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22.08.2018 | Umwelt | Kommentar | Online-Artikel

20 Jahre Havarie Pallas und 15 Jahre Havariekommando

verfasst von: Dipl.-Ing. Rudolf Gade

2:30 Min. Lesedauer

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Die maritime Notfallvorsorge und das Notfallmanagement zum Schutz der Nord- und Ostsee wurden verbessert. Die Investitionen sind eine gute Anlage, stellt Rudolf Gade in der WASSER UND ABFALL fest.

Am 29. Oktober 1998 strandete vor der deutschen Nordseeinsel Amrum der Holzfrachter "Pallas". Er war vier Tage zuvor in Brand geraten. Die Havarie war ein Medienereignis, das Wrack ist noch heute zu sehen. Aus der Havarie ist seinerzeit deutlich geworden, dass es bei der maritimen Notfallvorsorge in Deutschland erheblichen Optimierungsbedarf gab. Zur Aufarbeitung der Havarie wurde eine unabhängige Expertenkommission "Havarie Pallas" eingesetzt. Die Prüfung und Umsetzung der Empfehlungen der unabhängigen Expertenkommission erfolgte innerhalb einer Projektorganisation "Verbesserung der maritimen Notfallvorsorge und des Notfallmanagements". Im Zentrum der 20 Empfehlungen der unabhängigen Expertenkommission, die im Februar 2000 erschienen, stand die Einrichtung einer gemeinsamen Einsatzleitung des Bundes und der Küstenländer, genannt Havariekommando, mit Sitz in Cuxhaven. Das Havariekommando nahm 2003 seine Arbeit auf und kann heute auf 15 Jahre Tätigkeit zurückblicken, in deren Verlauf mehr als 70 sogenannte komplexe Schadenslagen erfolgreich abgewickelt wurden. Eine weitere Empfehlung der unabhängigen Expertenkommission, die Einrichtung einer sogenannten Seewache unter Führung des Havariekommandos, wurde von der Projektorganisation verworfen.

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Rückblickend auf 20 Jahre Havarie Pallas ist festzustellen: Die Diskussion über die richtige Organisation und Struktur der maritimen Notfallvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland wird weiterhin geführt. Das betrifft die seinerzeit von der Pallas-Kommission vorgeschlagene Seewache (oder "Deutsche Küstenwache"), die es bisher nicht gibt. Die Dienste, die mit Behördenschiffen auf Nord- und Ostsee operieren, sollten damit zusammengefasst und dem Havariekommando unterstellt werden: Schiffe der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Bundespolizei, des Zolls, der Fischereiaufsicht, der Wasserschutzpolizeien der Länder. Inzwischen hat man die verschiedenen Dienste in einem maritimen Sicherheitszentrum am Sitz des Havariekommandos räumlich zusammengelegt, was die Zusammenarbeit erleichtert. "Kooperation" ist das Stichwort. Und sie funktioniert eigentlich tadellos.

Optimierungsbedarf bei Notschleppeinsätzen

Nach der Havarie des unbeladenen Massengutfrachters "Glory Amsterdam" am 30. Oktober 2017 vor der Nordseeinsel Langeoog ist erneut eine Diskussion über die maritime Notfallvorsorge und das Havariekommando entbrannt, befeuert von den Befürwortern einer Deutschen Küstenwache und den Medien. Wie bei der Pallas-Havarie vor 20 Jahren waren im Fall der "Glory Amsterdam" mehrere Notschleppversuche gescheitert, was schließlich zur Strandung des Havaristen führte. Im Nachhinein wurde deutlich, dass es weiteren Optimierungsbedarf bei Notschleppeinsätzen gibt. Dem wird jetzt nachgegangen. Die Umstände, die zu der Havarie führten, sind bis heute allerdings einigermaßen mysteriös und man erwartet mit Spannung den Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, einer Dienststelle des Bundesverkehrsministeriums, der für Herbst 2018 angekündigt ist.

20 Jahre Havarie Pallas und 15 Jahre Havariekommando sind Anlass, noch einmal auf die Bedeutung der maritimen Notfallvorsorge für den Schutz von Nord- und Ostsee hinzuweisen. Bund und Länder betreiben einen erheblichen Aufwand, um Meeresverschmutzungen zu verhindern und die Küstenregionen vor großen wirtschaftlichen Schäden zu schützen. Daher ist die maritime Notfallvorsorge auch ein wichtiges Element der deutschen Meeresstrategien für Nord- und Ostsee gemäß der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Die Investitionen in diesen Bereich sind gut angelegt.

Dieser Kommentar ist in Ausgabe 07-08/2018 der Fachzeitschrift WASSER UND ABFALL erschienen.

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