien und fester Grenzen ansetzt sowie kosmopolitische Perspektiven mit einbezieht (vgl. Beck 1986, 1996, 2009).
 
14
Ein Symbol kann beispielsweise ein Wort, ein Objekt, ein Bild, eine Geste oder ähnliches sein, das für etwas anderes steht bzw. dies repräsentiert (Eller 2015: 4).
 
15
Nach Lösch (2005: 36) ist „[d]ie Rede von zwei interagierenden Kulturen (…) selbstverständlich eine simplifizierende Verkürzung, die darstellungsökonomische Gründe hat. In den meisten Fällen kultureller Kontakte, insbesondere aber im Kontext multikultureller Gesellschaften, ist der Aushandlungsprozess kultureller Identitäten wesentlich komplexer, da mit mehreren kulturellen Artikulationen kultureller Differenz zu rechnen ist, die einen gleichsam multipel referentialisierten kulturellen Dialog initiieren“. Diese Perspektive soll auch hier gelten.
 
16
Zu jedem der hier angesprochenen Ansätze existiert eine Vielzahl an Publikationen. Vgl. u. a. Allolio-Näschke, Kalscheuer und Manzeschke (2005), Yousefi und Braun (2011) oder Escher und Karner (2017) für eine Übersicht.
 
17
Dies gilt beispielsweise für strukturorientierte Ansätze der theoretischen wie praktischen Interkulturalitäts- und Diversitätsforschung, welche Kultur als eine Dimension von Diversität konzipieren und Kultur dabei vornehmlich als geschlossenes Konzept im Sinne von z. B. einer Nationalkultur denken (vgl. Bolten 2014).
 
18
Für eine umfassende Abhandlung des Konzeptes in geographischer Perspektive vgl. Price 2015. Für einen ersten interdisziplinären Überblick vgl. u. a. Krell et al. (2007), Steinberg (2009), Roberson (2013), Klarsfeld et al. (2014) oder Genkova und Ringeisen (2016a, b).
 
19
Hierbei steht eine praktische Anwendung des Konzepts im Vordergrund, z. B. in Ökonomie oder Pädagogik (vgl. Prengel 2006; Becker 2006; Hardmeier und Vinz 2007: 27; Schraudner 2010; Bukow 2011b; Franken 2015). Diese Kontexte und Perspektiven werden im Folgenden nur kurz angerissen, da sie für die vorliegende Studie nicht im Fokus stehen.
 
20
Das Konzept der Diverse City wird hier nicht vertieft, da es als vordergründig ökonomisch-politisch ausgerichtetes Konzept in eine Richtung weist, die für die Konzeption der theoretischen Folie weniger von Relevanz ist. Für eine kritische Einführung in das Konzept vgl. Schuster (2018). Darüber hinaus geben u. a. Raco et al. (2017) eine detailliertere Einführung in das Konzept. Eine gute Übersicht über die Stellung von Diversitätsdiskurse in der Stadtentwicklungsforschung findet sich u. a. bei Bukow (2011a).
 
21
Auch Differenz ist ein überaus abstrakter und vielschichtiger Begriff, dessen Komplexität an dieser Stelle nur gestreift wird. Die nachfolgende Reflektion erfolgt im Bewusstsein darüber, dass (kulturelle) Differenz ein überaus heterogen zu denkender Begriff ist, der in unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und Strömungen different gedacht und konzipiert wird (vgl. u. a. Breinig, Gebhardt und Lösch 2002; Allolio-Näcke, Kalscheuer und Manzeschke 2005; Dreher und Stegmaier 2007a und b; Moosmüller 2009a und b; Hirschauer 2017). An dieser Stelle sei auf den Beitrag von Fuchs (2007) verwiesen, der sich in Hinblick auf kulturelle Vielfalt äußerst differenziert und dennoch übersichtlich mit unterschiedlichen Differenzkonzepten auseinandersetzt.
 
