Im deutschen Mittelstand liegen keine Anzeichen einer "Zombiefizierung" vor. Das hat eine Analyse von KfW Research basierend auf Daten des KfW-Mittelstandspanels ergeben, die im Juli 2018 veröffentlicht wurde. Danach konnten im Jahr 2016 rund 167.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ihre Zinsverpflichtungen nicht aus ihrem operativen Gewinnen bestreiten. Das entspricht einem Anteil von fünf Prozent aller Mittelständler in Deutschland.
Was die Zahl dieser so genannten Zombie-Unternehmen betrifft, sprechen Juliane Gerstenberger und Michael Schwartz, beide Volkswirte bei KfW Research, gegenüber Springer Professional von einer Seitwärtsbewegung. "Das Niedrigzinsumfeld hat sich also nicht negativ auf die Schuldentragfähigkeit mittelständischer Unternehmen ausgewirkt", so ihr Fazit. Im Durchschnitt decken die Erträge bei deutschen Mittelständlern laut der KfW Research-Analyse den sechsfachen Zinsbetrag.
Unter den KMUs mit einem Jahresumsatz von bis zu 500.000 Euro beziehungsweise in der Größenklasse zwischen 500.000 und einer Million Euro sind finanzschwache Unternehmen in der Analyse mit vier beziehungsweise drei Prozent deutlich weniger vertreten als bei Unternehmen mit mehr als einer Million Euro Umsatz. Von den Firmen in dieser Kategorie sind laut der KfW-Experten elf Prozent finanzschwach aufgestellt. Gerstenberger und Schwartz sehen den Grund darin, dass kleine Unternehmen nach wie vor mehr Probleme beim Fremdkapitalzugang haben als größere. Vor allem die größeren Mittelständler dürften laut den Volkswirten in den vergangenen Jahren wegen der niedrigen Zinsen ihre Finanzierung eher in Richtung Fremdkapital optimiert haben. "Doch die finanzschwachen Unternehmen unter ihnen müssen mit dieser Strategie aufmerksam sein, denn irgendwann steigen die Zinsen wieder", warnen die KfW-Fachleute.
Hausbank bleibt beliebtester Finanzierungspartner
Wenn es um die Wahl des Fremdkapitels geht, schneidet der klassische Bankkredit bei mittelständischen Firmen weiterhin gut ab. Obwohl Crowdfunding bei der Bekanntheit deutlich zulegen konnte, bleibt die Hausbank bei den KMUs weiterhin der bevorzugte Finanzierungspartner. Das geht aus einer Deloitte-Studie zum Thema Crowdlending hervor, die Anfang August 2018 in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Kompetenzzentrum für Mittelstandsforschung der Universität Bamberg veröffentlicht wurde. Nur ein Zehntel der 250 befragten Mittelständler glaubt demnach daran, dass sich an der Beliebtheit des Bankkredits etwas ändern könnte. Knapp die Hälfte der Unternehmen will in Zukunft die Bindung zur Hausbank sogar noch stärken. Ein Hauptgrund dafür könnte sein, dass der persönliche Ansprechpartner weiterhin eine wichtige Rolle spielt, folgern die Deloitte-Experten.
Knapp 60 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen empfinden die Kreditvergabe der Geldinstitute zudem als transparenter als bei der Crowdfunding-Konkurrenz. Von dem in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt an KMUs vergebenen Kreditvolumen in Höhe von über 130 Milliarden Euro machten laut Deloitte Kredite über die Crowd weniger als ein Prozent aus.
Private-Equity-Investoren sind eine Option für junge KMUs
Steigendes Interesse entwickeln die Mittelständler allerdings an Private-Equity-Investoren als alternative Finanzierungspartner, heißt es etwa in der Titelgeschichte "Wer beim Rennen die Führung übernimmt" der Juni-Ausgabe des Bankmagazins (Seite 16). "Viele mittelständische Unternehmen verfolgen inzwischen Portfoliostrategien wie früher vor allem Großunternehmen", sagt Norbert Eisenberg, Managing Partner für das Interim Management Germany bei Boyden International. Jüngere Unternehmer sind laut Eisenberg heute offener für Private-Equity-Finanzierungen und die Aufnahme von Minderheitsgesellschaftern. Daher werden diese Firmen oft von Beteiligungsgesellschaften wie VR Equitypartner übernommen. Die DZ Bank-Tochter bietet eigentümergeprägten, mittelständischen Unternehmen laut eigenen Angaben beispielsweise Mehrheits-, Minderheitsbeteiligungen und Mezzanine-Finanzierungen an.