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26.02.2021 | Unternehmenskredit | Gastbeitrag | Online-Artikel

Förderkreditlandschaft auf einer Plattform vereinen

verfasst von: Jano Koslowski, Andreas Rist

6:30 Min. Lesedauer

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Einfach, digital und schnell ist die Förderkredit- und Zuschussvergabe noch immer nicht. Jano Koslowski und Andreas Rist liefern einen Vorschlag, wie sich diese komplexe, nationale Aufgabe per Digitalisierung stemmen ließe.

Fördern, bezuschussen, helfen in der Not: Dafür sind die 19 Förderbanken in Deutschland zuständig und das sehr erfolgreich. Neben der bundesweit agierenden KfW-Bankengruppe und der landwirtschaftlichen Rentenbank unterhält jedes Bundesland seine eigene Förderbank, Bayern sogar zwei. Nur: Wer einen Förderkredit, Zuschuss oder Nothilfe beantragen will, steht vor einem Berg. Dabei wäre eine Lösung, die einfachen und transparenten Förderzugang ermöglicht, keine Magie.

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Förderbanken in besserer Refinanzierunglage

Eines der Hauptziele aller Förderbanken ist die Stärkung der heimischen Wirtschaft, insbesondere des Mittelstandes. Aber auch Großkredite an Konzerne oder Kommunen werden durch diese Institute vergeben. Bund und Länder nutzen diese öffentlich-rechtlichen Institute aber auch zur Steuerung politischer Anliegen. So wird ihnen zur Aufgabe gemacht, Zuschüsse etwa für erneuerbare Energieprojekte oder wirtschaftliche Nothilfen wie aktuell in der Corona-Krise, zu verteilen.

Zuschüsse, also Geld, das nicht zurückgezahlt werden muss, kommen dabei von Bund oder Ländern. Das sieht bei den vergebenen Förderkrediten anders aus. Denn hierfür refinanzieren sich die Förderbanken am Kapitalmarkt, wie viele anderen Banken auch. Sie haben allerdings gegenüber privaten Geschäftsbanken einen Vorteil: Die Refinanzierungskosten sind durch ihre Eigentümer, Bund und Länder, und der damit verbundenen höchsten Bonität sehr niedrig.

Förderkredit über Umweg der Hausbank

Die meisten Förderbanken machen durch die Kreditvergabe keine Verluste, die dem Steuerzahler zu Lasten fallen würden. Sie achten darauf, dass vergebene Förderkredite auch zurückgezahlt werden. Dabei hilft ihnen ein Prinzip, das gleichzeitig den EU-Wettbewerbsrichtlinien Rechnung trägt: dem Hausbankprinzip. In aller Regel können privatwirtschaftliche Unternehmen einen Förderkredit nicht direkt bei einem Förderinstitut beantragen, sondern sie müssen zu einer Geschäftsbank gehen, meist die Hausbank, die für sie einen Förderkreditantrag prüft und an ein Förderinstitut weiterleitet. 

Die Hausbank muss dabei einen eigenen Anteil zu der Finanzierung beisteuern, aus zwei Gründen: Erstens, aus den erwähnten wettbewerbsrechtlichen Gründen, dürfen staatliche Institute mit ihren immensen Refinanzierungsvorteilen nicht den Geschäftsbanken das Geschäft streitig machen. Zweitens, haben die Hausbanken durch einen eigenen Finanzierungsanteil ein starkes Interesse daran, dass der Kredit zurückgezahlt wird. Sie prüfen den Antragssteller und sein Vorhaben also eingehend und nehmen somit den Förderbanken einen Großteil des Vergabeaufwands ab.

Zuständigkeiten der Förderbanken intransparent

Das Hausbankprinzip hat aber auch eine Kehrseite: Die Antragssteller sind abhängig von der Beratung der Hausbank. Diese Abhängigkeit wird dadurch verstärkt, dass die vielen angebotenen Programme der zahlreichen Förderbanken kaum überschaubar oder zu komplex sind. Die 19 Bundes- und Landesförderbanken bieten insgesamt über 1.000 Zuschuss- und Förderkreditprogramme an. Nicht immer ist dabei eindeutig, welche Förderbank für ein bestimmtes Vorhaben oder Anliegen zuständig ist. Sitzt beispielsweise ein Unternehmen in Düsseldorf mit einer Niederlassung in München und einem Investitionsvorhaben in Berlin, kommen gleich mehrere Förderinstitute infrage. Nicht nur Kreditsuchende haben hier Schwierigkeiten durchzublicken. Es ist auch illusorisch, von jedem örtlichen Bankberater zu erwarten, alle 1.000 Programme zu kennen und das richtige rauszusuchen.

Mit der Förderdatenbank gibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen Überblick über Programme des Bundes, der Länder und der EU – doch die Vollständigkeit und Komplexität, das Relevante und Richtige zu finden, ist noch nicht gelöst. Dementsprechend verweist die Seite www.foerderbank.de auch auf laufende Maßnahmen der "Runderneuerung".

