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02.12.2022 | Vermögensaufbau | Nachricht | Online-Artikel

Ein Drittel der Frauen bleibt finanziell abhängig

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Für 30 Prozent der deutschen Frauen ist die finanzielle Unabhängigkeit derzeit ein unerreichbares Ziel, offenbart eine europaweite Umfrage. Als Grund geben Verbraucherinenn unter anderem geringere Gehälter, unbezahlte Pflege- und Familienarbeit an. Ein Viertel fühlt sich zudem unsicher bei Finanzfragen.

In Deutschland fühlen sich 70 Prozent der Frauen wirtschaftlich unabhängig und 63 Prozent sehen darin sogar das wichtigste Ziel im Leben. Von diesen sagen 59 Prozent, dass sie ihre finanzielle Unabhängigkeit bis zum 24. Lebensjahr erreicht haben. Bei immerhin 84 Prozent ist das bis zum 30. Geburtstag der Fall. Allerdings gibt es noch immer ein knappes Drittel (30 Prozent) unter den Bundesbürgerinnen, die in finanzieller Abhängigkeit leben. 82 Prozent dieser Verbraucherinnen sind zudem überzeugt, niemals unabhängig zu werden. 

Zu diesen Ergebnissen kommt die Womenomics-Studie, für die das Forschungsinstitut Alpha Research und Mastercard im Sommer 2022 europaweit rund 12.000 Frauen in zwölf Ländern befragt haben. Danach liegt wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Frauen Deutschland hinter Frankreich und Rumänien (je 79 Prozent) sowie Portugal (78 Prozent). 

Geringere Einkommen hemmen finanzielle Freiheit

Um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, hat für die deutschen Teilnehmerinnen das eigene Einkommen (87 Prozent) eine zentrale Bedeutung. Europaweit sagen das 85 Prozent der Verbraucherinnen. Aber auch ihre Ersparnisse (29 Prozent) und das Managen ihrer Finanzen mit entsprechenden Tools (zwölf Prozent) helfen dabei, dieses Ziel zu erreichen, lautet ein Studienfazit. 

Frauen, die sich wirtschaftlich nicht frei fühlen, führen das vor allem auf ein zu geringes Einkommen zurück (53 Prozent). Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) verfügt nicht einmal über ein eigenes Gehalt. Die Gehaltslücke, kurz Gender Pay Gap, ist für 72 Prozent der deutschen Frauen und 57 Prozent aller Europäerinnen der Hauptgrund für die finanzielle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Zudem mindern unbezahlte Pflegearbeit (70 Prozent) sowie Auszeiten für Familie und Kinder (45 Prozent) die Erwerbstätigkeit und damit die eigenen Einnahmen.

Dennoch sind viele Bundesbürgerinnen sehr sparfreudig (41 Prozent) und 14 Prozent legen bereits ab dem ersten Gehalt Geld zurück. Hingegen sind 16 Prozent offenbar gar nicht in der Lage, von ihrem Einkommen etwas zu sparen. 

Männer regeln häufig die Finanzen 

Hinzu kommt, dass bei einer traditionellen Rollenverteilung Männer in der Regel die häuslichen Finanzen betreuen. Rückblickend auf ihre Kindheit kümmerte sich bei 56 Prozent der deutschen Frauen überwiegend der Vater um finanzielle Belange. In 30 Prozent der Haushalte war das eine gleichberechtigte Aufgabe und nur in zwölf Prozent der Familien übernahm die Mutter diesen Part. Das ist einer der niedrigsten Werte im europäischen Vergleich (25 Prozent). 

Frauen geben aber auch häufig aus Unsicherheit Geldangelegenheiten lieber an den Partner ab: Nur etwa jede vierte Deutsche (23 Prozent) glaubt, sie sei beim Thema Finanzen gut informiert. Unter den 25- bis 39-Jährigen sind es sogar nur 16 Prozent. Insgesamt sagen 41 Prozent der Bundesbürgerinnen, dass sie über kein Finanzwissen oder nur über Grundkenntnisse verfügen. Im europäischen Durchschnitt sagen das 44 Prozent. Für diese Verbraucherinnen sind Geldanlagen (47 Prozent), Steuern (43 Prozent) und Kredite (24 Prozent) kaum verständlich. Auch mit neuen digitalen Tools und Banking Apps tun sich 25 Prozent schwer. Fünf Prozent haben sogar Schwierigkeiten, ihre Gehaltsabrechnung zu verstehen.

Deutsche Vorreiterinnen im Online Banking

Dabei sorgen neue Technologien vor allem bei jüngeren Generationen für mehr finanziellen Durchblick und Unabhängigkeit: So gab rund ein Drittel der befragten Deutschen an, dass Banking Applikationen für sie das wichtigste digitale Tool seien, um ihre Finanzen zu managen (35 Prozent). In Österreich (48 Prozent), Polen (47 Prozent) und Frankreich (44 Prozent) ist dieser Anteil allerdings deutlich höher. 

Insgesamt sind 76 Prozent der befragten Europäerinnen an Online Banking interessiert. Verglichen mit Europa sind die deutschen Verbraucherinnen sogar Vorreiterinnen in diesem Bereich. Von den Frauen, die ihre Finanzen selbst managen, nutzen 82 Prozent bereits seit mehr als fünf Jahren das Online-Angebot ihres Instituts. Ein Spitzenwert im europäischen Vergleich mit einem Schnitt von 66 Prozent.

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