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Open Access 2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Daten und Methoden

verfasst von : Tamara Bosshardt

Erschienen in: Geld, Generation und Ungleichheit

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Wie häufig erhalten Erwachsene in der Schweiz finanzielle Zuwendungen von ihren Eltern? Wie lässt sich erklären, dass einige mehr, andere aber weniger erhalten? Wie hängen finanzielle Transfers mit Ungleichheitsstrukturen zusammen? Diese Fragen wurden in den vorangegangenen Kapiteln theoretisch erörtert und sollen in den folgenden Kapiteln im Rahmen einer quantitativen, empirischen Analyse geprüft werden.
Wie häufig erhalten Erwachsene in der Schweiz finanzielle Zuwendungen von ihren Eltern? Wie lässt sich erklären, dass einige mehr, andere aber weniger erhalten? Wie hängen finanzielle Transfers mit Ungleichheitsstrukturen zusammen? Diese Fragen wurden in den vorangegangenen Kapiteln theoretisch erörtert und sollen in den folgenden Kapiteln im Rahmen einer quantitativen, empirischen Analyse geprüft werden.
Die quantitative Sozialwissenschaft basiert auf der Verknüpfung von theoretischen Überlegungen und statistischen Auswertungen. Sie nähert sich einem Themenfeld zunächst begrifflich an und bringt Ideen und Gedanken anderer Forscher*innen zusammen. Nach der Auseinandersetzung mit bisheriger Forschung werden Hypothesen abgeleitet, die in einem nächsten Schritt einer empirischen Prüfung unterzogen werden. Dazu bedarf es einer passenden Datengrundlage und statistischer Verfahren, mit welchen die Daten ausgewertet werden können. Die verwendeten Daten und Methoden prägen die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse unweigerlich mit (Opp 2005).
Die Analyse von Umfragedaten basiert auf der Annahme, dass das was wir messen, mit dem interessierenden sozialen Phänomen korrespondiert. Allerdings können Befragungseffekte zu variierenden Resultaten führen (Lakatos 1976). Relevant ist insbesondere, wer befragt wird und wie die Fragen gestellt werden. Eine überzeugende Analyse ist sich der Möglichkeiten und Einschränkungen ihrer Daten und Methoden bewusst und berücksichtigt die Untersuchungsanlage bei der Interpretation der Ergebnisse. Um diesen Prozess nachvollziehbar zu gestalten, wird in diesem Kapitel zunächst der SwissGen Survey vorgestellt. Daran schliesst die Darstellung der Analysemethoden an. Zuletzt werden die Operationalisierung der untersuchten Finanztransfervariablen und der erklärenden Variablen erläutert.

4.1 SwissGen

Das vorliegende Buch basiert auf Auswertungen von Umfragedaten, die im Rahmen des SwissGen Projekts von der Arbeitsgruppe Arbeit, Generation und Sozialstruktur (AGES) am Soziologischen Institut der Universität Zürich erhoben wurden. Das SwissGen Projekt befasst sich mit Generationenbeziehungen zwischen Erwachsenen und ihren Eltern in der Schweiz. Es wurde vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF), dem Bundesamt für Statistik sowie der Universität Zürich unterstützt.
Die Befragung richtete sich an erwachsene Personen und erfasst unterschiedliche Aspekte von Generationenbeziehungen aus Perspektive der erwachsenen Kinder. Einerseits werden Fragen zu verschiedenen Formen des Konflikts zwischen den Familiengenerationen gestellt, die von ambivalenten Gefühlslagen über Stress und Streitigkeiten bis hin zur Entfremdung reichen. Andererseits werden Formen des Zusammenhalts untersucht. Hier reichen die Themen von emotionaler Verbundenheit über die räumliche Nähe und Kontakthäufigkeiten bis zu praktischer Hilfe und finanziellen Zuwendungen. Darüber hinaus werden diverse Fragen zur aktuellen Lebenssituation, den Familienstrukturen und zum Aufwachsen gestellt, die für die soziologische Erklärung der Beziehungen zwischen Erwachsenen und ihren Eltern relevant sein können (König u. a. 2023).
Um die Möglichkeiten und Grenzen empirischer Auswertungen abschätzen zu können, ist es hilfreich zu wissen, wie die analysierten Daten erhoben wurden. Im Folgenden werden daher die Stichprobe, die Konzeption der Fragebögen und der Ablauf der SwissGen-Befragung vorgestellt.

Stichprobe

Es gibt viele Ansätze, wie Informationen über Generationenbeziehungen erhoben werden können. Alle Entscheidungen über die Zusammenstellung der Stichprobe haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Idealerweise sind Forschungsergebnisse robust, ganz unabhängig davon, wie die Daten erhoben wurden. Bisherige Forschung zeigt jedoch, dass die Wahl des Forschungsdesigns durchaus Einfluss auf die Ergebnisse haben kann (Emery und Mudrazija 2015). Die Auseinandersetzung mit möglichen Entscheidungen und das Bewusstsein der Vor- und Nachteile ermöglicht eine bessere Einordnung der Ergebnisse.
Zur Erhebung von Daten über intergenerationale Beziehung können entweder die Eltern, die erwachsenen Kinder oder beide Parteien befragt werden. Aus der psychologischen Forschung ist unter dem Begriff der self-enhancement theory bekannt, dass Personen dazu neigen, ein positiveres Selbstbild von sich zu haben als dies der Realität angemessen wäre (Krueger 1998). Auch in der Schweiz wurden Moralvorstellungen durch ein christliches Weltbild geprägt, welches besagt, dass „Geben seliger ist als Nehmen“. Somit könnte davon ausgegangen werden, dass befragte Personen ihre eigenen Gaben tendenziell überschätzten, während erhaltene Geschenke eher vergessen gehen. Entsprechend zeigt der Vergleich zwischen der Perspektive von erwachsenen Kindern und ihren Eltern signifikante Differenzen bei der Angabe von erhaltener und geleisteter Unterstützung. Geleistete Zuwendungen werden insbesondere dann überschätzt, wenn die Beziehungen positiv wahrgenommenen werden und Normen für familiäre Verantwortlichkeit stark sind (Kim u. a. 2014). In Auswertungen des deutschen Beziehungs- und Familienpanels wurde hingegen festgestellt, dass die Perspektiven von erwachsenen Kindern und Eltern zu vergleichbaren multivariaten Resultaten führen (Steinbach u. a. 2019). Ob Eltern, Kinder oder beide Generationen befragt werden, kann also durchaus spannende Einblicke darüber geben, wie Beziehungen wahrgenommen werden. Allerdings ist die Befragung einer Generation ausreichend, wenn der Fokus auf der Erklärung von Zusammenhängen zwischen Solidaritätsstrukturen und anderen Kontexten liegt.
Darüber hinaus ist bei Multi-Respondent-Studien mit einer erhöhten Verzerrung durch systematische Selektion zu rechnen. Wenn die Befragten nicht nur selbst einen Fragebogen beantworten müssen, sondern für weitere Befragungen auch die Kontaktdaten ihrer Eltern oder Kinder angeben sollen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Personen mit starken Generationenbeziehungen dies häufiger tun. Wer jedoch eine schlechte Beziehung zu den Eltern oder Kindern hat, wird weniger häufig einer Kontaktaufnahme zustimmen (Mandemakers und Dykstra 2008). Daten zu intergenerationaler Solidarität werden häufig als Teil von Befragungen erhoben, die sich auf Gesundheits- und Lebensbedingungen von älteren Personen fokussieren. Der weitere Fokus von solchen Studien und die Kosten, die mit einer multiperspektivischen Befragung einher gehen, haben zu einer Dominanz der elterlichen Perspektive auf intergenerationale Solidaritätsbeziehungen geführt. Beispiele hierfür sind die reichhaltigen Datensätze des Survey of Health and Retirement in Europe (SHARE) und die Health and Retirement Study (HRS) in den Vereinigten Staaten.
Studien, die nur Kinder oder nur Eltern befragen, können zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen, da sie implizit unterschiedliche Zielgruppen adressieren. Wenn etwa Eltern in einem bestimmten Land befragt werden, werden Generationenbeziehungen von erwachsenen Kindern nicht berücksichtigt, deren Eltern im Ausland wohnhaft sind. So kommt es, dass migrantische Lebensrealitäten in vielen Studien untervertreten sind. Zusätzlich werden Generationenbeziehungen von Personen, die jung Eltern geworden sind und ihre jungen erwachsenen Kindern systematisch ausgeblendet, wenn lediglich Personen befragt werden, die über 50 Jahre alt sind. Wer bereits im Alter von 20 Jahren ein Kind bekommt, wird erst dann erfasst, wenn das eigene Kind bereits 30 Jahre alt ist. Für die Schweiz bedeutet das aufgrund der Fertilitätsstruktur erneut eine Unterrepräsentation von Personen mit Migrationsgeschichte (Bundesamt für Statistik 2018). Zuletzt bietet die Befragung von erwachsenen Kindern die Gelegenheit, erhaltene Transfers auch im Falle von bereits verstorbenen Eltern zu erheben.
Die SwissGen Befragung richtet sich an Erwachsene, die in der Schweiz leben, und sammelt Daten über deren Beziehungen zu Mutter und Vater, unabhängig davon, ob diese in der Schweiz oder im Ausland leben (bzw. zuletzt gelebt haben). Zur Grundgesamtheit gehören alle volljährigen Personen, die in der Schweiz wohnhaft sind, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit. Um alle Landesteile und Kantone adäquat abbilden zu können, wurde eine stratifizierte Zufallsstichprobe aus den Registerdaten der Gemeinden gezogen. Damit auch auf subnationaler Ebene statistisch reliable Auswertungen gemacht werden können, wurden die italienischsprachige Schweiz und bevölkerungsärmere Kantone überrepräsentiert. Um gültige Angaben von gut 10’000 Personen zu erhalten, wurde eine Stichprobe von knapp 25’000 Personen angestrebt. Die Berechnungen der Stichprobengrösse basierten auf einer Rücklaufquote von 40%, die bei sozialwissenschaftlichen Umfragen typisch ist. Detailliertere Informationen zur Stichprobenberechnung finden sich im Datenband der SwissGen Studie (König u. a. 2023). Die Ziehung der Adressen erfolgte in einem Zufallsverfahren durch das Bundesamt für Statistik, welches die Einwohnermelderegister verwaltet.

