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29.06.2023 | Photovoltaik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Agri-PV für weniger ertragreiche Flächen interessant

verfasst von: Frank Urbansky

2:30 Min. Lesedauer

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Damit Agri-PV sich durchsetzen kann, suchen Wissenschaftler das Gespräch mit Landwirten, um deren Bedenken zu ermitteln. Daraus wurden Strategien entwickelt, wo Agri-PV sinnvoll eingesetzt werden kann.

Photovoltaik (PV) ist neben Windkraft und Biomasse die tragende Säule der Energiewende. "Das Photovoltaik-Potenzial liegt voraussichtlich über dem Windkraftpotenzial, soweit integrierte Photovoltaik, z. B. Agri-Photovoltaik, schwimmende Photovoltaik (engl.: Floating PV) oder integriert in Hüllen von Gebäuden, Fahrzeugen und Fahrwegen, in Betracht gezogen wird", beschreibt Springer-Vieweg-Autor Martin Zapf in seinem Buchkapitel Das deutsche Stromsystem vor dem Hintergrund der Energiewende auf Seite 5 deren Potenziale.

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Die Potenziale von Agri-PV sind dabei bisher kaum bekannt und auch kaum umgesetzt – auch aufgrund von Bedenken der Landwirte. Das versuchten nun Wissenschaftler zu erkunden und entsprechend angepasste Strategien zu entwickeln.

Hilfe gegen Hitze und Starkregen

Eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Hochschule Kehl (HSK) bestätigte, dass landwirtschaftliche Flächen wie Äcker und Wiesen neben Dächern zur Erzeugung von Solarenergie genutzt werden sollten. Agri-PV biete nützliche Synergien zwischen Land- und Energiewirtschaft und helfe Landwirten, sich an den Klimawandel anzupassen, indem die Solarmodule Schutz vor Wetterextremen wie Hitze und Starkregen bieten. Die Solaranlagen können auch trockene Standorte und hitzeempfindliche Pflanzen an den Klimawandel anpassen und Sonderkulturen im Obstbau vor Hagel und Starkregen schützen.

Das Projekt Landgewinn der Hochschule Offenburg bewertete dabei verschiedene Zukunftstechnologien für die Landwirtschaft aus ökonomischer, ökologischer, sozialwissenschaftlicher, rechtlicher und gesamtsystemischer Perspektive. Die Forschenden diskutierten mit Landwirtschaftsbetrieben, spezialisierten Planungsbüros und einem Energieversorger, wie sich Agri-PV in der Praxis durchsetzen kann. Die Landwirte befürchten durch die Solaranlagen Einschränkungen in der Bewirtschaftung, vor allem auf fruchtbaren Böden. Die Doppelnutzung ist daher vor allem auf weniger ertragreichen Flächen interessant, wo Solaranlagen durch Verschattung den Ertrag sogar erhöhen können.

Privilegierung im Baurecht nötig

Damit geeignete Flächen genutzt werden können, müssen Kommunen und Flächeneigentümer diese Option in Bebauungsplänen und Pachtverträgen ermöglichen. Es mangelt auch an der nötigen Infrastruktur und Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Energieversorgern und Netzbetreibern bei der Auswahl der Flächen. Die Forschenden empfehlen daher, Agri-PV eine Privilegierung im Bauplanungsrecht einzuräumen.

"Es braucht mehr Erfahrungswissen, vor allem sollten sich Landwirtschaft, Energieversorger und Netzbetreiber bei der Auswahl der Flächen intensiver austauschen. Auch die Kommunen als Flächeneigentümerinnen und Genehmigungsbehörden sollten dabei eine starke Rolle einnehmen", empfiehlt Johannes Rupp vom IÖW, Experte für nachhaltige Landnutzung.

Das Projekt Landgewinn arbeitet weiterhin an einer ganzheitlichen Bewertung der Vor- und Nachteile von Agri-PV. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) prüft sowohl das betriebswirtschaftliche als auch das ökologische Potenzial der Technologie. Die Hochschule Offenburg analysiert mit einem Energiesystemmodell, wie viel diese und weitere Technologien tatsächlich dazu beitragen können, die Energie- und Klimaziele in Deutschland bis 2045 zu erreichen.

"Zahlreiche Konzepte versuchen, die Flächennutzungskonkurrenz bei Freiflächenanlagen zu entschärfen. Hierzu zählt die Agri­PV, die eine gleichzeitige Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion oder Tierhaltung anstrebt", benennt Springer-Gabler-Autor Tim Wawer in seinem Buchkapitel Verbrauch, Erzeugung und Speicherung von Elektrizität auf Seite 45 die Notwendigkeit solcher Projekte.

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