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2007 | Buch

Mathematik für Informatiker

Band 1: Diskrete Mathematik und Lineare Algebra

verfasst von: Gerald Teschl, Susanne Teschl

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : eXamen.press

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Über dieses Buch

In diesem Lehrbuch werden die mathematischen Grundlagen exakt und dennoch anschaulich und gut nachvollziehbar vermittelt. Sie werden durchgehend anhand zahlreicher Musterbeispiele illustriert, durch Anwendungen in der Informatik motiviert und durch historische Hintergründe oder Ausblicke in angrenzende Themengebiete aufgelockert.

Am Ende jedes Kapitels befinden sich Kontrollfragen, die das Verständnis testen und typische Fehler bzw. Missverständnisse ausräumen. Zusätzlich helfen zahlreiche Aufwärmübungen (mit vollständigem Lösungsweg) und weiterführende Übungsaufgaben das Erlernte zu festigen und praxisrelevant umzusetzen. Dieses Lehrbuch ist daher auch sehr gut zum Selbststudium geeignet.

Ergänzend wird in eigenen Abschnitten das Computeralgebrasystem Mathematica vorgestellt und eingesetzt, wodurch der Lehrstoff visualisiert und somit das Verständnis erleichtert werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen

1. Logik und Mengen
Auszug
Die Logik ist ein wichtiges Hilfsmittel in der Informatik. Sie wird beim Entwurf von Programmen gebraucht oder um die Korrektheit von Algorithmen zu verifizieren. Sie hilft bei der Beantwortung von Fragen wie „Hat die Switch-Anweisung wohl nichts übersehen?“ oder „Arbeitet der Algorithmus wohl in allen Spezialfällen so, wie ich es möchte?“. Die Logik ist notwendig, um Anforderungen eindeutig und widerspruchsfrei zu formulieren. Was ist zum Beispiel die Verneinung von „Jeder Benutzer hat ein Passwort“? Es gibt in der Umgangssprache verschiedene Möglichkeiten, die nach den Regeln der Logik richtige Verneinung ist aber eindeutig: „Es gibt mindestens einen Benutzer, der kein Passwort hat“. (Nicht nur) für Informatiker ist logisch-analytisches Denkvermögen eine wichtige Anforderung, und daher steht die Logik auch am Anfang unseres Weges.
2. Zahlenmengen und Zahlensysteme
Auszug
In diesem Abschnitt werden Ihnen einige vertraute Begriffe begegnen. Wir beginnen mit den natürlichen Zahlen. Sie haben sich historisch einerseits aus der Notwendigkeit zu zählen („Kardinalzahlen“) und andererseits aus dem Bedürfnis zu ordnen („Ordinalzahlen“) entwickelt:

