Anfänglich noch kritisch beäugt, suchen Kreditinstitute inzwischen ganz gezielt den Schulterschluss zu jungen Innovatoren aus der Finanztechnologie. Laut dem "Branchenkompass Banking 2017" von Sopra Steria Consulting ist bereits jedes vierte Institut in Deutschland selbst ein Fintech-Gründer. Ziel ist, eigene Prozesse kostensparend zu verbessern, mobile Verfahren voranzubringen, beispielsweise im Zahlungsverkehr, oder die Beratung mithilfe von Robo Advice, Apps oder anderen innovativen Tools zu verbessern und gleichzeitig die Kunden stärker an sich zu binden.
Kooperationen beliebter als Fusionen
Etliche Banken haben beispielsweise selbstständige Digitaleinheiten unter ihrem Konzerndach gegründet, so etwa die Deutsche Bank mit der Digitalfabrik. Oder sie nutzen eigenständige Fintech-Marken. Bereits 61 Prozent der Geldhäuser arbeiten mit den jungen Finanztechnologieunternehmen in Form von Kooperationen zusammen, etwa mit Plattformbetreibern im Bereich Kredit oder Geldanlage, oder sie beteiligen sich an Fintechs. Komplette Übernahmen sind der Studie zufolge jedoch eher weniger verbreitet. Nur 16 Prozent der Bankentscheider berichten im Branchenkompass von umgesetzten Fusionen. Ein Beispiel ist der Kauf von Easyfolio durch die Privatbank Hauck & Aufhäuser.
"Die Großbanken sind eher selektiv, beispielsweise beim Scannen von Überweisungen per Smartphone. Zudem entwickeln diese Institute mehr selbst", sagt Stefan Lamprecht, Division Director Banking von Sopra Steria Consulting. Hohe Investitionen zur Weiterentwicklung oder eine eher schwierige Integration der verschiedenen Unternehmenskulturen zwischen Fintechs und Banken schrecken manche Geldhäuser vor Akquisitionen ab. Kooperationen mit den Finanz-Start-ups hingegen bieten den Geldhäusern einen schnellen Transfer des Know-hows und ergänzender Leistungen. Viele Banken erhoffen sich laut dem Branchenkompass außerdem zusätzliche Erträge, indem sie ihre eigenen Internetplattformen mit branchenfremden Produkten oder Services ausbauen.