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24.11.2023 | Handel | Nachricht | Online-Artikel

"Black Friday" lockt Schnäppchenjäger auch im Krisenjahr

verfasst von: dpa, Eva-Susanne Krah

4 Min. Lesedauer

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Der "Black Friday" lockt jedes Jahr Schnäppchenjäger und sorgt eigentlich für gute Umsätze im Handel oder in Onlineshops. In diesem Jahr sind die Voraussetzungen jedoch schlecht, denn die Verbraucher sind eher nicht in Kauflaune.

Der Countdown läuft. Internetseiten wie www.blackfriday.de zählen schon die Stunden herunter bis zu dem großen Tag. Der Black Friday fällt 2023 auf den heutigen 24. November und markiert den Auftakt für die "Black Week". Aber eigentlich hat die Aktion längst begonnen, sie erstreckt sich vielfach längst auf den halben November. Amazon, Otto, Saturn und andere Händler haben einen Black-Friday-Vorverkauf eingeführt und bieten schon ein oder zwei Wochen vorher reduzierte Preise für Spielkonsolen, Computer, Wasch- und Kaffeemaschinen und vieles mehr.

Händler brauchen Umsätze

Der Handel inszeniert den "Black Friday" zu einem rauschenden Fest des Konsums. Aber die Vorzeichen sind in diesem Jahr nicht gut. Der Name des Aktionstags, der an den Zusammenbruch der New Yorker Börse im Jahr 1929 erinnert, ist unfreiwillig aktuell. Ob Pandemie, Kriege oder Inflation: Die Händler sind nach den schwierigen Jahren besonders auf hohe Umsätze angewiesen, aber viele Menschen sind nicht in Kauflaune.  
Das Potenzial ist groß: 70 Prozent der Deutschen wollen an den Tagen rund um den "Black Friday" laut einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) gezielt nach Angeboten suchen. Sie wollen demnach im Durchschnitt 281 Euro ausgeben, das sind acht Euro weniger als im vergangenen Jahr. Männer sind dabei mit 331 Euro deutlich kauffreudiger als Frauen (234 Euro). Laut den Marktforschern von Nielsen IQ haben Konsumenten in Deutschland im vergangenen Jahr mehr Geld ausgegeben als in Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien.

Seinen Ursprung hat der Schnäppchentag in den USA. Dort markiert der Brückentag nach Thanksgiving, dem vierten Donnerstag im November, den Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Im Jahr 2013 ist die Marke "Black Friday" in Deutschland markenrechtlich geschützt worden, kontinuierlich gewachsen und nun fest etabliert. Für die Händler ist er neben dem Weihnachtsgeschäft das wichtigste Verkaufsevent des Jahres, das vierte Quartal das umsatzstärkste.

Druck im Handel steigt

Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU sieht den Druck in diesem Jahr vor allem auf der Seite der Händler. Er erwartet besonders große Preisreduzierungen. "Die Händler müssen mehr Überzeugungsarbeit leisten, weil die Menschen gerade etwas geizig sind. Deshalb müssen die Rabatte besonders gut sein."

Viele Käufer planen auch bereits im Vorfeld, was sie am "Black Friday" kaufen wollen und zu welchem Preis. Das zeigt auch die nachfolgende Grafik aus einer Bitkom-Umfrage:

Für den Handel starten die Vorbereitungen für den Aktionstag, wenn die Kunden noch längst nicht daran denken. Der Versandriese Otto beginnt mit der Planung im Spätsommer. Zusammen mit Logistikpartnern würden tagesgenaue Prognosen erstellt und Bestellvolumen geschätzt, um planen zu können, wie viele Fahrzeuge und Aushilfen benötigt werden, so eine Unternehmenssprecherin. Im Vergleich zu normalen Zeiten seien die vierfachen Lagerkapazitäten nötig.

DHL rechnet mit elf Millionen Sendungen

Der Paketbranche bescheren die Rabattaktionen volle Auftragsbücher. Marktführer DHL erwartet, in der Woche nach dem Black Friday an manchen Tagen mehr als elf Millionen Sendungen zu transportieren. Das Sendungsvolumen ist demnach 50 Prozent höher als im Wochenschnitt des bisherigen Jahresverlaufs.

Laut einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH Köln will jeder dritte Kunde in diesem Jahr allerdings weniger ausgeben als im Vorjahr. Der Handelsverband Deutschland rechnet an den Tagen rund um den "Black Friday" mit Umsätzen in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von drei Prozent. 2022 waren die Umsätze im Vergleich mit dem Vorjahr noch um 20 Prozent gestiegen. 71 Prozent der Deutschen wollen die Schnäppchentage der PwC-Umfrage dazu nutzen. Besonders beliebt sind demnach vor allem 

  • elektronische Geräte (40 Prozent) und 
  • Kleidung (33 Prozent). 

Den Befragungen zufolge muss der Rabatt bei mindestens 38 Prozent liegen, um besonders gut zu sein. Wichtig sind aber auch andere Kriterien. So achten 

  • 61 Prozent auf eine kostenfreie Lieferung, 
  • 52 Prozent auf die Möglichkeit der kostenlosen Rücksendung. 

Das geht aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervor, die am 23. November veröffentlicht wurde.

74 Prozent wollen online kaufen

Der Onlinehandel hat auch in diesem Jahr wieder die Nase vorn. Laut der PwC-Studie wollen 74 Prozent online auf Einkaufstour gehen, nur 24 Prozent offline und stationär. Dennoch hat der klassische Einzelhandel seine Vorzüge. So warnt die Verbraucherzentrale vor einem erhöhten Risiko, an den Aktionstagen auf einen unseriösen Online-Shop hereinzufallen.

Experten sehen wegen der Vielzahl an Angeboten die Gefahr eines Kaufrauscheffekts. Online-Händler nutzten demnach etwa rote Balken, die angeblich dahinschmelzende Lagerbestände anzeigen, oder ablaufende Uhren, um Käufer unter Druck zu setzen. 

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