Fragebögen

Studien zu Generationenbeziehungen variieren auch in Bezug auf die Ebene der Datenerhebung. Einige beziehen sich auf die Eltern-Kind-Beziehung bzw. Eltern-Kind-Dyade (Trost 1995) als kleinste Untersuchungseinheit. In diesem Fall wird zwischen Transfers von Mutter und Vater unterschieden, selbst wenn diese einen gemeinsamen Haushalt führen. Andere beziehen sich auf Haushalte als finanzielle Einheiten (vgl. Becker 1981) und analysieren Solidaritätsbeziehungen zwischen den erwachsenen Kindern und elterlichen Haushalten, zu welchen gegebenenfalls auch neue Partner*innen der Eltern gehören.
Die SwissGen Befragung erfasst Generationenbeziehungen auf Dyadenebene aus Perspektive der erwachsenen Kinder. Die Befragung gliedert sich in drei Teile: Einen Personenfragebogen und je einen Fragebogen zur biologischen Mutter und zum biologischen Vater. Der Personenfragebogen konzentriert sich auf demografische Angaben, die Wohn- und aktuelle Lebenssituation sowie die Familienkonstellation der Befragten. Die Mütter- und Väterfragebögen enthalten dieselben Fragen. Sie unterscheiden sich lediglich darin, dass in der Frageformulierung Mutter durch Vater ersetzt wurde. Neben den demografischen Angaben der Eltern, werden die Beziehungsqualität, die Kontakthäufigkeiten und gegenseitige Hilfeleistungen sowie der erlebte Erziehungsstil abgefragt.
Abbildung 4.1 zeigt den Ablauf der einzelnen SwissGen Fragebögen. Die Befragung beginnt mit dem Personenfragebogen. Zum Abschluss des Personenfragebogens wird gefragt, ob die biologische Mutter und der biologische Vater noch leben. Je nach Antwort wird auf den passenden Anschlussfragebogen zur biologischen Mutter verwiesen. Daran schliesst entweder der Fragebogen zum lebenden oder verstorbenen Vater an. Sollten die Mutter oder der Vater den Befragten nicht bekannt sein, entfällt der jeweilige Fragebogen. Die Fragebögen zu verstorbenen Elternteile beinhalten grösstenteils dieselben Fragen wie die Fragebögen zu lebenden Eltern. Fragen, die sich auf die letzten zwölf Monate vor der Befragung beziehen, werden hier aber im Hinblick auf die letzten zwölf Monate vor dem Ableben der Eltern gestellt. Bei verstorbenen Eltern entfallen Fragen nach zukünftig erwarteten Schenkungen und Erbschaften. Im Gegenzug wird erfasst, ob nach dem Ableben des Elternteils eine Erbschaft erhalten wurde.
Die SwissGen Fragebögen wurden online in Form eines computer assisted web interviews (CAWI) sowie postalisch konzipiert. Selbstständig ausgefüllte Fragebögen haben den Vorteil, dass Effekte der sozialen Erwünschtheit geringer ausfallen, wenn keine direkte Interaktion mit Forschenden stattfindet ( Tourangeau u. a. 2000). Der mixed-mode Ansatz mit online und analoger Antwortmöglichkeit führt zu höheren Rücklaufquoten und reduziert Kosten (Dillman u. a. 2009). Allerdings muss beachtet werden, dass das Antwortverhalten durch den Befragungsmodus beeinflusst werden kann, wenn diese mit unterschiedlicher visueller Aufbereitung einhergehen (Tourangeau u. a. 2004). So unterscheidet sich etwa die visuelle Präsentation der Fragen und Antwortkategorien in der online Variante und dem postalischen Fragebogen.

