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1987 | Buch

Technologie, Wachstum und Beschäftigung

Festschrift für Lothar Späth

herausgegeben von: Professor Dr. Rudolf Henn

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundsatzfragen in Politik, Wirtschaft und Kultur

Frontmatter
Die moderne Informations- und Kommunikations- technologie und die Kultur des Politischen

Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken bedürfen einer großen gesellschaftlichen, das heißt, politischen Innovation. Diese Innovation wird die politische Kultur nicht nur unseres Landes in zentralen Punkten verändern. Traditionelle Besitzstände und Machtpositionen müssen sich neu legimitieren. Die gesamte Gesellschaft, ihre Institutionen sowie ihre politische Führung ist herausgefordert. Wird diese Herausforderung bewältigt und die Innovationsleistung erbracht, kann sich die Gesellschaft erfolgreich weiterentwickeln, mit der modernen technischen Entwicklung Schritt halten und sie integrieren. Die Qualität einer solchen Gesellschaft wächst. Sie ist zukunftsfähig. Der Primat des Politischen wird gewahrt.Der Ausgangspunkt ist oft beschrieben: Wir befinden uns auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Der Weg aber ist neu. Eine erprobte Landkarte fehlt. Wegmarkierungen gibt es noch nicht. Gesicherte Erfahrungen über diesen Weg liegen nicht vor.Doch: Wer nicht vorangeht, der kann weder Weg noch Ziel mitbestimmen. Wer aber vorangehen will, der benötigt gutes Rüstzeug.

Kurt H. Biedenkopf
„Phantasie — Pflicht der Mächtigen“

Mächtige interpretieren ihren Machtanspruch konservativ. Sie wollen Verhältnisse stabilisieren, setzen auf Besitzanstandswahrung, dringen auf Herrschaftssicherung. Phantasie erscheint da wie ein Kontrastprogramm. Denn sie ist dynamisch, stellt Bestehendes in Frage. Phantasie kann die Realität verlassen und die Grenze zum Traum überschreiten. Sie kann aber auch sehr reale Ziele entwerfen. So ist Phantasie der Sauerteig des Lebens, der es verändert und Fortschritt in Gang bringt. Macht und Phantasie sind keine Gegenpole. Phantasie ist Pflicht der Mächtigen, weil erstarrte Macht Bewegung verhindert und menschlichen wie wirtschaftlichen Fortschritt blok- kiert.

Norbert Blüm
Abschied von der Fiskalpolitik?

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit die auf Verstetigung konjunktureller Nachfrageschwankungen abzielende Fiskalpolitik angesichts des anhaltenden Aufschwungs überflüssig, angesichts der vermehrten Skepsis in staatliche Nachfragesteuerung unwirksam oder angesichts verengter Finanzierungsspielräume unmöglich geworden ist. Die Analyse führt zu dem Ergebnis, daß rechtzeitig konzipierte und an bestimmte Kriterien gebundene finanzpolitische Maßnahmen zur Nachfragestabilisierung, wenn sie in ein angebots- und nachfragepolitisches Gesamtkonzept eingebunden sind, auch in Zukunft einen wirksamen Beitrag zur Verstetigung und Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums leisten können.

Werner Ehrlicher, Bernd Rohwer
Fortschritt ohne Angst — Wissenschaft und Technik im Dienst des Menschen

„Zukunft“ist ein Stichwort, das viele Emotionen weckt. Der amerikanische Wissenschaftler Alvin Toffler sprach 1970 von einem „Zukunftsschock“als „Ergebnis der Tatsache, daß sich die Veränderungen immer rascher vollziehen, einen immer größeren Umfang annehmen.“1980 nannte derselbe Autor sein neues Buch „Die Zukunftschance“. Dieser veränderte Titel ist auch ein Indiz für den Wandel unserer Vorstellungen von der Zukunft.

Heiner Geissler
Gibt es ein Finanzkapital? Wem nützt es? Über die Macht der Banken in Deutschland

Der springende Punkt wird benannt in Teilziffer 90, in einem unauffälligen Nebensatz. In ihrem jüngsten Gutachten für die Bundesregierung erläutert die Monopolkommission, daß sie keine generelle Verschärfung der Fusionskontrolle empfehle, ausgenommen in solchen Fällen, in denen ein Unternehmen zeitlich parallel zusammen mit einer Bank Anteile erwerbe. Ich komme noch auf die Frage zurück, warum in diesem Sonderfall „gesetzgeberischer Handlungsbedarf“ bestehe. Hier interessiert die naivlistige Begründung der Kommission. Sie lautet: „….da die Bank mit der Beteiligung in der Regel keine eigenen unternehmerischen Interessen verbindet.“ So?

Peter Glotz
Kultur und Technologie — zur Kulturkonzeption des Landes Baden-Württemberg

Als der Reichstagsabgeordnete Theodor Heuss 1927 von einem Kollegen gefragt wurde, ob er, Heuss, als Kulturpolitiker mit einem Antrag der demokratischen Reichstagsfraktion einverstanden sei, gab Heuss unwirsch zur Antwort: „Mit Politik kann man keine Kultur machen; vielleicht kann man mit Kultur Politik machen“. Wenn dies zutrifft, werden Hunderte von Kulturpolitikern und Tausende eifriger Kulturbürokraten in tiefe geistige Existenznot gestürzt. Denn natürlich sind sie alle davon überzeugt, daß man mit Politik Kultur machen kann, ja machen sollte. Was die Umkehrung dieses Satzes betrifft, stößt man hingegen meistens auf größere Zurückhaltung.

Matthias Kleinert
Die Zukunft gestalten durch Soziale Marktwirtschaft

Die Festschrift zum 50. Geburtstag Lothar Späths steht unter dem Leitmotiv „Technologie, Wachstum und Beschäftigung“. Die damit angesprochenen Fragen und Entwicklungen sind untrennbar verknüpft mit unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft. Die Gestaltung unserer Zukunft hängt also entscheidend davon ab, welche konkreten Schlußfolgerungen die praktische Politik aus dem Bekenntnis zu diesem Ordnungsprinzip der Sozialen Marktwirtschaft zieht.

Helmut Kohl
Wirtschaftliche Macht und dynamischer Wettbewerb unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)

Das wirksamste Mittel zur Kontrolle wirtschaftlicher Macht und zugleich das Lebenselixier der Wirtschaft ist nach wie vor der dynamische Wettbewerb. Die gegenwärtig auch in der Öffentlichkeit lebhaft diskutierte Frage, ob das staatliche Instrumentarium zur Kontrolle wirtschaftlicher Macht verschärft oder gelockert werden sollte, läßt sich nur anhand einer sorgfältigen Bestandsaufnahme sachgerecht beantworten. Das geltende Kartellrecht ist kein Hindernis für die Entfaltung des dynamischen Wettbewerbs und ermöglicht andererseits eine wirksame Kontrolle übermäßiger wirtschaftlicher Macht.

Gerd Pfeiffer
Der Weg in die Informationsgesellschaft: Analyse einer politischen Herausforderung

Gegenstand der Arbeit ist die Diskussion grundsätzlicher Fragen, die für die Politik des ausgehenden 20. Jahrhunderts von bestimmender Bedeutung sind. Dies schließt weltweit drängende Probleme ebenso ein wie aktuelle Entscheidungsfragen der westlichen Industriestaaten auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Der vorliegende Text nimmt Bezug auf die von Lothar Späth zu diesem Themenbereich vorgelegte, umfangreiche Gesamtdarstellung „Wende in die Zukunft“ und geht insbesondere auf Zusammenhänge zu Themenbereichen wie „Technologie, Wachstum und Beschäftigung“ein. Dabei wird versucht, die Sichtweise tangierter wissenschaftlicher Disziplinen unter Berücksichtigung evolutionstheoretischer und systemtheoretischer Aspekte einzubeziehen.

Franz J. Radermacher
Gedanken zur ökonomischen Analyse des Rechts

Die Emanzipation der Wirtschaftswissenschaften vom Rahmen der klassischen Rechts- und Staatswissenschaftlichen bzw. Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten gehört zu den wesentlichen gesellschaftspolitisch wirksamen Ausprägungen geistig-wissenschaftlicher Entwicklung, beginnend im vorigen Jahrhundert. Diese Entwicklung hatte im Bereich der Volkswirtschaftslehre zur Ausbildung bedeutender Wissenschaftsschulen, innerhalb der Betriebswirtschaftslehre zur Aufarbeitung der wissenschaftlich relevanten wirtschaftlichen Betriebsvorgänge geführt. Unter den praktisch besonders bedeutsamen Auswirkungen dieser Bewegung ist die Schaffung des Wirtschaftsprüferberufs in Loslösung von dem Sockel der vollen juristischen Ausbildung zu nennen. Der Differenzierungsprozeß, auf den die häufig unbefriedigende juristische Betreuung der Studenten der Wirtschaftswissenschaften von Einfluß war, setzt sich dann innerhalb der Wirtschaftswissenschaften i.w.S. in Richtung auf die Betriebswirtschaftslehre mit gewichtigem Akzent, allerdings ohne organisatorische Trennung im Universitätsgefüge, und bezüglich der Soziologie fort.

Reimer Schmidt
Im Strom der Zeit bleiben. Ohne technischen Fortschritt keine Zukunft

Technische Katastrophen wie das Challenger-Unglück und der Reaktorunfall von Tschernobyl waren einmal mehr Wasser auf die Mühlen derer, die seit jeher gegen den technischen Fortschritt Sturm laufen. Wir alle wissen: menschlichem Handeln sind Grenzen gesetzt. Dennoch: Wir dürfen uns dem technischen Fortschritt nicht verweigern, wenn der erreichte Wohlstand, das Netz der sozialen Sicherheit und die innere und äußere Sicherheit erhalten bleiben sollen. Technischer Fortschritt ermöglichte den raschen wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein genereller Verzicht auf naturwissenschaftlich-technische Forschung und auf ihre Umsetzung zum Beispiel bei der Weiterentwicklung der Kernenergie oder der Luft- und Raumfahrttechnik kann nicht verantwortet werden. Massenarbeitslosigkeit und der Zusammenbruch des sozialen Systems wären die Folge. „Alternativer“Lebensstil ist keine Alternative zum Leben in der modernen Industriegesellschaft.

