Anleger sollten sich in unsicheren Zeiten auf die Dinge konzentrieren, die sie kontrollieren können, sagt Sebastian Külps von der Fondsgesellschaft Vanguard. Im Interview erläutert er die Rolle von Fonds in der Altersvorsorge und welche Kunden Beratung brauchen.
Sebastian Külps ist Leiter Deutschland und Nordeuropa und damit verantwortlich für die Geschäftsentwicklung von Vanguard in diesen Ländern. Zuvor war er als Head of Securities bei einer internationalen Bank tätig.
Olaf Jahnke
Bankmagazin: Was bieten Fondspolicen und wann sind sie sinnvoll?
Sebastian Külps: Fondspolicen spielen bei der privaten Altersvorsorge eine wichtige Rolle, da sie das Renditepotenzial der Kapitalmärkte beim Vermögensaufbau nutzen. Zudem bieten sie steuerliche Vorteile - sowohl in der Anspar- als auch in der Auszahlphase - und ermöglichen unentgeltliches und steuerfreies Umschichten zwischen den Fonds. Immer häufiger erkennen Anbieter und Anleger die Vorteile, die ein Investment in Exchange Traded Funds (ETFs) oder passiven Indexfonds im Rahmen einer Police mit sich bringt. Neben einer breiten Streuung und einem transparenten Anlageprozess ist vor allem die Kosteneffizienz zu nennen. Gerade auf lange Sicht hat die Kostenbelastung einen erheblichen Einfluss auf das Anlageergebnis. Schließlich steht jeder zusätzliche Cent an Gebühren nicht zur Wiederanlage zur Verfügung. Das führt langfristig zu einem erheblichen negativen Zinseszinseffekt.
Die Inflation ist derzeit sehr hoch, Ende September ist sie in den zweistelligen Bereich geklettert. Gleichzeitig ist der Kapitalmarkt sehr volatil. Wie wirken sich diese Rahmenbedingungen auf die Nachfrage von Anlage produkten wie ETFs oder auf die Einzahlung in Fondssparpläne aus?
Tatsächlich bewegen wir uns in einem schwierigen Umfeld für die Kapitalanlage mit vielen Unbekannten. Wir sprechen da gern von Vanguard-Wetter, denn grundsätzlich sollten sich Anleger nicht von kurzfristigen Marktentwicklungen beeinflussen lassen. Sie lassen sich weder zuverlässig vorhersagen noch beeinflussen. Entscheidend ist, langfristige Ziele zu definieren, entsprechend den formulierten Zielen breit diversifiziert anzulegen und dabei die Kosten zu kontrollieren. Dabei gilt gerade in turbulenteren Phasen, Disziplin zu wahren und keine vorschnellen Umschichtungen vorzunehmen. Generell können wir sagen, dass die Nachfrage nach wie vor gut ist. Sowohl die Sparplanzahl als auch die Sparrate sind seit Jahren stetig gestiegen, selbst während der Corona-Krise.
Was sollten Finanzberaterinnen und berater ihren verunsicherten Kunden in Bezug auf die Geldanlage raten?
Anleger sollten auch gerade in unruhigen Zeiten einen kühlen Kopf bewahren und sich auf die Dinge konzentrieren, die sie kontrollieren können. Dazu zählt, langfristige Anlageziele zu definieren und das Vermögen breit über Einzeltitel und Anlageklassen zu streuen. Dabei können Berater die Anleger entscheidend unterstützen, indem sie sie an die Hand nehmen, beruhigend auf sie einwirken und ihnen helfen, Kurs zu halten.
Treffen Ihre Kunden eher eigenständig ihre Produktauswahl oder nehmen diese auch die Beratung in Anspruch?
Professionelle Kunden treffen die Auswahl meist selbst, wohingegen Privatkunden auf unser Vanguard-Invest-Anlageservice zurückgreifen. Hier wird die Allokation je nach Risikobereitschaft getroffen und auch rebalanced. Die Beratung bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil, den wir unter anderem durch unsere 360 Beraterakademie anbieten.
Das vollständige Interview mit Sebastian Külps lesen Sie in der November-Ausgabe der Zeitschrift "Bankmagazin".