Datenerhebung und -auswahl

Im folgenden wird der Ablauf der SwissGen Feldphase beschrieben. Es wird dargestellt, wie viele Personen an der Studie teilgenommen haben und zu wie vielen Elternteilen Informationen gesammelt werden konnten. Zuletzt wird erläutert, welche Daten für die weiteren Analysen verwendet werden und welche ausgeschlossen werden.
Die SwissGen Befragung wurde im Herbst und Winter 2018/2019 durchgeführt. In einem ersten Schritt wurden die 24’904 Zielpersonen Anfang September 2018 postalisch kontaktiert. Das Anschreiben informierte über die Ziele der Studie und forderte dazu auf, an der online Version des Fragebogens teilzunehmen. Personen, die den Online-Fragebogen nach dem ersten Brief nicht ausfüllten, erhielten ca. fünf Wochen später einen Erinnerungsbrief zugestellt. Um die Rücklaufquote zu erhöhen, wurden dem Erinnerungsbrief alle Fragebögen in Papierform mit vorfrankierten Rücksendeumschlägen beigelegt. Die Fragebögen wurden in der jeweiligen Amtssprache der Wohngemeinde (Deutsch, Französisch oder Italienisch) zugestellt. In der online Version des Fragebogens stand zudem eine englische Version zur Verfügung. Der letzte Aufruf zur Teilnahme an der SwissGen Studie wurde Mitte November 2018 zugestellt. Im Anschreiben befanden sich erneut die Fragebögen in der jeweiligen Amtssprache sowie die Zugangsdaten zur online Teilnahme. Der SwissGen Datensatz besteht aus allen Fragebögen, die bis zum 28. Februar 2019 übermittelt wurden. Insgesamt wurde eine Rücklaufquote von 43.7% erreicht (König u. a. 2023).
Tabelle 4.1
Fallzahlen der SwissGen Befragung
 
Fragebogen
Fallzahl
1
Personenfragebogen
10’623
davon online
5’297
davon postalisch
5’326
2a
Mutter lebt
6’453
2b
Mutter verstorben
4’011
Mutter total
10’464
3a
Vater lebt
5’024
3b
Vater verstorben
5’210
Vater total
10’234
 
Dyaden total
20’697
Quelle: Eigene Darstellung nach König u. a. (2023).
Tabelle 4.1 zeigt die Fallzahlen der verschiedenen gültigen Fragebögen (vgl. (ebd., S. 12)). Insgesamt haben 10’623 Personen an der Befragung teilgenommen. Etwa die Hälfte entschied sich für die Online-Variante. Nicht alle Befragten, die einen Personenfragebogen ausgefüllt haben, haben auch beide Elternfragebögen beantwortet. Dies ist vor allem auf unbekannte biologische Elternteile zurückzuführen. Es wurden insgesamt 10’464 Fragebögen zu Müttern ausgefüllt; 6’453 zu lebenden Müttern, 4’011 zu verstorbenen Müttern. Zu den Vätern liegen mit 10’234 ausgefüllten Fragebögen etwas weniger Informationen vor. In 5’024 Fällen wurden Angaben zu lebenden Vätern gemacht, in 5’210 Fällen zu verstorbenen Vätern. Damit ergeben sich Informationen zu 20’697 Eltern-Kind-Dyaden.
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit Generationenbeziehungen zwischen Erwachsenen in der Schweiz und ihren Eltern. Dyaden bei welchen die befragte Person in der Schweiz lebt, Mutter oder Vater aber im Ausland leben sind ebenfalls Teil der Stichprobe. Somit werden auch transnationale Generationenbeziehungen untersucht, in welchen der Austausch von materiellen Gütern eine hohe Relevanz besitzt (vgl. Baykara-Krumme und Fokkema 2019; Bordone und de Valk 2016; König u. a. 2018). SwissGen enthält auch Informationen über bereits verstorbene Eltern. Finanzielle Transfers im Lebenslauf und solche, die im Jahr vor dem Ableben der Eltern erfolgten, unterscheiden sich stark (Bosshardt 2023). Dies ist einerseits darauf zurück zu führen, dass sich die schlechtere Gesundheit und der damit einhergehende höhere Unterstützungsbedarf im Jahr vor dem Ableben der Eltern stark auf die Generationenbeziehungen und damit auch auf die finanziellen Zuwendungen auswirkt. Andererseits werden bei lebenden und bereits verstorbenen Eltern unterschiedliche Referenzperioden für die anzugebenden Transfers genannt, was sich auf die Interpretation und Reliabilität der Antworten auswirken könnte (Schaeffer und Presser 2003). Daher werden für die folgenden Untersuchungen nur Generationenbeziehungen von Erwachsenen (n=6’903) berücksichtigt, die noch lebende Eltern haben (n=11’477).

4.2 Analysemethoden

Die Herangehensweise an eine empirische Untersuchung wird massgeblich von dahinter liegenden Annahmen geprägt. Theoretische Annahmen prägen die empirischen Ergebnisse einerseits dadurch, dass sie für die Wahl der untersuchten Daten und Variablen sowie deren Operationalisierung ausschlaggebende Impulse geben können. Damit geben sie gewissermassen Orientierungen für die Frage was untersucht wird. Andererseits kann sich auch die Frage, wie eine Analyse durchgeführt wird, auf theoretische Vorüberlegungen stützen. Der nächste Abschnitt führt daher zunächst aus, welche Implikationen die Datengrundlage auf die Analyse haben. Anschliessend wird näher auf die Frage eingegangen, inwiefern in den folgenden Analysen eine intersektionale Perspektive umgesetzt werden kann. Zuletzt wird die Methode der multinomialen Regression vorgestellt, mit welcher in Kapitel 6 multivariate Zusammenhänge geprüft werden. Die Aggregationsmethoden, auf welchen die Auswertungen in Kapitel 7 basieren, werden dort an passenden Stellen näher erläutert.

