Der European Chips Act ist in Kraft getreten. Mit dem Chip-Gesetz will die EU die Halbleiterproduktion stärken und unabhängiger von Asien werden.
Nach der Annahme durch das Europäische Parlament im Juli 2023 ist das europäische Chip-Gesetz am 21. September 2023 in Kraft getreten. Die EU-Kommission hatte am 8. Februar 2022 den European Chips Act vorgeschlagen. Mit dem europäischen Chip-Gesetz will die Europäische Union (EU) ihre Abhängigkeit bei Halbleitern verringern und den Ausbau der europäischen Mikrochipindustrie vorantreiben. Das Chip-Gesetz zielt darauf ab, die Voraussetzungen für die Entwicklung einer europäischen industriellen Basis im Halbleiterbereich zu schaffen, Investitionen anzuziehen, Forschung und Innovation zu fördern und Europa auf künftige Chip-Versorgungskrisen vorzubereiten.
Bis 2030 soll sich der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips auf 20 % verdoppeln. Dafür wird ein Milliarden Euro schweres Maßnahmenpaket bereitgestellt. Im Kern geht es beim Chip-Gesetz um mehr finanzielle Mittel für die Halbleiterbranche. Sollen im Rahmen der Initiative "Chips für Europa" öffentliche und private Investitionen in Höhe von 43 Milliarden Euro mobilisiert werden, davon 3,3 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt. Der Rest soll aus den Mitgliedsländern und aus der Privatwirtschaft kommen.
Auf kritische Abhängigkeiten reagieren
Chips sind die wesentlichen Bausteine von digitalen und digitalisierten Produkten, etwa in Smartphones, Autos oder in der industriellen Automatisierung. Die jüngsten Engpässe bei Halbleitern haben die Abhängigkeit Europas von einer begrenzten Zahl von Lieferanten außerhalb der EU deutlich gemacht, insbesondere von Taiwan und Südostasien bei der Herstellung von Chips und von den Vereinigten Staaten bei deren Entwicklung. "Um auf die kritischen Abhängigkeiten zu reagieren, soll der European Chips Act die Produktionstätigkeiten in der Union stärken, das europäische Design-Ökosystem stimulieren und Scale-up und Innovation in der gesamten Wertschöpfungskette unterstützen", heißt es in einer Mitteilung der EU-Kommission.
Auch Deutschland könnte von der Förderung durch das Chip-Gesetz profitieren: Der US-Hersteller Wolfspeed und ZF planen eine Chipfabrik im Saarland, der Chipkonzern Infineon baut in Dresden. Die Fertigung soll 2026 aufgenommen werden. Der US-amerikanische Konkurrent Intel hat Pläne für eine Chipfabrik in Magdeburg angekündigt. Zudem errichtet der Taiwaner Halbleiter-Auftragsfertiger TSMC mit Infineon, Bosch und NXP eine Chipfabrik in Dresden.
Im Wettrennen mit China und Europa fördern auch die USA die heimische Chipindustrie mit milliardenschweren Subventionen und versuchen derzeit verstärkt Chipfabriken anzusiedeln. "Die USA haben mit ihrem Chips and Science Act bereits im Sommer 2022 vorgelegt und Fördermittel von 52,7 Milliarden US $ frei gemacht. Europa ist vergleichsweise spät dran und wirft weniger in die Waagschale. Umso wichtiger ist, dass wir bei der Umsetzung des Chips Act keine Zeit verlieren", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg.