Eine Investition in Green Bonds soll unter anderem schädliche Emissionen senken helfen, hoffen Anleger. Eine aktuelle Studie hat einen solchen Klimaeffekt allerdings nur bei grünen Anleihen finanzschwacher Unternehmen nachgewiesen.
Rund 4,3 Billionen Dollar an Kapital stecken bereits in grünen, sozialen und verwandten Anleihen, schrieb die Börse Frankfurt jüngst in ihrem "ETF-Magazin". Besonders dynamisch habe sich das Segment der Green Bonds entwickelt. 2023 kamen allein in diesem Bereich weltweit neue Unternehmens- und Staatsanleihen mit einem Gesamtvolumen von 575 Milliarden Dollar hinzu, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang Februar. Insgesamt lag das Neuvolumen von Bonds mit ESG-Bezug (Environment, Social, Governance) global sogar bei rund 930 Milliarden Dollar.
Bei grünen Anleihen sind in Struktur, Rendite und Risiko genauso ausgestaltet wie bei normalen Anleihen. Der Unterschied: Der Emittent eines Green Bonds verwendet die Erlöse für die Finanzierung eines Klimaschutz- oder Umweltprojektes. Den Löwenanteil in Deutschland begeben Förderbanken, aber auch Geschäftsbanken, Unternehmen und Staaten. Bei den finanzierten Projekten liegen erneuerbare Energien deutlich vorn, gefolgt von umweltfreundlichen Gebäuden", beschreibt die Börse Frankfurt die Zielrichtung der Wertpapiere auf ihrer Homepage.
Green Bonds helfen vor allem finanzschwachen Firmen
Doch ob diese grünen Finanzinstrumente tatsächlich helfen, die Umwelt zu schützen oder den Klimawandel zu bremsen, ist nicht unumstritten. Forschende aus Ulm und Kairo haben in einer nun veröffentlichten Studie das Volumen emittierter grüner Anleihen und das Ausmaß der Reduktion von CO2 und anderen Treibhausgasen verglichen. Dabei konnten sie einen Zusammenhang zwischen Anleihevolumen und nachfolgender Emissionsverringerung nur bei Unternehmen mit geringem Finanzspielraum nachweisen. Bei Firmen, die nicht durch Finanzierungsrestriktionen belastet werden, war hingegen keine Korrelation erkennbar.
"Für erstere können grüne Anleihen besonders wertvoll sein, da sie den finanziellen Handlungsspielraum erweitern und damit zusätzliche Investitionen vielleicht erst ermöglichen", resümiert Gunter Löffler. Der Finanzmarktexperte forscht am Institut für Finanzwirtschaft der Universität Ulm zu Kapitalmärkten und Ratings und seit kurzem auch zu nachhaltigen Finanzinstrumenten. Ihm zufolge können finanzstarke Betriebe die Investitionen, die sie mit grünen Anleihen finanzieren, "in der Regel auch gut mit normalen Finanzierungsinstrumenten stemmen".
In der statistischen Analyse, die Löffler gemeinsam mit Mona ElBannan, Associate Professor of Finance an der German University in Cairo, im "Journal of Banking and Finance" veröffentlicht hat, sind insgesamt 356 unterschiedliche Green Bonds im Volumen von insgesamt 162 Milliarden Dollar untersucht worden. Angereichert wurde der Datensatz für die Analyse mit unternehmensspezifischen Informationen, darunter Kennzahlen zur Finanzsituation und Daten zum Ausstoß von CO2-Äquivalenten.
Investments genau prüfen
Da die Umweltrendite von Grünen Anleihen laut Studie unterschiedlich groß ist und dabei auch die Finanzsituation des jeweiligen Unternehmens eine Rolle spielt, sollten Anleger bei der Auswahl der Unternehmen genauer hinschauen.
Das kann helfen, mit dem eigenen Geld möglichst viel für die Umwelt zu bewegen, und es hilft der Umwelt, weil damit Kapital in Projekte gelenkt wird, die ansonsten vielleicht nicht realisiert werden könnten", so Löffler.
Da man aus Risikogründen aber auch darauf achten sollte, Anlagen auf viele Anleihen zu verteilen, bieten sich neben der Direktanlage auch Investitionen in Fonds mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt an. Hier sei es dem Ulmer Experten zufolge wünschenswert, "dass das Fondsmanagement nicht nur darauf schaut, ob Unternehmen die aufgenommenen Mittel in grüne Projekte investieren, sondern auch darauf, wie viel dies letztlich der Umwelt bringt".