Implikationen der Datengrundlage

Bei dyadischen Daten stellt sich zunächst die Frage der Untersuchungseinheit. Die SwissGen Befragung untersucht Beziehungen zwischen erwachsenen Kindern und deren Eltern, befragt jedoch „nur“die erwachsenen Kinder. Dies spiegelt sich in der Struktur des SwissGen Datensatzes wider. Nach Einlesen der Daten wurden die Ergebnisse der Mütter- und Väterfragebögen als zusätzliche Variablen an die Daten der Personenfragebögen angehängt. Jede befragte Person entspricht also einer Untersuchungseinheit. Die Informationen zu den Elternteilen sind innerhalb der Untersuchungseinheit Person aufgeführt. Es handelt sich also um eine hierarchische Datenstruktur wobei die Informationen zur Person den Informationen zu Eltern und Eltern-Kind-Beziehungen bzw. Dyaden übergeordnet sind. Dies ergibt sich daraus, dass die Informationen einer befragten Person, etwa ihr Bildungsniveau, mit zwei Dyadenbeziehungen verknüpft ist, die jeweils unterschiedliche Informationen zu finanziellen Transfers enthalten können. Hierarchische Daten, deren Untersuchungseinheiten einer höheren Ebene entsprechen, sind im sogenannten weiten Datenformat. Dieses Datenformat wird in den folgenden Analysen immer dann verwendet, wenn sich Auswertungen auf die befragten Personen und nicht auf die Eltern oder die Generationenbeziehungen beziehen.
Für Auswertungen von elterlichen Merkmalen sowie Analysen der Generationenbeziehungen wurde ein dyadischer Datensatz erstellt. Die Untersuchungseinheiten sind nun die Eltern bzw. die Eltern-Kind-Beziehungen. Die Informationen zu den befragten erwachsenen Kindern wurden für Mütter und Väter übernommen. Da der Datensatz nach der Transformation aus mehr Fällen, aber weniger Variablen besteht, ist von einem langen Datenformat die Rede. Personeninformationen von Befragten, die sowohl Angaben zur Mutter, als auch zum Vater gemacht haben, sind somit zwei mal im Datensatz vorhanden. Für Auswertungen des langen Datensatzes, die sich auf die Elternteile oder Dyadeninformationen beziehen, ist das nicht weiter von Belang. Bei Untersuchungen, die Personeninformationen mit Dyadeninformationen kombinieren, wie dies in den multivariaten Modellen in Kapitel 6 der Fall ist, wird aber die statistische Annahme der Unabhängigkeit der Fälle verletzt. Um Verzerrungen der Auswertungen zu vermeiden, wurde diesem Umstand durch die Berechnung von geclusterten Standardfehlern Rechnung getragen (Long und Freese 2006, S. 69).
Ausserdem gilt es zu klären, wie mit Daten einer Querschnittsbefragung abgebildet werden kann, dass es sich bei Transfers zwischen Generationen um ein Phänomen handelt, dass sich im Lebenslauf der beteiligten Akteure stark wandeln kann (vgl. Abschnitt Solidarität und enerationenbezie​hungen).
Aus einer Lebenslaufperspektive ist das Alter interessant, da angenommen wird, dass sich Aufgaben, Normen und Generationenbeziehungen je nach Lebensalter verändern können. Es ist jedoch nicht ganz trivial zu unterscheiden, ob man es bei der Feststellung von Altersunterschieden tatsächlich mit Effekten des Lebensalters zu tun hat oder ob es sich auch um Kohortenunterschiede handeln könnte (vgl. Lois 2019, S. 410). Alterseffekte sind darauf zurückzuführen, dass sich mit fortschreitendem Lebensalter Veränderungen in Bezug auf biologische, soziale und psychologische Handlungsvoraussetzungen ergeben. Kohorteneffekte hingegen lassen sich darauf zurückführen, dass Personen unterschiedlichen Alters zu verschiedenen Zeiten sozialisiert wurden. Dabei wird angenommen, dass die Jugendzeit besonders prägend auf Menschen wirkt. Um Kohorteneffekte handelt es sich, wenn auch später sichtbare Unterschiede zwischen Altersgruppen darauf begründet sind, dass diese während ihrer Prägungsphase unterschiedlichen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt waren. Darüber hinaus können Periodeneffekte die Identifikation von Alters- und Kohortenunterschieden zusätzlich erschweren. Sie liegen vor, wenn alle Personen unabhängig von ihrem Alter oder ihrer Geburtskohorte in ihrem Verhalten beeinflusst werden, etwa durch ein Ereignis von gesamtgesellschaftlicher Tragweite (Glenn 2005).
Bei der Zuordnung von Unterschieden zu Alters-, Kohorten- oder Periodeneffekten ergibt sich ein Identifikationsproblem, da die Kohortenzugehörigkeit (Geburtsjahrgang) eine lineare Funktion der Periode (Befragungsjahr) und des Alters ist (Fienberg 2013). Insbesondere in Querschnittstudien ist die Identifikation von Altersunterschieden als Alters-, Kohorten- oder Periodeneffekt rein statistisch nicht möglich. Daher schlagen Winship und Harding (2008) vor, das Zuordnungsproblem durch die möglichst direkte Operationalisierung der vermuteten Mechanismen zu lösen. Zur besseren Einordnung der Effekte dient einerseits die grafische Darstellung von relevanten Einflussfaktoren über die Altersspanne der Befragten in Kapitel 5. Andererseits wurden vermutete Mechanismen durch die Operationalisierung von Variablen zur familiären Situation, zum Erwerbsstatus oder zum Gesundheitszustand der Eltern möglichst konkret operationalisiert (vgl. Abschnitt 4.3).

Intersektionale Perspektive

Inwiefern kann die angenommene Intersektionalität (vgl. Abschnitt Determinanten und Dimensionen) in einer empirischen Analyse berücksichtigt werden? Intersektionalität ist keine eigene Analysemethode, sondern als theoretischer Rahmen zu verstehen, der als Orientierungshilfe bei der Wahl von geeigneten Analysemethoden und der Interpretation der Daten dient (Few-Demo 2014, S. 170). Für die empirische Umsetzung einer intersektionalen Perspektive muss einerseits geklärt werden, welches die relevanten Analysekategorien sein sollen und andererseits auch, „wie die Überschneidung dieser Kategorien zu denken ist“(Winker und Degele 2020, S. 194).
Choo und Ferree (2010, S. 130–131) beschreiben drei verschiedene Ansätze intersektionaler Forschung: gruppen-, prozess- und systemzentrierte Forschungspraktiken. Mit gruppenzentriert ist gemeint, dass auch die Erfahrungen von mehrfach benachteiligten Personen Eingang in wissenschaftliche Untersuchungen finden sollen. Prozess- und Systemzentrierung betreffen hingegen die Analyse der Daten. Prozessorientierte Intersektionalität berücksichtigt, dass ungleichheitsrelevante Merkmale oft nicht-additiv zusammen wirken. Zuletzt zeichnen sich die systemzentrierte Forschungspraktiken dadurch aus, dass bestimmte Ungleichheitsachsen für bestimmte Untersuchungsbereiche als „primär“betrachtet werden, während andere Merkmale als „sekundär„gelten. So erhält das Geschlechterverhältnis im Bereich der Familie besondere Aufmerksamkeit, während sich wirtschaftliche Fragestellungen hauptsächlich auf Schichtunterschiede konzentrieren (Yuval-Davis 2006).
Die Auswahl der relevanten Analysekategorien orientiert sich an der Theorie von Kreckel (vgl. Abschnitt 2.​1). Kreckel betont für den westeuropäischen Kontext die Relevanz von Nation, Schicht, Geschlecht und Alter. Die vorliegende Untersuchung berücksichtigt Intersektionalität auf verschiedenen Ebenen. Im Falle der SwissGen Befragung verhilft eine repräsentative Stichprobe dazu, nicht nur den Einfluss einzelner Merkmale, sondern auch von Merkmalskombinationen untersuchen zu können. Die Analyse kleinerer Stichproben stösst bei der Kombination verschiedener Merkmale sehr schnell an Grenzen. Des Weiteren werden in SwissGen auch transnationale Generationenbeziehungen zwischen in der Schweiz lebenden erwachsenen Kindern und im Ausland lebenden Elternteilen erfasst und zwar unabhängig von der Staatsangehörigkeit der Eltern und Kinder. Damit wird eine Bevölkerungsgruppe inkludiert, die aus vielen anderen Untersuchungen ausgeschlossen ist.
Prozessorientierte Intersektionalität (Choo und Ferree 2010) meint, dass die Ausprägung eines Merkmals die Auswirkungen eines anderen Einflussfaktors moderieren kann. Solche Moderationseffekte können durch den Vergleich von Brutto- und Nettomodellen sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus können Merkmalskombinationen auch emergente Zusammenhänge zeigen, die sich nicht direkt aus den kombinierten Merkmalen ableiten lassen. Empirisch lässt sich dies durch Interaktionseffekte abbilden. Die Interaktion mehrerer Variablen wird jedoch schnell unübersichtlich. Da für Generationenbeziehungen insbesondere Altersunterschiede relevant sind, wird ein Fokus auf die Interaktionen der erklärenden Variable mit dem Alter der befragten Personen gelegt. Altersunterschiede werden folglich als primäre Ungleichheitsachse betrachtet. Entsprechend werden grafische Auswertungen über die Altersspanne der Befragten dargestellt und multivariate Modelle sowohl für die ganze Stichprobe als auch separat nach Altersgruppen berechnet. Dieses Vorgehen ermöglicht es, zu untersuchen, ob und wie sich Bildungs-, Geschlechts- und Migrationsunterschiede nach Altersgruppen unterscheiden.

