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22.10.2018 | Industrie 4.0 | Kommentar | Online-Artikel

Lässt sich die Digitalisierung souverän meistern?

verfasst von: Dieter Beste

3 Min. Lesedauer

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Disruption überall: in der Technik, in der Wirtschaft, in der Politik. Hatte die "schöpferische Zerstörung" beim Nationalökonomen Joseph Schumpeter einen guten Klang, versprach sie doch Innovation, verängstigen im anbrechenden Digitalzeitalter Geschwindigkeit und Radikalität der Umwälzungen die Menschen. Was tun?


Die Digitalisierung durchdringt alle gesellschaftlichen Sphären. Sie schüttelt wie ein Barmixer unsere Lebens- und Arbeitswelt kräftig durcheinander und krempelt die Verhältnisse von links auf rechts. Wie könnten wir da sicher sein, die Welt noch wiederzuerkennen, wenn wir morgen aufwachen? Inzwischen geriert sich das Smartphone in der Hosentasche wie seinerzeit das belächelte Tamagotchi, das ständig gefüttert werden wollte. Und in der Industrie erleben wir in diesen Tagen eine schier atemraubende Beschleunigung der Automatisierung unter dem Etikett Industrie 4.0.

Die Unternehmen, ob klein, ob groß, zunächst durchaus zögerlich, erkennen inzwischen ihre Chancen in den schnellen Veränderungsprozessen und greifen beherzt zu, wenn sich unverhofft eine Gelegenheit auftut. Da lässt sich auch die mittelständisch geprägte Unternehmenswelt des Maschinenbaus in Deutschland nicht zweimal bitten.

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Und dennoch. In den Erfolgsmeldungen ist zwischen den Zeilen der Zweifel spürbar. Sind wir auf dem richtigen Weg? Welches ist der richtige Weg? Auf der politischen Ebene manifestiert sich der Zweifel dieser Tage in einem der Schwindsucht anheimfallenden Volksparteien-System, das über all die Nachkriegsjahrzehnte hinweg einen stabilen Rahmen abgegeben hat. Vorbei? Deutschland geht es gut, wohl besser denn je, aber die Menschen haben offenbar vielfach den Eindruck auf einem Vulkan zu tanzen, der jederzeit ausbrechen und sie hinwegfegen könnte. Habe ich morgen noch Arbeit? Wann übernehmen die Roboter, wann die Künstliche Intelligenz? Der Zweifel nagt an der ehedem so unerschütterlichen Selbstgewissheit unserer Führungskräfte in Wirtschaft und Politik und rieselt als Angst auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen und das Wahlvolk herunter.

Wir erleben eine technische Revolution, die auf Samtpfoten daherkommt und hinter diesem Schleier alles Evolutionäre längst abgelegt hat. Wie ist das alles möglich? Springer-Autor Volker Wittpahl, Leiter des Instituts für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH hat jetzt vor Journalisten der Wissenschafts-Pressekonferenz (wpk) in Berlin auf ein Muster aufmerksam gemacht, das den qualitativen Sprung auf Grundlage der Digitalisierung erklären könnte: Mehrere Fäden der Technikentwicklung, die bislang eher parallel verliefen, können sich nunmehr miteinander vernetzen und in vielfältiger, nicht mehr zu überschauender Weise in Wechselwirkung treten: Rechnertechnologie, Speicherentwicklung, Sensoren, Automatisierung, Cloud-Computing, Big Data Analysis, Künstliche Intelligenz oder Blockchain-Technologie seien nicht länger als etwas voneinander Getrenntes erkennbar und verstehbar, so Wittpahl; es bilde sich gegenwärtig ein "Überall-Internet" heraus "eine Vernetzung von allem mit allem. " Die Wechselwirkungen sind mittlerweile von solcher Komplexität, dass Technologieentwicklungen nicht mehr sinnvoll in kausalen Zusammenhängen von Ursache und Wirkung zu fassen sind; ein chaotisches System, das Handelnde wie Betroffene ratlos macht.

Wie können wir die Digitalisierung souverän meistern? Wir brauchen eine neue Phase der Aufklärung, fordert Volker Wittpahl. Es geht um die Wiedererlangung der Digitalen Souveränität. Und, so wäre hinzuzufügen, dafür bleibt uns nicht allzu viel Zeit. Eine Anleitung, was genau zu tun ist, kennt auch Wittpahl nicht. Aber er zitiert Immanuel Kant und transponiert dessen Antwort auf die Frage, was Aufklärung sei, ins Heute: "Digitale Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten digitalen Unmündigkeit. Digitale Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes und digitaler Systeme ohne Leitung eines anderen Menschen, Unternehmens oder einer Maschine zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese digitale Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude!" (1784 erschienen in Berlinische Monatsschrift, kursive Einfügungen Volker Wittpahl).

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