Franz Josef Strauss
Zur ökonomischen Analyse internationaler Institutionen

Die weltwirtschaftliche Entwicklung ist durch vielfältige Prozesse der Internationalisierung in den Bereichen der Güter-und Finanzmärkte, der Produktion und der wirtschaftspolitischen Interdependenzen gekennzeichnet. Sie werden aufgefaßt als Interaktionen zwischen den sich intensivierenden internationalen wirtschaftlichen Transaktionen selbst und den internationalen Institutionen, welche für diese den Ordnungsrahmen bilden. Vorbedingung für die Erfassung der Veränderungen dieser Transaktionen und Institutionen ist eine zweckentsprechende Strukturierung. Hierzu werden Vorschläge unterbreitet als Ausgangspunkt für ökonomische und juristische Analyse der Internationalisierungsprozesse, deren schließliches Ziel ein Beitrag zur Verbesserung ihrer Gestaltung ist.

Hans-Jürgen Vosgerau

Forschungs- und Wissenschaftspolitik

Frontmatter
Über die optimale Größe einer Forschungsgruppe

Die Produktivität eines Forschers ist eine zunehmende Funktion der Zahl der Mitarbeiter in einem Team, die Zeit für die Forschung dagegen eine abnehmende Funktion, der Output das Produkt von beiden. Man muß unterscheiden zwischen der Teamgröße, die den Output eines Forschers, den Output des Teams oder den Wert des Outputs minus die Kosten maximiert. Aufgrund von Erfahrungswerten bei der Cowles Commission wird die optimale Größe eines Forschungsteams in der mathematischen Nationalökonomie und Ökonometrie auf etwa 3–4 geschätzt.

Martin J. Beckmann
Forschungspolitik in Baden-Württemberg

Aufgabe staatlicher Wissenschaftspolitik ist es, die für eine erfolgreiche Forschung erforderlichen politischen, rechtlichen und materiellen Voraussetzungen zu schaffen. Dies gilt für jedes Fach ohne Rücksicht auf den Grad seiner unmittelbaren sozialen Nützlichkeit und gesellschaftlichen Relevanz. Die Förderung der Wissenschaft um ihrer selbst willen und die Sicherung der Freiheit des Wissenschaftlers für sein Streben nach Wahrheit und Erkenntnis ist deshalb vornehmstes Ziel der Wissenschaftspolitik der baden-württembergischen Landesregierung.

Helmut Engler
Der wissenschaftliche Verlag und seine Mittlerrolle

„Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten“.

Heinz Götze
Technologiepolitik in einer offenen Gesellschaft

Neue Technologien bringen Herausforderungen für unsere Gesellschaft mit sich, bei der Chancen und Risiken nahe beieinander liegen. Sie sind damit eine Herausforderung für jede Politik, die es mit der Sicherung der Bürgerfreiheiten ernst meint. Technologische Spitzenleistungen sind auf Dauer auch nur in einem Klima geistiger Offenheit und kultureller Vielfalt möglich. Technik und technischer Fortschritt sind außerdem für ein dicht besiedeltes und ressourcenarmes Land notwendig. Trotzdem haben sich Fortschrittskritik und Zukunftsangst breit gemacht. Die Lösung liegt aber nicht in individueller Verweigerung, schon gar nicht im generellen Wachtumsverzicht. Sie kann nur darin liegen, genau zu prüfen, wo die Chancen und Risiken der marktwirtschaftlichen Produktion liegen, um die Praxis unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung so zu gestalten, daß Effektivität und Humanität keine sich gegenseitig ausschließenden Ziele sind.

Jürgen Morlok
Die 600jährige Heidelberger Universität als Beispiel für Tradition und Fortschritt

Die 600jährige Geschichte der Universität Heidelberg kann als Beispiel für die fruchtbare Entwicklung der Wissenschaften herangezogen werden. Qualität in Forschung und Lehre, motivierte Studenten, Autonomie der Hochschule und ausreichende Ressourcen sind die Ingredienzen, aus denen gute Wissenschaft entsteht. Daß wir heute einen positiven Trend an unseren Hochschulen beobachten können, ist sicher auch darauf zurückzuführen, daß der Staat die notwendigen Bedingungen für ein erfolgreiches Wirken in Forschung und Lehre schafft.

Gisbert Frhr. zu Putlitz
Tonbach — Ein Symbol für die Forschungspolitik des Landes Baden-Württemberg

Die Entwicklung der baden-württembergischen Universitäten in den achtziger Jahren ist gekennzeichnet mit dem Begriff Tonbach. Tonbach I, II und III erbrachten wichtige Weichenstellungen und Tonbach IV ist bereits ins Auge gefaßt. Der Aufsatz beschreibt im einzelnen die Ergebnisse der drei bisherigen Tonbach-Treffen und die sich daraus ableitenden Zukunftsperspektiven.

Horst Sund
Hochschulökonomie — Anmerkungen zum Weg der deutschen Hochschulen in die 90er Jahre

Die Hochschulen haben sich noch nicht auf das Ende ihrer Expansion eingestellt. Seit 10 Jahren erfolgt das Wachstum ihrer Aufgaben ohne entsprechendes Wachstum der Ressourcen. Dies gestattet keine Resignation, sondern verlangt weitere Anstrengungen zur Steigerung der Effizienz. Dabei geht es nicht nur um Zählbares und Meßbares, sondern vorrangig um die Qualität der Leistungen in Forschung, Lehre und Studium. Es gilt, durch verstärkte Transparenz, durch verwendungsorientierte Mittelverteilung, durch akzeptierte neue Leitbilder und durch Verbesserung der Kommunikation die Hochschulmitglieder zu veranlassen, über die Berufsroutine hinaus Energien und Kreativität für die drängenden Herausforderungen aufzubringen.

George Turner

Neue Technologien

Frontmatter
Künstliche Intelligenz: Was sie ist und was nicht

Der Begriff „künstliche Intelligenz“hat in der kurzen Zeit seiner Existenz eine erstaunliche Karriere gemacht und läuft dabei Gefahr, sich selbst ad absurdum zu führen. Nicht nur, daß künstliche Intelligenz in Stellen- oder Produktannoncen auf die Verwendung von für dieses Gebiet spezifischen Programmiersprachen wie LISP oder PROLOG reduziert wird, sie wird im kommerziellen Bereich auch meist auf das Gebiet der Expertensysteme, was immer man darunter verstehen mag, eingeengt. Und weil es trotz allem ein offenbar zugkräftiges Wort ist, versucht alle Welt, ein bißchen davon auch für sich zu pachten, der Etikettenschwindel ist in vollem Gange. Die Fügung künstliche Intelligenz kam aus der englischsprechenden Welt auf uns, sie ist die naive Eindeutschung von artificial intelligence, naiv deshalb, weil unser Wort Intelligenz eine andere Konotation hat als das englische intelligence, was etwa dessen Verwendung in Central Intelligence Agency verdeutlichen mag.

Peter Deussen
Technologie als Voraussetzung für Dienstleistungsqualität

Eine hochentwickelte technologische Infrastruktur kennzeichnet heute die Ver-waltungs-und Vertriebsapparate der meisten deutschen Bausparkassen. Elektronische Datenverarbeitung sowie Informationstechnologien sorgen in allen Geschäftsbereichen und auf allen Entscheidungsebenen für eine wirtschaftliche Bewältigung des Massengeschäfts Bausparen. Investitionen in Innovationen haben auch dazu beigetragen, den individuellen, auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden zugeschnittenen Charakter eines Bausparvertrags zu bewahren und weiterzuentwickeln. Dieses hohe Maß an Dienstleistungsqualität ist das Resultat des planmäßigen und gezielten Einsatzes moderner Technologien über den Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten.

Horst Kleiner
Programmverifikation und Künstliche Intelligenz

Ein großes Programmsystem, das heute zum ersten Mal die Hand seiner Programmierer verläßt, arbeitet kaum je fehlerfrei. Es gibt aber Situationen, in denen man auf völliger Korrektheit bestehen muß. Formale Programmverifikation ist auf die Dauer unentbehrlich. In ihrer heutigen Gestalt beinhaltet sie eine Gesamtdisziplin des formalen Vorgehens bei der Programmerstellung, und sie bedient sich der zentralen und weitest fortgeschrittenen Techniken der Künstlichen Intelligenz.

Wolfram Menzel, Werner Stephan
Operations-Research-Expertensysteme — Wissenstransfer für die klein- und mittelständische Industrie

Das Operations Research stellt Methoden zur Entscheidungsfindung über den bestmöglichen Einsatz beschränkter Ressourcen bereit. Diese Methoden sind bisher in der klein-und mittelständischen Industrie nur vereinzelt angewendet worden. Expertensysteme bieten jedoch die Möglichkeit, dieses Wissen in ständig aktualisierter und „benutzerfreundlicher“ Form dem Praktiker verfügbar zu machen, wobei insbesondere die neuen Fähigkeiten der 5. Computergeneration Berücksichtigung finden können. Nach der Beschreibung einiger typischer Anwendungen von Operations-Research-Methoden in der Unternehmenspraxis wird in diesem Artikel der grundsätzliche Aufbau von Expertensystemen erläutert. Danach werden zwei am Institut des Verfassers entwickelte Expertensysteme für die Maschinenbelegungsplanung und Projektplanung vorgestellt.

Klaus Neumann
Operationale Programmierung mit einem Experten-System für interaktive Methodenkonstruktion

Das Operations Research als Disziplin der angewandten Mathematik übt einen ständig wachsenden Einfluß auf Managementmethoden der heutigen Zeit aus. Problemstellungen der Praxis sind mehr und mehr, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, optimal lösbar geworden. Das Problem der Verfügbarkeit neuer Techniken wie auch die Kombination verschiedener Methoden zur Lösung von Problemen mit hoher Komplexität kann nur mit Hilfe von speziellen Programmierumgebungen gelöst werden. Ein derartiges System ist notwendigerweise auf die Erfordernisse und die Bezeichnungsweise der Mathematik abzustimmen. Das ist der einzige Weg zur Realisierung eines effektiven und unmittelbaren Transfers wissenschaftlicher Resultate aus dem Bereich des Operations Research.