Multinomiale Regression

Die Wahl eines multivariate Analyseverfahrens orientiert sich in der Regel an der Skalierung der abhängigen Variable. Häufig werden Analysemöglichkeiten durch die Skalierung der zu erklärenden Variable eingeschränkt. Finanzielle Transfers wurden in SwissGen auf ordinalem Skalenniveau erfasst (siehe Abschnitt 4.3): Es ist bekannt, ob in den letzten 12 Monaten ein Transfer stattgefunden hat und wie hoch der transferierte Betrag ungefähr ist. Für die Einteilung der Transferbeträge standen die fünf Betragskategorien bis 500 Franken, bis 1’000 Franken, bis 5’000 Franken, bis 10’000 Franken und 10’000 Franken und mehr zur Verfügung. Diese Kategorien können klar nach ihrer Höhe geordnet werden, sie sind aber unterschiedlich breit angelegt, wobei höhere Kategorien einen grösseren Range abdecken. Die fünf Antwortkategorien sind mit einer Logarithmierung vergleichbar, einer Transformation, die der Normalisierung von rechtsschiefen Verteilungen dient. Somit können die ordinalen Antwortkategorien als Abstraktion einer latenten logarithmierten, metrischen Transferbetragsvariable begriffen werden (Long und Freese 2006, S. 138).
Allerdings weisen Long und Freese (ebd., S. 137) darauf hin, dass die Möglichkeit, Antwortkategorien zu ordnen, nicht automatisch bedeutet, dass eine ordinale Analyse die beste Möglichkeit ist. Vielmehr hängt die Wahl der Analysemethode auch vom Erkenntnisinteresse ab. Tatsächlich weisen die theoretischen Überlegungen darauf hin, dass kleinere und grössere Transfers aus unterschiedlichen Gründen erfolgen können (siehe Abschnitt 3.​1). Es wird angenommen, dass ein grosser Transfer nicht einfach mehr ist als ein kleiner Transfer, sondern ein qualitativ unterschiedliches Phänomen darstellen kann. Somit kann auch nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Einflussfaktoren in gleicher Weise auf die Wahrscheinlichkeit auswirken einen kleineren oder grösseren Transfer zu tätigen oder zu erhalten. Um zu prüfen welche Einflussfaktoren eher mit Transfers zum Beziehungserhalt und welche mit substanzielle Unterstützung in Verbindung stehen, werden deshalb in Kapitel 6 nicht ordinale sondern multinomiale Regressionen präsentiert.
Das multinomiale Logitmodell erlaubt die Berechnung unabhängiger Effekt für verschiedene Ausprägungen der abhängigen Variable (ebd., S. 171–172). Bei k Ausprägungen der abhängigen Variable werden auf Basis derselben Stichprobe k-1 binärlogistische Modelle berechnet, die jeweils eine Ausprägung mit der gewählten Referenzkategorie der abhängigen Variable vergleichen. Um kleine Geschenke zum Beziehungserhalt und grössere Unterstützungszahlungen zu erklären werden kleinere Transfers im Wert von bis 500 Franken und grössere Transfers über 500 Franken mit der Referenzkategorie kein Transfer verglichen. Bei drei Kategorien werden also jeweils zwei Gleichungen berechnet. Die Ausprägungen kleiner und grosser Transfer werden hingegen nicht explizit miteinander verglichen.
Die logistischen Regressionsgleichungen geben Aufschluss darüber, ob ein erklärendes Merkmal die Chance einen kleinen bzw. grossen Transfer zu leisten erhöht oder verringert. Im Gegensatz zur linearen Regression wird aber kein linearer, sondern ein s-förmiger Zusammenhang zwischen der Erhöhung der erklärenden Variable und der Chance angenommen, einen kleinen bzw. grossen Transfer statt keinen Transfer zu leisten oder zu erhalten. Aufgrund von unbeobachteter Heterogenität in den Kovariatengruppen ist beim direkten Vergleich von Koeffizienten zwischen Gleichungen oder Modellen Vorsicht geboten (Mood 2010). Da keine lineare Gleichung vorliegt, erfolgt die Schätzung auf Grundlage der Maximum Likelihood Methode. Dabei werden die Parameter derart bestimmt, dass sie die Wahrscheinlichkeit des vorliegenden Datensatz unter Annahme der berechneten Parameter maximal wahrscheinlich machen (Wooldridge 2010, S. 385).
Die Berechnung der multinomialen Modelle erfolgte mit dem STATA Modul mlogit. Die Tabellen in Kapitel 6 zeigen die geschätzten Relative Risk Ratios. Sie entsprechen dem Chancenverhältnis, das sich unter Berücksichtigung einer erklärenden Variable ergibt, einen kleinen bzw. grossen Transfer zu leisten oder erhalten statt in die Referenzkategorie kein Transfer zu fallen. Um die Abhängigkeit der Dyadeninformationen abzubilden, wurden auf Basis der Personenidentifikationsvariable geclusterte Standardfehler berechnet. Es werden Modelle zur Erklärung von Transfers von Eltern an Kinder und von Kindern an Eltern geschätzt. Dabei wird jeweils mit einem Bruttomodell begonnen, welches die bivariaten Zusammenhänge zwischen den erklärenden und der abhängigen Variable zeigt. Dies wird mit einem multivariaten Nettomodell verglichen, welches den Einfluss der erklärenden Variablen und Kontrolle der übrigen Modellvariablen zeigt. In einem weiteren Schritt werden Modelle getrennt für drei Altersgruppen berechnet, um zu prüfen, inwiefern bestimmte Effekte spezifischen Lebensabschnitten zugeordnet werden können.

4.3 Operationalisierung

Welche Antworten wir als Sozialwissenschaftler*innen erhalten, hängt auch davon ab, wie wir Fragen stellen. Tourangeau (2018) beschreibt die kognitiven Prozesse, die bei der Beantwortung von Umfragen stattfinden: Als erstes lesen die Zielpersonen eine Frage, die es zu interpretieren und verstehen gilt. Anschliessend müssen sie sich Vorkommnisse und Verhalten vergegenwärtigen, auf welche die Frage abzielt. Wenn eine Referenzperiode angegeben ist, müssen sich die Befragten zusätzlich daran erinnern, wann genau etwas stattgefunden hat. Im besten Fall haben die Zielpersonen nun mental eine Antwort parat, die es in das erforderte Antwortformat einzupassen gilt. Eine auf den ersten Blick simple Angelegenheit wie die Beantwortung einer Frage ist bei näherem Hinsehen doch ziemlich komplex. Jeder dieser Schritte birgt Risiken, die zu Messfehlern führen können.
Bisherige Studien, die sich mit finanzieller Solidarität zwischen Generationen befassen, kommen regelmässig zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. So gibt es einerseits verschiedene Auffassungen darüber, was unter einem finanziellen Transfer, einer Schenkung oder einer Erbschaft verstanden wird. Sind etwa nur Transfers in monetärer Form zu berücksichtigen oder auch Sachleistungen? Müssen Transfers regelmässig vorkommen um relevant zu sein? Und wo liegt die Grenze zwischen Transfer und Erbschaft? Andererseits können auch kleinere Details in der konkreten Frageformulierung zu grösseren Unterschieden im Antwortverhalten der Befragten führen. Daher muss nicht nur klargestellt werden, wer, wann und wo befragt wurde, sondern auch, auf welchen Zeitraum und auf welche Inhalte sich eine Frage bezieht. Der folgende Abschnitt stellt vor, wie aktuelle Transfers in der SwissGen Befragung erhoben wurden und wie sie für die vorliegende Untersuchung operationalisiert sind. Anschliessend steht die Operationalisierung der erklärenden Variablen im Fokus. Zunächst werden die Variablen präsentiert, die Opportunitäten und Bedürfnisse messen, danach diejenigen Variablen, die Beziehungsstrukturen und Kontexte abbilden.