Diskrete Mathematik

3. Elementare Begriffe der Zahlentheorie
Auszug
Erinnern Sie sich an die Division mit Rest aus Satz 2.47: Wenn a ∈ ℤ und m ∈ ℕ, so kann man a in der Form a = q · m + r schreiben, wobei q und r aus ∔ eindeutig bestimmt sind durch die Festlegung 0 ≤ r < m. Diese Zahl r heißt Rest der Division und man verwendet dafür auch die Schreibweise r = a mod m. Beispiel: 17 mod 5 = 2, in Worten: „Der Rest der Division von 17 durch 5 ist 2“ oder kurz „17 modulo 5 ist 2“.
4. Polynomringe und endliche Körper
Auszug
Erinnern Sie sich an die Definition eines Körpers in Abschnitt 3.2. Das ist eine Menge \( \mathbb{K} \) gemeinsam mit zwei Verknüpfungen, Addition und Multiplikation genannt, die bestimmte Eigenschaften erfüllen. Insbesondere gibt es für jedes Element a des Körpers ein inverses Element −a bezüglich der Addition und für jedes a ≠ 0 ein Inverses a−1 bezüglich der Multiplikation. Paradebeispiele für Körper mit unendlich vielen Elementen sind ℚ, ℝ oder ℂ.
5. Relationen und Funktionen
Auszug
Relationen sind ein mathematisches Hilfsmittel, um Beziehungen zwischen einzelnen Objekten zu beschreiben. Sie werden zum Beispiel in relationalen Datenbanken und in der theoretischen Informatik (z. B. formale Sprachen) verwendet.
6. Folgen und Reihen
Auszug
Wir haben in Kapitel 2 gesehen, dass wir durch gezieltes Probieren die Zahl √2 beliebig genau durch rationale Zahlen annähern können. Ein effizientes Verfahren hat der griechische Mathematiker Heron im 1. Jh. n. Chr. angegeben: Man beginnt mit einem Näherungswert a1, etwa a1 = 2, und wählt einen zweiten Wert b1 = 2/a1 = 1, sodass das Rechteck mit den Seiten a1 und b1 die Fläche a1b1 = 2 hat. Hätten wir den richtigen Wert (nämlich √2) gewählt, so hätten wir ein Quadrat erhalten. So ist aber die eine Seite zu lang und die andere zu kurz. Einen besseren Näherungswert erhalten wir, indem wir den Mittelwert \( a_2 = \tfrac{{a_1 + b_1 }} {2} = \tfrac{1} {2}\left( {a_1 + \tfrac{2} {{a_1 }}} \right) = 1.5 \) wählen. Der nächste Näherungswert wird in gleicher Weise aus dem zweiten Näherungswert berechnet: \( a_3 = \tfrac{1} {2}\left( {a_2 + \tfrac{2} {{a_2 }}} \right) = 1.416666... \) In diesem Sinn geht es weiter:
$$ \begin{gathered} a_4 = \frac{1} {2}(a_3 + \frac{2} {{a_3 }}) = 1.414215... \hfill \\ a_5 = \frac{1} {2}(a_4 + \frac{2} {{a_4 }}) = 1.414213... \hfill \\ \end{gathered} $$
Man erhält eine Folge a1, a2, a3, a4, a5, . . . von Näherungswerten. Es kann gezeigt werden, dass dadurch √2 in jeder gewünschten Genauigkeit angenähert werden kann.
7. Kombinatorik
Auszug
Die Kombinatorik untersucht die verschiedenen Möglichkeiten, Objekte anzuordnen bzw. auszuw ählen. Sie ist im 17. Jahrhundert durch Fragestellungen begründet worden, die durch Glücksspiele aufgekommen sind. Viele Abzählprobleme können formuliert werden, indem man geordnete oder ungeordnete Auswahlen von Objekten trifft, die Permutationen bzw. Kombinationen genannt werden. Man kann die Kombinatorik daher auch als die „Kunst des Zählens“ bezeichnen. Sie hilft bei der Beantwortung von Fragen wie: „Wie viele verschiedene Passwörter gibt es, wenn ein Passwort aus mindestens sechs und höchstens acht Zeichen bestehen kann, und wenn davon mindestens eines eine Ziffer sein muss?“ oder „Wie viele Rechenschritte benötigt ein Algorithmus?“ Auch für die Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten sind Abzählverfahren unentbehrlich: Die Frage „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, im Lotto „6 aus 45“ sechs Richtige zu haben?“ führt auf die Frage, wie viele Möglichkeiten es gibt, 6 Zahlen aus 45 auszuwählen.
8. Rekursionen und Wachstum von Algorithmen
Auszug
Viele Abzählprobleme können nicht direkt mithilfe der Methoden gelöst werden, die wir im Kapitel 7 kennen gelernt haben. Ein Beispiel für ein solches Problem ist: Wie viele Möglichkeiten gibt es, Bitfolgen der Länge n zu bilden, die keine aufeinander folgenden 1 enthalten? Wenn wir zum Beispiel n = 3 setzen, dann können wir die erlaubten Bitfolgen leicht anschreiben: 000, 100, 010, 001, 101; es gibt also fünf derartige Folgen. Wie viele gibt es aber zum Beispiel für n = 8 oder n = 12? Es wäre praktisch, eine Formel für allgemeines n zu haben. Wenn wir mit an die Anzahl der erlaubten Bitfolgen der Länge n bezeichnen, dann werden wir in diesem Kapitel sehen, dass an+1 = an + an−1 ist. Wir können also die gesuchte Anzahl mithilfe einer Rekursion ausdrücken. Mithilfe der Anfangsbedingungen a1 = 2 und a2 = 3 können wir a3 = a2 + a1 = 5 berechnen, und weiter a4 = a3 + a2 = 8 usw. Es ist sogar möglich, ein nicht-rekursives Bildungsgesetz an = f(n) zu finden. Wir erhalten es durch Lösung der Rekursion.

