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02.05.2024 | Unternehmensstrategie | Interview | Online-Artikel

"Schrittweises Vorgehen ist für Auslands-Expansion entscheidend"

3 Min. Lesedauer

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Energiekosten, Fachkräftemangel und Bürokratie lassen hierzulande das Abwanderungsgespenst umgehen. Dabei spricht viel für den Produktionsstandort Deutschland, so Packex-CEO Julian Erhard im Gespräch.

springerprofessional.de: Was spricht für Deutschland als Produktionsstandort?

Julian Erhard: Deutschland ist zweifellos ein guter Produktionsstandort. Vor allem zeichnet sich das Land durch seine hohe technologische Affinität und Innovationsgeschichte aus. Das ist besonders relevant für Unternehmen, die innovative Geschäftsmodelle im Technologiesektor verfolgen. Die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte ist dafür besonders wichtig, und Deutschland kann stolz auf seine Ingenieure und Macher sein, ohne die Innovationen nicht möglich wären. Ein weiterer Vorteil ist die geografische Lage Deutschlands in der Mitte Europas. Sie ermöglicht nicht nur einen bequemen Zugang zu verschiedenen Märkten, sondern bietet auch logistische Vorteile, die für effiziente Produktions- und Vertriebsprozesse von großem Nutzen sind.

Auch unser Unternehmen profitiert davon durch Fachkräfte, die nicht nur Kompetenz besitzen, sondern auch die Fähigkeit, Lösungen mit wenig Technik von der Stange zu entwickeln, also von Grund auf neue Produktionswege. Diese Individualität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend, insbesondere in technologisch anspruchsvollen Branchen.

Und wieso lohnt es sich, sich zunächst auf den DACH-Raum als Absatzmarkt zu konzentrieren?

Die Konzentration auf den DACH-Raum ergibt Sinn aufgrund mehrerer Faktoren. Die gemeinsame Sprache, wenn auch mit unterschiedlichen Dialekten, erleichtert die Kommunikation und den Marktzugang. Trotz kultureller Unterschiede sind diese Länder in gewisser Weise ähnlich, was die Anpassung von Produkten und Marketingstrategien erleichtert. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Marktannahmen zu testen und auf lokale Bedürfnisse einzugehen. Nach erfolgreicher Etablierung im DACH-Raum kann die Expansion in englischsprachige Märkte wie Benelux in Betracht gezogen werden.

Wenn dann die Expansion ins Ausland ansteht: Wie sollten Unternehmen am besten vorgehen?

Für Unternehmen und Mittelständler, die eine Expansion ins Ausland planen, ist eine schrittweise und strategische Vorgehensweise entscheidend. Zunächst ist es ratsam, in benachbarte Länder mit ähnlichen kulturellen Hintergründen zu expandieren, um potenzielle Barrieren zu umgehen. Die Wahl der Sprache spielt hierbei eine entscheidende Rolle, sei es Deutsch oder Englisch - je nach den Präferenzen und Gegebenheiten des Zielmarktes.

Ein weiterer Schritt sollte darin bestehen, Produkte oder Dienstleistungen zunächst bei einzelnen Kunden zu testen. Das ermöglicht nicht nur, Annahmen zu überprüfen, sondern auch, die Angebote an die spezifischen Bedürfnisse des neuen Marktes anzupassen. Erfahrungen aus unserer Expansion in die Schweiz haben gezeigt, dass Themen wie Zollabwicklung und Liefergeschwindigkeit von großer Bedeutung sind. Daher ist es unerlässlich, diese Aspekte in die Expansionsstrategie von Anfang an einzubeziehen, um einen reibungslosen Verlauf gewährleisten zu können.

Wie gelingt es zudem, Nachhaltigkeitsaspekte nicht aus dem Blick zu verlieren?

Um Nachhaltigkeitsaspekte nicht zu vernachlässigen, sollten sie von Beginn an fest in der Unternehmens-DNA integriert sein. Es ist empfehlenswert, sich bei der Planung von Expansionen eine umfassende Checkliste zu erstellen, die neben geografischen und wirtschaftlichen Faktoren auch explizit Nachhaltigkeitskriterien einschließen. Der Schlüssel liegt darin, Nachhaltigkeitsüberlegungen nicht als letzten Schritt zu betrachten. Diese müssen von Anfang an nahtlos in den gesamten Entscheidungsprozess integriert werden. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass sie nicht nur technologisch und wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern auch Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft gerecht werden.

Welchen Rat haben Sie aktuell an mittelständische Unternehmen?

Ich möchte mittelständische Unternehmen ermutigen, mutig zu sein und neue Wege zu gehen. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und andere innovative Ansätze erfordern einen Wandel und Anpassungen in den Geschäftsmodellen. Trotz Unsicherheiten, wie geopolitischen Ereignissen, ist es wichtig, nicht zu verharren, sondern kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Unternehmens zu arbeiten. Im deutschen Mittelstand sind viele Hidden Champions verborgen, die stolz auf ihre Erfolge sein sollten, aber dennoch offen für Veränderungen und Fortschritte sein müssen. Mut, Wandlungsfähigkeit und kontinuierliche Weiterentwicklung bringen den deutschen Mittelstand voran.

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