22
Zwengel (2010: 456 ff.) grenzt das Paradigma der Kultur der Differenz vom Paradigma der kulturellen Differenz ab. In ihren Ausführungen zeigt sie auf, die diesem jüngeren Paradigma eine „Vorstellung von Vielfalt“ (Zwengel 2010: 456) inhärent sei, das genuin von einer Vielfalt von soziokulturellen Differenzen ausgehen würde, die stets auf mikrosoziologischer Perspektive aufzuzeigen seien. In diesem Verständnis rücke vor allem ein Forschungsinteresse an „Umgang mit Differenz in Interaktionssituationen“ ins Interesse. Dabei würden auf prozesshafte Art und Weise unterschiedlichste kulturelle Differenzen betrachtet werden, die als soziale Konstruktionen gefasst werden. Schließlich seien Individuen „nicht objektiv Kulturen zuzuordnen. Es komme darauf an, welche Merkmale als kulturell unterscheidend aufgefasst werden und ob diese situativ relevant gesetzt werden oder nicht“ (Zwengel 2010: 456).
 
23
Zur  ausführlichen Definition von Transdifferenz vgl. Lösch (2005: 27 ff.).
 
24
Beispielsweise kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Einkommensgruppe familiär/ generationenübergreifend bedingt sein oder auch von einem Individuum durch gewisse Eigenleistungen selbstständig erreicht werden (vgl. Eller 2015).
 
25
Bereits seit den 1970er Jahren bestand diesbezüglich eine Tendenz in der akademischen Auseinandersetzung, relevante Aspekte kultureller Vielfalt zunehmend integrativ und auf nicht-hierarchisierende Art und Weise zu verhandeln. Während zuvor Debatten über Themen wie z. B. soziale Klassen, Gender und sexuelle Orientierung, ethnisch-kulturelle Unterschiede, hybride Identitäten, ability und disability getrennt voneinander geführt wurden, verschmelzen diese in aktuellen Auseinandersetzungen zu einer Gesamtbetrachtung (sozio)kultureller Vielfalt (Allemann-Ghionda 2011: 24 f.).
 
26
Die Ursprünge der Intersektionalität liegen im Bereich des Black Feminism bzw. einer Critical Race Theory. Mittlerweile hat sich der Begriff vornehmlich im Bereich der Gender-Studies etabliert und wird in jüngster Zeit zunehmend auch in anderen Disziplinen eingesetzt (Walgenbach 2012: o.S.). Eingeführt wurde der Begriff von der Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw (1989) im Kontext einer Publikation zu Diskriminierungsprozessen gegen Schwarze Frauen in den USA. Darin legt sie dar, dass sich Diskriminierungen maßgeblich in der Überschneidung von Kategorien bzw. Herrschaftsstrukturen wie Race/Gender oder Racism/Sexism vollziehen. Eine gute Einführung in die Grundzüge der Theorie sowie ein umfangreicher Literaturüberblick finden sich bei Walgenbach (2012) oder Davis (2008), vgl. zudem beispielweise Crenshaw (1994), Anthias (2005), Degele und Winkler (2007), Winkler und Degele (2009). Einige Publikationen benennen explizite Schwachstellen dieses Ansatzes, wie z. B. die Tatsache, dass einzelne Kategorien recht willkürlich ausgewählt würden sowie die damit verbundene Reduktion auf wenige Unterscheidungsmerkmale (Hirschauer 2014). Degele und Winkler (2007: 5) schlagen vor, die zur Analyse verfügbaren und erforderlichen (Differenz-)Kategorien generell offen zu halten und induktiv aus dem analysierten Material heraus zu bilden.
 