Finanzielle Transfers

Im SwissGen Fragebogen finden sich zwei Items, die aktuelle Transfers, d.h. alltägliche oder auch regelmässige finanzielle Solidarität zwischen Familiengenerationen erheben (siehe Tabelle 4.2). Die erste Frage bezieht sich auf Geldgeschenke, Sachgeschenke und Zahlungen, die von der Mutter bzw. dem Vater erhalten wurden. Anschliessend wird nach Geld- und Sachgeschenken sowie Zahlungen von den Befragten an die Mutter bzw. an den Vater gefragt. Die Formulierung einer Frage ist für ihre Verständlichkeit von besonderer Bedeutung. Wissenschaftliche Ausdrücke wie intergenerationale finanzielle Transfers werden besser verstanden, wenn sie umgangssprachlicher beschrieben werden, etwa als Geldgeschenke oder Zahlungen von bzw. an Eltern. Konkrete Beispiele machen deutlich, dass nicht nur regelmässige finanzielle Unterstützung angegeben werden sollen, sondern auch unregelmässige Unterstützung und materielle Zuwendungen wie etwa die Übernahme einer unerwarteten Rechnung oder Geburtstagsgeschenke.
Tabelle 4.2
Finanzielle Transfers von und an Eltern in SwissGen
Finanzielle Transfers von Eltern an Kinder
Haben Sie in den letzten 12 Monaten Geldgeschenke, Sachgeschenke oder Zahlungen von Ihrer Mutter [Ihrem Vater] erhalten?
(Dazu zählen auch Geschenke oder Zahlungen, die Sie von Ihren leiblichen Eltern gemeinsam erhalten haben. In diesem Fall nennen Sie bitte den halben Betrag.)
\(\square \) Ja, insgesamt:
\(\square \) Bis 500 CHF
\(\square \) Bis 5’000 CHF
\(\square \) 10’000 CHF und mehr
\(\square \) Nein
\(\square \) Bis 1’000 CHF
\(\square \) Bis 10’000 CHF
 
Finanzielle Transfers von Kindern an Eltern
Haben Sie in den letzten 12 Monaten Geldgeschenke, Sachgeschenke oder Zahlungen an Ihre Mutter [Ihren Vater] gegeben?
(Dazu zählen auch Geschenke oder Zahlungen, die Sie Ihren leiblichen Eltern gemeinsam gegeben haben. In diesem Fall nennen Sie bitte den halben Betrag.)
\(\square \) Ja, insgesamt:
\(\square \) Bis 500 CHF
\(\square \) Bis 5’000 CHF
\(\square \) 10’000 CHF und mehr
\(\square \) Nein
\(\square \) Bis 1’000 CHF
\(\square \) Bis 10’000 CHF
 
Quelle: Eigene Darstellung nach König u. a. (2023).
Die beiden Fragen beziehen sich auf den Zeitraum der letzten 12 Monate. Dadurch soll sichergestellt werden, dass auch kleinere Transfers nicht vergessen gehen. Wie eine Frage verstanden wird, hängt nicht nur von ihrer Formulierung ab, sondern auch von der angegebenen Referenzperiode und den zur Verfügung gestellten Antwortkategorien (Schaeffer und Presser 2003). So ist es schwieriger sich an Transfers zu erinnern, die vor längerer Zeit gemacht wurden – insbesondere, wenn es eher um regelmässige kleinere Geschenke geht. Entsprechend zeigt Emery und Mudrazija (2015), dass Befragte bei längeren Referenzperioden dazu tendieren, nur grössere Transfers anzugeben. Bei kürzeren Referenzperioden, die noch nicht lange zurückliegen, wird jedoch auch an kleinere Übertragungen gedacht.
Auf die Fragen konnte jeweils mit Ja und Nein geantwortet werden. Im Falle einer positiven Antwort wurde der insgesamt transferierte Betrag in den Kategorien Bis 500 CHF, Bis 1’000 CHF, Bis 5’000 CHF, Bis 10’000 CHF oder 10’000 CHF und mehr erfasst. Die graue Hinterlegung soll verdeutlichen, dass im Falle einer positiven Antwort auch ein Betrag angegeben werden soll. In der online Version des Fragebogens ist hier eine Filterführung aktiv: Die Betragskategorien werden erst eingeblendet wenn mit Ja geantwortet wurde. Auch die zur Verfügung gestellten Antwortkategorien dienen den Befragten als Orientierung bei der Frage, ob sie einen bestimmten Transfer angeben sollen oder nicht. In der Fragebogenkonstruktion muss entschieden werden, ob nur das Auftreten von Transfers oder auch der transferierte Betrag von Interesse ist. Während eine Ja-/Nein-Frage einfach zu beantworten scheint, könnte es für Befragte schwieriger sein, zu entscheiden, ob kleine Transfers oder seltene Übertragungen als Ja angegeben werden sollen (Schaeffer und Presser 2003).
Spezifischere Antwortmöglichkeiten wie etwa Betragskategorien oder Häufigkeiten können bei der Einschätzung hilfreich sein, ob auch kleinere Beträge angegeben werden sollen. Allerdings können spezifischere Kategorien auch als implizite Norm wahrgenommen werden und dadurch das Antwortverhalten verzerren. So signalisiert die Wahl der tiefsten und höchsten Kategorie, was von den Forschenden unter einem tiefen und hohen Transfer verstanden wird, während die mittlere Kategorie als typisch wahrgenommen wird. Befragte tendieren dazu, ihre Antwort an der mittleren Kategorie auszurichten und Handlungen nicht anzugeben, wenn sie weit unter der mittleren Antwortmöglichkeit liegen (Tourangeau u. a. 2004).
Wenn finanzielle Transfer von beiden Eltern gemeinsam gegeben bzw. von beiden Eltern gemeinsam erhalten wurden, soll bei jedem Elternteil jeweils der halbe Betrag angegeben werden. Somit wurde sicher gestellt, dass der Erhalt und die Vergabe von finanziellen Transfers auf Dyadenebene ausgewertet werden können. Für die grafischen Darstellungen wurden die oberen beiden Kategorien zusammengefasst, da nur wenige Befragte finanzielle Transfers im Wert von über 10’000 Franken von Eltern erhalten oder an diese gegeben haben. In den multivariaten Analysen dient Kein Transfer als Referenzkategorie. Davon wurden kleine Transfers im Wert von bis zu 500 Franken und grosse Transfers im Wert von über 500 Franken unterschieden. Für die Berechnung der Summen und Beträge wurden die ursprünglichen Kategorien verwendet um einen Datenverlust zu vermeiden.

