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30.08.2022 | Kredit | Infografik | Online-Artikel

Bankexperten erwarten 2023 deutlich mehr Kreditausfälle

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Laut aktuellem NPL-Barometer Sommer 2022 gehen die Risikomanager aus der Bankenbranche für das kommende Jahr von einem starken Anstieg notleidender Kredite aus. Besonders treffen wird das laut Prognose die Konsumentendarlehen und Mittelstandsfinanzierungen.

"Im Frühjahr 2020 haben wir uns alle getäuscht, Marktteilnehmer, Aufsicht und Wissenschaft: Die Pandemie hat nicht zu einem signifikanten Anstieg notleidender Kredite in Deutschland geführt. Ursache hierfür waren nicht zuletzt die staatlichen Milliardenprogramme. Doch jetzt sieht das ganz anders aus", kommentiert Christoph Schalast das Ergebnis des aktuellen NPL-Barometers, das Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing zusammen mit der Frankfurt School of Finance & Management herausgibt. 

Warum die Zahl sogenannter Non-Profit Loans (NPL) bis Ende 2022 und im Laufe des kommenden Jahres vermutlicher steiler steigen wird, als viele Experten bislang annehmen, erklärt der Professor für Mergers & Acquisitions, Wirtschaftsrecht und Europarecht an der Frankfurt School of Finance & Management so: 

Es kommen weitere Faktoren, wie Inflation, gestörte Lieferketten, der Angriffskrieg gegen die Ukraine und Zinsanstieg hinzu. Vielleicht noch etwas geprägt von der Fehleinschätzung 2020 gehen jetzt die Marktteilnehmer zwar von einem spürbaren, aber nicht außerordentlichen Anstieg aus. Vieles spricht dafür, dass sie auch dieses Mal daneben liegen."

NPL-Volumen von 31,9 Milliarden Euro bis Jahresende möglich

Die von Mai bis Juli befragten Risikoexperten, Bereichsleiter und Top-Manager aus den unterschiedlichen Banksegmenten gehen für das laufende Jahr im Schnitt von einem NPL-Volumen in Höhe von 31,9 Milliarden Euro aus. Die Erhebung der European Banking Authority (EBA) vom März gab diese Zahl noch mit 30,1 Milliarden Euro an. Im Jahr 2023 könnte der Wert sogar auf 37,6 Milliarden klettern. 

Insgesamt 55 Prozent der befragten Risikomanager gehen von einer "signifikanten Steigerung" notleidender Kredite in deutschen Kreditinstituten im nächsten Jahr aus. 23 Prozent rechnen damit erst 2024 und acht Prozent noch später. Nur 13 Prozent sehen aktuell keine deutliche Zunahme in den kommenden Jahren.

"Die erstaunlicherweise während der Corona-Pandemie erwarteten, aber ausgebliebenen Kreditausfälle lassen einen realistischen Ausblick in die Zukunft schwierig erscheinen. Dennoch sprechen viele Faktoren dafür, dass sich das Risiko, dass nunmehr Bewegung auf den NPL- Markt kommen wird, steigt", glaubt Janine Hardi, Rechtsanwältin und Gründerin der Managing Partner RPI. 

KMU- und Konsumentenkredite besonders betroffen

Im Segment der Konsumentenkredite erwarten 45 Prozent der Risikoexperten für die kommenden zwölf Monate einen Anstieg der NPL-Bestände. Bei wohnwirtschaftlichen Immobilienkrediten sind es 36 Prozent. Bei den gewerblichen Immobiliendarlehen gehen 47 Prozent von steigenden Zahlen aus und bei Krediten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sogar 62 Prozent. 

Der Erwartungswert der Studie, der zeigt, ob die Befragten mit höheren NPL-Beständen, mehr Portfoliotransaktionen und Outsourcings sowie sinkenden Preisen für ausgefallene Forderungen rechnen, ist damit von 0,19 im Jahr 2021 auf nun 0,26 angestiegen. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 lag er bei 0,42, sank dann aber in Folge der effektiven Hilfsprogramme der Regierungen und Zentralbanken wieder ab. Das bestätigt auch die Lageeinschätzung mit Fokus auf die vergangenen zwölf Monate: Hier fiel der Wert mit aktuell minus 0,02 minimal positiver aus als im Vorjahr. Damit hat sich die Kreditsituation zuletzt weiter verbessert, NPL-Bestände konnten abgebaut werden und die Transaktionsaktivitäten stagnierten. 

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