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09.05.2016 | Unternehmen + Institutionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mittelständische Autozulieferer in der Krise

verfasst von: Stefan Schlott

3 Min. Lesedauer

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Ein Vierteljahrhundert nach Einführung der Lieferantenpyramide steht die Zulieferindustrie erneut vor einschneidenden Veränderungen. Grund: Viele Unternehmen sind mit den aktuellen Trends überfordert.

Egal, ob es sich um Vernetzung, Digitalisierung und Globalisierung handelt, oder um mögliche Kompetenzerweiterungs- oder Diversifizierungsstrategien: Viele mittelständische Automobilzulieferer sind aktuell von den Megatrends der Branche überfordert und befinden sich in einem Umsetzungsstau. Deshalb steht der Branche eine weitere massive Marktbereinigung bevor. Bis zu 30 Prozent der Betriebe in Deutschland werden die Herausforderungen der nächsten fünf bis acht Jahre nicht meistern. Dies sind Ergebnisse der Expertenstudie Spreu vom Weizen: Welche KMU-Automobilzulieferer schaffen den Strukturwandel, welche nicht? von den Kölner Turnaround-Beratern Struktur Management Partner (SMP) und Prof. Dr. Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA).

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Für die Studie wurden Automobilzulieferer mit einem Umsatz von maximal 500 Millionen Euro erfasst. Diese bilden mit über 80 Prozent aller Zulieferer als sogenannte Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) das Rückgrat der deutschen Automobilwirtschaft. Mehr als 300.000 Mitarbeiter arbeiten in den meist mittelständisch geprägten Betrieben. Insgesamt wurden 40 High-Level-Experteninterviews sowie ein standardisiertes Onlineverfahren zur Strategiebildung bei KMU-Automobilzulieferern im Zeitraum von Juni bis September 2015 durchgeführt.

20 bis 30 Prozent Marktbereinigung

Die Ergebnisse sind ernüchternd. "In den nächsten fünf bis acht Jahren wird sich die Spreu vom Weizen trennen, was einer Marktbereinigung von 20 bis 30 Prozent entspricht", prognostiziert Prof. Dr. Willi Diez, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Dabei werden, nach Einschätzung von Diez, vor allem Firmenübernahmen eine wichtige Rolle spielen. Marc-Rene Faerber, Managing-Partner bei Struktur Management Partner ergänzt: "KMU-Zulieferer, die in den Technologiebereichen Motor und Aggregate, Powertrain sowie im Karosseriebau tätig sind, sind besonderen Risiken ausgesetzt. Denn dort wird der Technologiewandel in den nächsten Jahren am größten sein."

Als Gegenstrategie empfiehlt Friedmann Faerber, Leiter des Branchen-Center Automotive von Struktur Management Partner: "KMU-Zulieferer im Hochrisiko-Bereich müssen die Technologieübertragung in andere Anwendungen, Branchen und Märkte prüfen und gleichzeitig Know-how in neuen Technologiebereichen aufbauen. Gleichzeitig müssen sie aber in ihren Produktions- und Logistikprozessen eine digitale Transformation einleiten."

Wachsende Anforderungen bei sinkenden Margen

Dabei stellt sich die bohrende Frage, wie sich diese neuen Aufgaben finanzieren lassen sollen. "Die Ergebnis-Situation vieler Zulieferer sieht wegen des in manchen Bereichen schon fatalen Wettbewerbsdrucks enttäuschend aus", warnte Jürgen Stockmar bereits 2014 im Kapitel Erfolgsfaktoren für Automobilzulieferer - Strategien für 2020 aus dem Fachbuch Automotive Management. Stockmar weiter: "Der dramatische globale Verdrängungswettbewerb fordert von allen Zulieferern für die Automobilindustrie die höchsten Anstrengungen, um die Existenz des Unternehmens zu sichern und profitabel zu arbeiten." Um unter diesen Rahmenbedingungen als Zulieferer zu bestehen und erfolgreich zu sein, so die Empfehlung des Autors, seien die Unternehmensstrategien präzise auf die zukünftigen Anforderungen und Erwartungen der OEMs an ihre Lieferanten auszurichten.

Für viele Zulieferer ist die aktuelle Situation nur ein weiteres Element einer seit Jahrzehnten andauernden Kaskade steigender Anforderungen bei gleichzeitig sinkenden Margen. Aktuell sehen sich die Zulieferer nach Beobachtungen von Ingrid Göpfert, Marc Grünert und Nico André Schmid vor allem mit stark gewachsenen Anforderungen in der Logistik und dem Lieferservice konfrontiert. Doch dabei wird es nicht bleiben. In ihrem Kapitel Logistiknetze der Zukunft - Das neue Hersteller-Zulieferer-Verhältnis in der Automobilindustrie aus dem Fachbuch Logistik der Zukunft sagen die Autoren weitere große Veränderungen im Zusammenhang mit der Einführung von Industrie 4.0 voraus: "Dies wird die inter-, wie die intraorganisatorische Informationsverarbeitung und -gewinnung maßgeblich verändern und beeinflussen." Mit dem Ziel einer verbesserten Steuerung der gesamten Lieferkette, so die Autoren, werden die Anforderungen innerhalb der Lieferkette, "vor allem an die Datenqualität und Dokumentenechtheit rapide steigen".

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