Diethard Pallaschke, Dirk Solte, Ralf Michalski
Expertensysteme und konventionelle Programme — Unterschiede und Kopplungsprobleme

Es werden die wichtigsten Prinzipien der Wissensrepräsentation diskutiert und in Relation zur codierten Repräsentation in traditionellen Programmen gestellt. Hierin wird der wichtigste Aspekt gesehen, den Expertensysteme im Verhältnis zur herkömmlichen Programmierung auszeichnen. Weiter werden die Übergänge betrachtet, die zwischen der Wissensrepräsentation, der Darstellung auf Programmiersprachenebene und den schnellen Algorithmen (z. B. Datenbankoperationen) bestehen.

Michael M. Richter
Zur Versorgung der politischen Entscheidungsträger mit aussagefähigeren Informationen für veränderte Entscheidungssituationen

Die politischen Entscheidungsträger sind für die Bewältigung unvorhergesehener Ereignisse in der Regel mit unzureichenden Entscheidungsgrundlagen versorgt. Einerseits steht verfügbare Information in einer für sie nicht nutzbaren Form zur Verfügung, andererseits wird der Aussagegehalt unscharfer bzw. unexakter Information nicht systematisch ausgeschöpft. Es wird ein Netzwerk von Expertensystemen vorgeschlagen, welches in der Lage ist, die gegenseitige Verpflichtung der verschiedenen Nachfrager und Anbieter einer Gesamtwirtschaft abzubilden und die Entscheidungsträger hinsichtlich ihrer Informationssituation zur Bewältigung unvorhergesehener Entscheidungssituationen bzw. zur Simulation und Analyse möglicher Szenarien maßgeblich zu unterstützen. Als Beispiel wird auf eine Modellierung des Energiebereiches in der Schweiz eingegangen.

Paul Stähly
Elemente und Strukturen betrieblicher Informationssysteme

Betriebliche Informationssysteme sind heute computergestützt und besitzen in der modernen Informationstechnik ihre Infrastruktur. Sie entstehen durch das Zusam menwirken einer Organisation von personellen Aufgabenträgern mit einem technischen System, das selbst ein Verbund von Systemen ist. Informationssysteme unterliegen einer Evolution, deren Antriebskräfte die Innovationen der Informationstechnik bilden und die erhebliche Folgen für die in ihnen eingebundenen Organisationen besitzen. Dies macht Informationssysteme zum strategischen Faktor für die Unternehmungspolitik. Es ist notwendig, Aufgabe, Verantwortung und Kompetenz für Gestaltung und Betrieb der Informationssysteme gleichermaßen auf der Seite der zentralen Datenverarbeitung und der Benutzerorganisation einer Unternehmung aufzubauen und in der Leitungshierarchie zu verankern.

Franz Steffens
Ein Verfahren zur automatischen Erkennung chinesischer Schriftzeichen

Die Verarbeitung großer Informationsmengen macht es notwendig, neben der automatischen Eingabe in Computer auch die Erkennung der Inhalte zu realisieren. In Westeuropa werden 26 lateinische Buchstaben als Wortelemente verwendet (26 Musterklassen). Die Begriffsbildung im Chinesischen weist demgegenüber eine völlig andere Darstellungsform auf. Sie ist aus der Bildform entstanden und benutzt als Grundelemente strichförmige Basis-Symbole. Der Grundvorrat an Schriftbildern selbst beträgt mindestens 7000 Schriftzeichen (Standardsatz), was für die Mustererkennung 7000 Klassen bedeutet. Es wurde der Versuch unternommen, durch Zerlegung des chinesischen Schriftzeichens in sogenannte Basis-Symbole zu einer verwertbaren Klassenzahl zu kommen.

Wolfgang Thomassen
Fortschritte mit neuen Werkstoffen: Keramik für den Maschinenbau

In den letzten zwei Jahrzehnten erfolgte eine zunehmend stürmische Entwicklung neuer keramischer Werkstoffe, deren Potential für Anwendungen im Maschinenbau, Elektronik, Elektrotechnik, Fertigungstechnik und anderen Bereichen von hohem Interesse ist. Die bisher realisierten Eigenschaften dieser neuen Keramiken haben zu sehr großen Hoffnungen, verschiedenen technischen und wirtschaftlichen Erfolgen, aber auch zu gewissen Ernüchterungen geführt. Da das Potential dieser Werkstoffgruppe aber noch keinesfalls ausgeschöpft, d.h. die Werkstoffentwicklung noch in vollem Fluß ist, sind weitere positive Ergebnisse und „Durchbrüche“ zu erwarten. Im vorliegenden Beitrag werden die wichtigen Aspekte dieser Entwicklung beschrieben. Auf Anwendungen besonders im Maschinenbau wird eingegangen und die Notwendigkeit einer fachübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Anwender, Konstrukteur und Werkstoffwissenschaftler aufgezeigt.

Fritz Thümmler, Georg Grathwohl

Technologietransfer und Innovation

Frontmatter
Auswirkungen der Informationstechnologie im Dienstleistungsbetrieb

Der Stellenwert der Information als Produktionsfaktor nimmt immer mehr zu. Das Verfügen über Informationen und ihre effiziente Nutzung ist für viele Unternehmen von ausschlaggebender Bedeutung.

Arno Paul Bäumer, Uwe Haasen
Die Bedeutung von Produkt-Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Industrieunternehmens

Innovationen stärken die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wie auch von Volkswirtschaften. Neben Organisations- und Prozeß-Innovationen kommt es dabei vor allem auf Produkt-Innovationen an. Die Entwicklung und Durchsetzung von Pro- dukt-Innovationen erfordert technische und finanzielle Vorleistungen. Das Ausmaß solcher Vorleistungen und die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens soll anhand von zwei Beispielen aus der Kraftfahrzeugausrüstungsindustrie dargestellt werden.Die beiden Beispiele gehören verschiedenen Klassen von Produkt-Innovationen an. Entsprechend unterschiedlich verlief ihre Durchsetzung und Ausbreitung im Markt. Sie weisen aber auch Gemeinsamkeiten auf. In beiden Fallen mußten unterschiedliche Techniken und Technologien zusammengeführt und fortentwickelt werden, um die neuen Erzeugnisse hervorzubringen.Die wirkungsvolle Kombination unterschiedlicher technischer und technologischer Disziplinen dürfte sich auch in Zukunft als ein wichtiger Ansatz für Produkt-Innovationen und damit für die Wettbewerbsfähigkeit erweisen.

Marcus Bierich
Betriebswirtschaftlicher Human-, Wissens- und Technologietransfer aus universitärer Sicht

Mit diesem Beitrag wird versucht, die allgemeine Diskussion über den Technologietransfer zwischen Hochschulen und Praxis, bei der vielfach technologische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen, ein wenig zu strukturieren und dabei ergänzend den Human- und Wissenstransfer herauszustellen. Nach mehr allgemeinen Überlegungen zum Begriff und zu den Formen des Transfers konzentrieren sich in der zweiten Hälfte die Ausführungen auf betriebswirtschaftliche Aspekte.

Werner Dinkelbach
Möglichkeiten und Grenzen mittelstandsspezifischer Innovationsförderung — Ein kritisches Resümee bisheriger Erfahrungen

Die Innovationsfähigkeit und die innovatorische Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen ist sowohl in der wissenschaftlichen Diskussiop als auch in den technologiepolitischen Konzeptionen lange unterschätzt worden. Seit Mitte der 70er Jahre ist das mittelstandsspezifische Innovationspotential zunehmend untersucht worden. Die mittelstandsspezifische Innovationsförderung hat deutlich an Gewicht gewonnen. Kleine und mittlere Unternehmen sind relativ erfolgreich bei der Vermarktung ihrer F-Ergebnisse, beschränken sich aber weitgehend auf Anpassungs- und Weiterentwicklungen. Die Evaluierung verschiedener Maßnahmen der mittelstandsspezifischen Innovationsförderung zeigt, daß kleine und mittlere Unternehmen überwiegend indirekte F-Förderungsmaßnahmen nutzen, zu einem kleineren Teil aber auch von der direkten Forschungsförderung profitieren. Indirekte und direkte F- Förderung sind keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Instrumente.

Gisela Gielow, Helmar Krupp
Auswirkungen moderner Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Entwicklung und die Struktur der Beschäftigung im deutschen Bankgewerbe

Die Beschäftigungsfolgen moderner Technologien sind im Zusammenhang mit dem Strategienwandel zu sehen, der durch die seit 1980 grundlegend veränderte Bankenumwelt erzwungen wurde und welcher zum vermehrten Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bei deutschen Banken führte. Der technische Fortschritt hat im deutschen Bankgewerbe per saldo einen positiven Einfluß auf den Arbeitsmarkt. Der arbeitssparende Effekt, der beim Einsatz neuer Techniken an den einzelnen Bankarbeitsplätzen durchaus entstehen kann, wurde im hohen Maße überkompensiert. Infolge sich verändernder Nachfrage- und Geschäftsstrukturen und insbesondere über neue Anwendungsgebiete der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien wurden mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als alte vernichtet. Die Banken sind in der Bundesrepublik Deutschland der Wirtschaftsbereich mit der größten Verbreitung von EDV-Geräten und -Systemen. Nichtsdestoweniger liegt im Bürobereich ein Investitionsund Rationalisierungspotential brach, das in Zukunft insbesondere durch neue Informations- und Kommunikationstechniken stärker genutzt werden kann. Gesucht wird eine neue Form der Rationalisierung, die gleichermaßen die internationale Wettbewerbsfähigkeit u n d die Beschäftigung in Banken erhöht. Erforderlich sind Einsatzbedingungen für neue technische Systeme, die zu einer möglichst hohen Akzeptanz bei den Mitarbeitern führen, um die Rationalisierungsziele zu erreichen. Für die Zukunft erwarten die Banken eine weitere Zunahme der Zahl der Beschäftigten durch die Einführung und Anwendung neuer Technologien. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität hat sich im Trend verlangsamt. Eine Fortdauer dieses Trends unterstellt, wird dies ausreichen, um die Einbußen im zukünftigen Produktionswachstum wettzumachen oder überzukompensieren. Infolge der angestrebten Ausweitung von Akquisition und Beratung wird die Tendenz zu höher qualifizierten Tätigkeiten im deutschen Bankgewerbe anhalten.

