2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Verwaltungskultur
verfasst von : Rainer Prätorius
Erschienen in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Verwaltungskultur (Vk) wird sozialwissenschaftlich in mindestens drei unterschiedlichen Perspektiven erforscht; diese können allerdings durchaus identische Gegenstände von verschiedenen Seiten beleuchten. 1Vk gilt als institutionenspezifischer Ausschnitt der pK, thematisiert also die Perzeption, Attitüden und Erwartungen, welche die Gesamtbevölkerung auf den Gegenstandsbereich Verwaltung (V.) richtet. Dieser Sicht widerspricht es nicht, wenn zugleich die Teilpopulation der in der V. Beschäftigten auf ihren Anteil an der pK eines Landes hin untersucht wird; damit wird nur eine ergänzende Binnen-perspektive geliefert.2Vk kann — ähnlich wie „policy style“— besonders in der vergleichenden Forschung zur Identifikation unterschiedlicher Politikverläufe in gleichen Politikfeldern verwendet werden. Hier wirkt die Unterstellung, daß unterschiedliche institutionelle Tradition (z.B. Verrechtlichung, aber auch Leitbilder des → öffentlichen Dienstes, Routinen der Problemlösung usw.) vorherbestimmen, wie in verschiedenen politischen Systemen mit vergleichbaren Aufgaben unterschiedlich verfahren wird. Die vergleichende Erforschung von → Rechtskultur ist eine verwandte Fragestellung.3In Abwendung von den beiden anderen Varianten kann das Thema von einer gesamtsystemischen Betrachtung auf eine soziologische Meso-Ebene verlagert werden. Vk erscheint dann als Organisationskultur, genauer: einzelne V.-Orga-nisationen werden als Kulturen gefaßt. Die Organisation ist dann das Ensemble der Deutungen und Perzeptionen der Mitglieder oder die Manifestation von kulturellen Praktiken, Symbolismen, Mythen usw. Diese Ansätze werden mit vielfältigen soziologischen Theorien unterlegt, die i.d.R. eine Präferenz für qualitative Forschungsmethoden eint (zu weiteren Differenzierungen: Römer-Hillebrecht 1998). Der letzte Ansatz eignet sich vor allem dafür, allzu schwungvollen Generalisierungen ein Gegengewicht durch Fallstudien zu setzen. Die beiden anderen Varianten können sich auf derselben Analyseebene ergänzen.