27
Die Zuordnung von Menschen zu sozialen Gruppen und ihre Differenzierung in gesellschaftliche Felder und soziale Gebilde sowie damit zusammenhängende Kategorisierungsprozesse können nach Hirschauer (2014: 174 f.) als soziale Notwendigkeit bezeichnet werden und tragen zur Erzeugung und Aufrechterhaltung kultureller Ordnungen bei (vgl. Hirschauer 2017): „Wir kennzeichnen Menschen im Alltag über (…) Merkmale, Bildung, Haut- und Haarfarbe, Geschlecht, Religion, Sprache, Attraktivität (…). Was wir mit dem so genannten gesunden Menschenverstand tun, ist, dass wir diese Merkmale als feste Eigenschaften begreifen (…). Im Alltag sagen wir: Menschen sind halt unterschiedlich. Die Sozial- und Kulturwissenschaften sehen das anders – wir sind unterschiedlich, weil Unterscheidungen gemacht werden, weil also kulturelle Grenzen gezogen werden. Anstatt von Differenzen auszugehen, untersuchen (…) [diese] Fächer Differenzierungen (…), Humandifferenzierungen“ (Hirschauer 2013, ab 00:36). Das Zitat stammt aus einem Radiobeitrag (SWR2 Journal 2013), in dem Hirschauer das Konzept der Humandifferenzierungen im Sinne eines interdisziplinären Forschungsprojektes mit dem Titel Un/Doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung erläutert.
 
28
Mit ihrem wegweisenden Aufsatz Doing Difference legen West und Fenstermaker (1995) eine wichtige Basis für die Perspektive, dass Kategorien sozialer Differenz(ierung) nicht aus sich selbst heraus existieren, sondern stets als sozial konstruiert betrachtet werden müssen. In Anlehnung an Goffman (1977) und auf Basis ethnomethodologischer Grundannahmen konstatieren sie, dass in sozialen Situationen etwaig gegebene Differenzen erst hervorgebracht werden.
 
29
Der Begriff der kulturellen Identität wird hier nur angeschnitten, da es sich hierbei um ein eigenes theoretisch kontrovers diskutiertes Konzept handelt, dessen ausführliche Thematisierung den Rahmen des Kapitels sprengen würde. Vgl. für eine Einführung u. a. Ziebertz und Herbert (2009) oder Gilbert (2010) oder für das Schlagwort der partizipativen Identität, dem Dreher und Stegmaier (2007b) für alltagspraktische Kontexte große Relevanz zuschreiben, Hahn (2000). Für eine psychologische Perspektive auf die Konstruktion von Identität vgl. Mead (1934, 1968), sowie Hermans und Kempen (1993).
 
30
„Die Grundvorstellung eines praktischen Vollzugs von Unterscheidungen und Zugehörigkeiten (doing X) impliziert nun aber auch, dass sie auch nicht getan werden oder zurückgenommen werden können. Ein solches undoing X liegt etwa vor, wenn eine visuell naheliegende Unterscheidung (…) normativ inhibiert oder eine interaktiv vollzogene Unterscheidung zurückgewiesen oder ignoriert wird. Eine grundlegende Kontingenz von Humandifferenzierungen liegt also in ihrer prinzipiellen Negierbarkeit: Sie können gezogen oder zurückgezogen, aufrechterhalten oder unterlaufen werden“ (Hirschauer und Boll 2017: 11).
 
