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05.12.2016 | Finanzbranche | Nachricht | Online-Artikel

Italien stürzt in den Krisenmodus

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2 Min. Lesedauer

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Das gescheiterte Senatsreferendum in Italien bereitet den Akteuren an den internationalen Finanzmärkten Sorgen. Bislang blieb das große Beben jedoch aus.

Europas drittgrößte Volkswirtschaft wird vorerst keine Reformen durchführen. Das Scheitern des Referendums und der anstehende Rücktritt des Ministerpräsidenten Matteo Renzi könnte Italien einer möglichen Bankenkrise näherbringen. Experten warnen, dass dann der europäische Rettungsschirm nicht ausreichen würde. Die Rettung Italiens, dessen Staatsverschuldung im Jahr 2016 geschätzt rund 133 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt, hätte eine ganz andere Größenordnung wie die Griechenlands. Zudem stoße die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) an ihre Grenzen, heißt es. Die Notenbanker dürften mit dem Kauf weiterer italienischer Staatsanleihen unterstützend eingreifen. 

Italiens Geldhäuser haben noch immer faule Kredite in Höhe von rund 360 Milliarden Euro in ihren Büchern. Große Institute wie die Unicredit aber auch die vergleichsweise kleine Monte dei Paschi di Siena sind besonders gefährdet. Bei der letzteren sollen 27,7 Milliarden Euro Kredite notleidend sein. Noch bis zum Jahresende muss sie knapp die Hälfte davon abbauen.

Stimmen zur Referendums-Entscheidung

Vertreter aus der Finanzbranche reagieren jedoch besonnen und sehen bislang keine drastischen Auswirkungen der politischen Entscheidung in Italien. 

Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), sagte, die Entscheidung der italienischen Wähler „erhöhe die Unsicherheit an den Finanzmärkten.“ Allerdings erwartet er „kein Auseinanderlaufen der Renditen wie während der Hochzeit der Euroschuldenkrise.“ Der Euroraum als Ganzes sei heute viel robuster als während der Staatsschuldenkrise, nicht zuletzt aufgrund der Einrichtung des Rettungsschirms.

Auch Pierre Gramegna, Finanzminister in Luxemburg, gibt sich optimistisch: „Wir sehen, dass die Bankenunion funktioniert, so gut stand Italien seit der Finanzkrise nicht da“, sagte er im ZDF-Morgenmagazin.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, meint mit Blick auf die Auswirkungen der gescheiterten Reform in Italien: „Natürlich ist es tragisch, dass die Italiener die Chance vertan haben, sich einen effizienteren parlamentarischen Entscheidungsprozess zu geben. Aber das bedeutet nicht automatisch eine eurokritische Fünf-Sterne-Regierung und eine Rückkehr der Staatsschuldenkrise.“

Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), glaubt, dass trotz der abgelehnten Reform in Italien mittelfristig an „einer Fortsetzung des Erneuerungskurses kein Weg vorbei“ führt. „Die zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen für italienische Staatsanleihen unterstreichen, dass vermeintlich einfache Lösungen, wie zum Beispiel massive staatliche Ausgabenprogramme, fern der Realität anzusiedeln seien“, meint Kemmer. 

Jon Jonsson, Senior Portfolio Manager Global Fixed Income beim US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, sieht es als wahrscheinlich an, dass die Unsicherheit infolge der steigenden Euroskepsis im Euroraum steigt. „Italienische Staatsanleihen und riskantere Anlagen in Europa werden eher negativ beeinflusst“, prognostiziert Jonsson.

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