Mit wenigen Klicks zum passenden Förderangebot

Die Corona-Krise hat uns gezeigt wie wichtig es wäre, Zuschüsse und Förderkredite schnell und transparent zu verteilen: Transparenz über die Programme, unkomplizierter und einheitlicher Antragsprozess sowie schnelle Zu- oder Absagen fehlen bisher.

Auf Basis neuer Technologien gibt es weitgehende Möglichkeiten, den Antrags- und gesamten Förderprozess zu optimieren wie auch insbesondere stärker den Kundenbedürfnissen anzupassen. Wie wäre es, wenn es eine zentrale Plattform gäbe, auf der Interessenten ihr Vorhaben oder Anliegen mit wenigen Klicks angeben könnten und das passende Förderprogramm oder den Zuschuss dazu sofort angezeigt wird? Und wie wäre es, wenn die Interessenten auch gleich den Antrag auf dieser Plattform stellen könnten und von Förder- und Hausbank ein Angebot erhielten?

Förderinstitute ins Digitalzeitalter führen

Große Kreditvergleichsportale machen im nicht geförderten Kreditbereich vor, was für Förderkredite und Zuschüsse bisher fehlt: schnell und unkompliziert das passende Angebot finden sowie beantragen. Es wird Zeit, dass Förder- und Zuschussangebote aller Förderinstitute in diesem Sinne ins Digitalzeitalter geführt werden. Die Förderbanken haben bereits Digitalisierungsstrategien – und Projekte – und sie machen dabei auch sichtbaren Fortschritt. Beispielsweise haben sie ihre Online-Präsenzen modernisiert und durch Kooperationen mit Vergleichs- und Funding-Portalen auch das Digitalangebot ausgebaut – allerdings wieder nur jedes Institut für sich. Eine einheitliche Lösung, die vor allem dann wichtig wäre, wenn mehrere Förderbanken für ein Vorhaben infrage kommen, gibt es nicht.

Ziel sollte es sein, eine Plattform zu schaffen, an der alle Förderinstitute, aber auch viele Geschäftsbanken, angeschlossen sind. Alle Förderprogramme samt ihrer Antragskriterien und Voraussetzungen wären hier aufgeführt. Somit kann den Förderinteressenten durch eine Art Förder-Advisor geholfen werden, dass passende Programm zu finden. Dafür machen sie notwendige Angaben zur Person beziehungsweise dem Unternehmen, dem Vorhaben/Anliegen und dem gewünschten Gesamtkreditbetrag sowie dessen Kreditlaufzeit. Anhand der hinterlegten Kriterien pro Förderprogramm kann ihnen nun die passende Förderung angezeigt werden, gegebenenfalls auch Alternativen. Will der Förderinteressent nun den Förderkredit beantragen, kann er das unmittelbar per Mausklick tun. Hierzu werden ihm die Dokumente angezeigt, die er für das gewählte Kreditprogramm hochladen muss. Auch eine Personen- bzw. Unternehmensidentifikation wird online durchgeführt, etwa durch Video-Ident. Eine Online-Beratung könnte helfen, vorhandene Fragestellungen unmittelbar zu lösen.

Eine Plattform, drei Parteien

Je nach technischer Ausgestaltung einer solchen Plattform können die hochgeladenen Dokumente systemisch durch künstliche Intelligenz (KI) geprüft und validiert werden. Ob mit oder ohne KI-Prüfung: Den angebundenen Hausbanken wird ein vollständiges Antragspaket übermittelt, auf dessen Basis sie eine schnelle Entscheidung treffen können, ob sie den Hausbankanteil übernehmen und somit auch als Kreditabwickler auftreten möchten. Entscheidet sich die Hausbank des Kreditsuchenden gegen eine Beteiligung, steht der Weg für weitere Banken offen, hier einzuspringen. Auch die entsprechende Förderbank bekommt das Antragspaket. Stimmt auch sie zu, dann steht der Kreditauszahlung nichts mehr im Wege.

Die dargestellte Plattformlösung bringt drei Parteien zusammen: Die Förder- beziehungsweise Zuschusssuchenden, die Förderbank und die Hausbank. Dabei gewinnen nicht nur Fördersuchende durch Transparenz, Einfachheit und Schnelligkeit, sondern auch die Förder- und Geschäftsbanken profitieren von den digitalen Prozessen und automatisierten Dokumenten-Prüfungen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Von einer Plattform profitieren alle Institute

19 Förderinstitute, die eigenständig und unabhängig voneinander geführt werden, müssen in die Lösung integriert werden. Weniger problematisch dürfte die Anbindung von Geschäftsbanken sein. Im Gegensatz zu den Förderinstituten, deren Teilnahme bei einer solchen Lösung unabdingbar ist, steht es Geschäftsbanken offen, ob sie sich anbinden. Das sich zumindest einige von ihnen beteiligen werden ist ohne Zweifel, schließlich lauert hier ein erhebliches Volumen an Kreditgeschäft.

Um alle Förderbanken von der Lösung zu überzeugen und zur Beteiligung zu bewegen bedarf es eines zentralen Initiativgebers. Dies könnte beispielsweise die KfW als Bundesinstitut sein, oder ein Bundesministerium. Einer muss jedoch den Willen aufbringen um die Förderkreditlandschaft in Deutschland auf die Höhe der Zeit zu bringen.

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