Opportunitäten und Bedürfnisse

Im Bereich der Opportunitäten und Bedürfnisse der Mütter und Väter werden Bildung und Gesundheit berücksichtigt. Auf Seiten der erwachsenen Kinder wird das Bildungsniveau im Vergleich zum Elternhaus sowie der aktuelle Erwerbstatus und das Alter in die Modelle aufgenommen.
Der erreichte Bildungsgrad dient als Indikator für die Schichtzugehörigkeit der Mütter und Väter. Im Vergleich zu anderen Schichtindikatoren wie der Finanzlage hat die Operationalisierung über Bildung den Vorteil nicht direkt mit der abhängigen Variable konfundiert zu sein. Die Elterngeneration wird in SwissGen nicht direkt befragt und die Einschätzung der elterlichen Finanzlage dürfte auch davon abhängig sein, ob und wie hohe finanzielle Transfers erhalten wurden. Gegenüber Schichtindikatoren wie etwa dem Berufsprestige hat die Operationalisierung über Bildung den Vorteil, einfach, klar und nachvollziehbar zu sein. Bildung zeigt meist dieselben Zusammenhänge mit anderen Variablen wie das Einkommen, die Bildung lässt sich aber einfacher erheben (Szydlik 1999, S. 90). Darüber hinaus wurden in den letzten Jahrzehnten ein stabiler Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Armut festgestellt (Gabriel u. a. 2015). Zuletzt können über die Bildung auch Personen verortet werden, die aktuell keiner bezahlten Erwerbsarbeit nachgehen.
Die Einteilung der Bildungsabschlüsse erfolgte auf Basis der ISCED-Codierungen 2011 (UNESCO Institute for Statistics 2012). Ein tiefes Bildungsniveau entspricht den ISCED-Codes 0–2. Dies umfasst Personen ohne Schulbildung, mit Primarschulbildung und Abschluss auf Sekundarstufe I. Dem mittleren Bildungsniveau entsprechen die ISCED-Codes 3–4. Darunter fallen Personen mit Abschluss auf Sekundarstufe II, d.h. mit Berufsbildung oder Matura, sowie Personen, die eine post-sekundäre, nicht-tertiäre Ausbildung (z. B. eine Berufsmaturität) abgeschlossen haben. Alle tertiären Bildungsabschlüsse sind dem hohen Bildungsniveau zugeordnet (ISCED 5–8). Dies umfasst sowohl Bachelor- als auch Masterabschlüsse und Doktorate sowie jeweilige äquivalente Bildungsabschlüsse (Bundesamt für Statistik (BFS) 2015).
Der Gesundheitszustand der Eltern wird auf einer elfstufigen Skala erfasst und als metrische Variable in die multivariaten Modelle aufgenommen. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich um die Fremdeinschätzung der erwachsenen Kinder handelt, die mit folgender Frage erhoben wurde: „Wie würden Sie den Gesundheitszustand Ihrer Mutter [Ihres Vaters] beschreiben, wenn 0 sehr schlecht und 10 sehr gut bedeutet?“. Mit mehr als fünf geordneten Abstufungen und einer Antwortskala, deren Endpole beschriftet sind, erfüllt die Gesundheitsvariable die Voraussetzungen einer quasimetrischen Variable, die als Proxy für eine latente kontinuierliche Variable eingesetzt werden kann (Urban und Mayerl 2011, S. 275). Für visuelle Darstellungen wurde die Variable auf fünf Ausprägungen reduziert. Dabei wurden 0 und 1 zu sehr schlecht, 2 und 3 zu schlecht, 4 bis 6 zu mittel, 7 und 8 zu gut und 9 und 10 zu sehr gut zusammengefasst.
Auf Seiten der erwachsenen Kinder wird das Bildungsniveau im Vergleich zum Elternhaus sowie der aktuelle Erwerbstatus und das Alter in die Modelle aufgenommen. Zum Vergleich des Bildungsniveaus wurde der Bildungsabschluss der erwachsenen Kinder analog zu demjenigen der Eltern in die drei Niveaus tief (ISCED 0–2), mittel (ISCED 3–4) und hoch (ISCED 5–8) eingeteilt. Anschliessend wurde die Bildung der Elternteile mit demjenigen der Kinder verglichen und daraus abgeleitet, ob dasselbe Bildungsniveau erreicht wurde oder ob die Kinder ein tieferes oder höheres Bildugnsniveau wie Mutter oder Vater haben. Die relative Betrachtungsweise erlaubt die Prüfung der These, dass Eltern mindestens einen Statuserhalt anstreben. Ob und wie stark sie in die Bildungs ihrer Kinder investieren wollen, hängt demnach nicht nur vom absolut erreichten Bildungsniveau der Kinder ab, sondern davon, ob sie bereits das elterliche Niveau erreicht haben.
Auf Kinderseite wird neben dem Bildungsniveau der aktuelle Erwerbsstatus operationalisiert. Hier wird zwischen erwerbstätigen Kindern, solchen in Ausbildung und nicht erwerbstätigen Töchtern und Söhnen unterschieden. In die Kategorie der nicht erwerbstätigen Erwachsenen fallen Personen, die arbeitslos sind, primär unbezahlte Haus- und Familienarbeit leisten oder Renten beziehen (AHV/IV). Wer sowohl erwerbstätig ist, als auch eine Ausbildung absolviert, gilt ab einem Pensum von 50% als erwerbstätig. Personen, die neben der Ausbildung weniger als 50% erwerbstätig sind, fallen in die Ausbildungskategorie.
Das Alter der Kindergeneration spielt eine zentrale Rolle zur Analyse von Generationentransfers in verschiedenen Lebensabschnitten. Es wurde aus der Differenz zwischen Geburtsjahr und Befragungsjahr gebildet und wird metrisch in die multivariaten Grundmodelle aufgenommen. Die altersspezifischen Modelle basieren auf einer gruppierten Altersvariable mit drei Kategorien. Sie unterscheidet junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren und Erwachsene im mittleren Alter zwischen 35 und 49 Jahren. Die älteste Gruppe bilden über 50-Jährige Befragte. Damit können die Ergebnisse dieser Gruppe mit den Analysen des SHARE-Datensatzes verglichen werden, der sich auf die über 50-Jährige Bevölkerung konzentriert.