Helmut Guthardt
Finanzierungsaspekte von Innovation und technischem Fortschritt

Innovationsfinanzierung beschränkt sich nicht auf die Finanzierung von Wagnissen, sondern umfaßt eine breite Palette von Mittelbereitstellungen im Rahmen der „normalen“ Investitionstätigkeit der Unternehmen. In der risikoreichen Forschungsund Entwicklungsphase ist Eigenkapital die adäquate Finanzierungsquelle. Die Möglichkeiten zur Eigenkapitalbeschaffung haben sich durch das Wachstum der organisierten Kapitalmärkte sowie durch Kapitalbeteiligungs- und Venture Capital-Gesellschaf- ten verbessert. Bei Fremdfinanzierungen spielen neben dem klassischen Kreditgeschäft vor allem Projektfinanzierungen und Leasing eine Rolle. Die Einschaltung der Geschäftsbanken in den „Venture-Kredit“ stellt besondere Anforderungen an die Kreditwürdigkeitsprüfung und die Beratung und Betreuung der Kunden.

Alfred Herrhausen
36. Export und Innovation — Eine Kausalitätsuntersuchung für die Bundesrepublik Deutschland

In der vorliegenden Arbeit soll mit Hilfe eines einfachen makroökonomischen Modells untersucht werden, welcher Kausalitätszusammenhang zwischen Export und der Förderung innovativer Technik in der Bundesrepublik Deutschland als einem exportabhängigen Industrieland besteht. Zu diesem Zweck werden statistische Verfahren verwendet, welche auf der Arbeit von Granger aufbauen. Die Ergebnisse reagieren sehr sensitiv auf die verwendeten Lagstrukturen. Obwohl in manchen Fällen auf eine wechselseitige Kausalität geschlossen werden kann, geht die Kausalitätsrichtung in der Regel von der Innovationsförderung zum Export.

Alexander Karmann, Peter Kischka, Gholamreza Nakhaeizadeh
Empirische Untersuchung zur Exportabhängigkeit des Landes Baden-Württemberg

Auswirkungen der Exportnachfrage nach Produkten des Landes Baden-Württemberg auf Produktion, Beschäftigung und Einkommen werden untersucht im Rahmen eines Input-Output-Modells, das durch Konsum- und Investitionsfunktionen erweitert wird. Für diese gesamtwirtschaftlichen Größen werden Multiplikatoreffekte auf Landesebene berechnet, die bei einer Änderung der sektoralen Exportnachfrage nach verschiedenen Gütergruppen zu erwarten sind. Es ergeben sich sehr unterschiedliche Rangfolgen der Sektoren bezüglich ihrer Wirkungen auf Produktion, Beschäftigung und Einkommen.

Hartmut Kogelschatz
Informatik und Technologietransfer

Die junge zwanzig Jahre alte Wissenschaft Informatik erweist sich, zusammen mit ihrem „Rohstoff“Mikroelektronik, immer stärker als die Schlüsseltechnologie der gerade beginnenden Informationsgesellschaft. Das neue Berufsbild des Diplom-Informatikers hat sich ohne Einschränkungen durchgesetzt. Neue Gebiete der Informatik, wie Robotik, Telematik und Künstliche Intelligenz entfalten sich mit enormer Dynamik, der Computer wird in diesen Gebieten zur universellen softwaregetriebenen Informatikmaschine. Die Informatisierung großer industriell-wirtschaftlicher Gebiete stellt nicht zuletzt den einheimischen Mittelstand vor höchste internationale Konkurrenzforderungen. Eine Bündelung der Kräfte von Wissenschaft, hier insbesondere die Universitäten, Wirtschaft und Staat in der Bundesrepublik in einem Technologiekooperationsdreieck in Informatik und Mikroelektronik ist die Forderung der Stunde. Durch die offensive Forschungs- und Technologiepolitik des Landes Baden-Württemberg ist in der Informatik eine hervorragende Ausgangsposition für den weltweiten Wettbewerb der kommenden Jahre geschaffen.

Gerhard Krüger
39. Nichttechnischer Technologietransfer

Technologietransfer bedeutet nicht allein Übertragung von technischem Wissen. Zum Teil an Hand von Beispielen wird gezeigt, daß auch der Wissenstransfer von den Hochschulen in die Anwendungen im nichttechnischen Bereich, speziell in der Mathematischen Statistik, durchaus verbesserungsbedürftig ist.

Burkhard Rauhut
Der Mittelstand in der technologischen Herausforderung

Die rasche technologische Entwicklung hat dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit wieder vermehrt auf die kleinen und mittleren Betriebe zu lenken. Diese sind in beachtlichem Umfang Innovationsträger. Ihre hohe Flexibilität kommt ihnen bei der Umsetzung von Innovationen zugute. Sie eröffnet den mittelständischen Unternehmen besondere Chancen. Um diese nutzen zu können, sind allerdings Rahmenbedingungen notwendig, die es ihnen erlauben, sich die erforderlichen Technologie- und Marktinformationen zu beschaffen sowie das zur Finanzierung von Innovationsvorhaben unerläßliche Eigenkapital zu bilden. Eine sinnvolle Bildungspolitik ist darüber hinaus Voraussetzung für die intellektuelle Bewältigung dieses Prozesses, auch im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen. Wenn der Mittelstand so die Chancen der technologischen Entwicklung nutzen kann, sind als Folge des technischen Fortschritts, insbesondere im Dienstleistungsbereich, Arbeitsplatzgewinne zu erwarten, die den Mittelstand zum Hoffnungsträger bei der Beseitigung der Arbeitslosigkeit machen.

Gerhard Zeitel

Finanzinnovationen

Frontmatter
Welche Einkommenssteuer-Reformen begünstigen die Bildung von Risikokapital?

Mögliche Präzisierungen der Fragestellung werden diskutiert. Danach finden diejenigen Ansätze Beachtung, die zur Beantwortung der Frage nach der Bildung von Risikokapital geeignet erscheinen. Als wichtigste Ansätze erweisen sich das Zwei- Asset-Modell und der Sicherheitsäquivalent-Ansatz. Das Pro und Contra dieser Ansätze sowie ihre wichtigsten Ergebnisse werden dargestellt. Dabei wird auch auf die aktuelle Steuerreform-Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland eingegangen. Schließlich wird eine vielversprechende Methode, die Methode der mehrperiodigen Durchschnittsbesteuerung, detaillierter analysiert.

Günter Bamberg
Verbesserung der Risikokapitalausstattung und „Zweiter Börsenmarkt“ für kleine und mittlere Unternehmen

Die Dynamik und die Anpassungsfähigkeit unserer Wirtschaft werden wesentlich durch ihre Innovationsbereitschaft und -fähigkeit bestimmt. Die Veränderungen im Angebot und in der Nachfrage zwingen die Anbieter, dem Strukturwandel zu folgen, wenn sie weiterhin am Markt bestehen wollen. Wettbewerbsfähige Unternehmen nehmen die Herausforderungen an und versuchen ihre Chancen zu nutzen. Sie werden verbesserte oder neue Produkte bzw. Verfahren auf den Markt bringen und auf die Bedürfnisse ihrer Kunden noch gezielter eingehen.

Martin Herzog
Versicherung schafft Freiraum für unternehmerisches Handeln

Die Versicherungswirtschaft trägt in vielfältiger Weise zur Förderung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung bei. Ihre Hauptaufgabe, dem Versicherungsnehmer den Transfer von Risiken zu ermöglichen, die seine finanzielle Belastbarkeit übersteigen, wird begleitet von einer Reihe von Nebenfunktionen, die im Gefüge einer modernen, marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaft unverzichtbar sind. Aber auch die Funktion „Risikotragung“erschöpft sich nicht in der Finanzierung eingetretener Schäden. Die Entlastung von unerwartetem Mittelbedarf erlaubt dem Unternehmer, sein Wagniskapital voll im engeren Leistungsbereich einzusetzen, und schafft damit eine wichtige Rahmenbedingung für Produktinnovation, wirtschaftliches Wachstum und Stabilität der Beschäftigung.

Horst K. Jannott
Finanzinnovationen — Entstehungsgründe, Charakteristika und Auswirkungen auf die monetären Märkte

Seit etwa drei Jahren ist in der Struktur der über die internationalen monetären Märkte geleiteten Finanzierungen ein tiefgreifender Wandel eingetreten. Der Anteil der Bankkredite ging merklich zurück, und im Gegenzug sind internationale Wertpapierkredite beträchtlich ausgeweitet worden. Diese Strukturverschiebung war von einer zunehmenden Verwendung innovativer Finanzierungsinstrumente und Finanzierungstechniken begleitet, eine Entwicklung, die nicht zuletzt auch die herkömmliche Einteilung in Geld-und Kapitalmarktfinanzierungen berührt. Warum dies so ist und welche weitergehenden Auswirkungen dies hat, ist Thema dieses Aufsatzes.

Arnold Kremer
Die Banken im Wachstumsprozeß der Wirtschaft

Die Banken unterstützen den volkswirtschaftlichen Wachstumsprozeß auf vielfältige Weise. Im Vordergrund steht dabei nach wie vor die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und die Vergabe von Krediten. Wachsende Bedeutung kommt den Banken auch bei der Finanzierung der Wirtschaft über die Wertpapiermärkte zu. Darüber hinaus nehmen die Banken wichtige Beratungsaufgaben für ihre Firmenkunden wahr, beispielsweise bei der Erschließung der Auslandsmärkte, bei der Nutzbarmachung der erhebliches Know-how erfordernden Finanzinnovationen oder bei Existenzgründungen. Die Banken leisten jedoch auch mit der Heranführung zusätzlicher Unternehmen an die Börse und über ihre Kapitalbeteiligungs-Gesellschaften einen wichtigen Beitrag zur wachstumspolitisch dringend erforderlichen Stärkung der Eigenkapitalbasis der deutschen Wirtschaft.

