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18.04.2024 | Unternehmensprozesse | Gastbeitrag | Online-Artikel

Entscheidungsintelligent werden mit KI

verfasst von: Thorsten Heilig

4:30 Min. Lesedauer

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Unternehmerische Entscheidungen mit KI-Hilfe zu treffen, wird zum Wettbewerbsvorteil. Um Teams fit dafür zu machen, müssen Führungskräfte in Technologie und Unternehmenskultur investieren.
 

Mit dem Einzug von KI in die Geschäftswelt ändern sich die Rahmenbedingungen für unternehmerische Entscheidungen. KI-Systeme bieten die Möglichkeit, aus einer Fülle von Daten schnell lernende und adaptierende Hilfen zu etablieren. Immer mehr Unternehmen erarbeiten sich derzeit diese neue Kompetenz, die als Decision Intelligence bezeichnet wird.

Unternehmen, die über Decision Intelligence verfügen und damit entscheidungsintelligent sind, setzen KI in ihrem Unternehmen so ein, dass sie immer präzisere und bessere Optionen treffen können. Wer dabei die Nase vorn hat, wird zukünftig einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Doch das setzt viel mehr voraus als den Einsatz von KI-Technologie. Erfolgskritisch für die Transformation zum entscheidungsintelligenten Unternehmen sind ein neues Verständnis von Führung und eine andere Entscheidungskultur.

KI verändert Entscheidungsprozesse in Unternehmen

Denn in der KI-Ära kommt es nicht allein auf den Einsatz der richtigen Tools an, sondern vor allem auf die Entscheidungskultur der Organisation: Wie lässt sich die KI intern konkret einsetzen, wie wird mit Ergebnissen oder Fehlern umgegangen?

Um zu verstehen, wie stark Organisationen sich verändern müssen, um Decision Intelligence zu nutzen, lohnt ein Blick auf die Evolutionsstufen von Künstlicher Intelligenz. Denn KI ist nicht gleich KI. Umso wichtiger ist es, eine Technologie auszuwählen, die zu den eigenen Herausforderungen passt.

Neben der Generativen KI, die seit 2022 den Blick auf die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz verändert hat, beeinflussen vor allem Forecast AI und Recommendation AI Beschlüsse im Unternehmensalltag:

  • Forecast AI bedeutet: KI-basierte Modelle geben auf Basis historischer interner sowie externer Daten tagesaktuelle Geschäftsprognosen ab, etwa Vertriebs- und Verkaufsvorhersagen, Nachfrageplanung, etwa zu Absprungs- oder Retourenquoten oder zur Kreditwürdigkeit. 
  • Recommendation AI baut darauf auf und geht noch einen Schritt weiter: Sie nutzt Optimierungsalgorithmen, um Empfehlungen auszusprechen und zunehmend automatisierte Entscheidungen zu treffen. Anwendung findet diese fortgeschrittene Form der KI etwa bei der Steuerung von Nachbestellungen und Supply Chain, der Lagerplanung, der Allokation von Marketing-Budgets oder der Optimierung des Energieverbrauchs.

Diese Formen der KI haben nicht nur das Potenzial, das Urteilsvermögen zu verbessern und das Leben der Entscheidungsträger zu vereinfachen, weil KI-Tools statt manuell gepflegter Excel-Tabellen oder ergänzend zu ERP-Systemen eingesetzt werden. Sie bringen auch zwei Welten zusammen: Einerseits die professionelle Intuition und das Wertebewusstsein des Menschen, andererseits die Fähigkeit der Maschine, in Datenmengen komplexe Muster zu erkennen und daraus Schlüsse zu ziehen. 

Das bedeutet allerdings auch, dass sich der Mensch ganz neu auf die Arbeitsweise der Maschine einstellen muss, damit beide produktiv Hand in Hand arbeiten. Er muss verstehen, wie KI-Systeme arbeiten, lernen und sich entwickeln. Und diese Eigenschaften der Künstlichen Intelligenz ziehen eine Veränderung der Entscheidungsprozesse selbst nach sich.

Decision Intelligence braucht neue Unternehmenskultur

Damit eine Organisation entscheidungsintelligent wird, braucht es also nicht nur die passende Technologie und KI-Kompetenz der Mitarbeitenden, sondern vor allem eine passende Kultur. Um Decision Intelligence zu ermöglichen, müssen Führungskräfte ein Umfeld schaffen, das Experimentierfreude, psychologische Sicherheit, das Lernen aus Fehlern und eine hohe Anpassungsbereitschaft fördert. Statt klassischer Hierarchien sind zudem kooperative Führungsstile gefragt, die vor allem drei Aspekte vereinen:

  • Transparenz: Organisationen, die KI-basiert arbeiten, sind von internem Vertrauen geprägt. Führungskräfte innerhalb der Organisation ermutigen ihre Mitarbeitenden dazu, aktiv an Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Sie sorgen für eine offene Informationspolitik, damit alle Teammitglieder relevante Daten verstehen und nutzen können, um fundierte Entschlüsse zu treffen.
  • Mut: In einer immer komplexeren Welt werden Auswahlprozesse multidimensionaler. Eine entscheidungsintelligente Organisation hat daher verinnerlicht, dass Unsicherheit per se nichts Schlechtes ist. Mutige Führungskräfte inspirieren ihr Team dazu, Risiken einzugehen und Herausforderungen durch KI als Chance zu begreifen, stetig zu lernen.
  • Experimente: Zudem müssen Führungskräfte eine Atmosphäre schaffen, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden und das kontinuierliche Testen von Ideen gefördert wird. Eine insofern agile und entscheidungsintelligente Organisation kann schneller auf Veränderungen reagieren, wird resilienter und wettbewerbsfähiger.

Auch braucht es eine gute Balance zwischen Mensch und Maschine: Wer Künstliche Intelligenz in Findungsprozesse integriert, sollte technologische Effizienz und menschliche Werturteile in Einklang bringen. Jeder, der die Technologie nutzt, um Entscheidungen zu treffen, muss die Empfehlungen des Systems kritisch bewerten. 

Spannend ist die Frage, wie der Mensch beziehungsweise die Organisation damit umgeht, etwa wenn eine Empfehlung der KI zuerst kontraintuitiv erscheint oder sich später als suboptimal erweist. Die Führungskraft muss ihr Team also befähigen, datengestützte und intuitive Aspekte zusammenzubringen. Konkret könnte das heißen, gemeinsam mit dem Team suboptimale Ergebnisse zu analysieren und die KI-gestützten Systeme anzupassen, um sie fortlaufend besser zu machen. Dabei sind die Erfahrung des Teams oder der Experten erfolgskritisch.

Fazit: Die Reise hin zur entscheidungsintelligenten Organisation im KI-Zeitalter erfordert mehr als technologische Investitionen; sie verlangt zeitgleich einen kulturellen Wandel, der Innovation fördert, Lernen aus Fehlern ermöglicht und die zielgerichtete Nutzung der Technologie sicherstellt. Auf dieser Grundlage können Unternehmen nicht nur ihre strategischen Weichenstellungen verbessern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen. Dieser ganzheitliche Wandel sollte deswegen besser heute noch zur Priorität des Top-Managements werden.

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