Skip to main content

17.10.2013 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Autofahren ohne Fahrer

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Autos, die eigenständig fahren: Das ist längst keine Science Fiction mehr. Erprobungsfahrzeuge sind schon jetzt autonom unterwegs. Bis sich ein Massenmarkt entwickelt, wird es noch länger dauern. Aber die Forscher arbeiten daran.

Dem Autofahrer können mittlerweile immer ausgefeiltere Assistenzfunktionen bereitgestellt werden. Mit der Weiterentwicklung der Sensorik, Mechatronik, Datenverarbeitung und Kommunikation lässt sich die Fahrt im Straßenverkehr sicherer und komfortabler machen. Fortschritte in der Umgebungserfassung und der Situationsinterpretation lassen in der Optimierung dieser Systeme die Vision einer voll automatischen Fahrt immer greifbarer werden, liest man im Kapitel "Zukunftsaspekte des Fahrwerks" im Fahrwerkhandbuch. Und derzeit werden weitere Schritte in Richtung autonomes Fahren gemacht.

Wer am Roboterauto forscht

Der japanische Hersteller Nissan hat im August bei der Veranstaltung Nissan 360 im kalifornischen Irvine autonome Fahrsysteme vorgestellt und angekündigt, sie bis 2020 zur Serienreife zu entwickeln. "Autonom fahrende Autos sind im Jahr 2020 möglich. Wir werden diese Technik vorantreiben", erklärte kürzlich Andy Palmer, Executive Vice President von Nissan. Und gerade erst hat Nissan für seine weit fortgeschrittenen Entwicklungen auf dem Gebiet des autonomen Fahrens den "Grand Prix" der Ceatec Innovation Awards erhalten, autonome Nissan Leaf fahren seit Kurzem im Testbetrieb auf öffentlichen Straßen in Japan. Darüber hinaus erprobt der Hersteller das Schwarmverhalten. Um Fahrzeuge im Straßenverkehr intelligent interagieren zu lassen, erforschen die Nissan-Ingenieure das Verhalten von Tieren in Herden und Schwärmen. Auf Basis der Erkenntnisse sollen Autos künftig miteinander derart kooperieren können, dass der Verkehr sicherer und flüssiger fließt. Eine Voraussetzung für autonomes Fahren.

Für großes Aufsehen im Vorfeld der IAA sorgte die autonome Fahrt des Forschungsfahrzeugs S 500 Intelligent Drive, die Mercedes-Benz Ende August gelungen ist. Das Stuttgarter Unternehmen demonstrierte damit, dass autonomes Fahren auch im Überland- und Stadtverkehr möglich ist. Und das Besondere dabei: Der S 500 Intelligent Drive nutzt Sensoren, die auch in der Serienversion der S-Klasse verfügbar sind. "Noch in dieser Dekade werden wir in einem Mercedes autonom fahren können", erklärte in diesem Zusammenhang Professor Dr. Thomas Weber, Daimler-Vorstand für Konzernforschung und Leiter Mercedes-Benz Cars Entwicklung.

Und apropos IAA: Continental und IBM haben auf der Frankfurter Messe eine Kooperationsvereinbarung bekannt gegeben. Sie wollen gemeinsam vollständig mobil vernetzte Fahrzeuglösungen für Automobilhersteller entwickeln. Mit BMW will Continental einen Co-Piloten zum hochautomatisierten Fahren auf europäischen Autobahnen entwickeln. Übergeordnetes Ziel der Forschungspartnerschaft sei es, den Weg für hochautomatisierte Fahrfunktionen über das Jahr 2020 hinaus zu bereiten.

Toyota holt in Sachen autonomes Fahren auf. Das gerade vorgestellte neue Toyota-Fahrerassistenzsystem namens Automated Highway Driving Assist (AHDA) verbindet zwei neue automatisierte Fahrtechniken: eine kooperativ-adaptive Geschwindigkeitsregelung und eine Fahrspursteuerung. Bereits Anfang des Jahres hat Toyota auf der International Consumer Electronics Show (CES) 2013 in Las Vegas ein Forschungsfahrzeug auf Basis des Lexus LS vorgestellt. Dieses Testfahrzeug dient zur Erforschung automatisierter Techniken und ist in der Lage, autonom zu fahren. Auf der CES hatte auch Audi etwas zum autonomen Fahren im Gepäck: ein System zum pilotierten Parken. Ebenso arbeitet der schwedische Hersteller Volvo daran.

Auch Ford macht mit seinen zwei neuen Assistenzsystemen, die soeben in Belgien gezeigt wurden, weitere Schritte in Richtung autonomes Fahren. Der vollautomatische Einparkassistent pilotiert ohne Zutun des Fahrers das Auto in eine Parklücke. Der Kollisions-Vermeidungs-Assistenz wiederum bedient sich des Brems- und Lenksystems des Fahrzeugs, um vor Hindernissen oder Fußgängern in Front abzubremsen oder auszuweichen.

Lesen Sie mehr über die Realisierbarkeit und die Akzeptanz des autonomen Fahrens auf Seite 2.

Mehr als 95 Millionen autonome Fahrzeuge im Jahr 2035

Es werden also große Schritte in Richtung des autonomen Fahrens gemacht und die technische Realisierbarkeit des autonomen Fahrens erscheint zukünftig erreichbar. Nach der Studie "Autonomous Vehicles" der amerikanischen Unternehmensberatung Navigant Research sollen im Jahr 2035 mehr als 95 Millionen autonome Fahrzeuge verkauft werden. Allerdings gibt aber noch viele Hindernisse, die man überwinden muss, und viele offene Fragen, die es zu beantworten gilt. Zum einem muss die Technologie reifen wie auch großflächig getestet werden. Hier ist die Systemzuverlässigkeit besonders wichtig. Dann gilt es rechtliche Fragen zur Verantwortung nach einem Unfall zu beantworten. Hinzu kommen Mehrkosten für den Endkunden beim autonomen Fahren: für die elektronische Zusatzausstattung des Fahrzeugs und die Infrastruktur. Zum anderen muss die Gesellschaft eine solche Technologie akzeptieren.

Autofahrer sind offen für autonome Fahrzeuge

Sind die Autofahrer denn überhaupt bereit, sich in ein solches Roboterauto zu setzen? Glaubt man einer aktuellen Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) unter 1000 Autofahrern in Deutschland, dann stehen die Menschen dem autonomen Fahren aufgeschlossen gegenüber. Mehr als vier von zehn Befragten können sich vorstellen, dem Autopiloten das Steuer zu überlassen. Wenn sie in Notsituationen zudem noch selbst eingreifen könnten, erhöht sich dieser Wert sogar auf 66 Prozent. 54 Prozent der Befragten erhoffen sich einen besseren Verkehrsfluss, fast ebenso viele (48 Prozent) mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Aber es gibt auch Bedenken: 46 Prozent nennen ungeklärte Haftungsfragen bei Unfällen, knapp sechs von zehn Befragten (58 Prozent) befürchten, dass die Freude am Fahren leiden könnte.

Lesen Sie auch:

Autonomes Fahren: wenn das Auto denkt und lenkt

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

    Premium Partner