31
Einer der ersten Autor:innen, der die US-amerikanische Gesellschaft als Melting Pot beschrieb, war John Hector St. John de Crèvecoeur, der bereits um das Jahr 1755 den Amerikaner als new man beschrieb, der aus dem Verschmelzen unterschiedlicher (europäischer) Nationalitäten hervorgehen würde (vgl. Paul 2014: 261 f.; Crèvecoeur 1912; Sollors 1986). Die Metapher kann als historisches Narrativ gedeutet werden, das beispielsweise auch von Ralph Waldo Emerson (1971; vgl. Luedtke 1979) aufgegriffen wurde. Als besonders prominent ist zudem Israel Zangwills Theaterstück The Melting Pot: The Great American Dream zu nennen, welches im Jahr 1908 uraufgeführt wurde und dessen nachhaltiger Einfluss auf die amerikanische Immigrations- und Ethnizitätsdiskurse auf jeden Fall hervorgehoben werden muss (vgl. Paul 2014: 268 ff., 272). In dem Theaterstück heißt es: „ [T]he real American has not yet arrived. He is only in the Crucible, I tell you – he will be the fusion of all races, perhaps the upcoming superman“ (Zangwill 1997: 29). Zangwill selbst thematisiert in seinem Theaterstück eine transnationale Vision der Aushandlung jüdischer Identität in der Diaspora. Eine detaillierte Ausführung über die Bedeutung des Theaterstücks für alltägliche und politische Diskurse sowie seinen nachhaltigen Einfluss auf die Immigrantenliteratur des frühen 20. Jahrhunderts findet sich u. a. bei Paul (2014: 257 ff., 268 ff.), deren Text auch insgesamt eine sehr gute Einführung zur Metapher des Melting Pot darstellt. Sie erläutert differenziert, inwiefern sich dieser Mythos als Metapher für das Selbstverständlich der US-amerikanischen Gesellschaft etabliert hat und entzaubert ihn dabei als Mythos, der sowohl in einem historisch-deskriptiven, als auch programmatisch-normativen und analytischen Modus existiert.
 
32
Die Publikation Roots, too von Jacobson (2006) soll hier besonders hervorgehoben werden. Der Autor nähert sich darin dem Phänomen des White Ethnic Revival bzw. der Wieder- oder Neuentdeckung ethnischer Identität und zeigt eindrucksvoll, wie sich der Perspektivwechsel auf kulturelle Identität in der US-amerikanischen Gesellschaft sowohl alltagsweltlich als auch wissenschaftlich widerspiegelt. Er legt dar, inwiefern sich Diskussionen um eine multikulturelle Gesellschaft und gesellschaftliche Vielfalt in den USA in dieser Epoche verstärkt durchsetzen konnten. Beispielsweise zeigt er auf, dass Ethnizität bis Mitte des 20. Jahrhunderts in der amerikanischen Gesellschaft keine große Rolle spielte, es in den 1960er und -70er Jahren allerdings zu Re-Ethnisierungsprozessen in der (weißen) amerikanischen Gesellschaft kam – u. a. auch durch die Civil Rights Movement und assoziierte politische Programme. Damit verbunden war eine „ethnic revival among (…) groups in American society commonly categorized as ‘white’ or ‘non-ethnic’” (Paul 2014: 294), also eine Rück- bzw. Neubesinnung auf ethnische Wurzeln und ein Bedeutungszuwachs ethnischer Identitäten. Die Literatur fokussiert hier bspw. auf Nachkommen irischer, polnischer oder italienischer Immigranten in zweiter oder dritter Generation, welche zuvor nicht als ethnisch betrachtet wurden. Paul (2014: 294 f.) folgert diesbezüglich: „The new popularity and acceptance of hyphenated identities in the context of multiculturalism encompass African American, Asian American, Hispanic American, Native American, as well as European American groups (e.g., Irish Americans, Italian Americans, and Norwegian Americans)“. Der Prozess konnte und kann auch heute noch in zahlreichen Gesellschaftsbereichen beobachtet werden. Etwa zeitgleich mit dem Aufkommen eines gesellschaftlichen Bewusstseins für das Phänomen der Re-Ethnisierung und der Selbstidentifikation von Individuen als Angehörige einer ethnischen Gruppe bzw. als hyphenated American, wurde dieser Aspekt des „(re)turn to ethnicity“ (Paul 2014: 294) auch im Rahmen wissenschaftlicher Auseinandersetzung verstärkt thematisiert.
 
