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17.10.2023 | Bankstrategie | Gastbeitrag | Online-Artikel

Taxonomiequote deutscher Banken ist ausbaufähig

verfasst von: Friederike Soennecken

4 Min. Lesedauer

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Wirtschaft und Gesellschaft müssen sich transformieren, um die Klimaziele der EU bis 2050 zu erreichen. Die Finanzindustrie soll deshalb Kapital in grüne Projekte lenken. Doch die Taxonomiequote in den Berichten deutscher Institute bleibt gering, belegt eine aktuelle Analyse.

Im Rahmen des European Green Deals hat sich die Europäische Union das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gesetzt. Finanzdienstleister sollen dafür Kapitalflüsse in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten lenken und damit den Umbau zu einer grüneren Wirtschaft finanzieren. Hierzu dient die EU-Taxonomie als Klassifizierungssystem, das eine einheitliche Einteilung der Wirtschaftstätigkeiten, die als "grün" bezeichnet werden dürfen, liefert. Aktuell umfasst die EU-Taxonomie-Berichterstattung die beiden Umweltziele Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Dazu werden quantitative und qualitative Kriterien, die diese Aktivitäten erfüllen müssen, detailliert dargelegt. 

Die Taxonomie steht in einer Reihe weitreichender Nachhaltigkeitsvorschriften, die derzeit entwickelt werden, sowohl für die Realwirtschaft als auch für die Finanzindustrie. Dazu gehören unter anderem die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Verbindung mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). In der Accenture-Studie "Countdown to the Green Asset Ratio" wurden die EU-Taxonomie-Berichterstattung von 30 europäischen Banken mit einem Schwerpunkt auf deutsche Finanzdienstleister im zweiten Jahr in Folge analysiert.

Wenig Bewegung bei deutschen Banken

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Die ausgewiesene Taxonomiequote ist und bleibt gering. Das ist dem Aufsatz der Klassifikation geschuldet, in dem ganze (Teil-)Industrien als nicht-taxonomiefähig klassifiziert werden, Bankbilanzen aber traditionell eine Vielzahl an Industrien enthalten. Unter den 30 analysierten europäischen Banken ist im Vergleich zum Vorjahr die ausgewiesene Quote auf diesem geringen Level dennoch leicht gestiegen und reicht von ein bis 55 Prozent - je nach Geschäftsmodell und Anwendung der Methodik. 

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Die deutschen Banken zeigen eine weitgehend konservative Herangehensweise im europäischen Sample, mit einer ausgewiesenen Taxonomiefähigkeit von 1,4 Prozent bis 24,6 Prozent. Der größte Anteil am Exposure liegt meist im Hypothekargeschäft, von dem gemäß Kriterienkatalog der Taxonomie vom Bestand maximal 15 Prozent taxonomiekonform sein können. 

Der leichte Anstieg kann nur bedingt einem zunehmend grünen Geschäft der Banken zugerechnet werden, da Veränderungen in der Methodologie die eingerechneten Exposures vergrößert haben. Zudem zeigen länderspezifische Beispiele, dass eine in Italien verfügbare Datenbank zur Non-financial Reporting Directive (NFRD) die Basis vergrößert hat, während ein solcher Ansatz für Deutschland noch nicht etabliert ist. 

Banken setzen auf Kunden-Reportings

Um die NFRD-Pflichten der finanzierten Kunden zu bestimmen, setzt über die Hälfte (53 Prozent) der analysierten Banken auf die von Kunden veröffentlichten Reports, gefolgt von 30 Prozent, die einen Datenanbieter oder -tool nutzen (Mehrfachnennung möglich). Da die Counterparty-Daten hierbei direkt vom Kunden selbst stammen, ist von einer hohen qualitativen Güte auszugehen. 

Nur zehn Prozent der Banken nutzen bereits Fragebögen (client outreach), wodurch Informationen sowohl zum Kunden als auch zur Wirtschaftlichen Aktivität eingeholt werden können. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass dieses Vorgehen durch die Vielzahl an Fragen Kapazitäten der Kunden bindet. Daher sollten bestehende digitale Kundenschnittstellen genutzt werden, um den neuen Informationsbedarf in bestehende Prozesse einzubinden. 

Dennoch bleibt die Identifikation der EU-Taxonomie-Aktivitäten im Folgeschritt ein hochgradig manueller Prozess - durch den Abgleich von beispielsweise interner Information mit eigenen Rahmenwerken, NACE Code Analysen und Finrep-Informationen.

Technologie als Schlüssel zu mehr Stringenz im Reporting

In Bezug auf die Klimaziele "Klimaschutz" und "Anpassung an den Klimawandel" ist in den nächsten Jahren eine höhere Granularität in der Berichterstattung zu Taxononmiefähigkeit und -konformität zu erwarten. Qua Aufsatz wird die Quote jedoch gering bleiben. Die im Juni 2023 verabschiedete Ergänzung der vier weiteren Umweltziele wird für das Fiskaljahr 2024 widerum mit der Einordnung zur Taxonomiefähigkeit beginnen, im Folgejahr die Taxonomiekonformität ergänzen. Allein dies zeigt, wie essentiell ein strukturierter, skalierbarer und anpassbarer Datenhaushalt sein wird, um Stringenz im Reporting sicherzustellen.

Eine Standardisierung der Berichte für die finanzierten Counterparties in der CSRD kann als Datenquelle manche Analysen vereinfachen. Gleichzeitig erfordert sie aber den Einsatz technischer Analyse- und Auswertungstools, um hier wirklich effizienter zu werden. Spätestens mit der schrittweisen Einführung der CSRD und der damit einhergehenden steigenden Anzahl berichtspflichtiger Unternehmen wird der Einsatz geeigneter IT-Tools zum Imperativ. Die Erfüllung der erweiterten Berichtspflichten wird zusätzliche Ressourcen in Konzeption und Umsetzung beanspruchen, insbesondere wenn es jenseits der Counterparties um Informationen zur wirtschaftlichen Aktivität geht. 

Detaillierter mit Nachhaltigkeit beschäftigen

Banken und Sparkassen werden durch die zunehmende Regulatorik dazu gezwungen, sich detailliert mit ausgewählten Fragestellungen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Qua Definition lässt sie bestimmte Aktivitäten wie etwa Projektfinanzierungen über SPVs außen vor, die je nach Geschäftsmodell der berichtenden Bank unterschiedlich ins Gewicht fallen. Ebenso vernachlässigt sie den transformatorischen Auftrag, der eine Kernaufgabe der Banken hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft darstellt. Als Steuerungsgröße isoliert betrachtet sollte die Green Asset Ratio (GAR) deshalb nicht genutzt werden, sondern im Kontext der gesamten Nachhaltigkeitsstrategie gesehen werden.

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