Wolfgang Röller
Zur Quantifizierung von Gewinnzielen bei Kompositversicherern

Nach dem Gesetz der Großen Zahl, dem Produktionsgesetz der Versicherungstechnik, können für den Bereich der privaten Individualversicherung nahezu uneingeschränkt Beitragswachstumsziele unterstellt werden.Bei Kompositversicherungsunternehmen hat das hierdurch normativ induzierte Ansteigen der Solvabilitätsanforderung ein erhebliches unternehmenspolitisches Gewicht.Eine Solvabilitätspolitik, die darauf ausgerichtet ist, einen vorhandenen Solvabili-tätsstandard-d. h. das Verhältnis von vorhandenen Eigenmitteln zur Solvabilitätsanforderung-aus unternehmenseigener Kraft zu unterhalten oder zu verbessern, führt zu Thesaurierungszielen, die mit dem hier entwickelten Modell quantifiziert werden können.Ein angestrebter, über die Solvabilitätsmindestausstattung hinausgehender Solva-bilitätsstandard begründet einen Freiheitsgrad im Modell, der durch Determinierung eines „Loading-Faktors“ (Solvabilitätskomfort) kraft unternehmerischer Entscheidung beseitigt wird.In einer freiheitlich organisierten Wirtschaft gelten erwerbswirtschaftliche Zielsetzungen im Rahmen des gesamten Zielbündels einer Unternehmung als systemkonform. Dies gilt auch für die Anteilseigner eines Versicherungsunternehmens. Der zweite Freiheitsgrad des Modells liegt somit in der Höhe der gewünschten Ausschüttung. Er wird durch Festlegung des Dividendensatzes kraft unternehmerischer Entscheidung beseitigt.Die steuerlichen Konsequenzen dieser Entscheidungen unterliegen keinem Freiheitsgrad.Das hier vorgestellte mathematische Modell ist in der Lage, bei geschätztem Beitragseinnahmenzuwachs und gegebener Schadenbelastung unter Berücksichtigung unternehmerischer Entscheidungen zum Solvabilitätskomfort und zur Dividendenpolitik sowie der steuerlichen Konsequenzen hieraus den mindestens erforderlichen Jahresüberschuß eines Kompositversicherers in der Rechtsform der Aktiengesellschaft zu ermitteln.Das Modell ist insbesondere in der Lage, im Wege der Simulation vor Beseitigung der Freiheitsgrade durch unternehmerische Entscheidungen Hilfen bei eben dieser Entscheidungsfindung zu geben.Damit kann dieses Modell bei der Planung und deren Realisierung im Versicherungsunternehmen erfolgreich herangezogen werden.

Walter F. Schickinger

Mathematik und technologischer Fortschritt

Frontmatter
Sind die Mathematiker — ist die Mathematik zu etwas nütze?

Gnädigster Fürst und Herr. Wiewohl es nunmehr in dem 9. Jahre, daß ich von Euer Fürstlichen Gnaden Hofhaltung von Stuttgart hinweg, und leidlich ahnen kann, daß E. F. G. wegen dero hochwichtigen Geschäften nit Ursache haben, an mich zu denken, auch mir vor vier Jahren auf meine untertänige Supplikation keine Antwort erfolgt, ich aber gleichwohl E. F. G. Stipendarius bleibe, hab ichs für ein Gebühr gehalten, E. F. G. zum Neuen Jahr mit einem Exemplar meines neulich gefertigten und Ihrer Kaiserlichen Majestät dedizierten astronomischen Werks untertänigst zu verehren. Und ich hätte dies längst tun und an E. F. G. untertänigst schreiben sollen, wenn nit die Gelegenheit mit E. F. G. bestalltem Büchsenmacher vorgefallen und sich seine Heimfahrt verweilet hätte ....

Roland Bulirsch
Mathematische Modelle ökonomischer Prozesse als Grundlage optimaler Steuerungen

Ökonomische Prozesse verlaufen typischerweise nicht deterministisch, sondern zufallsabhängig, und werden daher durch stochastische Prozesse modelliert. In der vorliegenden Arbeit wird dargestellt, daß sich zahlreiche, teilweise sehr unterschiedliche ökonomische Abläufe-etwa der Reserveprozeß im Versicherungsgeschäft-unter gleichartige mathematische Modelle subsumieren lassen, deren Prototyp der Poisson-Prozeß ist, wodurch die quantitative Behandlung erleichtert und die Anwendungs-und Interpretationsmöglichkeiten verbessert werden.

Wolf-Rüdiger Heilmann
Zur Bedeutung der diskreten Mathematik für die Konstruktion hochintegrierter Schaltkreise

Angesichts der schnell fortschreitenden Miniaturisierung bei der Computertechnologie kommt dem Design und Layout hochintegrierter Schaltkreise besondere Bedeutung zu, die immense wirtschaftliche und technologie-politische Konsequenzen hat. Die jüngsten Fortschritte in diesem Gebiet basieren in zunehmendem Maße auf der Ergänzung bzw. Ersetzung „ingenieurmäßiger“Verfahren durch algorithmische Prinzipien und Methoden der diskreten Mathematik. Dieser Artikel zeigt die prinzipiellen Möglichkeiten der Anwendung von neuesten mathematischen Entwicklungen aus diesem Bereich beim VLSI-Layout auf, und berichtet über vorliegende Erfahrungen. Es zeigt sich, daß die diskrete Mathematik trotz ihrer relativ jungen Geschichte bereits eine Fülle von Ergebnissen bereitstellt, die einen unmittelbaren Praxisbezug haben und insbesondere in kritischen High-Tech-Bereichen zu einer wesentlichen Verbesserung existierender Verfahren beitragen können.

Bernhard Korte, Rolf H. Möhring

Technologie und Strukturpolitik

Frontmatter
Innovationsförderung durch Technologieparks

Technologieparks können ein effizientes angebotspolitisches Instrument zur Verringerung der besonderen Risiken innovativer Gründer und Kleinunternehmer darstellen. Sie können jungen und kleinen Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, Grö- ßendegressionseffekte zu erzielen, negativen externen Effekten positive Synergiewirkungen entgegenzusetzen, die Suche nach Innovationen, ihre Finanzierung, Entwicklung und anschließende Marktumsetzung zu erleichtern und typische Probleme herkömmlicher Standorte auszuschließen. Die Erreichbarkeit dieser Ziele ist jedoch an sehr harte Bedingungen geknüpft. Erst die dynamische Kombination von innovativen Unternehmen, Technologiepark-Managern und Komunalpolitikern schafft die Voraussetzungen für den Erfolg von Technologieparks im Rahmen einer Politik, die die Suche nach neuen Strukturen der Wirtschaft dezentralisieren und die Risiken dieser Suche begrenzen sollte, sie aber nicht ausschalten darf.

Horst Albach, Hermann Tengler
Mittelständische Unternehmen und globale Herausforderung

Die weltwirtschaftliche Integration deutscher Unternehmen bildet nicht nur durch die Globalisierung im Kommunikations-, Transport- und Produktionsbereich eine Herausforderung für die Unternehmensleitungen, sondern sie bildet in gleicher Weise neue Herausforderungen für den Staat, der sich durch die Gestaltung seiner Infrastruktur von anderen Nationen herausgefordert sieht.

Carsten Thomas Ebenroth
Vermögensbildung der Arbeitnehmer in Baden-Württemberg

Die Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer gehört zu den politischen Zielen des derzeitigen Ministerpräsidenten von Baden Württemberg. Auch in diesem Bundesland haben die Vermögensbildungsgesetze wie im gesamten Bundesgebiet fast ausnahmslos das Konten-, Bau- und Versicherungssparen nachhaltig gefördert. Die Arbeitnehmer verwenden ihre vermögenswirksamen Leistungen bislang nur minimal zur Anlage im Produktiwermögen. Wie in anderen Bundesländern ist ferner in Baden- Württemberg auch die Zahl der Firmen noch gering, die ihre Mitarbeiter kapitalmäßig beteiligen. Daher ist zu prüfen, ob die Landesregierung bei der von ihr beabsichtigten Privatisierung von gewerblichem Landesvermögen auch die Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital der Wirtschaft ausweiten kann.Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat der Staat in der Bundesrepublik Deutschland die private Vermogensbildung in vielfältiger Weise gefördert. Seine Bemühungen brachten bei der allgemeinen Vermogensbildung und ebenso bei der speziellen Vermögensbildung der Arbeitnehmer beachtenswerte Erfolge. Insbesondere forcierten die staatlichen Forderungsmaßnahmen in der Gesamtbevölkerung und bei den Arbeitnehmern die Bildung von Geld- und Gebrauchsvermögen sowie von Wohnungs- und Hauseigentum (Gaugler [1] S. 531/532). Dagegen ist die Beteiligung breiter Bevölkerungs- und Arbeitnehmerkreise am Produktivvermogen der Wirtschaft zuröckgeblieben; die staatliche Förderung hat es bislang vor allem nicht erreicht, Arbeitnehmer und Unternehmen in größerem Umfang für das Engagement am produktiv genutzten Kapital der Wirtschaft zu gewinnen.

Eduard Gaugler
Strukturwandel durch neue Technologien

Es gibt sogenannte Schlüsseltechnologien, die die Wirtschaftsstruktur erheblich verändern. Die Unternehmen müssen mit Strategien reagieren, vor allem bei der Integration von neuen Technologien und alten Technologien. Arbeitsplätze können vor allem im Verbund von professioneller Fertigung mit Dienstleistungen geschaffen werden. Die Einstellung des Unternehmers und die Rahmenbedingungen des Staates müssen angepaßt werden. Der Staat kann mit Subventionen und mit einer geeigneten Infrastruktur reagieren. In fachlicher Hinsicht muß die Weiterbildung verstärkt werden; in gesellschaftlicher Hinsicht gilt es, Ziele außerhalb der Technologien zu setzen.