33
Einige Autor:innen postulieren eine Reinventisierung der Melting Pot-Metapher im post-9/11 Amerika (vgl. Jacoby 2004). Paul (2014: 297 f.) weist jedoch darauf hin, entsprechende Publikation(en) eher kritisch zu betrachten. Zudem müsse man überdenken, dass der Melting Pot auch poststrukturalistischen, postmodernen und postkolonialen theoretischen Ansätzen, bspw. zur kulturellen Hybridisierung oder zur Transkulturalität, als Metapher implizit innewohne. Dennoch stellt sie fest: „[T]he melting pot myth has been central to American self-representations throughout the centuries and into the present“ (Paul 2014: 296).
 
34
Weitere anschlussfähige Konzeptionen finden sich u. a. bei Steinberg und Kincheloe (2009: 4 f.): „The most apparent fact of multiculturalism is – there isn’t one. There isn’t one paradigm, nor one way of diversifying and multiculturalizing citizens“. Sie differenzieren zwischen einem (1) konservativen Multikulturalismus/Monokulturalismus, (2) liberalen Multikulturalismus, (3) pluralistischen Multikulturalismus, (4) links-essentialistischen Multikulturalismus und (5) kritischen Multikulturalismus. Im allgemeinen Diskurs dominiere dabei mit dem pluralistischen Multikulturalismus eine Perspektive, welche die Vielfalt der Menschen über ihre Gleichheit stellt und vorschlägt, soziokulturelle Diversität gesellschaftlich anzuerkennen, wissenschaftlich zu studieren und politisch zu schützen. Diese Perspektive setzt voraus, dass gesellschaftliche Subjekte, die am globalen Leben teilnehmen möchten, den Mehrwert gesellschaftlicher Diversität als gegebene Tatsache anerkennen und über eine „multiculturalliteracy“ (Eller 2015: 34) verfügen.
 
35
Es ist für die vorliegende Studie nicht hilfreich, Culture als eigene Variable von Diversität anzuführen. Vielmehr erscheint es sinnvoll, sämtliche Variablen kultureller Vielfalt als kulturell konstruiert zu betrachten.
 
36
Der kategoriale Denkstil geht davon aus, dass man ein menschliches Individuum einem festgelegten Set klar voneinander abgrenzbarer Einheiten zuordnen kann. Eller (2015: 7 f.) verdeutlicht, dass diese Art und Weise der Zuordnung für kulturelle Vielfalt nicht sinnvoll ist, da sich Menschen nicht in solche exklusiven Kategorien einordnen lassen. Eine andere Möglichkeit ist es, Vielfaltsaspekte als Kontinuum zu betrachten; dabei wird jede Kategorie nicht als Entweder-oder-Kategorie betrachtet, sondern ein Fokus auf mögliche Abstufungen bzw. graduelle Variationen gelegt.
 
37
Die Variablen sind hier zunächst in englischer Sprache benannt – so wie sie in der herangezogenen Literatur bezeichnet werden. Im Anschluss an die nachfolgende inhaltliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Variablen werden diese auch in der deutschen Übersetzung genutzt. Eine Ausnahme bildet die Variable Race. Der Begriff wird nicht ins Deutsche übersetzt, da Rasse die Komplexität des Begriffes für den US-amerikanischen Kontext nicht fasst – auch wenn es im deutschsprachigen Kontext vielfältige Bestrebungen zu einem racial turn gibt, verbunden mit vielschichtigen Herangehensweisen an das Konzept. Ein Beispiel ist der Vorschlag von Arndt (2005: 340), zwischen „Rasse“ in Bezug auf den Begriff als biologistische Kategorie und Rasse als kritische Wissens- und Analysekategorie zu unterscheiden. Dennoch ist Race im US-amerikanischen Kontext mit anderen Bedeutungen aufgeladen – u. a. durch die historische und politische Vergangenheit bzw. Gegenwart des Landes sowie die Bedeutung von Race als Zensusvariable.
 