Lineare Algebra

9. Vektorräume
Auszug
Größen wie Geschwindigkeit, Kraft, usw. sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht nur einen Betrag, sondern auch eine Richtung haben. Sie können durch Pfeile veranschaulicht werden. Man nennt solche Größen auch vektorielle Größen, im Unterschied zu so genannten skalaren Größen, wie etwa einer Temperatur, die durch eine einzige reelle Zahl (einen Skalar) angegeben werden kann. Ein Vektor bzw. die Lage eines Punktes kann im dreidimensionalen Raum durch drei reelle Zahlen, ein 3-Tupel, beschrieben werden (Koordinaten). Die Geometrie des ℝ3 ist unter anderem für Anwendungen in der Computergrafik von großer Bedeutung. Es ist aber sinnvoll, auch 4-Tupel, 5-Tupel, usw., also allgemein n-Tupel zu betrachten: So kann man zum Beispiel den Tagesumsatz von 12 Filialen in einem 12-Tupel zusammenfassen. Um den Wochenumsatz der 12 Filialen zu erhalten, muss man die 12-Tupel koordinatenweise addieren. Um die Mehrwertsteuer zu erhalten, muss man jede Koordinate mit 0.2 (20% Mehrwertsteuer) multiplizieren. Es ist also sinnvoll, allgemein n-Tupel zu betrachten und dafür Rechenoperationen zu definieren. Für 2- oder 3-Tupel lassen sich diese Operationen auch geometrisch veranschaulichen. Für allgemeine n-Tupel ist das nicht möglich, trotzdem ist die geometrische Anschauung für den Spezialfall n = 2 oder n = 3 oft der Schlüssel zur Lösung komplizierter Probleme.
10. Matrizen und Lineare Abbildungen
Auszug
In den meisten Programmiersprachen steht der Datentyp array (engl. für Feld, Anordnung) zur Verfügung. In einem array können mehrere gleichartige Elemente zusammengefasst werden, auf die mithilfe von Indizes zugegriffen wird. Hat jedes Element einen Index, so entspricht der array einem Vektor; wird jedes Element durch zwei Indizes angegeben wird, so führt uns das auf den mathematischen Begriff einer Matrix.
11. Lineare Gleichungen
Auszug
Definition 11.1 Ein lineares Gleichungssystem aus m Gleichungen mit n Unbekannten x 1 , x 2 , ..., x n hat die Form
$$ \begin{gathered} a_{11} x_1 + a_{12} x_2 + \cdots + a_{1n} x_n = b_1 \hfill \\ a_{21} x_1 + a_{22} x_2 + \cdots + a_{2n} x_n = b_2 \hfill \\ \vdots \hfill \\ a_{m1} x_1 + a_{m2} x_2 + \cdots + a_{mn} x_n = b_m \hfill \\ \end{gathered} $$
Dabei sind die a ij und b i gegebene Zahlen eines beliebigen Körpers \( \mathbb{K} \) . Die a ij heißen die Koeffizienten des Gleichungssystems. Sind alle b i gleich null, so heißt das Gleichungssystem homogen, andernfalls inhomogen. Man spricht auch kurz von einem linearen (m, n)- (bzw. m × n) Gleichungssystem über dem Körper \( \mathbb{K} \) .
12. Lineare Optimierung
Auszug
In vielen Problemen der Praxis werden Lösungen gesucht, die bestimmten Einschränkungen genügen. Diese Einschränkungen können oft durch lineare Ungleichungen beschrieben werden.
13. Skalarprodukt und Orthogonalität
Auszug
Wir haben bisher die Addition zweier Vektoren und die Multiplikation eines Vektors mit einem Skalar definiert. Wir wollen nun als Nächstes eine Multiplikation zweier Vektoren einführen, die viele praktische Anwendungen hat: Das Skalarprodukt oder auch innere Produkta, b〉 zweier Vektoren a = (a 1 , a 2 , . . . , a n ) und b = (b 1 , b 2 , . . . , b n ) im ℝn ist definiert als
$$ \left\langle {a,b} \right\rangle = a^T b = \sum\limits_{j = 1}^n {a_j b_j = a_1 b_1 + a_2 b_2 + \cdots + a_n b_n .} $$
14. Eigenwerte und Eigenvektoren
Auszug
Wir haben eine Menge von n linear unabhängigen Vektoren u1, . . . , un ∈ ℝn (oder ℂn) als Basis bezeichnet, da sich jeder Vektor x ∈ ℝn als Linearkombination
$$ x = \sum\limits_{n = 1}^n {y_j u_j } $$
schreiben lässt. Betrachten wir diese Basisvektoren als fix gegeben, so kann der Vektor x sowohl durch seine Koordinaten x 1 , . . . , x n bezüglich der Standardbasis e1, . . . , en, wie auch durch seine Koordinaten y 1 , . . . , y n bezüglich der neuen Basis u1, . . . , un beschrieben werden. Wenn wir die Basisvektoren uj als Spalten einer Matrix U = (u1 u2 . . . un) auffassen, dann können wir damit leicht zwischen den verschiedenen Koordinaten hin und her rechnen: x = Uy, y = U-1x.

