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04.02.2016 | Leitzins | Schwerpunkt | Online-Artikel

Asien befeuert den globalen Währungskrieg

verfasst von: Christian Kemper

3 Min. Lesedauer

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Japans Notenbank kämpft mit negativen Zinsen gegen die Deflation im Land. Damit folgt sie dem Trend einer expansiven Geldpolitik wie in Europa. Die Konsequenzen könnten verheerend sein.

Für Guthaben bei der Bank of Japan (BOJ) müssen Geldhäuser seit Ende Januar 2016 einen Strafzins von 0,1 Prozent zahlen. Dies soll der Deflation entgegenwirken und die Konjunktur im Land ankurbeln. Gegen die in Japan entstandene Spirale aus fallenden Preisen und einer schwachen Wirtschaft stemmt sich die BOJ bereits seit vielen Jahren mit einem Leitzins von bis zu null Prozent.

Die Deflation führt in einen Teufelskreis  

Seit etwa zwei Jahrzehnten herrscht eine Wirtschaftskrise in Japan. Die Unternehmen leiden an einem stetig fallenden Preisniveau. Denn wenn die Preise sinken, zögern viele Menschen ihre Käufe hinaus, weil sie damit rechnen, dass die Waren in einigen Monaten noch billiger sein werden. Diese Kaufzurückhaltung lässt die Preise noch weiter zurückgehen. Außerdem sehen sich Unternehmen plötzlich mit einer effektiven Steigerung der Lohn- und Gehaltskosten konfrontiert, , erläutert der Springer-Autor und Journalist Edmund Conway in seinem Beitrag "Schulden und Deflation" im Band "50 Schlüsselideen Wirtschaftswissenschaft". 

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In Zukunft könnte der Zinssatz in Japan sogar noch weiter in den negativen Bereich fallen, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte, teilte Haruhiko Kuroda, Präsident der BOJ, mit. Die Entscheidung in Japan überraschte die meisten Akteure an den internationalen Kapitalmärkten, denn noch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hatte Kuroda behauptet, es gebe aktuell keine Pläne zur Einführung negativer Zinsen.

Wo expansive Geldpolitik herrscht 

Dabei sind Negativzinsen nichts Neues. Die BOJ nutzt ein geldpolitisches Instrument, das in Europa bereits zum Alltagsgeschäft gehört. So erhebt etwa die Europäische Zentralbank (EZB) seit Dezember 2015 einen Zins von 0,3 Prozent auf Guthaben von Geschäftsbanken. In Schweden müssen Geldhäuser 0,1 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Reichsbank parken wollen. Noch etwas mehr Strafzins erhebt Dänemark mit 0,35 Prozent. Und am teuersten ist es zurzeit in der Schweiz. Hier müssen die Institute 0,75 Prozent berappen, wenn sie ein Guthaben bei der Nationalbank haben.

Die Ausweitung der Negativzinsen bei Notenbanken wird im englischen „negative interest rate policy“ genannt, kurz Nirp. Laut Analysten der Deutschen Bank sollen damit primär die Erwartungen an den weltweiten Devisenmärkten gesteuert werden. Erst im zweiten Schritt könne die BOJ der Rezession entgegenwirken. Eine Ausweitung der Zinsdifferenzen zu anderen Währungen schwächt den Kurs des Yen und stärkt damit die eigene Exportwirtschaft. Japanische Waren werden dann im Ausland günstiger, was die Nachfrage ankurbeln und den heimischen Unternehmen wieder zu Gewinnen verhelfen kann.

Analysten von Goldman Sachs bewerten die Einführung eines Negativzinses in Japan und die Aussicht auf weitere Senkungen als ein Eingeständnis der BOJ, dass die Politik der quantitativen Lockerung durch Anleihekäufe ein Limit erreicht habe. Ein weiter sinkendes Zinsniveau und ein schwächerer Yen-Kurs könnte den globalen Währungskrieg verschärfen, warnt der Kapitalmarktexperte Valentin Marinov von der Credit Agricole. Eine Antwort aus anderen Ländern werde nicht lang auf sich warten lassen. Vor allem auf China habe das den Druck weiter erhöht, den Yuan weiter abzuwerten. Marinov befürchtet daher eine Intensivierung des globalen Währungskriegs.

China könnte Gewinner sein

Die größten Auswirkungen expansiver Geldpolitik erlebte im vergangenen Jahr China. "Dort bewirkte die Lockerung der Geldpolitik, dass sich die reale Geldmenge M1 im Frühjahr 2015 erholte und später im Jahr kräftig anstieg", erläutert Simon Ward, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Henderson. Berücksichtige man einen Vorlauf von neun Monaten zwischen realer Geldmenge und Konjunktur, sei anzunehmen, dass China ab Anfang 2016 eine "schwungvolle wirtschaftliche Erholung" erleben werde. 

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