38
Eine ausführlichere Darlegung dieser Kategorien kann u. a. über die Website des PEW Research Center (vgl. Brown 2020) nachvollzogen werden. Auch Schor (2017) bietet eine umfassende Einführung in die Wirkungsweise und Wirkmächtigkeit des Zensus. Für die Zensuserhebung im Jahr 2020 waren ursprünglich Änderungen geplant. Insbesondere die zunehmend als unscharf kritisierten Kategorien Race und Ethnicity sollte überdacht und revolutioniert werden, um eine zeitgemäße Klassifizierung der US-amerikanischen Bevölkerung vornehmen zu können (vgl. Cohn 2015). Allerdings wurden diese Pläne von der Trump-Administration auf Eis gelegt (U.S. Census Bureau 2018 a oder b). Aktuelle politische Diskurse zu dieser Thematik können hier nicht weiterführend thematisiert werden.
 
39
Zu den einzelnen benannten Begriffen existieren unzählige Publikationen. Da unmöglich auf sämtliche Perspektiven eingegangen werden kann, wird von einer umfassenden Einführung in die Kategorien und ihre Dimensionen abgesehen. Eine sehr fundierte Einführung zu allen Begriffen und Konzepten findet sich bei beispielsweise bei Eller (2015).
 
40
Diese Perspektive wurde z. B. durch den Begründer der biologischen Systematik, Carl von Linné im Jahre 1735 (vgl. Linné 1967) in seiner Systema Naturae postuliert, oder auch im Ansatz von Charles Darwin vorgeschlagen, dessen Ansätze von Forschern bis ins 20. Jahrhundert hinein aufgegriffen und in sozialdarwinistischer Perspektive interpretiert und politisch missbraucht wurden (vgl. Banton 1996: 295).
 
41
Für eine weiterführende Einführung in das Konzept Race vgl. z. B. Goodman, Moses und Jones 2012; Haney-López 2006; Banton 1977, 1998; Malik 1996; Sowell 1994; West 1994; Mukhopadhyay, Henze und Moses 2014; Golash-Boza 2014; Cazenave 2016; Rattansi 2007.
 
42
Wallace (1966: 52 ff.) isoliert dreizehn Merkmale von Religion: (1) Gebet oder Zwiegespräch, (2) Musik, Tanz und Gesang, (3) physische Übungen, z. B. Entbehrungen, (4) Exhortationen und Befehle, Drohungen und Ermutigungen, (5) Mythen, (6) Simulationen und Imitationen (z. B. magische Elemente), (7) Mana bzw. machtvolle Objekte, (8) Tabus bzw. Verbote von bestimmten Dingen, (9) Feste, (10) Opfer, (11) Gemeinschaft und Versammlung, (12) Inspiration, (13) Symbole. Diese Elemente können nach Eller (2015: 194) noch erweitert werden und zeigen auf, dass Religion eine Vereinigung zahlreicher und im Einzelnen nicht lebensnotwendiger Teile ist – „a product of (already existing) materials“ (Eller 2015: 194). Als solches Amalgam vereint Religion zahlreiche soziale Funktionen.
 
43
Die Religious Landscape Study des Pew Research Center (2021) liefert einen sehr guten Überblick über die Vielfalt religiöser Zugehörigkeiten in den USA – sowohl über die religiösen Gruppierungen als auch deren interne Vielfalt. Sie gibt zudem Auskunft über die Zusammenhänge von Religion mit weiteren Dimensionen kultureller und demographischer Vielfalt sowie u. a. über religiöse Praktiken und Glaubensgrundsätze als auch weiterführende politische und gesellschaftliche Zusammenhänge und Kontexte.
 