Graphentheorie

15. Grundlagen der Graphentheorie
Auszug
Graphen werden in vielen Anwendungsgebieten, wie zum Beispiel Informations- und Kommunikationstechnologien, Routenplanung oder Projektplanung eingesetzt. Sie helfen bei der Beantwortung von Fragen wie: Auf welchem Weg können Nachrichten im Internet möglichst effizient vom Sender zum Empfänger geleitet werden? Wo sollen neue Straßen gebaut werden, um den Verkehrsfluss zu verbessern oder um Wegstrecken zu minimieren? Welche Fahrtroute ist optimal, um möglichst schnell von einem Startort zu einem Zielort zu gelangen? In welcher Reihenfolge soll ein Roboter Löcher in Platinen bohren, sodass er möglichst wenig Zeit pro Platine braucht? Die zunehmende Bedeutung der Graphen kommt vor allem daher, dass sehr komplexe Probleme modelliert und mithilfe von Algorithmen gelöst werden können, die in der Graphentheorie entwickelt wurden.
16. Bäume und kürzeste Wege
Auszug
Bäume gehören zu den wichtigsten Typen von Graphen. Sie sind grundlegende Bausteine für alle Graphen. Darüber hinaus sind sie gut geeignet zur Darstellung von Strukturen bzw. Abläufen (z. B. Suchen, Sortieren).
17. Flüsse in Netzwerken und Matchings
Auszug
Graphen werden oft zur Modellierung von Transportproblemen verwendet. Transportiert wird zum Beispiel Wasser oder Öl in einem Leitungsnetz. Allgemeiner können wir aber auch von einem Fluss von Information, Emails, Anrufen durch ein Kommunikationsnetz, von Menschen im öffentlichen Verkehrsnetz, von PKWs oder Warenlieferungen durch ein Straßennetz, usw. sprechen.
Backmatter
Metadaten
Titel
Mathematik für Informatiker
verfasst von
Gerald Teschl
Susanne Teschl
Copyright-Jahr
2007
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-540-70825-4
Print ISBN
978-3-540-70824-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-540-70825-4

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