Johann Löhn
Zur sektoralen und regionalen Strukturpolitik als industriepolitische Aufgabe

Wer sich aus der Perspektive des Jahres 1987 mit der in der Bundesrepublik in den letzten Jahren betriebenen Industriepolitik - hier als aktive sektorale und regionale Strukturpolitik begriffen - beschäftigt, dem fällt ein gesteigertes Interesse vor allem im politischen Raum auf. Und bei diesem Interesse geht es um mehr als nur um eine gedankliche Überprüfung des Tatbestands Wirtschaftspolitik. Je nach politischem Standort werden grundsätzliche Bedenken gegenüber den bisherigen Konzeptionen und Zielen sowie Skepsis gegenüber den eingesetzten Instrumenten in unterschiedlicher Stärke geäußert. Es überwiegen jedoch die Stimmen, die nach einer Weiterentwicklung einer so verstandenen Industriepolitik verlangen; denn die bisherige sektorale und regionale Orientierung begünstigte über eine jahrelange Subventions- und Förderpolitik strukturelle Fehlentwicklungen, die sie revisionsbedürftig machen.

Manfred Meier-Preschany
Die Technologiefabrik Karlsruhe — Ein Beispiel angewandter Mittelstands-, Wirtschafts- und Technologiepolitik

Ein Hochlohnland wie die Bundesrepublik kann im internationalen Wettbewerb mit problemlosen Massenartikeln nicht mehr bestehen — diese produzieren andere zwar nicht besser, aber zumindest billiger. Die Chance der exportabhängigen deutschen Wirtschaft auf den umkämpften Auslandsmärkten liegt im qualitativ und technisch hochwertigen Produkt. Für die deutsche Wirtschaft ist es lebensnotwendig, die Produktionsprozesse nach dem „letzten Stand der Technik“ zu organisieren und in ihre Produkte die modernste Technologie „einzubauen“. Die Technologiepolitik wird damit — auch — zu einem wichtigen Faktor der Wirtschaftspolitik. Ein Beispiel angewandter Technologiepolitik ist die Technologiefabrik Karlsruhe, die mittlerweile zu einem anerkannten Technologie-Transfer-Zentrum geworden ist.

Winfried Nowak
Neue Technologien, Wirtschaftsförderung und soziale Marktwirtschaft

Der vorliegende Beitrag enthält zunächst eine isolierte Betrachtung der drei Bestandteile des Themas: neue Technologien, Wirtschaftsförderung, soziale Marktwirtschaft. Des weiteren wird untersucht, ob die Technologiepolitik des Landes Baden-Württemberg, die zum einen in Forschungsförderung, zum anderen in der Förderung neuer Technologien besteht, als Neomerkantilismus einzustufen und als mit der Ordnungspolitik der sozialen Marktwirtschaft unvereinbar anzusehen ist. Die Ergebnisse lauten: 1) Die ordnungspolitische Absicherung der Technologiepolitik sollte noch ernster als bisher betrieben werden. 2) Der “Späth-Kapitalismus steht dem Merkantilismus eines Colbert, August des Starken und des Markgrafen Carl Friedrich von Baden-Durlach näher als dem Neomerkantilismus. 3) Wirtschaftlicher Liberalismus und staatliche Wirtschaftsförderung schließen sich nicht unbedingt aus.

Alfred E. Ott
Technologieparks als Instrument der Wirtschaftspolitik

Als angestrebte Kopie des unter dem Namen Silicon Valley weltweit bekanntgewordenen amerikanischen Forschungsparks geht eine Gründungswelle staatlich initiierter Technologiezentren über die Bundesrepublik Deutschland. Dieser Beitrag geht der Frage nach, was genau unter einem Technologiepark zu verstehen ist, und zeigt auf, daß für den Idealtypus nur wenige Standorte in Betracht kommen. Er diskutiert die keineswegs neuartige Begründung dieser technologieorientierten Wirtschaftspolitik und zeichnet die quantitative Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland nach. Schließlich werden ordnungspolitische Rahmenbedingungen angemahnt und wird vor hochgesteckten Erwartungen gewarnt.

Christoffer Schneider, Jürgen Siebke
Methoden und Ergebnisse finanzieller Wirtschaftsförderung

Staatliche Wirtschaftsförderung ist nicht unumstritten. Wettbewerbsverzerrungen, Mitnahmeeffekte, fehlender Bedarf und damit Auslösen von Fehlinvestitionen sind Schlagworte für diejenigen, welche den Umfang staatlicher Wirtschaftsförderung oder diese gar selbst in Frage stellen.

Rolf Schoeck
Informationstechnologie — Grundlage für internationale Wettbewerbsfähigkeit und stabile Beschäftigung

Die stürmischen technischen und ökonomischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie machen diese zu einem bedeutenden Faktor für die Vitalität und Leistungskraft unserer gesamten Volkswirtschaft. Durch die Integration und Vernetzung der verschiedensten Techniken und Geräte wird die Informationstechnik zu einer infrastrukturellen Leistung für die unterschiedlichsten wirtschaftlichen Sektoren und gesellschaftlichen Bedürfnisse. Internationale Wettbewerbsfähigkeit und stabile Beschäftigung sind die beiden Eckpfeiler ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung. Beides sind keine Gegensätze, sondern gegenseitige Voraussetzungen. Dem staatlichen Handeln fällt durch geeignete ordnungspolitische, steuerliche und infrastrukturelle Maßnahmen eine wichtige Aufgabe zu, die Entfaltung der Technik zu begünstigen.

Lothar F. W. Sparberg
Produktionstechnologien als Wettbewerbsfaktor

Um zwischen dem Produktivitätswettbewerb aus Japan und dem Innovationswettbewerb aus den USA bestehen zu können, ist die Produktionstechnologie als aktive Variable in die Unternehmensstrategie einzubeziehen.Flexibel automatisierte Produktionstechnologien eröffnen den Unternehmungen neue Handlungsspielräume. Zusätzlich können erhebliche Kostensenkungspotentiale erschlossen werden. Die Nutzung dieser Chance erfordert eine effiziente Einführungsstrategie, die auf einer Vereinfachung der Abläufe durch Strukturveränderungen, einer Neuformulierung der Fertigungsstrategie und einer Integration von flexibel automatisierten Teilbereichen aufbaut.

Horst Wildemann

Wachstum

Frontmatter
Innovation und Wachstum in der Automobilindustrie

Vor dem Hintergrund sich weltweit rasch verändernder Nachfrage- und Angebotsstrukturen liegt die Zukunft der deutschen Automobilindustrie in der Herstellung qualitativ hochwertiger und technisch überlegener Fahrzeuge. Die steigenden Anforderungen an das Automobil im Hinblick auf Sicherheit, Verbrauchssparsamkeit und Umweltverträglichkeit können dabei nur durch die konsequente Anwendung moderner Technologie erfüllt werden. Eine solche Innovationsstrategie bedarf die Ergänzung durch ein effizientes Kostenmanagement und des Einsatzes fortschrittlicher technischer Lösungen. Sich Zugang zu neuen Technologien zu verschaffen, wird damit sowohl im Hinblick auf die Produkt- als auch die Prozeßinnovation zu einer Überlebensfrage für die einzelnen Automobilunternehmen.

Werner Breitschwerdt
Die Bundesrepublik Deutschland in und nach der weltweiten Stagflationsperiode

Für die gesamtwirtschaftlichen Fehlentwicklungen in den westlichen Industrieländern, deren Art und Ausmaß Kap. 1 umreißt, haben angebotsseitige Störungen eine wesentliche Rolle gespielt, doch rechtfertigt dies in keiner Weise die neuerdings in Wirtschaft und Politik verbreitete Tendenz zur Vernachlässigung der Nachfrageseite. Kap. 2 bringt eine theoretische Skizze der Interaktion von Angebots- und Nachfragefaktoren einschließlich der Effekte wirtschaftspolitischer Nachfragesteuerung und deren internationalen Übertragungswirkungen, wobei institutionellen Gegebenheiten (neben dem Wechselkurssystem vor allem der Lohnbildungsweise) große Bedeutung zukommt. Ein weiteres wichtiges Element im „Teufelskreis der Stagflation“ist die Verfestigungstendenz sowohl einer hohen Inflation als auch einer hohen Arbeitslosigkeit. Nach einer kurzen Beschreibung der Vorgeschichte der Stagflation befaßt sich Kap. 3 mit der empirischen Ermittlung der „Reallohnspanne“(„real wage gap“) als Maß für die gesamte Kostenbelastung, um dann ökonometrisch zu testen, welchen Beitrag Kosten- und Nachfragefaktoren zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik geleistet haben. Trotz eines offenbar erheblichen Anstiegs der „natürlichen“Arbeitslosenquote scheint der Spielraum für eine — vor allem geldpolitische — Nachfragebelebung gerade in jüngster Zeit größer zu sein, als es meist angenommen wird.

Harald Gerfin
Wirtschaftswachstum bei Erhaltung der Umweltqualität

Es werden die Bedingungen aufgezeigt, bei denen ökonomisches Wachstum und ökologisches Gleichgewicht simultan realisierbar sind. Dann werden die wirtschaftlichen Instrumente diskutiert, mit denen das zu erreichen ist.

Wilhelm Krelle
Technischer Fortschritt, Wachstum und Beschäftigung: Ein einfaches Modell

Für den Erklärungsgehalt der traditionellen Wachstumstheorie sind in besonderer Weise die Annahmen exogenen technischen Fortschritts und gegebenen „Regimes“, in dem sich das ökonomische System bewegt, restriktiv. Im folgenden Beitrag wird anhand eines sehr einfachen Modells exemplarisch gezeigt, welche Interdependenzen zwischen technischem Fortschritt, Wachstumsrate und Beschäftigung und welche wirtschaftspolitischen Implikationen resultieren können, wenn diese Annahmen relativiert werden.