44
Zudem besteht diese Kategorie selbst als Komposition unterschiedlicher Dimensionen wie dem Körper und seinen zahlreichen Merkmalen, der sexuellen Präferenz, einer Gender-Identität (Selbstidentifikation als cis-männlich/cis-weiblich, trans-männlich/trans-weiblich, nicht-binär, inter), einer Gender-Persönlichkeit (emotionale und kognitive Aspekte, oftmals verbunden mit Stereotypen Vorstellungen von ‚typisch männlich‘/ ‚typisch weiblich‘), einem Gender-Display (Präsentation von Gender über Kleidung, Frisur, Sprechweise, Gestik/ Mimik) sowie Gender-Rollen (erwartete Handlungsweisen, z. B. Ausübung bestimmter Berufe) (vgl. Nanda 2000).
 
45
Ohne an dieser Stelle weitläufig auf die Analyseergebnisse der Studie vorgreifen zu wollen, kann angemerkt werden, dass Alter für die vorliegende Arbeit nur einen marginalen Stellenwert hat und dementsprechend knapp umrissen wird. Gleiches gilt für die nachfolgende Kategorie Health und (Dis)Ability.
 
46
Dieses Feld wird hier nur kurz angeschnitten. Für eine sehr gute Einführung empfiehlt sich der zitierte transdisziplinäre Sammelband von Brehme et al. (2020), wobei die Beiträge auf den deutschsprachigen Raum ausgerichtet sind. Auch für den US-amerikanischen Kontext gibt es zahlreiche Referenzen, die hier nicht gesondert aufgeführt werden.
 
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Aus pragmatischen Gründen wird hier auf eine detaillierte Auseinandersetzung mit den genannten Basiskonzepten verzichtet, wie auch auf eine Zusammenstellung der unzähligen Publikationen, die sich bislang mit dem Konzept auseinandergesetzt haben (vgl. Mayblin, Valentine und Andersson 2015; Wilson 2017). Gleiches gilt für Publikationen, welche Adaptionen dieser Denkfigur vorgenommen haben oder aufgreifen, wie beispielsweise der erwähnte Third Space. Vgl. hierzu die Originalquellen von Pratt (1991, 1992) und Bhabha (u. a. 1994, 2009) sowie die kritischen Einführungen von Holdenried (2017) und Struve (2017). Ausführlichere Darlegungen finden sich überdies bei Bachmann-Medick (1998), Breger und Döring (1998), Ikas und Wagner (2008), Schorch (2013), sowie Babka, Malle und Schmidt (2012).
 
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Das interdisziplinär vielfach diskutierte Konzept des Othering wird an dieser Stelle nicht umfassender eingeführt. Es wurde bereits in unzähligen Publikationen auch für sozialwissenschaftliche und geographische Kontexte urbar gemacht, sodass hier ein Verweis genügen soll (vgl. für eine differenzierte Einführung z. B. Riegel 2016: 51 ff.).
 
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Eine Semiosphäre bezeichnet „die Gesamtheit aller Zeichenbenutzer, Texte und Kodes einer Kultur als semiotischen Raum“ (Lotman 1990a: 287). Ein wesentliches Charakteristikum der Semiosphäre ist, dass sie in sich individuell und homogen gestaltet ist. Das Innere und das Äußere einer Semiosphäre werden dabei getrennt durch eine Grenze, die „durch die gegenseitige Fremdheit der Zeichenbenutzer, Texte und Kodes aufrechterhalten“ (Lotman 1990a: 287) wird. Durch Übersetzungsprozesse ist eine solche Grenze teilweise überwindbar (vgl. hierzu Lotman 1990a: 123 ff. und Lotman 1990b: 287 ff.).
 
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Diese unterschiedlichen Effekte werden in der Literatur oftmals als positive oder negative Ausprägung von Interkulturalität bezeichnet (vgl. Barmeyer 2011: 42 f.; Bolten 2012: 40). Hier wird auf eine solche Wertung bewusst verzichtet.
 
Metadaten
Titel
Theoretische Rahmung
verfasst von
Elisabeth Nora Sommerlad
Copyright-Jahr
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35760-3_3