Beziehungsstrukturen

Neben individuellen Opportunitäten und Bedürfnissen werden auch Beziehungsstrukturen zwischen Elternteilen und Kindern betrachtet. So berücksichtigen die Analysen die Wohndistanz und den Kontakt, sowie geleistete praktische Hilfe zwischen den Generationen.
Die Wohndistanz wird im SwissGen-Fragebogen folgendermassen erhoben: „Wie weit wohnt Ihre Mutter [Ihr Vater] von Ihnen entfernt?“. Als Antwortmöglichkeiten stehen sieben Kategorien zur Auswahl: Im gleichen Gebäude, Weniger als 1 Kilometer, 1 bis unter 5 Kilometer, 5 bis unter 25 Kilometer, 25 bis unter 100 Kilometer, 100 bis unter 500 Kilometer sowie 500 Kilometer oder mehr. Ausserdem wird gefragt, ob die erwachsenen Kinder im selben Haushalt wie ihre Mutter bzw. ihr Vater leben und in welchem Land Mutter bzw. Vater wohnen. Aus diesen Informationen wurde eine fünfstufige, ordinale Wohndistanzvariable gebildet. Sie unterscheidet Generationenbeziehungen mit geteiltem Haushalt (Koresidenz), von getrennt lebenden Generationenbeziehungen deren Wohndistanz bis 5 Kilometer, bis 25 Kilometer oder über 25 Kilometer beträgt. Mütter und Väter, die im Ausland leben, fallen in eine separate Kategorie.
Die Kontakthäufigkeit bezieht sich nicht nur auf persönliche Treffen. Folgende Frage wurde in SwissGen gestellt: „Während der letzten 12 Monate – wie häufig hatten Sie Kontakt mit Ihrer Mutter [Ihrem Vater] (z. B. persönlich, telefonisch, per Post, SMS, E-Mail, usw.)?“. Auch hier wurden standen Antwortoptionen zur Verfügung: Täglich, Mehrmals in der Woche, Ungefähr einmal pro Woche, Ungefähr einmal alle 2 Wochen, Ungefähr einmal pro Monat, Weniger als einmal pro Monat sowie Nie. Für die deskriptiven Analysen wurden die Optionen Mehrmals in der Woche und Ungefähr einmal pro Woche zu Wöchentlich, sowie Ungefähr einmal alle 2 Wochen und Ungefähr einmal pro Monat zu Monatlich zusammengefasst. Die Option Weniger als einmal pro Monat wurde zu Seltener umbenannt. Da sich in den multivariaten Analysen zwischen einigen der Kategorien keine Unterschiede zeigten, wurde weiter zusammengefasst. Hier werden nur noch drei Kontakthäufigkeiten unterschieden: Mindestens Wöchentlicher, Monatlicher und Seltenerer Kontakt.
Praktische Hilfe zwischen den Generationen kann von Eltern an Kinder und von Kindern an Eltern fliessen. Hilfe von Eltern an Kinder wird in SwissGen mit folgender Frage erhoben: „Wie häufig haben Sie in den letzten 12 Monaten von Ihrer Mutter [Ihrem Vater] folgende Hilfe erhalten?“Danach werden vier Bereiche abgefragt, darunter „Hilfe im Haushalt, beim Einkaufen, bei bürokratischen Angelegenheiten, o.ä.“sowie „Hilfe bei der Kinderbetreuung“. Als Antwortkategorien stehen Täglich, Wöchentlich, Monatlich, Seltener und Nie zur Verfügung. Aus den beiden Variablen wird eine quasimetrische Variable Hilfe an Kinder gebildet, welche den Wert der häufigeren Hilfsvariable enthält. Wer beispielsweise nie Unterstützung im Haushalt, aber wöchentliche Hilfe bei der Kinderbetreuung erhält, wurde der Kategorie wöchentlich zugewiesen.
Hilfe, die von Kindern an Eltern fliesst wird mit folgender Frage erfasst: „Wie häufig haben Sie in den letzten 12 Monaten Ihrer Mutter [Ihrem Vater] folgende Hilfe gegeben?“. Auch in diesem Fall wird „Hilfe im Haushalt, beim Einkaufen, bei bürokratischen Angelegenheiten, o.ä.“erfasst. Bei aufwärts gerichteter Hilfe von erwachsenen Kindern an ihre Eltern dürfte die Hilfe bei der Betreuung weiterer Kinder hingegen selten vorkommen und nur im jungen Erwachsenenalter relevant sein. Allerdings können Eltern mit fortschreitendem Alter selbst zunehmend auf Unterstützung angewiesen sein. Es wird daher statt Hilfe bei der Kinderbetreuung „Pflege (z. B. Körperpflege, Hilfe beim Aufstehen und Anziehen)“berücksichtigt. Das Zusammenführen der beiden Variablen erfolgt wie im Fall von Hilfe an Kinder durch die Ermittlung der höheren Häufigkeit, die als Wert für die neu gebildete Variable Hilfe an Eltern übernommen wurde.

Kontexte

Generationenbeziehungen finden innerhalb von Familienstrukturen und in einem weiteren gesellschaftlichen Kontext statt. Die vorliegenden Analysen berücksichtigen die Beziehung der biologischen Eltern zueinander, die Geschlechter von Eltern und Kind sowie Geschwister, Partnerschaft und Kinder der befagten erwachsenen Kinder. Darüber hinaus wird das Geburtsland von Eltern und Kindern sowie die Sprachregion, in welcher die Kinder in der Schweiz wohnen.
Die Beziehung der biologischen Eltern wird durch zwei Variablen abgebildet. Einerseits wird berücksichtigt, ob sich die biologischen Eltern voneinander getrennt haben und andererseits wird in die Modelle einbezogen, ob der zweite biologische Elternteil bereits verstorben ist oder nicht. Zur Erhebung des Geschlechts standen im SwissGen Fragebogen zwei Antwortkategorien, Männlich und Weiblich, zur Verfügung. Diese Variable wird mit der Information, ob es sich um einen Mutter- oder Vaterfragebogen handelt, zu einer Dyadenvariable kombiniert. Die neu gebildete Variable erfasst das Geschlechterverhältnis in vier Kategorien: Tochter-Mutter, Tochter-Vater, Sohn-Mutter, Sohn-Vater.
Zur Erfassung weiterer Familienmitglieder wurden Angaben über die Anzahl von leiblichen Schwestern und Brüdern addiert. Drei und mehr Geschwister wurden zusammengefasst, sodass sich eine ordinale Geschwistervariable mit vier Ausprägungen Keine Geschwister, 1, 2, 3+ ergibt. Die Modelle berücksichtigen ausserdem Familienmitglieder, die mit den befragten erwachsenen Kinder in einem Haushalt leben. Partnerschaft wurde allein durch Ankreuzen der Antwortoption Partner/in auf die Frage „Wer lebt in Ihrem Haushalt?“gemessen. Um auszuschliessen, dass es sich um fremde Kinder handelt, wurde im Falle von Kindern ausserdem berücksichtigt, ob die befragte Person angibt, selbst leibliche, Adoptiv-, Pflege- oder Stiefkinder zu haben. Wer mit Kindern zusammen wohnt, aber keine biologische oder soziale Elternschaft angibt, fällt nicht in die Kategorie Kinder im Haushalt. Sowohl die Partnerschaftsvariable als auch Kindervariable ist dichotom codiert. Es wird also jeweils nur das Vorhandensein von Partner*innen und Kindern im Haushalt und nicht deren Anzahl berücksichtigt.
Im Bereich der gesellschaftlichen Kontexte wird die Migrationsgeschichte berücksichtigt. In deskriptiven und bivariaten Analysen ist diese in drei Kategorien eingeteilt. In die Kategorie Keine Migration fallen Personen, die selbst in der Schweiz geboren wurden und deren biologische Eltern ebenfalls in der Schweiz geboren wurden. Wer selbst in der Schweiz geboren wurde, während mindestens ein Elternteil im Ausland geboren wurde, gehört der 2. Generation an. Zur 1. Generation gehören alle Befragten, die selbst im Ausland geboren wurden. In den multivariaten Modellen wird die Migrationsgeschichte mit zwei Variablen etwas detaillierter erfasst: Das Geburtsland der Eltern wird unterteilt in Schweiz, Nachbarstaat, EU15-/EFTA-Staat und Sonstige Staaten. Dies wird mit einer dichotomen Variable ergänzt, die erfasst, ob die befragten Töchter und Söhne in der Schweiz oder im Ausland geboren wurden.
Zuletzt wird die Sprachregion in die multivariaten Modelle aufgenommen. Sie wird über die offizielle Landessprache am Wohnort der Befragten ermittelt. Aufgrund der geringen Fallzahlen wurden rätoromanische Wohngemeinden der italienischsprachigen Schweiz zugeteilt. Somit werden drei Sprachregionen, Deutsch, Französisch und Italienisch unterschieden.
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Metadaten
Titel
Daten und Methoden
verfasst von
Tamara Bosshardt
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43924-8_4

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