Hans J. Ramser

Wirtschaftspolitik

Frontmatter
Chancen des Bausparens — Gedanken zum Wohnen in einer sich wandelnden Gesellschaft

Bei positiver Entwicklung der real verfügbaren Einkommen wird die Nachfrage nach Wohneigentum und damit der Entschluß zum Bausparen, zur Neubegründung von Wohneigentum wieder kräftiger werden. Denn die sonstigen Rahmenbedingungen für das Bausparen dürften sich relativ günstig entwickeln. Die Einführung moderner Kommunikationstechniken begünstigt die Auflockerung unserer Städte. Das Arbeitsplatzangebot verschiebt sich weiter — hin vor allem auch zu dezentralen Dienstleistungen. Damit erhalten immer mehr Menschen die Chance, Wohnen und Arbeiten standortmäßig nach den Wohnpräferenzen auszurichten und dabei individuellere Wohnvorstellungen — etwa in Form des Eigenheims — zu verwirklichen. Bedenken wegen des Flächenverbrauchs ist entgegenzuhalten, daß in unserer Kulturlandschaft selbstgenutzter Garten wohl die umweltfreundlichste Form der Nutzung darstellt. Die demographische Entwicklung wird auch im wohnungswirtschaftlichen Bereich Veränderungen auslösen. Bei der Freizügigkeit innerhalb der EG werden attraktive Regionen aber gute Chancen haben, einen Rückgang der einheimischen Bevölkerung durch entsprechende Zuwanderung auszugleichen.

Walter Englert
Staatliche Risikozuweisung und Unternehmenspolitik

Der Staat kann in die Risiken, die seine Bürger übernehmen, durch Rechtsetzung und fiskalische Maßnahmen eingreifen und dadurch das Verhalten seiner Bürger erheblich beeinflussen. In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit der Staat in die Risikozuweisung eingreifen sollte. Staatliche Eingriffe in die vertragliche Risikozuweisung lassen sich rechtfertigen, wenn eine Partei Informationsvorsprünge oder andere monopolistische Vorteile besitzt. Staatliche Risikozuweisung ist erforderlich, wenn es zu Schädigungen einer Partei durch eine andere kommen kann, ohne daß vertragliche Beziehungen bestehen. Durch die Besteuerung greift der Staat zwangsläufig in die Risikozuweisung ein, ebenso durch seine Fürsorge. Ansonsten sollte er durch fiskalische Maßnahmen neben Katastrophenrisiken nur Risiken übernehmen, die er selbst verursacht oder die er besser als seine Bürger steuern kann.

Günter Franke
Treibhauseffekt und Anstieg des Meeresspiegels: Wirtschaftliche Wirkungen und soziale Bewertung von Strategie-Szenarien

Von politischen Entscheidungsträgern erwarten wir, daß sie ihre Einsichten und Absichten weder auf die laufende Legislaturperiode und den nächsten anstehenden Wahlkampf noch auf den Bereich ihrer unmittelbaren politischen Verantwortung beschränken, daß sie vielmehr wach sind auch für die langfristigen und weltweit bedeutsamen Probleme unserer Zeit und diese in ihre Suche nach dauerhaften Lösungen einbeziehen. Lothar Späth hat mehr als einmal bewiesen, daß er bereit und fähig ist, dieser Anforderung gerecht zu werden. Es ist daher sicherlich angemessen, einer Festschrift zu seinen Ehren Überlegungen zu einer Frage beizutragen, deren ganze Bedeutung wohl erst in Jahrzehnten deutlich werden wird, die aber rasches politisches Handeln verlangt, allerdings in einem Rahmen, der über den Kompetenzbereich des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg bei weitem hinausgeht.

Rolf H. Funck
Internationale Märkte und Zukunft der Industrieländer

Es gibt keinen Weg, zukünftig bedeutsame Technologieentwicklungen sicher vorauszusagen. Mit Hilfe neu entwickelter Methoden zur Früherkennung technisch-wirtschaftlicher Chancen gelingt es aber immerhin, eine rationale und nachvollziehbare Informationsbasis zu schaffen. Die Grundlage dafür ist systematisch erhobenes Datenmaterial zur gegenwärtigen internationalen Wettbewerbsposition, zum Stand der Technik in zukunftsträchtigen Bereichen, zu den industriellen Forschungs- und Entwicklungsbudgets und zu Patentaktivitäten im In- und Ausland. Die Zusammenschau der aus den Daten gebildeten verschiedenartigen Indikatoren läßt ein verdichtetes und verläßliches Abbild der Zukunft der Industrieländer entstehen, das einzelbetrieblich wie volkswirtschaftlich genutzt werden kann.

Hariolf Grupp, Olav Hohmeyer, Ulrich Schmoch
Neomerkantilismus in Baden-Württemberg? Zur Regionalisierung der Wirtschaftspolitik

Dem Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg werden viele Eigenschaften zugeschrieben. Sie alle formen das Bild eines veritablen homo politicus. Dies zu sein, bestreitet Lothar Späth wohl niemand — auch nicht, daß seit 1978 so gut wie jede programmatische Initiative der Landesregierung seine Handschrift trägt. Und wer wie er unermüdlich — mit wissenschaftlichem Beistand (und ohne) – die Zukunft befragt, was sie für das Land und für ihn bereithält, zudem bei der Umsetzung des Befundes in politisches Handeln den Ideen wie der Durchsetzungskraft nach keinen Vergleich zu scheuen braucht und auch nicht scheut, wird es an Initiativen nicht fehlen lassen. Doch als Vordenker zu gelten und selbst dort Dinge anzustoßen, wo sich zuvor partout nichts bewegen wollte, heißt noch lange nicht, daß Gedachtes, Gesagtes und Getanes auf gleichgestimmte Resonanz stoßen oder gar aus der Sicht eines „objektiven Dritten“(Nicolai Hartmann) – gäbe es ihn nur – „richtig“sein müßten. An Lothar Späth jedenfalls scheiden sich die Geister. Was alles dafür spricht, für ihn Partei zu ergreifen, dürfte in dieser Festgabe beredten Ausdruck finden — zu Recht, doch die Teile fügen sich erst zum Ganzen, wenn auch kritische Positionen einbezogen werden.

Norbert Kloten
Plädoyer für eine konsumorientierte Steuerreform

Der vorliegende Beitrag soll die Empfehlung untermauern, daß bei Steuerreformvorhaben zum Abbau von Leistungshemmnissen einer konsumorientierten Reform der Steuerbemessungsgrundlagen gleiche Beachtung wie einer Reform der Tarife zu schenken sei. Um aus dem gegenwärtigen deutschen Steuersystem ein rationales Instrument der auf einem marktwirtschaftlich-sozialen System basierenden Finanzpolitik werden zu lassen, ist insbesondere auch der kontinuierliche Abbau der steuerlichen Belastung gesparter Einkommen erforderlich. In der Endstufe sollte die Einkommensteuer zu einer Nettoeinnahmensteuer mit Abzugsfähigkeit der Vermögensbildung umgestaltet sein.

Manfred Rose
Der Kapitalstock der deutschen Volkswirtschaft — Anforderungen und Bestimmungsgründe Ende der 80er Jahre

Die Entwicklung des Kapitalstocks der Bundesrepublik Deutschland steht ebenso wie die Ausstattung der Wirtschaft mit Finanzkapital in den 80er Jahren zunehmend in der Diskussion. Eine entsprechende Analyse zeigt, daß die Ausstattung der deutschen Unternehmen mit Sach- und Finanzkapital nach wie vor deutlich hinter dem zurückgeblieben ist, was für die Realisierung eines befriedigenden Wirtschaftswachstums und eines hohen Beschäftigungsgrades wünschenswert wäre. In diesem Beitrag werden deshalb auch wichtige Zielsetzungen für eine Verbesserung der Kapitalausstattung der Volkswirtschaft behandelt sowie darauf aufbauend mögliche wirtschaftspolitische Strategien aufgezeigt, die zu einem Kapitalstock führen, der mehr Wachstum und steigende Beschäftigung gleichermaßen garantiert.

Robert Schwebler
Sind die Renten sicher?

Vor wenigen Jahren hat eine Materie, die bis dahin selbst von wissenschaftlicher Seite fast unbeachet geblieben war, plötzlich das Interesse der Öffentlichkeit gefunden: die Altersversorgung. Jedermann wurde sich der geänderten demographischen Entwicklung in Deutschland bewußt. Angesichts niedrigerer Geburtenraten sowie der zunehmend höheren Lebenserwartung sah man die Finanzierung der Renten in Gefahr.

Klaus Spremann
Drei-Generationen-Solidarität und Familie — Zerbricht der „Generationenvertrag“ an der demographischen Entwicklung?

Fragt man nach der Bedeutung der Drei-Generationen-Solidarität im Bereich Familie, so geht es keineswegs um die Gesamtproblematik von Solidarität als einem grundlegenden Sozialprinzip und um solidarisches Verhalten im familialen Lebensbereich überhaupt. Denn weder steht das Phänomen etwa der geschwisterlichen Solidarität zur Debatte, das übrigens mit weiter rückläufigen durchschnittlichen Kinderzahlen in den Familien tendenziell deutliche, wenngleich bisher kaum näher diskutierte Abschwächungen erfährt, noch geht es um die Eltern-Kind-Solidarität im engeren Sinne, sei dies nun im Blick auf die Herkunftsfamilie des einzelnen, sei es im Blick auf die eigene Fortpflanzungsfamilie. Immerhin kommt man damit dem hier zu erörternden Problemkreis schon näher. Im folgenden konzentrieren sich die Überlegungen sehr betont auf die Solidarität im Drei-Generationen-Verbund und die solidarischen Bezüge über die drei Generationen von Noch-Nicht-Erwerbstätigen, Aktiv-Erwerbstätigen und Nicht-Mehr-Erwerbstätigen hinweg.

Max Wingen
Die Entwicklung des Realkredits in der Bundesrepublik Deutschland im Wandel des Marktes — Leistungen und Probleme

Nach dem II. Weltkrieg hatte der Realkredit entscheidenden Anteil am raschen Wiederaufbau der zerstörten Städte in der Bundesrepublik Deutschland und an der Schaffung von annähernd 18 Millionen neuer Wohnungen. Das deutsche Finanzierungssystem, in dessen Rahmen sich bis Mitte der siebziger Jahre vornehmlich Hypothekenbanken, Bausparkassen und Lebensversicherungen ergänzten, hat sich bewährt. Die Finanzierung des Wohnungsbaus sichert rund 6 Prozent des Bruttosozialproduktes und die Beschäftigung von 1, 6 Millionen Arbeitnehmern. Inzwischen haben freilich die Geschäftsbanken einen erheblichen Marktanteil des Wohnungsbau-Finanzierungssektors errungen und neue Verbundprogramme „Finanzierung aus einer Hand“ wurden geschaffen. Hypothekenbanken und Bausparkassen stellen aufgrund der veränderten Wettbewerbslage die Frage nach einer Lockerung des gesetzlich geregelten Spezialitätsprinzips im Realkredit. Die demographische Entwicklung in der Bundesrepublik und die wachsende Bedeutung der Modernisierungsmaßnahmen im Wohnungsbestand werden den Wettbewerb in diesem Sektor des Kreditwesens zukünftig noch weiter verschärfen.

