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09.05.2023 | Unternehmensführung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Deutsche Vorstände machen IT und HR nebenbei

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

4 Min. Lesedauer

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IT- und HR-Expertise sind einer Studie zufolge im Topmanagement von Dax- und Familienunternehmen unterrepräsentiert. Damit fehlt es in den Vorständen an Entscheidungsträgern, die in der Lage sind, Zukunftsthemen strategisch voranzutreiben. 

Zwölf Megatrends nennt das Frankfurter Zukunftsinstitut. Dazu zählen die Themen Konnektivität, Sicherheit, New Work, Urbanisierung, Gender Shift und Neo-Ökologie. Der IT-Bereich und das Personalmanagement sind die Ressorts, in deren Verantwortung es liegt, Organisationen sowohl fit als auch robust zu machen für Veränderungen durch Megatrends. Sie errichten den dafür notwendigen strategischen Rahmen und begleiten die angestoßenen Transformationsprozesse. 

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Führungsgrundsätze für CIOs und IT-Leiter

Vier Faktoren bilden das Fundament einer erfolgreichen Führung einer IT-Organisation. Dazu gehört die Ergebnisorientierung, das Wissen um die speziellen Herausforderungen der Führung von Spezialisten, die Konzentration auf das Wesentliche und die Mitarbeiterförderung,

Kein Platz für HR am Vorstandstisch

Die dezidierten Vorstandsrollen CIO, CTO und CHRO sollten in zukunftsfähigen Organisationen also selbstverständlich sein, dennoch sucht man sie im Topmanagement der meisten deutschen Unternehmen vergeblich. Stattdessen werden ihre Bereiche von Vorstandsmitgliedern aus anderen Ressorts mitverantwortet. Das zeigt die Analyse "Transformationspotenzial im Topmanagement" von HR Pioneers. Untersucht wurden 40 Dax-Unternehmen und 40 Familienunternehmen aus Deutschland sowie 40 umsatzstarke Unternehmen in den USA. 

HR als Einzelverantwortung ist in den Vorständen der Dax-Unternehmen zu 32,5 Prozent (absolut ausgedrückt: 13 von 40 Plätzen) und im Topmanagement von Familienunternehmen zu 35 Prozent (14 von 40 Plätzen) vertreten. Die Rolle des CHRO wird in über 55 Prozent der börsennotierten deutschen Unternehmen von Vorstandmitgliedern aus anderen Bereichen, vorwiegend Recht, Kommunikation und Compliance, mitverantwortet. In Familienunternehmen ist HR-Verantwortung weniger häufig (30 Prozent) Teilgebiet einer Vorstands- oder Geschäftsführungsposition. Noch auffälliger unterscheiden sich die beiden Unternehmenskategorien beim Verantwortungsbereich IT. 

Familienunternehmen haben CIO-Bedeutung erkannt

In immerhin 47,5 Prozent der 40 betrachteten Familienunternehmen ist die Position des CIO/CTO verankert, das sind 19 Vorstände mit IT-Verantwortung. In elf Familienunternehmen (27,5 Prozent) ist die IT Teilbereich eines Vorstandsmitgliedes und nur zehn Familienunternehmen (25 Prozent) listen IT nicht explizit als Vorstandsverantwortung. 

Im Topmanagement der börsennotierten Unternehmen sind dagegen nur sieben von 40 möglichen CIO- oder CTO-Rollen besetzt (17,5 Prozent). Ihre Aufgaben werden zu 47,5 Prozent von anderen Vorständen mit erledigt, hauptsächlich aus den Bereichen Finanzen und Controlling. In den Vorständen von 14 Dax-Unternehmen (35 Prozent) spielt IT keine explizite Rolle.

Im Dax wird opportunistischer entschieden

Verkennen besonders die Unternehmenslenker der Dax-Unternehmen den hohen strategischen Stellenwert der Bereiche IT und HR für eine erfolgreiche digitale Transformation? Beweisen auf der anderen Seite Familienunternehmen mehr Weitsicht und Mut beim Umbau der Organisationsstrukturen auf Vorstandsebene? 

Transformation sei nicht mehr länger nur eine Technologie-Challenge, sie sei um die People-Dimension erweitert, so heißt es im Vorwort der Studie. IT- und HR-Themen dürften also nicht länger einfach "mitgemacht" werden. Unternehmen müssten erkennen, "dass eine Vertretung der Transformations-Themen durch entsprechend erfahrene und ausgebildete Personen in diesen Ressorts aktuell der Weiterentwicklung des Unternehmens und der Vielfalt der Diskussion auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene sehr hilft."

In ihrer Untersuchung über Industrie 4.0 und die Rolle des Topmanagements stellten Wolfgang Becker et al. ebenfalls Unterschiede in der Entscheidungsfindung von Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen fest. Auch wenn sich die Führungsstile in etwa gleichen, so entschieden Familienunternehmen verstärkt partizipativ und geplant. So haben einzelne Akteure des Topmanagements bei der Entscheidungsfindung größeren Einfluss, was besonders auf die Rollen CIO, CTO und CDO zutrifft (Seite 114). In Unternehmen in Fremdbesitz haben diese Rollen deutlich weniger Gewicht, außerdem fallen Entscheidungen der Analyse zufolge eher autoritär und opportunistisch (Seite 132).

Wer vertritt die IT im Vorstand?

Die IT-Verantwortung in den Vorständen wird zunehmend zum geschäftskritischen Faktor. Der CIO hat sich vom IT-Leiter zum IT-Gestalter verändert. Er ist der enabler, der die Dinge versteht und ihre Sinnhaftigkeit vermittelt. In der Studie von HR Pioneers nicht erwähnt ist die mittlerweile in Literatur und Praxis kontrovers diskutierte Chief-Digital-Officer-Rolle (CDO), von der häufig erwartet wird, dass der CIO sie mitverantwortet. 

Springer-Autor Volker Johanning rechnet in seinem Buchkapitel "Quo vadis CIO?" ebenfalls damit, dass der CIO zum CDO aufsteigen wird, weil Unternehmen – vor allem kleinere – sich beide Positionen nicht leisten können (Seite 151). Aber wer kümmert sich eigentlich um was, und gibt es Gemeinsamkeiten?

Aufgaben und Anforderungen von CDO und CIO (Seite 152)

  • CDO
  • Schnittmenge
  • CIO
  • Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
  • Digital Leadership – Führen von digitalen Initiativen
  • Digitalen Kulturwandel herbeiführen
  • Erkennen von Trends und neuen Technologien
  • Innovationen vorantreiben
  • Neue Methoden und Konzepte einführen und testen
  • Prozesse optimieren und automatisieren
  • Schaffung der technologischen Infrastruktur
  • Strategische Ausrichtung der IT
  • IT und Cyber Security herstellen

Und noch ein Blick in die USA: Und wie sind die Führungsrollen in den von der Studie untersuchten 40 US-amerikanischen Unternehmen verteilt? Sie sind den deutschen Unternehmen vor allem in Sachen HR-Verantwortung weit voraus. Die Rolle des CHRO ist in 75 Prozent der untersuchten Unternehmen selbstverständlich. IT als Einzelverantwortung findet sich immerhin in jedem zweiten Unternehmen. 

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