Achim Zink

Umweltpolitik

Frontmatter
Umweltschutz im Verständnis eines Energieversorgungsunternehmens

Ein gegen Ende der siebziger Jahre aufkommender Wandel im gesellschaftlichen Bewußtsein führte auch in der Wirtschaft zu einem allmählichem Akzeptieren des Umweltschutzes als eines eigenen Unternehmensziels. Besonders in Baden-Würtem- berg führten die Vereinbarungen der Landesregierung mit den Energieversorgungsunternehmen und der Industrie zu einer Reihe umweltpolitischer Aktivitäten. Die Durchführung all dieser Maßnahmen wäre ohne drastische Erhöhungen der Strompreise nicht möglich, wenn nicht der Kernenergieeinsatz kostendämpfend wirkte. Für die EVU ist insofern die Behauptung nicht übertrieben, daß erst der Einsatz der Kernenergie unmittelbar und mittelbar die Umweltschutzmaßnahmen ermöglicht, will man nicht den Verbraucher zusätzlich belasten. Dies gilt insbesondere, wenn die weltweite Dimension dieses Problems beachtet wird.

Eberhard Benz
Umweltschutz und Technologiewandel

Umweltschutz und Technologiewandel stellen eine Herausforderung gleichermaßen an den Politiker und den Wissenschaftler dar. Neue Methoden und Instrumente müssen entwickelt werden, um das Wechselspiel zwischen technischen Neuerungen, Umweltschutz und gesellschaftlicher Entwicklung zu beurteilen. In diesem Beitrag wird gezeigt, wie die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen von Umweltschutzmaßnahmen und Innovationen aus ökonomischer Sicht analysiert werden können. Hierzu wird nicht nur ein theoretischer Ansatz vorgestellt, sondern auch dessen Anwendung in drei Fallstudien aus der Wassergütewirtschaft diskutiert. Dabei wird insbesondere deutlich, wie eng Ökologie, Ökonomie, Recht, Politik und Verwaltung miteinander verbunden sind.

Malte Faber, Gunter Stephan
Nutzung der Natur und zukünftige Generationen

Die Nutzung der Natur ist aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften ein Alloka- tionsproblem, bei dem zwischen konkurrierenden Verwendungen zu entscheiden ist. Besondere Bedeutung kommt der Verwendungskonkurrenz zwischen den Generationen zu. Wie sollen negative Auswirkungen für die Zukunft in unseren Entscheidungen heute Eingang finden? Durch welche institutionellen Mechanismen können die Interessen zukünftiger Generationen berücksichtigt werden? In diesem Beitrag wird analysiert, wie die Nutzungskosten, die zukünftigen Generationen entstehen, heute ausgewiesen werden können, wie Irreversibilitäten und Risiken zu behandeln sind, wie durch die Schaffung von Nutzungsregeln Allmendegüter — etwa die Umwelt — vor einer Übernutzung geschützt werden können und welche Rolle der Ordnungspolitik zukommt.

Horst Siebert
Umweltschutz in Baden-Württemberg — Voraussetzung für die technologische und humane Weiterentwicklung eines modernen Industriestaates

Moderne Industriegesellschaften befinden sich in einer paradoxen Situation. Je erfolgreicher sie sind, desto krisenanfälliger erscheinen sie. In diesem Sinne wurden die drei Katastrophen des Jahres 1986, die Explosion der Raumfähre Challenger, das Kernreaktorunglück in Tschernobyl und die durch den Brand bei Sandoz verursachte Rheinverseuchung weltweit als Menetekel verstanden. Diese in ihren Ursachen und der Dimension ihrer Folgen so unterschiedlichen Ereignisse haben ein gemeinsames Merkmal: Sie haben die bei vielen Menschen ohnehin vorhandenen oder latenten Ängste vor den Gefahren der Technik verstärkt. Damit verbinden sich Zweifel an der politischen Steuerungsfähigkeit von Gesellschaften, deren Bestand und Weiterentwicklung nicht allein, aber in entscheidendem Maße auch von der Beherrschung des technischen Fortschritts abhängen.

Gerhard Weiser

Beschäftigung

Frontmatter
Wachstum, technischer Fortschritt und Allokationsprobleme des Arbeitsmarktes

In der Regel wird das starke Anwachsen des Dienstleistungssektors, das in fast allen entwickelten Volkswirtschaften zu beobachten ist, als ein (negatives) Ergebnis von Rationalisierungsmaßnahmen im Produktionssektor, also als ein Verdrängungsprozeß, verstanden. Hier soll deutlich gemacht werden, daß der Nachholbedarf an Investitionen im Dienstleistungsbereich und der zur Verwertung des zusätzlichen Kapitals erforderliche Bedarf an Arbeitskräften ebenso zur Erklärung des Phänomens herangezogen werden kann. Ob solche Verwertungsmöglichkeiten tatsächlich bestehen, hängt von der jeweiligen Situation auf dem Arbeitsmarkt bzw. auf Teilbereichen dieses Marktes ab. Danach sind dann auch die entsprechenden Investitionsformen zu wählen, um ein Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.

Klaus Ballarini, Georg Bol
Inflation, Beschäftigung und Staatsnachfrage

Der Beitrag weist nach, daß die monetaristische These von der Superneutralität des Geldes und der Unwirksamkeit von Fiskalpolitik in einer großen Klasse von konsistent formulierten dynamischen allgemeinen Gleichgewichtsmodellen nicht richtig ist. Im Rahmen eines einfachen Modells mit überlappenden Generationen wird gezeigt, daß staatliche Nachfrage mit Defizitfinanzierung im langfristigen Gleichgewicht expansiv auf die Beschäftigung wirkt und daß eine positive Korrelation zwischen der langfristigen Inflationsrate und der langfristigen Arbeitslosenquote besteht.

Volker Böhm
Beschäftigungswirkungen und gesamtwirtschaftliches Wachstum durch technologiepolitische Fördermaßnahmen bei Mengenrationierung in einem multisektoralen Modell

Der Beitrag untersucht die Auswirkungen technologie- und wirtschaftspolitischer Förderungsmaßnahmen durch die öffentliche Hand wie z.B. Bereitstellen von Infrastruktur, Information und Krediten für junge Hochtechnologie-Firmen auf Produktion und Beschäftigung. Den Analyserahmen bildet ein multisektorales mengenrationiertes temporäres Gleichgewichtsmodell. Gegenüber dem herkömmlichen hochaggre- gierten makroökonomischen temporären Gleichgewichtsmodell mit Mengenrationierung läßt das hier verwendete disaggregierte Modell eine Wirkungsanalyse sektorenspezifischerMaßnahmen der Wirtschafts- und Technologiepolitik zu. Die Möglichkeit zur 2-dimensionalen geometrischen Darstellung, die eine der besonderen Stärken des herkömmlichen Modells ausmacht, bleibt auch im disaggregierten Modell weitgehend erhalten.

Rudolf Henn, Marco Lehmann-Waffenschmidt
Beschäftigungswirkungen nicht-tarifärer Handelshemmnisse

Nicht-tarifäre Handelshemmnisse werden in jüngster Zeit weltweit immer häufiger eingesetzt, um heimische Branchen vor „zu starker“ ausländischer Konkurrenz zu schützen und um dadurch dort Arbeitsplätze zu sichern. In dieser Arbeit wird nachgewiesen, daß derartige Maßnahmen in anderen Branchen Arbeitsplätze gefährden und daß sie sogar die inländische Gesamtbeschäftigung verringern können.

Horst Herberg
Innovationsaktivität und Beschäftigung: Einige empirische Ergebnisse

Diese Studie verfolgt zwei Ziele:zum einen soll die Bedeutung einiger Determinanten der Innovationsaktivität, insbesondere die Rolle von Nachfrageerwartungen, der firmen- und branchenspezifischen Exportabhängigkeit sowie der Unternehmensgröße aufgezeigt werden, undzum anderen wird untersucht, welche Beschäftigungswirkungen Produkt- und Prozeßinnovationen besitzen.

Heinz König
Lohnniveau, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung: Einige ökonomische Überlegungen zur wirtschaftspolitischen Argumentation mit den Kosten des Faktors Arbeit

Die weitverbreiteten Vorstellungen über eine inverse Beziehung zwischen Lohnniveau und Beschäftigung sind der Ausgangspunkt einer Analyse der Bedeutung der Arbeitskosten in einer modernen Volkswirtschaft. Die in der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Diskussion dominierenden Modelle stellen infolge der fehlenden Berücksichtigung sowohl der einzel- als auch der gesamtwirtschaftlichen Doppelfunktion der Arbeitsentgelte nur unzulängliche Approximationen des realen Geschehens dar. Solange Transaktionen nicht zu Gleichgewichtsbedingungen im Walrasianischen Sinne erfolgen, differieren einzel- und gesamtwirtschaftliche Optimalitätskriterien. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit korrigierender staatlicher Eingriffe wie z. B. auf dem Gebiet einer Technologieförderung. Allerdings sind dabei die sich aus der weltwirtschaftlichen Integration ergebenden Grenzen für eine nationale Beschäftigungspolitik genauso zu berücksichtigen wie die zwangsläufig resultierenden Segmentations- tendenzen auf dem Arbeitsmarkt und deren verteilungspolitischen Implikationen.

Bernd Schips, Heinz Kaplanek
Backmatter
Metadaten
Titel
Technologie, Wachstum und Beschäftigung
herausgegeben von
Professor Dr. Rudolf Henn
Copyright-Jahr
1987
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-72831-0
Print ISBN
978-3-642-72832-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-72831-0